Pharmakologie und Toxikologie: Zytostatika
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Zytostatika hemmen die Zellteilung und werden insbesondere zur behandlung von Tumorerkrankungen und zur Immunsuppression (Autoimmunerkrankungen, nach Organtransplantation) eingesetzt.
Antimetabolite
BearbeitenPurinanaloga
Bearbeiten6-Mercaptopurin
BearbeitenAzathioprin
BearbeitenProdrug.
W.: Nach Metabolisierung zu 6-Mercaptopurin Hemmung der Nukleinsäurebiosynthese -> v.a. T-Zell-Funktion (zelluläre Immunität)↓
WW.: Allopurinol (XOD-Hemmer) -> Dosisreduktion!
Pentostatin
BearbeitenAciclovir
BearbeitenMycophenolat-Mofetil (MPA)
BearbeitenW.: Hemmung der IMP-Dehydrogenase (IMPDH) -> Hemmung der GMP-Biosynthese -> Hemmung der DNA-Biosynthese -> Hemmung der Zellteilung vor allem von Lymphozyten.
UAW.:
- Schleimhaut: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.
- Knochenmark: Myelosuppression mit Zytopenie.
- Immunsystem: Infektionen. Erhöhts Malignomrisiko.
- Nervensystem: Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML).
- Schwangerschaft: Fehlbildungen.
PK: Produg -> Umwandlung zu Mycophenolat.
Anw.: Prophylaxe der Transplantatabstoßung.
Pyrimidinanaloga
Bearbeiten5-Fluorouracil (5-FU)
BearbeitenW.: Die Metaboliten des fluorierte Pyrimidins 5-FU blockieren die Thymidylat-Synthase und damit die DNA- und RNA-Synthese.
UAW.: Häufig Mucositis, Photosensibilisierung, Haarausfall, Hautreaktionen, u.U. gefährliche Knochenmarkdepression (nach ca. 2 Wo), möglich sind auch Koronar-Syndrom, ophthalmologische und zentralnervöse Störungen. Erhöhte Toxizität bei DPD-Defizienz!
PK: hepatisch, Abbau durch die Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD)
WW.: Metronidazol und Brivudin (DPD-Hemmung) steigern die 5-FU-Spiegel!
Anw.: Adjuvante und palliative Chemotherapie bei kolorektalen Karzinomen (häufig + Folsäure = Leucovorin, evtl. + weiteres Chemotherapeutikum), adjuvante Chemotherapie bei Mammakarzinom, palliative Chemotherapie bei anderen gastrointestinalen Malignomen und bei Kopf-Hals-Tumoren. Behandlung oberflächlicher Hautkarzinome (Basaliom). Lokales Einbringen bei Trabekulotomie (Glaukom-OP).
KI.: SS + SZ, Zytopenie, schwere Leberinsuffizienz, Behandlung mit Brivudin u.ä. Virostatika.
Anmerkung: Capecitabin ist ein oral verabreichbares Prodrug von 5-FU und derzeit nur für metastasierende Darm- und Brustkarzinome zugelassen.
Cytarabin
BearbeitenAzidothymidin (Zidovudin)
BearbeitenCytosin-Arabinosid
BearbeitenLeflunomid
BearbeitenW.: Hemmung der Dihydroorotat-Dehydrogenase und damit der Pyrimidin-Biosynthese. -> Antiproliferativ -> T-Zell-Suppression.
UAW: Teratogen, zuverlässige Empfängnisverhütung unbedingt notwendig! Infektionen, Myelosupression (Zytopenie), orale und intestinale Schleimhautschäden, Stevens-Johnson-Syndrom, Haarausfall, Leberschädigung, interstielle Lungenerkrankung.
WW: Verstärkt die Wirkung anderer Immunsuppressiva.
Anw.: Basistherapeutikum bei rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis.
KI: Schwangerschaft, Stillzeit. Immundefizienz (AIDS). Infektionen. Vorbestehender Knochenmark-, Leber- und Nierenschaden.
Folsäureantagonisten
BearbeitenMethotrexat (MTX)
BearbeitenW.: Folsäureantagonist durch Hemmung der Dihydrofolat-Reduktase -> Hemmung der Purin- und Pyrimidin-Biosynthese -> Hemmung der Zellteilung -> proliferationshemmend, antientzündlich.
UAW:
- akut: Übelkeit, Krankheitsgefühl, Fieber, Kopfschmerz;
- längerfristig: Knochenmarksdepression (Panzytopenie, Kontrolle Blutbild!), hepatotoxisch (Kontrolle Leberenzyme!), Lungenfibrose, Nierenschädigung (Kontrolle Retentionswerte!), Schleimhautulzeration des Verdauungstraktes, Photosensibilisierung.
WW.: Erhöhte Toxizität bei gleichzeitiger Anwendung von verschiedenen Schmerzmitteln, verschiedenen Antibiotika, Phenytoin, Aminobenzoesäure, Aminohippursäure. Wirkungsabschwächung durch Folsäure.
Anw.: Dermatologie: schwere Psoriasis vulgaris, Ps. papulo-pustulosa, Ps.-Erythrodermie, Psoriasis-Arthritis, Lupus Pernio
Dos.: (unverbindlich!) 2 bis 20mg pro Woche als wöchentliche Einmaldosis p.o., i.m., i.v. Diese Dosierung ist nur bei einer antiphlogistischen Therapie indiziert. Um einen zytostatischen Effekt zu erreichen, muss die Dosis um ein vielfaches erhöht werden. Zum Schutz der gesunden Zellen wird nach MTX-Gabe Leucovorin gegeben (s.g. Leucovorin-Rescue).
Antidot: Leucovorin (Folinsäure) initial 20mg i.v. dann alle 6h je nach Spiegel
Regelmäßige Verlaufskontrollen der o.g. Parameter unabdingbar!
Platinkomplexverbindungen
BearbeitenCisplatin
BearbeitenCarboplatin
BearbeitenAlkylantien
BearbeitenCyclophosphamid
BearbeitenW.: Alkylierung von Nukleinsäuren -> cross-linking, Basenfehlpaarung
UAW.: Hämorrhagische Zystitis (Proph.: Mesna), Myelosuppression.
Stickstofflostverbindungen
BearbeitenIfosfamid
BearbeitenChlorambucil
BearbeitenMelphalan
BearbeitenNitrosoharnstoffverbindungen
BearbeitenCarmustin
BearbeitenLomustin
BearbeitenTriazene
BearbeitenDacarbazin
BearbeitenAlkylsulfonate
BearbeitenBusulfan
BearbeitenNaturstoffe
BearbeitenCiclosporin (Cyclosporin A)
Bearbeiten11AS-Peptid aus dem Pilz Polypocladium inflatum
W.: Bindung an das zytosolische Cyclophilin -> Hemmung von Calcineurin -> IL-2-Synthese↓ -> T-Zell-Funktion (zelluläre Immunität)↓
UAW.: Enge therapeutische Breite! Störungen der Leber- und Nierenfunktion, neurologische Störungen, Gingivahyperplasie, metabolische Störungen und Hypertonus bei Langzeittherapie.
WW.: Aminoglykoside (Nephrotoxizität↑)
Anw.: Immunsuppression nach Organtransplantation
Tacrolimus (FK 506)
BearbeitenMakrolid aus Streptomyces tsukubaensis
W.: Bindung an FKBP-12 -> IL-2-Synthese↓ -> T-Zell-Funktion (zelluläre Immunität)↓
UAW.: Nephrotoxisch, neurologisch-psychiatrische Störungen (Krämpfe, Psychosen)
Anthrazykline
BearbeitenWirkstoffe: Dactinomycin, Daunorubicin, Doxorubicin
UAW: Kardiomyopathie
Bleomycin
BearbeitenA2
Antibiotikum aus Streptomyces verticillus
UAW: Lungenfibrose
Mitomycin
BearbeitenTaxane
BearbeitenPaclitaxel
BearbeitenPflanzliche Alkaloide (Vinca-Alkaloide)
BearbeitenWirkstoffe: Vinblastin, Vincristin, Vindesin, Vinorelbin
W.: Spindelgift
UAW.: Polyneuropathie
Topoisomerasehemmer
BearbeitenEtoposid
BearbeitenTopotecan
BearbeitenImmunmodulatoren
BearbeitenInterferon-α
BearbeitenMethylhydrazinderivate
BearbeitenProcarbazin
BearbeitenHormonell aktive Wirkstoffe
BearbeitenGlukokortikosteroide
BearbeitenGnRH-Analoga
BearbeitenAntiöstrogene
BearbeitenAntiandrogene
Bearbeiten- Flutamid
Sonstiges
BearbeitenTyrosinkinasehemmer
BearbeitenWirkstoffe: Imatinib
W.: Hemmung der Tyrosinkinase
UAW.: Übelkeit, Diarrhö, Schwellungen
Anw.: Gastrointestinale Stromatumoren (GIST), chronische myeloische Leukämie (CML), second-line-Therapie bei fortgeschrittenem NSCLC (bei Nachweis einer EGFR-Mutation).
Imiquimod
BearbeitenW.: Immunmodulator, induziert eine lokale Entzündungsreaktion durch Bindung an die toll-like receptors TLR7 und TLR8 z.B. auf Makrophagen. Dies führt im Idealfall zur Zerstörung des veränderten Gewebes.
UAW.: Entzündliche Hautreaktionen
Anw.: Basaliom, Aktinische Keratose, Condylomata acuminata (Feigwarzen)
Thalidomid, Lenalidomid
BearbeitenW.: ?
UAW.: teratogen (-> Contergan®-Skandal)
Anw.: Multiples Myelom
Antikörper
BearbeitenInfliximab
BearbeitenPräparate: Remicade®
W.: Monoklonaler Antikörper (mab) gegen TNF-α -> Entzündungshemmung
Anw.: Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und Morbus Bechterew, wenn andere Medikamente versagen (sehr teuer)
Basiliximab
BearbeitenW.: Monoklonaler Antikörper gegen den IL-2-Rezeptor auf T-Zellen
Daclizumab
BearbeitenW.: Monoklonaler Antikörper gegen den IL-2-Rezeptor auf T-Zellen (längere HWZ)
Eculizumab
BearbeitenW.: Monoklonaler Antikörper gegen Komplementfaktor C5 -> Hemmung der Komplement-Kaskade.
Anw.: Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH). Experimentell bei atypischem und EHEC-induziertem hämolytisch-urämischem Syndrom.
KI.: Fehlende Immunisierung gegen Menigokokken. Impfung vor Therapie notwendig.
Lit.: HUS: PMID 21617085, PMID 21556717, PMID 21612462.