Pathologie: Exogene ZNS-Schäden
Buch-Navigation
ZNS-tangierende knöcherne Erkrankungen
BearbeitenBasiläre Invagination/Impression
BearbeitenMakro: Hochstand des Dens axis. Evtl. Stammhirnkompression.
Weblinks: Brainstem compression secondary to basilar impression
Traumatische Verletzungen des Kopfes
Bearbeitentraumatic brain injury (TBI)
30% aller traumatischen Verletzungen gehen mit Kopfbeteiligungen einher, sie machen 1% aller Todesursachen aus. Die Mortalität und Morbidität ist bei Kopfverletzungen höher als bei anderen Organen. Männer sind häufiger als Frauen betroffen.
Unterscheidung:
- stumpfes Trauma (statisch/dynamisch)
- penetrierende Verletzungen (bsp. Schußwaffen)
Arten der fokalen Schädigung:
- Kontusion (superfizielle Blutungen)
- Traktionsverletzung (Pole des ZNS durch abruptes Stoppen des Kopfes)
- Ruptur der Brückenvenen: subdurales Hämatom
- Frakturen (Hämatom, Luft, Infektion)
- Shearing (Differentialbewegungen)
- intrakranielle Blutung
Arten der diffusen Schädigung:
- Diffuse Axonschädigungen
- Hypoxische Hirnschädigung
- Hirnödem (meist angrenzend zu Kontusionen)
- Diffuse Gefäßschädigung
Komplikationen:
- Ischämische Schädigung: exzessive Glutamat-Freisetzung bei traumatischen Schäden
- posttraumatische Epilepsien
- progressive neurologische Erkrankungen ("dementia pugilistica" bei Boxern)
Kontusionsverletzungen
BearbeitenÄt: Typischerweise stumpfe Kopfverletzungen.
Def: Im Gegensatz zur Lazeration bleiben Pia mater und Archnoidea bei der Kontusion intakt.
Einteilung:
- Frakturkontusionen.
- Coup- und Contre-coup-Herde (Akzeleration/Dezeleration).
- Gleitkontusionen.
Lok: Prädilektionstellen sind der Frontalpol, Orbitaloberflächen, Temporalpol, Sylvi'sche Fissur, bei Gleitkontusionen typischerweise bilateral.
Makro:
- Frisch: Loklaisiert kortikale Punkt- und fleckförmige Blutungen. Ggf. Contre-coup-Herd. ggf. Kopfhaut- und Schädelverletzung, (Sub)Galeahämatom etc.
- Älter: Braun-gelbliche Verfärbungen (Hämosiderin) und Markatrophie.
Histo: Punktuelle Blutungen im rechten Winkel zur Kortexoberfläche, bei älteren Herden Hämosiderinablagerungen, Markschwund. Nachweis von Makrophagen nach 72h.
Traumatische Axonschäden
Bearbeitenfokal: traumatic axonal injury (TAI) generalisiert: diffuse axonal injury (DAI)
Ursache: Akzeleration und Dezeleration des Kopfes, typischerweiese bei Kindesmißhandlung ("shaken baby syndrome")
Prädilektionsstellen: - Corpus callosum (Petechiale Einblutungen) - Hirnstammblutungen - Paraventrikuläres Marklager ("gliding contusions")
Einteilung: - Grad I: Nur Axonschäden - Grad II: Läsionen im Corpus callosum - Grad III: dorsolaterale Hirnstammblutungen
Histo:
- 2-4 Stunden: Akkumulation von beta-APP in den Axonen (keine geographischen Muster wie bei Ischämie)
- 12-24 Stunden: Diskrete Axonschwellungen (Bielschowski-Färbung)
- 24h - 2mo: deutliche eosinophile Axonschwellungen (schon in HE sichtbar), Mikrogliacluster
- 2mo - Jahre: Waller'sche Degeneration, Myelinverlust, Hirnatrophie und Degneration der kortikospinalen Bahnen bei Langzeitüberlebern
Diffuse Gefäßschäden
Bearbeitendiffuse vascular injury (DVI)
Ep: Auftreten nur bei kurzem Zeitfenster zwischen Trauma und Tod
Ursache: unklar, u.a. Fettembolien bei polytraumatisierten Patienten
Histo: Petechiale Blutungen, fibrinoide Nekrosen, Blutwälle
Blutungsschäden
BearbeitenIntrakranielle Blutungen finden sich in bis zu 55% der stumpfen Kopfverletzungen
- epidurales Hämatom, meist bei Frakturen, bikonvexe Blutung zwischen Calvarium und Dura, ab einem Volumen von 75-100ml üblicherweise fatal (in 2% der traumatischen Kopfverletzungen)
- subdurales Hämatom, durch Ruptur der Brückenvenen (13% der Fälle)
- subdurales Hygrom, durch Ansammlung von Liquorflüssigkeit in Arachnoidaruptur (7-12% der Fälle)
- Subarachnoidalblutung: meist sekundär
- intraparenchymale Blutungen: (15% der Fälle) vor allem bei Schußwaffen: Austrittstelle oft größer als Eintrittstelle
- intraventrikuläre Blutungen (1-7% der Fälle)
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
BearbeitenSHT-Einteilung nach Spatz in primäre und sekundäre Schäden
- Primär traumatisch (passiv): Epidurale oder subdurale Hämatome, Blutgefäßrupturen, Contusio (Rindenprellungsherde), Rhexisblutungen.
- Sekundär traumatisch (reaktiv): Alle Folgen, z.B. Hirnödem, Wundheilungsstörungen, Entzündungen.
SHT-Einteilung nach Adams in fokale und diffuse Schäden
- Fokale Schäden: Kontusionen, Hämatom, sekundäre Schäden wie Verschiebeblutungen, Entzündungen etc., Einrisse am pontomedullären Übergang oder Hypophysenstiel.
- Diffuse Schäden: Diffuse Axonschäden (Torpedos, chronisch: Marklagerverlust), hypoxischer Hirnschaden, diffuse Hirnschwellung, petechiale Einblutungen (Marklager, Balken, Vierhügelplatte). Ät.: typisch für Hochgeschwindigkeits-Traumata mit rascher Beschleunigung/Abbremsung/Rotation ohne harten Aufprall, Klinik: initiales Koma, Zeichen der Mittelhirnbeteiligung (Beuge- und Strecksynergismen), diskreter CT-Befund.
Schädelbasisfraktur
BearbeitencCT: Fraktur, Pneumozephalus
Klinik: Brillen- oder Monokelhämatom, Liquoraustritt aus Nase oder Ohr (klare Flüssigkeit, Nachweis von beta 2-Transferrin im Sekret).
Kompl.: Aszendierende Infektion -> Meningitis
Traumatische Carotis-Sinus cavernosus-Fistel
BearbeitenÄt.: Traumatische Gefäßverletzung mit Fistelbildung zwischen A. carotis interna und Sinus cavernosus.
Klinik: Pulssynchrone Ohrgeräusche, Doppelbilder, Exophthalmus, Chemosis.
Blow-out-Fracture
BearbeitenÄt.: Schlag auf den Bulbus oculi.
Klinik: Doppelbilder
Jochbein-Fraktur
BearbeitenKlinik: Monokelhämatom, Diplopie, infraorbitale Hypästhesie (N. infraorbitalis), Kieferklemme
Fetale Hypoxie/Ischämie
Bearbeiten- Hydranencephalie: große zentrale Zyste, die von einer dünnen Membran (aussen Bindegewebe, innen Glia) umgeben ist
- Basket brain: Zwischenstadium zwischen Hydran- und Porencephalie
- Porencephalie: Cerebraler Defekt mit Einbuchtung, welche bis zum Ventrikel reichen kann, oft mit Polymikrogyrie vergesellschaftet
- Schizenzephalie: bilaterale symmetrische Läsionen
Fetale Blutungen
Bearbeiten- subdural (Brückenvenen)
- subarachnoidal (petechial bis diffus großflächig, meist temporo-occipital)
- subpial (Anhebung der Pia)
- subependymal (gestörte Mikrozirkulation der Matrix, meist periventrikulär
- intrazerebral
- Blutung des Plexus choroideus
Zentrale pontine Myelinolyse
BearbeitenÄt.: Starke und rasche Schwankungen des Natrium-Spiegels (z.B. bei Wasserintoxikation, zu rascher Ausgleich einer Hyponatriämie).
Mikro: Demyelinisierende Läsion der Brücke.
Klinik: Hirnnervenausfälle, Paresen.
Rückenmarksverletzungen
BearbeitenVerteilung:
- 60% zervikal
- 25% thorakal
- 5-15% lumbar
Buch-Navigation