Pathologie: Obere Atemwege
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Histologie
Bearbeiten- Nasenraum, Nasopharynx, obere 3/4 der Tonsilla pharyngea, Larynx (bis auf Stimmlippen) - Zylinderflimmerepithel
- Mundhöhle, unterer Pol der Tonsilla pharyngea, Oro-, Hypopharynx, Stimmlippen - mehrschichtiges Plattenepithel
Nase und NNH
BearbeitenRhinitis
BearbeitenEinteilungen:
- Allergisch (Eosinophile)
- Saisonal
- Nicht-saisonal
- Nicht-allergisch (keine Eosinophile)
Nach Verlauf:
- akut - Meist viral
- chronisch - allergisch, Stäube
- chronisch-atroph - Nasenspray-Abusus
Sinusitis und entzündliche Polypen
BearbeitenAkute Sinusitis
BearbeitenÄt.: Im Rahmen von (viralen) Erkältungskrankheiten
Pg.: Schleimhautschwellung -> Minderbelüftung -> Bakterielle Infektion.
Chronisch-rezidivierte Sinusitis
BearbeitenHisto: Drüsenhypertrophie, Becherzellhyperplasie, Plattenepithelmetaplasie, polypoide Formationen, Retentionszysten, Lymphozyten, Plasmazellen, evtl. floride entzündliche Veränderungen (neutrophile Granulozyten, Erosionen), Basalmembranverdickung, Fibrosierung.
DD: Allergische Sinusitis
Allergische polypös-hyperplastische (Rhino-)Sinusitis
BearbeitenMakro: Polypen mit gelblich glasiger Schnittfläche.
Histo: (Pseudozystisches) Stromaödem, eosinophile Granulozyten, Drüsenhypertrophie, Becherzellhyperplasie, Plattenepithelmetaplasie, polypoide Formationen, Lymphozyten, Plasmazellen, evtl. floride entzündliche Veränderungen (neutrophile Granulozyten, Erosionen), Basalmembranverdickung, Fibrosierung, CHARCOT-LEYDEN-Kristalle (kristallisierte eosinophile Lysophospholipase).
Inflammatorischer Polyp
BearbeitenNasenausstrich: Eosinophile, Lymphozyten, Plasmazellen, lockeres wasserreiches Gewebe.
Choanalpolyp
BearbeitenSF der Polyposis.
Ep.: Meist bei Kindern, meist einseitig.
Lok.: Ausgang von der Kieferhöhle.
Makro: Gestielter Polyp.
Histo: Polypoides Gewebe mit Stromafibrose und verdickten Gefäßen.
Klinik: Chronische Rhinorrhoe, behinderte Nasenatmung.
Th.: Chirurgische Abtragung.
Mykotische Sinusitis
BearbeitenFormen:
- Nicht-invasiv, z.B. Aspergillom.
- Invasiv - Bei starker Immunsuppression, z.B. Chemotherapie. Kompl.: Pilzsepsis, lokale Gewebdestruktion.
Histo:
- Pilze (je nach Erreger Hefen oder Myzel).
- Entzündliche Reaktion.
Rhinosklerom
BearbeitenEp.: Selten, vorkommend in allen Erdteilen.
Ät.: Infektion mit Klebsiella rhinoscleromatis.
Lok.: Gesamter Nasenrachenraum.
Makro: Knotige Infiltrate.
Histo: Granulomatöse Entzündung mit charakteristischen Schaumzellen (MIKULICZ-Zellen).
Th.: Chirurgische Sanierung, Antibiose.
Metaplasie
BearbeitenBecherzellemetaplasie
BearbeitenÄt.: Reaktiv bei chronischer Entzündung.
Histo: Zahlreiche Becherzellen im Flimmerepithel.
Plattenepithelmetaplasie
BearbeitenDifferenzierungsumschlag von Zylinderflimmerepithel zu mehrschichtigem Plattenepithel im Nasenraum als Reaktion auf versch. Noxen (zB. Zigarettenrauch), Entzündungszellen, Präkanzerose (Plattenepithelkarzinom).
Histo: Mehrschichtiges Plattenepithel, hyalinisierte verbreiterte Basalmembran, Entzündung im Stroma, unterliegende Drüsen.
DD: Invertiertes Papillom.
Neoplastische Läsionen
BearbeitenJuveniles Nasenrachenangiofibrom
BearbeitenBenigner Tumor des Nasenrachenraums.
Ep.: Schulkinder, Jugendliche, junge Erwachsene.
Lok.: Nasenrachenhinterwand.
Makro: Bläulich livider Tumor, hart, kaum eindrückbar.
Mikro: Blutgefäßreich, fibromatös.
Klinik: Starkes spontanes Nasenbluten, eitrige Rhinitis, Schallleitungsschwerhörigkeit.
Sinonasale Papillome
BearbeitenUrsprung: SCHNEIDER-Membran.
Einteilung:
- Invertiertes Papillom
- Fungiformes Papillom
- Onkozytäres Papillom
Histo:
- Zilientragendes respiratorisches oder Transitionalzellepithel
- Bei Inversion Epithelverbände in der Tiefe (DD: hochdifferenziertes Karzinom!) und wenig oder keine unterliegende Drüsen (Drüsenepithel wird verdrängt durch Einwachsen des Papillomepithels).
- neutrophile Granulozyten im Epithel
DD: Plattenepithelmetaplasie der Drüsen.
Typen:
|
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Nasopharynxkarzinom
BearbeitenSyn.: Lymphoepitheliom SCHMINCKE
Ep.: Gehäuft in Asien, assoziiert mit HHV-4 (EBV) (kausal od. sekundär?)
WHO-Einteilung:
Typ | EBV-Status |
---|---|
1) Plattenepithel-Ca | - |
2) Nichtverhornendes Plattenepithel-Ca | + |
3) Undifferenziertes Ca | + |
Adenokarzinom der Nase oder NNH
BearbeitenRF.: In > 2/3 d. F. Exposition mit Holzstaub von Harthölzern (Buche, Eiche): „Signaltumor“!
Plattenepithelkarzinom der Nase oder NNH
BearbeitenRF.: Nickel, Zinkchromat.
Waldeyer Rachenring
BearbeitenAdenoide
BearbeitenSyn.: „Nasenpolypen“, Hyperplasie der Tonsilla pharyngea (Rachenmandel).
Ep.: Kleinkindalter.
Makro: Gefurchtes hellbraunes Gewebe.
Histo: Reaktive follikuläre lymphatische Hyperplasie (zahlreiche vergrößerte gut ausgebildete Primär- und Sekundärfollikel mit zahlreichen Kerntrümmermakrophagen, heller und dunkler Zone, Mantelzone der Schleimhautoberfläche zugewandt). Sowohl respiratorisches Zylinderflimmerepithel als auch mehschichtiges unverhorntes Plattenepithel.
Klinik: Rez. Mittelohrentzündungen, behinderte Nasenatmung (Naselaufen, Mundatmung), Schlafstörungen mit tagsüber Hyperaktivität und Schulversagen.
Th.: Adenoidektomie.
Tonsillitis
BearbeitenEntzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla(e) palatina(e)).
Ät.: Streptokokken, Viren (Adeno-, Parainfluenza-, Enteroviren, HSV, EBV).
Formen:
- Reaktive lymphatische follikuläre Hyperplasie - Minimalvariante der Tonsillitis (starke Vergrößerung -> „kissing tonsills“). Vergrößerte aktivierte Lymphfollikel mit großen Keimzentren mit heller und dunkler Zone mit eingelagerten Kerntrümmermakrophagen (syn. Sternhimmelzellen, tingible-bodies-Makrophagen) sowie zu Epitheloberfläche hin orientierte Mantelzonen (DD Lymphom!).
- Akute Kryptentonsillitis - Zusätzlich neutrophile Granulozyten im Epithel, dilatierte Krypten gefüllt mit Debris und neutrophilen Granulozyten, evtl. Fibrinexsudat.
- Peritonsillitis/Peritonsillarabszess (QUINSY) - Auf umliegendes Gewebe übergreifende Tonsillitis, asymmetrisch (eine Seite stärker betroffen), häufigste Lokalisation: Vorderer oberer Gaumenbogen, Symptome: Schmerzen mit Ausstrahlung ins Ohr, Fieber, Speichelfluss, Sprechstörungen, Rötung und Schwellung des peritonsillären Gewebes, Tonsille nach unten medial disloziert, Uvula zeigt vom Herd weg, Sprachstörungen („heiße Kartoffel im Mund“), Kryptendebris. DD: Malignom! I.d.R. kein Fieber, keine Rötung.
- Chronische Tonsillitis - Bindegewebsvermehrung (Fibrose bzw. Vernarbung), lymphatische Hyperplasie, später Atrophie.
- Chronisch-rezidivierte Tonsillitis - Kombination aus akut und chronisch.
- Häufiger histologischer Nebenbefund: Actinomyces (Normalflora, nicht-invasiv).
Klinik:
- Akut: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Stimmveränderungen, Fieber > 38,3 °C. Die Tonsillen sind vergrößert, gerötet, bei bakt. Tonsillitis finden sich Eiter-Stippchen, ggf. sogar gelbliche fibrinös-eitrige Beläge.
- Chronisch: Vernarbung, evtl. Schrumpfung.
Kompl.: Poststreptokokken-Glomerulonephritis, Rheumatisches Fieber, Peritonsillarabszess, Pharyngitis, Dehydratation, Atemwegsobstruktion (kissing tonsills).
Therapie:
- akut - Antibiose.
- chronisch - Tonsillektomie.
Infektiöse Mononukleose
BearbeitenSyn.:PPFEIFFER'sches Drüsenfieber, kissing disease, Studentenkrankheit.
Ät.: EBV
Histo:
- Reaktive follikuläre Hyperplasie
- T-Zone-Hyperplasie (bunte Pulpahyperplasie) mit HODGKIN-artigen Zellen
- evtl. Nekrosen
Cave: Fehldiagnose einer einer lymphatischen Neoplasie!
ISH: EBV-Nachweis
Klinik: Tonsillitis, Allgemeinsymptome, Milzschwellung.
Kompl.: Milzruptur.
DD.:
- Histologisch: Lymphom!
Lymphome der Tonsillen
BearbeitenEp.: 9 - 15 % der tonsillären Malignome, Alters- und Geschlechterverteilung abh. v. Subtyp.
Klinik: einseitige schmerzlose Lymphknotenvergrößerung/Lymphadenopathie
Ordnungsschema, in das sich alle Lymphome (z.T. schon am HE-Schnitt) mehr oder weniger einordnen lassen:
- Morbus HODGKIN (Ursprung: B-Zelle)
- Lymphozytenreich (wenige REED-STERNBERG-Zellen)
- Lymphozytenarm (viele REED-STERNBERG-Zellen)
- Nodulär sklerosierend
- Mischtyp
- NHL a) Einteilung nach Histologie in
- Follikuläres Lymphom - Zentroblastisch/zentrozytisch, Features: Pseudofollikel, keine Sternhimmelzellen, DD: Reaktive follikuläre Hyperplasie (echte Follikel, Sternhimmelzellen)
- Diffuses Lymphom - Viele Typen, Differenzierung erfordert immunhistochemische Färbemethoden
- NHL b) Einteilung nach T-/B-/0-Marker:
Dignität | Niedrigmaligne | Intermediär | Hochmaligne |
---|---|---|---|
B-Zelle | Kleine, blaue Zellen | Beide | Große, helle Zellen |
T-Zelle | Kleine, blaue Zellen | Beide | Große, helle Zellen |
0-Zelle | Kleine, blaue Zellen | Beide | Große, helle Zellen |
Merkhilfe: Follikel bestehen aus einem zentralen proliferationsfreudigen Keimzentrum (große, helle Zellen), das von kleinen, blauen, ausgereiften Zellen umsäumt wird.
Klinischer Hinweis: Bei einem intermediären NHL kann eine Chemotherapie einen Zelltyp vollständig eradizieren, so dass vor und nach der Behandlung u. U. unterschiedliche pathologische Diagnosen gestellt werden.
Siehe auch den Abschnitt Maligne Lymphome.
Plattenepithelkarzinom der Tonsille
BearbeitenMerkhilfe: Tonsilläre 7!
Ep.: 50-70 Lj., m:w = 4:1 bis 3:1, 70-90 % der Tonsillenmalignome sind Plattenepithel-Ca.
Ät.: Rauchen, Alkohol, HPV
Kompl.: Halslymphknotenmetastasen in 60-70 % (15 % bds.), Fernmetastasen 7 %
Mandibuläre Aplasie
BearbeitenÄt.: Entwicklungsstörung im Bereich des 1. Kiemenbogens mit komplexen Fehlbildungen.
Ep.: 1:70.000
Prg.: Nicht mit dem Leben vereinbar.
Larynx
BearbeitenHistologie des Larynx: Stimmbänder: Plattenepithel, Rest: Zylinderflimmerepithel
REINKE-Ödem
BearbeitenÄt.: Rauchen, Reflux (GERD), Stimmbelastung.
Pg.: Chronischer Reizzustand.
Kl.: Heiserkeit.
Sängerknötchen
BearbeitenSyn.: Stimmbandpolyp.
Makro: Bds. symmetrische kleine Knötchen typischerweise am Übergang vom mittleren zum hinteren Drittel der Stimmbänder, „Sanduhrglottis“.
Mikro: Plattenepithel, darunter fibrinoide Masse und gefäßartig endothelialisierte Hohlräume.
Papillom
BearbeitenÄt.: HPV
Mikro: Echte Papillen, d.h. von Epithel umkleidete, gefäßtragende Bindegewebsstiele.
Larynxkarzinom
BearbeitenEp.: 4-8/100.000 Neuerkrankungen pro Jahr, m:w = 5:1
Ät.: Tabak, Alkohol, Asbest (Tabakrauch wirkt multiplikativ!), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) wie Benzo(a)Pyren, GERD, HPV, Malnutrition, Immundefizienz
Lok.: 20 % supraglottisch, 70 % glottisch, 10 % subglottisch
Histologie: Fast immer Plattenepithelkarzinom
Klinik: Heiserkeit, Räusperzwang, Husten, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Fremdkörpergefühl im Hals, Regurgitation, Schluckbeschwerden, Atemstörungen, lautes Atemgeräusch, Mundgeruch, Gewichtsverlust.
WEGENER Granulomatose
BearbeitenEp.: 1:30.000
Ät.: Unbekannt, systemischer autoimmunologischer Prozess. RF: Besiedelung der Nasenschleimhäute mit Staphylococcus aureus. Meist Nachweis von cANCA (zytoplasmatische Anti-Neutrophilen-Zytoplasma-Antikörper).
Pathogenese: Granulombildung und nekrotisierende Vaskulitis, Trias:
- Nekrotisierende, granulomatöse vaskulitische Entzündung des Respirationstraktes
- Pauci-Immun-Glomerulonephritis (Immunkomplex-negativ) in Form der rapid-progredienten Glomerulonephritis (RPGN)
- Generalisierte nekrotisierende Vaskulitis
Lok.: Respirationstrakt (Nase, Sinus, Trachea, Lungen), Niere, Milz, Ohr, Auge, Herz, Haut u.a., dementsprechend vielfältig sind die Symptome.
Mikro Lunge: Geografische Nekrosen, die von Histiozyten palisadenartig umsäumt werden. Große Knoten mit granulomatöser Entzündung, reaktive Fibrose, Riesenzellen, Vaskulitis -> Einblutungen.
Klinik sehr variabel: Erschwerte Nasenatmung, Sinusitis paranasalis, Nasenbluten, -ausfluß, Nasenseptumperforation, Sattelnase durch Knorpeldestruktion, Knochendestruktionen im HNO-Bereich, Ohrschmerzen, Kurzatmigkeit, Husten, Stimmveränderungen, Muskelschwäche, Augenentzündungen, Nierenentzündungen, Perikarditis, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Müdigkeit.
Klin. D.: Biopsie Nasenseptum
Th.: Prednisolon, Immunsuppressiva (Cyclophosphamid, Azathioprin), evtl. Cotrimoxazol im Initialstadium.
Prg.: Unbehandelt früher tödlich, heute unter Behandlung 5-JÜR von 95 %. Meist Remission, aber häufig Rezidive.
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