Etwa 4000 Jahre vor Christus lebten die Stämme der Ubaidier im Südwesten von Chaldäa, in der Region am Persischen Golf. Die Urbevölkerung wuchs mit Ankömmlingen aus den arabischen und syrischen Wüsten zum Volk der Sumerer zusammen.

Chaldäa wird heute Mesopotamien oder "Zweistromland" genannt, weil es zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris liegt. Heute gehört das Zweistromland zu den Staaten Irak, Iran, Syrien und der Türkei.

Ohne die Flüsse wäre das Gebiet eine Halbwüste. Die Flüsse sind die einzige Wasserquelle. Die Schneeschmelze im Kaukasus führt im Frühjahr zu Hochwasser in Euphrat und Tigris, den Rest des Jahres herrscht Trockenheit. Die Menschen in diesem Gebiet lernten, das Überschwemmungswasser zu speichern und die Felder mit Kanälen zu bewässern. Wasserwächter sorgten für die Bevorratung und Verteilung. Ausreichend Wasser machte das Land außergewöhnlich fruchtbar. Von den üppigen Ernten konnten Reserven zurückgelegt werden. Tongefäße waren gut geeignet, um die Vorräte vor Feuchtigkeit und Nagern zu schützen. Die Erfindung der Töpferscheibe ermöglichte die erste Massenproduktion der Geschichte.

Die Händler mussten ihre Gefäße kennzeichnen und Lieferlisten erstellen. Dafür benutzten sie anfangs Bilder, die sie in den feuchten Ton ritzten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Bilderschrift vereinfacht und stilisiert, um schneller schreiben zu können. So entstand die Keilschrift. Die Keilschrift wurde auch für andere Aufzeichnungen verwendet. Das erste literarische Werk der Geschichte ist das Gilgamesch-Epos, eine Sammlung von sumerischen Legenden, niedergeschrieben in Keilschrift auf Tontafeln und vor etwa 130 Jahren gefunden und übersetzt.

Es entstanden die ersten Zivilisationen, Siedlungen und Städte. Zu Anfang waren diese Städte unabhängig und jede Stadt stellte einen eigenen Staat dar. Die größten unter ihnen hießen Uruk, Eridu, Kisch, Lagasch, Ur und Nippur. Uruk, das biblische Erech, war die allergrößte unter den Städten. Unter König Gilgamesch wurde sie zur ersten Weltmetropole. Die Stadtmauer war damals ein Weltwunder: Sie war 11 km lang, 9 Meter hoch und alle 100 Meter befand sich ein Wachturm. Die Mauer schützte ein Stadtgebiet von fünfeinhalb Quadratkilometern, das ist die dreifache Fläche von Monaco! Reste der Mauer sind heute noch zu finden, nach 5000 Jahren! Mit Magnetfelduntersuchungen haben Archäologen herausgefunden, dass die Stadt von einem Kanal umgeben und von Kanälen durchzogen war - ein „Venedig in der Wüste“. Möglicherweise fuhren sogar Schiffe durch die Stadt.

Zikkurat in Ur. Ende des 3. Jahrtausends vor Christus, Rekonstruktion

Wie sahen ihre Gebäude aus?

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Die Sumerer haben Hauptsächlich mit Lehm gebaut. Einfache Häuser wurden aus Lehmziegeln errichtet. Das ist kein besonders haltbares Baumaterial. Durch Beimengung von Stroh wurden die Lehmziegel haltbarer. Gebrannte Ziegel waren selten. Vermutlich war Mangel an Brennmaterial die Ursache, denn Wälder gab es in der Region nicht. Auch als Baumaterial wurde Holz nur selten verwendet. In aufgefundenen Mietverträgen wurden Treppen, Türen, Türschwellen und andere Holzteile als Sonderausstattung extra aufgezählt.

Bei starkem Regen löste sich ein Teil des Lehms und verteilte sich in der Umgebung. Deshalb mussten die Gebäude immer wieder repariert oder neu aufgebaut werden. In den Ruinen der Stadt Uruk haben die Archäologen einen Tempel gefunden, welcher dem Hauptgott Anu geweiht war. Dieser Tempel wurde 18 mal wiederaufgebaut! So wuchsen in Jahrtausenden Hügel unter den Städten. Angesichts der häufigen Überschwemmungen war das nicht unpraktisch, sich auf einem Hügel zu befinden. Heute sind die Städte zu Lehmhügeln zerfallen, die Ebenen am Euphrat sind voll davon.

Die berühmtesten sumerischen Gebäude waren die Zikkurate. Zikkurate waren hohe Tempelanlagen, die auf einem quadratischen Podest aus Lehmziegeln errichtet wurden. Auf diesem großen Podest wurden immer kleinere errichtet, bis eine stufenförmige Pyramide entstand. Solche Tempelanlagen gab es in jeder größeren Ansiedlung. Wahrscheinlich hatten sie nicht nur religiöse, sondern auch astronomische Bedeutung. Die Diagonale des Grundrisses stimmte genau mit der Nord-Süd-Richtung überein.

Handwerke und Berufe

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Durch Texte und Ausgrabungen wurden folgende Handwerke und Berufe identifiziert: Bäcker, Metzger, Bierbrauer, Köche, Fischer, Korbmacher, Töpfer, Steinschneider, Bildhauer, Tischler, Wagenmacher, Schiffbauer, Seeleute, Schneider, Friseure, Ärzte, Lehrer, Schreiber, Baumeister, Priester, Verwalter, Aufseher. Es gab Wasserärzte, Ölärzte und Hebammen. Darüber hinaus gab es Führungsberufe wie Offiziere, Bürgermeister, Botschafter, Tempelverwalter, Leiter von Bibliotheken und Schulen.

Was wissen wir über das alltägliche Leben?

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Das Land war fruchtbar wie der sprichwörtliche „Garten Eden“. Viele Sumerer waren Bauern. Das wichtigste Getreide war Gerste. Sie ernteten Datteln, Graupen, Honig, Sesamöl. Kirschen, Aprikosen, Zwiebeln, Linsen, Bohnen, Gurken und Kohl kamen regelmäßig auf den Tisch. Die Sumerer stellten gesäuertes und ungesäuertes Brot her. Aus Milch wurde Butter, Sahne, Joghurt und Käse gewonnen. Eiweiß lieferten Eier und Käse, Gänse, Enten, Hühner sowie Heuschrecken. Hammel und Schweine wurden in großen Herden gezüchtet. Seltener gab es Schlachtfleisch von Rindern, Eseln, Schafen und Ziegen. Hasen, Wildschweine, Wildziegen, Wildschafe, Antilopen, Gazellen und Hirsche wurden gejagt. Die Löwenjagd war Privileg der Könige. Der Fischfang wurde intensiv betrieben, wobei teilweise auch abgerichtete Pelikane verwendet wurden. Karpfen wurden exportiert.

Sumerische Marmorstatue

Silber diente als Zahlungsmittel, wenn größere Beträge zu zahlen waren, wie beispielsweise die Steuern. Gerste, manchmal auch Milch, Datteln oder Öl dienten als Bezahlung für alltägliche Waren und Dienstleistungen: Der Wein in der Schenke, Fleisch und Stoffe auf dem Markt. Als Arbeitslohn für Landarbeiter, Handwerker oder die Amme wurde wohl meist Naturalienzahlung vertraglich vereinbart: Soundsoviel Gerste, Milch, Olivenöl und andere Waren für eine bestimmte Arbeitsdauer oder -leistung. Überhaupt wurden wohl sehr viele Vereinbarungen schriftlich abgeschlossen. Die aufgefundenen Keilschrifttafeln enthalten fast ausnahmslos Notizen über ganz gewöhnliche Alltagsgeschäfte.

Die Bekleidung

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Bereits 3800 v.Chr. war die Webkunst bekannt. Den Sumerern war gutes Aussehen wichtig. Sumerische Männer trugen ihr Haar oft lang mit einem Mittelscheitel. Sie hatten in der Regel lange Bärte. Ihre Kleidung bestand aus langen Röcken und einem großen Schal, der über die linke Schulter geworfen wurde, ein Vorläufer der Toga. Der rechte Arm und die rechte Schulter blieben unbekleidet.

Die Sumererinnen trugen ebenfalls langes Haar. Die meisten Frauen flochten es zu einem langen Zopf, den sie sich dann um den Kopf wickelten. Die sumerischen Frauen kleideten sich ebenso wie die Männer in lange Schals, die den gesamten Körper bedeckten und nur den rechten Arm und die rechte Schulter frei ließen.

Wie sah ihre Schrift aus?

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Die Sumerer waren das erste Volk, das eine Schrift entwickelte. Die ursprüngliche Schrift war eine Bilderschrift, die in senkrechten Spalten in Stein gemeißelt wurde. Später begann man, auf Tontafeln waagerecht zu schreiben und stilisierte die Schrift zu Keilschrift, um schneller schreiben zu können.

Tafel mit Keilschrift

Die Keilschrift wird mit angespitzten Schilfhalmen geschrieben (Schilf ist eine Pflanze, die an Flussufern wächst). Diese Schilfhalme werden Stylus genannt. Drückte man sie in eine kleine Tafel aus ungebranntem Lehm, so entstanden keilförmige Linien, die an einem Ende dicker waren als am anderen. Aus diesem Grund wird die Schrift der Sumerer auch Keilschrift genannt. Es war eine Silbenschrift. So gab es ein Zeichen für "ba" (wir brauchen zwei Zeichen, um diese Silbe zu schreiben!), ein anderes "bi", "bu", "ub", und so weiter. Außerdem gab es noch Zeichen für ganze Wörter. Ein Stern bedeutete zum Beispiel "Dingir", Gott. Um überhaupt schreiben zu können, musste man ungefähr 200 verschiedene Zeichen kennen, ein guter Schreiber beherrschte mehr als 500. Die meisten Leute konnten weder schreiben noch lesen, selbst Könige nicht. Nur die Schreiber konnten lesen und schreiben. Es war ein sehr angesehener Beruf. Die Ausbildung begann bereits im frühesten Kindesalter und dauerte viele Jahre.

Die Keilschrift war die erste bekannte Schrift der Menschheit. Viele Nachbarstaaten übernahmen die Keilschrift, um auf die gleiche Weise ihre eigene Sprache niederzuschreiben (z. B. die Akkader, Babylonier, Assyrer, Hethiter, Hurriter, Urartäer und Elamiter). Die Keilschrift wurde 2000 Jahre lang verwendet. Die Sumerer erfanden auch den Vorläufer der Rollendruckmaschine: Ein „Rollsiegel“ war ein Zylinder aus Stein, in den eine Botschaft eingemeißelt war. Das Siegel wurde auf feuchtem Ton abgerollt. So entstanden genau reproduzierbare „Unterschriften“. Zur besseren Haltbarkeit konnten die Tontafeln gebrannt werden.

Die Sumerer verwendeten die Schrift für viele Zwecke: Religiöse Schriften, Ernteberichte, Kochrezepte, Gerichtsprotokolle, Verträge, Preislisten, Landvermessungen und anderes. Die Sumerer waren wahrscheinlich die ersten, die Geschichten aufschrieben. Es gab Bibliotheken, auch mit Lehrbüchern. Im Jahr 1872 wurden 12 Tontafeln mit Keilschrift gefunden, die das Gilgamesch-Epos enthielten. Es wurde etwa 2500 vor unserer Zeit geschrieben. Weil es die älteste bekannte Dichtung ist, gilt es als Grundstein der Literatur.

Lange Zeit glaubte man, die erste Gesetzessammlung der Welt wäre vom babylonischen König Hammurapi etwa 1900 vor Christus verfasst worden. Der Kodex von Lipit-Ischtar wurde etwa 1930 v.Chr. in eine Steintafel gehauen. Die 38 Gesetze handeln von Grundbesitz, Heirat und Erbschaft, Bootsmiete und Ochsenmiete, Steuervergehen, Sklaven und Dienern. Eins der Gesetze besagte, dass einem Chirurgen die Hand abgehackt wird, wenn er bei einer Schädeloperation versehentlich das Auge eines Patienten verletzte. Der Baumeister verlor das Leben, wenn ein von ihm gebautes Haus einstürzte und dabei den Hausherrn erschlug. Noch früher, um 2100 v. Chr. hatte Urnammu, Herrscher von Ur, Gesetze erlassen, unter anderem über „ehrliche und unveränderbare Maße und Gewichte“.

Die Rechtsprechung ist aber noch viel, viel älter. Etwa im Jahr 2355 v. Chr. war die Rechtsprechung derart „verkommen“, dass der König Urikagina es für notwendig hielt, sie zu reformieren. In einer langen Inschrift werden erst die Übel aufgezählt (Bestechlichkeit und Willkür der Beamten, Wucherpreise und Unterdrückung der Armen) und dann die Reformen genannt. Die Rechte der Armen, Blinden, Witwen, geschiedenen Frauen und Waisen wurden neu geregelt.

Woran glaubten sie?

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Die Sumerer glaubten an viele verschiedene Götter. Der Hauptgott Anu (An) war der Himmelsgott, es gab noch einen Wassergott namens Enki, einen Luftgott namens Enlil, eine Erdgöttin namens Ki, eine Fruchtbarkeitsgöttin namens Inanna und viele weitere. Jede Stadt hatte ihren Stadtgott. Die Sumerer glaubten, dass die Könige von den Göttern ernannt worden sind. Hauptaufgabe der Könige war es, für Gerechtigkeit zu sorgen.

Sind einige von ihnen heute noch berühmt?

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Der berühmteste Sumerer ist Gilgamesch, der sagenhafte König von Uruk. Wir kennen ihn aus dem Gilgamesch-Epos, einer Sammlung von sumerischen Legenden, die später auf Akkadisch übersetzt und aufgeschrieben wurde. Die Legenden erzählen von Gilgameschs Abenteuern, seiner Freundschaft mit Enkidu (einem wilden Mann, der von Tieren aufgezogen wurde) und seiner Reise, die er unternahm, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu entdecken.

Ein Kapitel dieses Epos handelt vom König Utnapishtim, der die Menschheit vor der großen Flut rettete. Es ist der biblischen Geschichte von Noahs Arche sehr ähnlich und lässt die Wissenschaftler vermuten, dass die Autoren der Bibel diese sumerische Geschichte kannten.

Was ist von ihnen geblieben?

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Die Geschichte Sumers ging bis etwa 1800 vor Christus. Die Sumerer als Volk gibt es heute nicht mehr, aber sie haben uns viele wichtige Erfindungen hinterlassen. Sie haben die Keilschrift erfunden, welche 2000 Jahre lang in Westasien in Gebrauch war. Funde von Keilschrifttafeln haben den Forschern vom Beginn der Zivilisation erzählt.

Viertausend Jahre vor Christus entwickelten die Sumerer effektive Bewässerungssysteme für die Felder. Sie haben das Rad erfunden, Fahrzeuge gebaut und Ochsen und Pferde als Zugtiere benutzt. Sie haben die Töpferscheibe, gebrannten Ton und vieles im Bereich der Landwirtschaft erfunden, wie das Schöpfrad, landwirtschaftliche Geräte, das Backen und Bierbrauen. Die Metallurgie war hoch entwickelt, Erz wurde von weit her importiert. Als Brennstoff diente sowohl Holz als auch Teer und Öl, die aus den unterirdischen Lagerstätten nach oben drangen. Die älteste Waage der Sumerer wurde auf 5000 v. Chr. datiert.

Ihre fortschrittliche, intensive Bewässerungstechnik legte gleichzeitig den Grundstein zum Niedergang Sumers (bzw. seiner Nachfolgestaaten): Wegen fortschreitender Versalzung des Bodens gingen die landwirtschaftlichen Erträge immer weiter zurück. Noch heute sind weite Landstriche nur bedingt nutzbar.

Die Sumerer waren die ersten, die astronomische Beobachtungen anstellten. Die Sumerer entwickelten das erste Stellenwert-Zahlensystem. Es beruhte auf der Zahl 60, weil diese Zahl sich leicht durch 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30 teilen lässt. Auch heute noch teilen wir die Zeit in Stunden zu je 60 Minuten und Minuten zu je 60 Sekunden und den Kreis in 6 * 60 = 360 Grad.


Literatur

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Der Text wurde aus dem englischen Projekt [1] übernommen, Autoren siehe dort.

Vielen herzlichen Dank an Alle, die sich an der Übersetzung dieser Seite beteiligt haben. Mitwirkende an dieser Übersetzung sind in der Seitenhistorie dieser Seite vermerkt. Falls Sie Spaß daran gefunden haben und weitere Seiten übersetzen wollen, finden Sie hier weitere.