Pathologie: Extrahepatische Gallenwege
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Cholestase
BearbeitenStörung des Galleabflusses durch Obstruktion von innen oder außen.
Ät.:
- Intrahepatisch: Leberzirrhose, Cholangitis, Tumoren (HCC, CAC)
- Posthepatisch: Tumoren (Pankreaskopfkarzinom, Gallengangskarzinom)
Klinik: Ikterus, Juckreiz, acholischer Fettstuhl (lehmfarbener glänzender voluminöser Stuhl) durch fehlende Gallenfarbstoffe und unzureichende Fettverdauung, dunkler Urin (Bilirubinurie). Laborchemisch erhöhtes (konjugiertes) Bilirubin, alkalische Phosphatase (AP) und γ-Glutamyltransferase (GGT).
Anatomische Variationen
BearbeitenAkzessorische Gallengänge (LUSCHKA)
BearbeitenMikro: Kleine zusätzliche Gallenwege in der Gallenblasenwand, die vom rechten Leberlappen in die extrahepatischen Gallenwege drainieren.
DD: Drüsige Strukturen in der Gallenblasenwand -> DD Karzinom.
Klinik: Können nach Cholezystektomie zu postoperativen Gallenlecks führen.
Literatur:
- Spanos CP, Syrakos T. “Bile leaks from the duct of Luschka (subvesical duct): a review”. Langenbecks Arch Surg, 391:441–7, September 2006. DOI:10.1007/s00423-006-0078-9. PMID 16927110.
Schockgallenblase
BearbeitenÄt.: Schock
Histo: Schleimhautspitzennekrosen.
Angeborene Störungen
BearbeitenGallengangsatresie
BearbeitenÄt.: Prä- oder perinatal erworben?
Klinik: Dunkler Urin, acholischer Stuhl. Ikterus ist kein Frühzeichen.
Cholesteatose
BearbeitenSyn.: Cholesterolose.
Makro: Gelbe Stippchen bis gelbe netzartige Zeichnung.
Histo: Subepitheliale Schaumzellaggregate.
SF: Cholesterinpolyp (polypoid aufgebaute Schleimhaut mit Cholesteatose).
Cholezystholithiasis
BearbeitenSyn.: Gallensteinleiden
Ät.: Fettstoffwechselstörungen (RF: Female, fat, fourty, fertile, fair (weiblich, übergewichtig, mehrgebärend, über 40, blond/hellhäutig)). Chronische Hämolyse (z.b. Kugelzellanämie).
Pg.: Ungleichgewicht zwischen Cholesterin, Phospholipiden und Gallensalzen. Erhöhtes Bilirubinaufkommen.
Makro: Steine oder oft nur Gries (sludge) in der Gallenblase; Steinarten:
- Cholesterinsteine (gelb)
- Bilirubinsteine (braun)
- Gemischte Steine
Kompl.:
- Cholezystitis
- Choledocholithiasis - Klinik: Verschlussikterus, akute Pankreatitis.
- MIRIZZI-Syndrom - Verlegung des Galleabflusses aus der Leber durch ein Konkrement im Ductus cysticus. Klinik: Verschlussikterus, Cholezystitis.
- Gallensteinileus - Ät.: Fistelbildung zwischen Gallenblase und Darmwand. Klinik: Dünndarmileus, Aerobilie.
Gallenblasenhydrops
BearbeitenÄt.: Z.B. Verlegung des Ductus cysticus durch einen Gallenstein.
Cholezystitis
BearbeitenGallenblasenentzündung.
Einteilung nach Verlaufsform:
- Akut
- Subakut
- Chronisch
- Kombinationen
- Chronisch rezidiviert - Es dominieren die chronischen Veränderungen
- Akut rezidiviert - Es dominieren die akuten Veränderungen
Akute Cholezystitis
BearbeitenÄt.: Eher selten. Meist auf dem Boden einer chronischen Cholezystitis bei Cholezystolithiasis -> akut-rezidiviert Cholezystitis (s.u.).
Makro: Schleimhaut gerötet, ggf. belegt/aufgerauht.
Histo:
- Neutrophile Granulozyten im Epithel.
- Reaktive Epithelveränderungen (Basophilie, vergrößerte hyperchromatische Zellkerne, Verlust der Kernpolarität, Abflachung).
- Reaktive Gefäßveränderungen (stenosierende Hyperplasie der Intima).
- Stromareaktion: Ödem, aktivierte Mesenchymzellen.
- Versch. Ausprägungen (Schweregrade):
- Epitheldefekte und Epithelregeneration (flaches Epithel) -> erosiv.
- Mucosadefekte und diffuse neutrophile Infiltration -> ulzero-phlegmonös.
- Granulozytenaggregate mit Einschmelzung -> eitrig-abszedierend.
- ausgedehnte Nekrosen -> gangräneszierend.
- Blutungen -> hämorrhagisch.
- Fibrin und Granulozyten im Bereich der Serosa -> fibrinös-eitrige Pericholezystitis.
Kompl.:
- Gallenblasenempyem - Eiteransammlung in der Gallenblase.
- Perforation -> fibrinös-eitrige gallige Peritonitis
- Leberbettabszess
Subakute Cholezystitis
BearbeitenAbklingende akute Cholezystitis (z.B. bei OP im Intervall nach antibiotischer Vorbehandlung).
Histo:
- Viele eosinophile Granulozyten („Morgenröte der Wundheilung“). DD: Eosinophile Cholezystitis.
- Reaktive Gefäßveränderungen (stenosierende Hyperplasie der Intima)
- chronische und leichtgradige akute Veränderungen
Chronische Cholezystitis
BearbeitenÄt.: Häufigste Ursache sind Gallensteine.
Makro: Abgeflachte ggf. braun verfärbte Schleimhaut, ggf. verdickte Gallenblasenwand. Evtl. Cholesteatose. Häufig Gallensteine. Endzustände: Schrumpfgallenblase, Porzellangallenblase.
Histo:
- Mäßig abgeflachte Schleimhaut mit verplumpten Schleimhautfalten
- Lymphozyteninfiltrate
- Reaktive Gefäßveränderungen (stenosierende Hyperplasie der Intima)
- Fibrose (erhöhter kollagener Bindegewebsfasergehalt)
- Häufiger Metaplasien (meist antral = Pylorus-Typ, seltener intestinal)
- Häufig hypertrophe Muscularis
- Häufiger ROKITANSKY-ASCHOFF-Sinus
- Häufiger Cholesteatose
Subtypen:
- Chronische hypertrophe Cholezystitis - Die Betonung liegt auf dem Gewebeplus mit verbreiterter Muskulatur und ggf. hoch aufgebauter Schleimhaut (Cholezystitis glandularis proliferans). Vermehrt ROKITANSKY-ASCHOFF-Sinus. Vermehrt metaplastische Schleimhautveränderungen. Lymphoplasmazelluläres Infiltrat.
- Chronische atrophe Cholezystitis (Schrumpfgallenblase, Porzellangallenblase) - „Ausgebrannte“ vernarbte Cholezystitis. Die Betonung liegt auf dem Gewebeminus mit vollständig abgeflachter Schleimhaut, Fibrose und Verkalkungen, lymphoplasmazellulärem Infiltrat. Erhöhtes Entartungsrisiko.
Chronisch-rezidivierte Cholezystitis
BearbeitenChronische Cholezystitis mit leichtgradiger florider Entzündungskomponente.
Akut-rezidivierte Cholezystitis
BearbeitenAkute Cholezystitis auf dem Boden einer chronischen Cholezystitis.
Xanthogranulomatöse Cholezystitis
BearbeitenMikro: Cholesterinkristalllücken, granulomatöse Entzündung mit Lymphozyten, Histiozyten und Fremdkörperriesenzellen.
Adenomyomatose
BearbeitenSyn.: Adenomyomatöse Hyperplasie, Divertikulose der Gallenblase.
Ät.: Assoziiert mit Cholezystolithiasis.
Mikro: Zahlreiche ROKITANSKY-ASCHOFF-Sinus mit eingelagerten hyperplastischen glatten Muskelfaserzügen.
Metaplasie
BearbeitenFormen:
- Antrale bzw. Pylorus-Typ-Metaplasie - Am häufigsten. Aufgehelltes Zytoplasma, basal gelegene abgeflachte Zellkerne. DD.: Entnahmelokalisation zu nah am Ductus cysticus, dort sind diese Drüsen normal.
- Intestinale Metaplasie - Becherzellen.
- Plattenepithelmetaplasie
Literatur:
- Hoang MP, Murakata LA, Padilla-Rodriguez AL, Albores-Saavedra J. “Metaplastic lesions of the extrahepatic bile ducts: a morphologic and immunohistochemical study”. Mod. Pathol., 14:1119–25, November 2001. DOI:10.1038/modpathol.3880446. PMID 11706073.
Gallenblasenkarzinom
BearbeitenEp.: 20 % der gastrointestinalen Tumoren. Mit dem Alter > 60 zunehmend. w > m.
RF: Polypen > 0,5 cm, Porzellangallenblase, Gallensteine
Makro: Wandverdickung (endophytisch), polypös bis lumenausfüllend (exophytisch).
Mikro:
- Meist Adenokarzinom
- Tubulär
- Papillär
- Mischform
- Selten Plattenepithelkarzinom
Wachstumsmuster: Exophytisch polypös oder diffus infiltrierend.
Klinik: Beschwerden meist erst durch Komplikationen, z.B. bei Cholestase.
Prognose: Ungünstig
Gallengangskarzinom
BearbeitenRF: Leberegel (Clonorchis, Opisthorchis).
Klinik: Cholestase (Ikterus)
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