Traktorenlexikon: Renault

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Renault /rəˈno/ ist ein französischer Automobilhersteller. Nach der strategischen Allianz zwischen Renault und Nissan im Jahr 1999 ist Renault/Nissan der fünftgrößte Automobilhersteller der Welt (2003).

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Renault-Traktor 851

Geschichte von Renault

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Gründung und Anfangsjahre

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Weihnachten 1898 wurde das Unternehmen „Renault Frères“ (Gebrüder Renault) von Louis, Fernand und Marcel Renault gegründet. Louis Renault leitete das Unternehmen von 1898 bis 1944. Neben der Leitung des Unternehmens war er weiterhin als Techniker tätig. Dieses führte über die Jahre zu zahlreichen Patenten, welche die automobile Welt revolutionierten. Beispielhaft seien hier die Kardanwelle, die einzuschraubende Zündkerze oder der Turbokompressor (Turbolader) genannt, Sicherheitsgurt, erster V8-Motor für ein Flugzeug, Trommelbremse...

Die Entwicklung des Familienunternehmens schritt schnell voran, so beschäftigte Renault um 1900 schon über 100 Mitarbeiter. Den Durchbruch vom Familienunternehmen zum großen Industriekonzern schaffte Renault im Jahr 1906, als ein Pariser Taxiunternehmen 1500 Taxen bei Renault bestellte.

Das frühe 20. Jahrhundert

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Renault begann schon früh mit der Produktion von Nutzfahrzeugen. 1909 gab es bereits 3- und 5-Tonner, 1915 eine Zugmaschine mit Allradantrieb und -lenkung.

1913 produzierte Renault über 10.000 Autos pro Jahr. Diese Zahl an Autos reichte fast an die Produktionszahlen von Ford und war in Europa einzigartig.

Durch den Ersten Weltkrieg änderte sich die Produktion. So wurden nun keine Autos mehr hergestellt, sondern militärisches Gerät, Motoren für Panzer und Flugzeuge und Munition. Renault zeichnete sich auch hier durch innovative technische Lösungen aus. So war der Renault FT (siehe Panzer) der erste Panzer mit einem drehbaren Turm und einer selbsttragenden Karosserie.

Ein weiterer Mythos des Weltkrieges wurde das Modell Renault AX, das vornehmlich von Taxifahrern genutzt wurde. Zu Beginn des Krieges konnte die Armee nicht schnell genug die Truppen zur Front bringen. Das übernahmen dann die Pariser Taxifahrer.

Die Zeit zwischen den Weltkriegen

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Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Renault wieder zur Autoproduktion zurück. Anfänglich wurden wie bei den meisten Automobilherstellern leicht modifizierten Vorkriegsmodellen produziert. Dieser Trend wurde aber nicht lange beibehalten, so expandierte Renault nicht nur bei der Vielzahl seiner Automodelle, sondern wagte sich auch in weiteren Sparten, wie z.B. der Produktion von Bootsmotoren, vor.

1919 steigt Renault in Produktion von Traktoren ein. Auf Basis eines Panzerwagens wird der Traktor HI entwickelt.

1929 wurde der erste Diesel-Lastkraftwagen (LKW) vorgestellt. In den 30er Jahren fanden sie eine große Verbreitung.

Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ging die Produktion in die Richtung von energiesparenden Fahrzeugen. So verbrauchte der Renault 6CV um die 3,7 Liter Treibstoff auf 100 km.

In den 1930er Jahren baute Renault eine Produktionsstätte auf der Seine-Insel Seguin auf. Auf der 70.000 m² großen Insel entstand das größte und modernste Automobilwerk in Europa. Außerhalb der USA war Renault nun in Besitz der längsten Fließbandstraße, welche 1,5 km lang war.

Der Traktor Typ VY, der ab 1933 gebaut wurde, war der erste serienmäßge Dieselschlepper in Frankreich.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs produzierte Renault überwiegend repräsentative Luxusautomobile.

Der Zweite Weltkrieg und danach

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Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Renault Lastwagen für die deutsche Armee, deswegen waren die Produktionswerke Renaults im März 1942 Angriffsziele der Alliierten. So kam die Produktion kurzzeitig zum erliegen.

Louis Renault wurde die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vorgeworfen und starb 1944 im Gefängnis. So wurde am 16. Januar 1945 Renault dem französischen Staat übereignet und Pierre Lefaucheux als Generaldirektor eingesetzt.

Ebenfalls 1945 wird das Renault-Traktorenwerk in Le Mans eröffnet.

Mit dem Traktormodell 3040 wird 1948 ein Schlepper mit hydraulischer Hubwerksregelung, zwei Zapfwellen und verstellbarer Spurweite auf den Markt gebracht.

Die Automobilproduktion beschränkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg einzig auf den Renault 4CV (Crèmeschnittchen).

1956: Einführung der D-Baureihe bei den Traktoren.

Die Produktion schwerer Lkw übernimmt 1957 die mit Latil und Somua gegründete Saviem.

Renault versucht 1960 erstmalig, allerdings ohne Erfolg, auf dem deutschen Traktormarkt Fuß zu fassen.

Unter dem Aspekt ein Konzern des Volkes zu sein, setzt Renault in den 1960er Jahren die bezahlte dritte und vierte Urlaubswoche durch. Aus der Produktionssicht bringt diese Zeit Modelle wie den Renault R4 oder den Renault R16 hervor. Schon in dieser Zeit setzte das Unternehmen auf den Export. Damit stand Renault nicht nur in Frankreich an der Spitze der Zulassungen, sondern auch weit vorne in Europa. In der folgenden Zeit wächst Renault unaufhörlich und versucht mit anderen Unternehmen zu kooperieren bzw. durch Firmenaufkäufe weiter zu expandieren.

Durch Aufgabe der Schlepperproduktion bei der Mannesmann-Tochtergesellschaft Porsche-Diesel bietet sich Renault 1963 eine neue Chance einen Einstieg in den deutschen Traktorenmarkt zu schaffen. Durch Übernahme des Ersatzteilverkauf für die eingestellten Marken Porsche-Diesel, MAN und Normag erhofft man sich auch eine bessere Akzeptanz der eigenen Marke. Auch dieser Versuch bringt nicht den gewünschten Erfolg.

1967 wird dann eine die Renault-Traktoren und Maschinen GmbH gegründet. Der Erfolg bleibt mäßig, erst 1971 kann der 10.000ste Renault-Traktor in Deutschland verkauft werden. Mit der Tracto-control stellt Renault eine Unterlenker-Regelhydraulik vor.

Für die Vorderachsen der Allradschlepper stellt Renault 1974 das Selbstsperrdifferetial Blocmatic vor. Bei den Lastwagen wird 1974 Berliet in den Renault-Konzern integriert.

1976 wird eine Zusammenarbeit mit dem angeschlagenen Erntemaschinenhersteller Rivierre Casalis gestartet. 1978 wird dieser dann übernommen.

Berliet schließt sich 1978 mit Saviem zusammen, die 1979 die Renault Véhicules Industriels (RVI), Bereich Nutzfahrzeuge der Gruppe Renault werden.

Ende des 20. Jahrhunderts

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Bei den Traktoren veränderte sich die standardmäßige rote Farbe ungefähr um 1980 in das bekannte Orange-Ocker.

1983 übernimmt die Renault Véhicules Industriels (RVI) Dodge Europe, im selben Jahr wurde der Baureihe G260/290 der Titel "Truck of the Year" verliehen. In Amerika werden unter der Regie von Renault die Modelle R9 und R11 als AMC (American Motors Corporation) Alliance und Encore verkauft. Dabei entsteht ein Cabriolet auf Basis des R9, welches in dieser Form in Deutschland nie verkauft wurde.

Auf Wunsch der französischen Regierung wird 1984 mit dem amerikanischen Landmaschinenhersteller IHC über eine Übernahme der französischen Werke verhandelt. Statt der Übernahme wird nur eine Vereinbarung über gemeinsame Einkäufe von Zulieferteilen geschlossen.

Mit Einführung von Ecocontrol kann für den jeweiligen Einsatz des Traktors der wirtschaftlichste Kraftstoffverbrauch ermittelt werden. Auf dieser Basis wird 1985 der Bordcomputer A.C.E.T. für Traktoren eingeführt.

1985 kann als das Krisenjahr von Renault angesehen werden. In den vorhergehenden Jahren musste Renault mit dem Rückgang der Produktionszahlen kämpfen. Um aus dieser Krise zu entkommen, wurde die gesamte Kraft auf neue Produkte gesetzt. Sprösslinge dieser intensiven Bemühungen war der Renault 25 und der Espace, der als Begründer der Minivan in Europa angesehen werden kann. Kurze Zeit später gesellte sich noch der Renault 19 dazu und half Renault wieder Gewinn zu machen.

1985 trennen sich die Wege von Automobil- und Landtechniksparte, der Landmaschinensektor wird in die Renault Agriculture S. A. ausgegliedert.

Am 17. November 1986 wird der französische Chef von Renault Georges Besse von Terroristen der Gruppe Action Directe erschossen.

1987 war es auch wieder so weit und der Renault-Konzern hatte einen Gewinn von mehreren Milliarden France erwirtschaftet. Renault führt die TZ-Traktor-Kabine ein. Die Kabine bietet durch hydraulische Federung und gute Geräuschdämmung einen hohen Fahrkomfort. Die Erntemaschinensparte von Rivierre Casalis wird an die zur Greenland-Gruppe gehörende Firma Vicon verkauft.

1990 schafft auch Renault Agriculture den Durchbruch. Der Gewinn erhöht sich auf 41 Millionen DM.

1994: Einführung des Tractotronic-Getriebes. Mit Massey Ferguson wird die GIMA für gemeinsamen Einkauf und Entwicklung von Traktorkomponenten gegründet. Mit John Deere wird ein Abkommen über den Austausch von Traktoren bzw. Motoren abgeschlossen. John Deere liefert Motoren für die Ceres Baureihe und bekommt von Renault die Ceres-Traktoren als Baureihe 3000 für das eigene Programm geliefert.

Gestärkt durch die Kooperation mit John Deere weitet Renault Agriculture seine Aktivitäten in Deutschland durch Übernahme der Pius Degenhart GmbH & Co. KG und weiterer Landmaschinenfachbetriebe aus.

1999 erfolgt mit der Vorstellung der Atles-Baureihe der Einstieg in die Schlepper-Königsklasse über 250 PS

2002 erwarb man 20% der Aktien der indischen ITL.

Im Jahre 2003 überraschten Renault-Agriculture und Claas die Landtechnik-Branche durch Bekanntgabe der Absicht von Claas bei Renault eine zunächst 50%ige Beteiligung zu erwerben mit der Option für den Rest. Das Renault-Traktoren-Programm wird mit der Zeit komplett auf Claas-Farben umgestellt. Durch die Übernahme verschwindet der Markenname Renault bei Traktoren vom Markt.

Es wurden Schlepper mit folgenden Typenbezeichnungen vertrieben:

1919-1939

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PE 1926

1940-1945

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1946-1954

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1956-1961

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V72

1962-1966

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Renault Super4D

1967-1971

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Die 2-stelligen Typernummern bis zum 98 R deuten auf Modelle mit Hinterachsantrieb hin. Baugleiche Allradtraktoren waren 3 stellig, wobei die erste Ziffer eine 4 war. Beispiel: 498 R.

 
Renault 50
 
Renault 56

1972-1980

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Renault 361
 
Renault 751

1981-1988

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Renault 551-4
 
Renault 651 S
 
Renault 80.14 TX

1989-1992

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Renault 75-34 MX
 
Renault 90-34 TX

1993-2003

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Ceres Baureihe

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Ceres 95
 
Ceres 320 X

Ares Baureihe

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Renault Ares 546 RX
 
Renault Ares 656 RZ

Ergos Baureihe

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Cergos Baureihe

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Dionis Baureihe

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Weitgehend baugleich mit der Palès Baureihe, optimiert als Dionis für den Weinbau. Gefertigt von Carraro (Agritalia) in Italien.

Fructus Baureihe

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Renault Fructus 120

Weitgehend baugleich mit der Palès Baureihe, optimiert als Fructus für den Obstbau. Gefertigt von Carraro (Agritalia) in Italien.

Palès Baureihe

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Gefertigt von Carraro (Agritalia) in Italien. Teilweise baugleich mit den zur gleichen Zeit bei Carraro (Agritalia) für andere Traktorhersteller gebauten Traktoren. Z.B. die Valtra 3000er Baureihe.

Atles Baureihe

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Renault Atlès 925 RZ

Témis Baureihe

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Celtis Baureihe

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Renault Celtis 426 RX
 
Renault Celtis 456 RX mit Faucheux Frontlader

Multis Baureihe

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  Commons: Renault-Traktoren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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