Wikijunior Alte Zivilisationen/ Ägypter

Blick auf den Nil aus dem Weltraum


In welchem Land lebten sie?

Bearbeiten

Ägypten liegt in Nordostafrika, am Nil. Dieser Fluss entspringt in Zentralafrika. Seine Quellflüsse, der Weiße Nil und der Blaue Nil, fließen bei der sudanesischen Hauptstadt Khartum zusammen. Von dort aus fließt der Nil nordwärts und mündet schließlich ins Mittelmeer. Die Nilmündung hat die Form eines „Deltas“. Ein Flussdelta hat die Form eines Dreiecks und bildet sich an der Mündung eines Flusses, weil sich der mitgeführte Sand und Schwebestoffe absetzen.

Blick vom Ufer auf den Nil

Der Nil bildete den Mittelpunkt des Lebens in Ägypten. Jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit trat der Fluss über seine Ufer, bedeckte das Land in Ufernähe mit frischem Schlamm und machte es dadurch fruchtbar für den Ackerbau. Um mehr Nahrung anbauen zu können, legten die Ägypter Bewässerungskanäle an, die einen Teil des Nilwassers in die Gebiete neben dem Fluss leiteten. Die Menschen entfernten sich selten weit vom Nil, denn der Fluss grenzt im Westen an die Wüste Sahara und im Osten an die Arabische Wüste. Deshalb benötigten die Ägypter auch den fruchtbaren Schlamm, den die jährliche Flut brachte, für den Ackerbau. Auf dem vom Weltraum aus aufgenommenen Foto des Nils kann man leicht das fruchtbare Land entlang des Ufers (grün) und die daran anschließende Wüste (hellbraun) sehen. Man sieht also, warum die Ägypter sich lieber nicht zu weit vom Nil entfernen wollten!

Der Nil war auch wichtig für das ägyptische Transportsystem, das stark auf der Schifffahrt beruhte. Boote konnten die Strömung des Flusses nutzen und so leicht nach Norden gelangen. Aber es war auch kein Problem, mit dem Boot nach Süden zu reisen, denn die Winde am Nil wehen normalerweise südwärts. Wollten die Ägypter nach Süden fahren, mussten sie nur ihre Segel hissen und mit Hilfe des Windes gegen die Strömung fahren!

Der Nil war sehr wichtig für die Ägypter. Ein griechischer Historiker namens Herodot, der den Nil Jahrtausende nach den Anfängen der ägyptischen Zivilisation bereiste, soll gesagt haben: "Ägypten ist ein Geschenk des Nils." Damit meinte er, ohne den Nil und seine Auswirkungen auf die Menschen, die an seinen Ufern lebten, hätte dort keine Zivilisation entstehen können.

Wie sahen ihre Gebäude aus?

Bearbeiten

Es gab zwei Gebäudetypen, in denen die Ägypter wohnten: Arbeiterhäuser und Stadthäuser, in denen die reicheren Menschen lebten. Beide Arten von Häusern bestanden aus Ziegeln. Diese Ziegel wurden aus einer Mischung von sehr lehmhaltigen Nilschlamm, kleinen Steinen und Stroh gemacht. Die Mischung wurde in Holzrahmen gegossen und trocknete dann in der Sonne, bis die Ziegel fest waren. Die Gebäude, die aus solchen Ziegeln gebaut wurden, fielen irgendwann schließlich zusammen und direkt auf den Überresten der alten Häuser wurden neue errichtet. Dadurch entstanden mit der Zeit kleine Hügel. Stein wurde nur für Bauwerke verwendet, die lange Zeit überdauern sollten, wie zum Beispiel die Pyramiden. Gewöhnlich wurden die Häuser am Ufer des Nil errichtet, aber sie mussten hoch stehen, damit sie nicht überflutet wurden.

Ein Arbeiterhaus hatte üblicherweise ein Stockwerk und bis zu vier Räume. Außerdem hatte es einen Hof, eine Küche im hinteren Teil des Hauses und zwei unterirdische Keller. Die Dächer der ägyptischen Häuser waren flach und die Menschen hielten sich oft auf ihnen auf. Ägyptische Familien schliefen und kochten auf dem Dach und nahmen auch ihre Mahlzeiten dort ein. Das Dach war also sozusagen Wohnzimmer, Küche, Esszimmer und Schlafzimmer in einem. In den einfachen Häusern gab es kein fließendes Wasser. Das Wasser musste von einer Quelle geholt werden, die sich gewöhnlich mehrere Familien teilten. Arbeiterhäuser hatten nur wenige Möbel, nur Betten und Kisten, in denen Kleidungsstücke aufbewahrt wurde.

Die Häuser der Wohlhabenden waren um vieles größer und hatten bis zu drei Stockwerke. Da ihre Mauern viel höher waren, mussten diese durch Balken stabilisiert werden und die Wände im ersten Stockwerk bestanden oft aus Stein, damit sie die Last tragen konnten. Die verschiedenen Stockwerke hatten verschiedene Aufgaben. Der erste Stock diente als Werkstatt und für Geschäftliches, während der zweite und dritte Stock luxuriöser möbiliert waren und der Familie zum Wohnen dienten. Auf dem Dach wurde das Essen zubereitet und dann von den Bediensteten hinunter in die Wohnräume gebracht. Die Häuser der Wohlhabenden hatten auch Gärten, Wasserbecken und kleine Götteraltäre. Sie waren mit gekachelten Fußböden, verschließbaren Fenstern, schicken Treppen und bemalten Wänden geschmückt. Die Decken waren hoch und wurden von Säulen getragen.

Die berühmte Cheops-Pyramide

Die Pyramiden waren Grabmale für die ägyptischen Herrscher (Pharaonen). Sie waren hoch, denn man glaubte, dass sie den toten Herrschern als Treppe in den Himmel dienten. Es gab Pyramiden in vielen verschiedenen Formen, aber die berühmtesten haben eine viereckigen Grundfläche und dreieckigen Seitenflächen. Die größte ist die Cheops-Pyramide in Gizeh: Sie ist mit einem Alter von etwa 4500 Jahren das älteste erhalten gebliebene Bauwerk der Welt. Ihr Bau dauerte 20 Jahre. Sie war einmal mit weißem Marmor verkleidet und hatte eine völlig glatte Oberfläche. Ursprünglich war sie 147 Meter hoch, durch Abtragungen sind es heute noch 137 Meter. Die Präzision war unglaublich: Die Längen der vier Seiten unterscheiden sich weniger als ein Promille! Die Pyramiden wurden alle mit Hilfe ganz einfacher Mittel errichtet, zum Beispiel mit Flaschenzügen, geneigten Ebenen und Hebeln. Die Steinquader wurden mit Nilschiffen aus den Steinbrüchen herangebracht. Vom Flussufer zur Pyramide führte eine Straße. Die Quader wurden auf untergelegten Baumstämmen gerollt oder auf Schlitten befördert. Der Sand vor den Schlitten wurde gewässert, damit der Schlitten leichter rutscht.

Es war eine Ehre, ausgewählt zu werden, für den Pharao arbeiten zu dürfen. Überdies war die Verpflegung gut und reichlich, besser als in den Dörfern. Die qualifizierteren Handwerker waren hoch angesehen. In den Steinbrüchen wurde das ganze Jahr gearbeitet. Die Steinmetze benutzten Kupfermeißel. Kupfer ist eigentlich ein weiches Metall, aber damals war es das härteste Metall, das den Menschen bekannt war. Nach 100 Schlägen war ein Meißel stumpf und wurde von Schmieden wieder scharf gemacht und gehärtet. Die Arbeitsteilung war hoch entwickelt: Es gab Steinmetze für grobe und feine Arbeiten, Wasserträger, Brennholzträger (für das Schmiedefeuer), Schlittenzieher, Wasser-vor-die-Kufen-Gießer usw.

Während der jährlichen Überschwemmungen des Nils wurden zusätzlich bis zu 100 000 Menschen für den Pyramidenbau zusammengeholt (auf den Feldern gab es ja nichts zu tun, die standen unter Wasser). Solche Großprojekte waren nur möglich, weil das fruchtbare Niltal einen hohen Lebensstandard ermöglichte.

Von innen waren die Wände der Pyramiden mit Hieroglyphen, der bildhaften ägyptischen Schrift, geschmückt. Die Grabkammer des Pharao befand sich tief im Inneren der Pyramide und war mit Gold, Juwelen und anderen Reichtümern gefüllt. Außerdem enthielt sie die Alltagsgegenstände, die der Pharao während seiner Reise in Jenseits brauchen würde, wie Nahrungsmittel, Kleidung, Geräte, Steinzeug und Möbel. Manchmal wurden sogar die Diener mit in das Grab eingemauert! Wegen all dieser Schätze in der Grabkammer brachen manchmal Räuber in die Pyramiden ein. Da aber das Innere einem Irrgarten ähnelt, verloren sie oft die Orientierung und verhungerten schließlich oder sie gerieten in raffinierte Fallen. Ein weiterer Schutz gegen Räuber waren die Flüche, die als Inschriften am Eingang der Pyramiden angebracht wurden. Viele der alten Ägypter waren sehr abergläubisch und die Flüche jagten ihnen genug Angst ein, um sie fern zu halten. Im Laufe der Jahrhunderte verloren die Diebe leider ihre Angst vor den Flüchen. Sie haben fast alles geraubt, was sie finden konnten. Manchmal finden Archäologen eine bisher unbekannte Grabkammer und freuen sich über die alten Schätze, die jahrhundertelang unberührt in den Pyramiden gelegen haben.

Was aßen sie?

Bearbeiten

Das Essen der alten Ägypter unterschied sich nicht sehr von dem, was wir heute essen. Da der Nil sie regelmäßig mit Wasser versorgte, konnten sie auch in der sonst wüstenhaften Umgebung viele verschiedene Feldfrüchte anbauen. Die wichtigsten Anbaupflanzen waren Getreide, Gemüse und Obst. Feigen, Granatäpfel, Datteln, Melonen und Weintrauben wuchsen gut in der Hitze. Gemüse wie Gurken, Zwiebeln, Kohl, Knoblauch, Radieschen, Lauch und noch viel mehr konnte man dreimal im Jahr ernten: Im Frühling, Herbst und Winter. Im Sommer spülte die Überschwemmung neuen fruchtbaren Schlamm auf die Felder. Obst und Gemüse wurden mit Essig und Öl angemacht, ganz ähnlich wie der Salat bei uns heute noch gegessen wird.

Fleisch war sehr teuer. Die meisten Haustiere wurden deshalb als Zugtiere eingesetzt, statt sie zu schlachten. Um ihren Speisezettel mit Fleisch zu bereichern, jagten die alten Ägypter oft Wildtiere. Arme Leute fingen auch Fische, kochten oder brieten sie oder panierten sie wie ein Schnitzel. Oft ließen sie den Fisch auch nur von der Sonne trocken.

Honig wurde viel verwendet, denn Zucker gab es nicht. Viele Ägypter glaubten auch, dass Honig sie heilen konnte und verwendeten ihn, wenn sie eine Medizin herstellten.

Die Ägypter kannten viele verschiedene Brotarten. Der Teig bestand aus Getreide, Hefe, Eiern, Butter, Salz, Milch und Gewürzen. Zu Anfang wurde er über dem offenen Feuer gekocht. Später benutzten die Ägypter vorher erhitzte Steinplatten dazu. Da Brot war gewöhnlich flach und rund, aber zu speziellen Anlässen wurde es auch zu Brötchen geformt. Es gab einfaches Brot sowie mit Bohnen, Gemüse oder anderen Zutaten gefülltes. Süßes Brot konnte man mit Hilfe von Honig, Früchten oder Datteln herstellen. Die Ägypter erfanden den Sauerteig und lernten, die Gärung zu beherrschen.

Für Äpfel und Pfirsiche war das Klima zu heiß, die Reichen importierten so etwas.

Wie kleideten sie sich?

Bearbeiten

Im heißen Klima Ägyptens wurde der Kleidungsstil von der Bequemlichkeit bestimmt. Die meisten Ägypter trugen weiße Tuniken aus Leinen. Bei einem Mann reichte die Tunika bis zum Knie, bei einer Frau bis hinunter zu den Knöcheln. Frauen trugen oft Umhängetücher zu ihren Kleidern. Bei der Arbeit hatten die Männer ein Lendentuch um, aber viele Arbeiter hatten überhaupt keine Kleidung an. Frauen trugen bei der Arbeit kürzere Röcke. Die Kinder liefen im Sommer gewöhnlich ohne Kleidung herum und trugen im Winter Mäntel und Tücher, in die sich einhüllten. Reichere Leute hatten bauschige Kleidung und ein paar adelige Frauen trugen perlenbestickte Kleider.

Die Schuhe waren Sandalen aus Palmenfasern oder geflochtenem Papyrus. Die meisten Leute liefen barfuß, trugen ihre Schuhe bei sich und zogen sie nur an, wenn nötig. Die Frauen trugen nur selten Schuhe, da sie meistens im Haus arbeiteten.

Sowohl Männer als auch Frauen schminkten sich. Die Schminke wurde aus einer Mischung von zermahlenen Mineralien und Öl hergestellt und schützte auch vor Sonnenbrand und Insekten. Außerdem benutzten die Ägypter einen rötlichen Farbstoff namens 'Henna'. Im Gegensatz zu anderen alten Völkern legten die Ägypter viel Wert auf Sauberkeit. Vor dem Anziehen wuschen sie sich und cremten sich mit Duftölen ein. Sie benutzen Kämme, Rasierklingen und Pinzetten zur Körperpflege. Sowohl Männer als auch Frauen trugen Perücken, die jeden Tag gewechselt wurden und aus Menschenhaar oder Wolle bestanden. Zu besonderen Anlässen wurden lockige Perücken getragen.

Schmuck gehörte zum Ausstattung jedes Ägypters. Ägypter alles Schichten trugen Schmuck, entweder aus Gold oder aus farbigen Perlen oder aus Stein. Halsketten wurden aus Lapislazuli und Türkis gemacht. Ringe waren meistens aus Lehm gemacht und die Ägypter trugen auch Ohrringe.

Die königliche Familie trug zeremonielle Kleidung, die mit vielen Federn und Pailletten geschmückt waren. Die Sandalen und Handschuhe des Königs waren ebenfalls reich verziert.

Woran glaubten sie?

Bearbeiten
Das Auge des Ra

Die meisten Ägypter waren Polytheisten, das heißt, sie glaubten an viele verschiedene Götter. Zu den wichtigsten Göttern gehörten die beiden Sonnengötter Re und Atum. Viele der Götter beruhten auf Tieren oder wurden durch Tiere symbolisiert. Anubis, der Gott der Totenriten, wurde oft als Schakal dargestellt, Hathor war eine Göttin in Gestalt einer Kuh und Horus wurde durch einen Falken dargestellt.

Mit Hilfe der Legenden, die über diese Götter und Göttinnen erzählt wurden, wurden oft wichtige religiöse Vorstellungen der alten Ägypter erklärt. Eine berühmte Legende zum Beispiel handelt von Isis und Osiris. Diese Geschichte erklärt einige der wichtigsten Vorstellungen: den Glauben an ein Jenseits und die Mumifizierung.

Teil des Karnak-Tempels

Die Ägypter glaubten, dass die Menschen nach ihrem Tod in ein Jenseits hinübergingen und dort im wesentlichen genau so weiterlebten, wie sie dies auf der Erde getan hatten. Um ihnen das zu ermöglichen, musste alles erhalten werden, dass sie in ihrem irdischen Leben benutzt hatten. Aus diesem Grund wurde zusammen mit einem toten Pharao sein gesamter Besitz bestattet. Die Pharaonen und andere Leute, die reich genug waren, ließen sich die Wände ihrer Gräber mit Szenen aus ihrem irdischen Leben bemalen, damit sie genau diese Szenen auch im Jenseits "wiedererleben" konnten. Aus diesem Grund glaubten die Ägypter auch an die Mumifizierung: es war wichtig, den Körper nach dem Tod zu erhalten, damit der Geist (genannt 'ka') später in ihn zurückkehren konnte.

Unter der Herrschaft eines Pharaos namens Akhenaten gingen die Ägypten zum Monotheismus über, das heißt, zum Glauben an nur einen Gott. Während dieser Periode verehrten die Ägypter den Sonnengott Aten. Jedoch nahmen die Ägypter den Monotheismus nie richtig an und kehrten nach dem Tod des Pharaos zum Polytheismus zurück.

Die Pharaonen ließen gewaltige Tempel bauen. Das größte sakrale (= religiöse) Bauwerk der Welt ist der Amun-Tempel von Karnak. 134 Säulen, jede 24 Meter hoch, bilden den großen Säulensaal. 70 000 Priester gehörten zum Tempel und seinen Außenstellen. Der Tempel stand in der Königsstadt Theben. Die Stadt bedeckte eine so gewaltige Fläche, dass die Stadtmauer 100 Tore hatte. Leider ist außer den steinernen Tempeln nichts geblieben: Wohnhäuser, Warenlager, selbst Villen und Paläste waren aus Ziegeln aus getrocknetem Nilschlamm gebaut.

Wie sah ihre Schrift aus?

Bearbeiten
Hieroglyphen.

Die Ägypter hatten drei verschiedene Schriftarten. Die erste Schrift nennt man Hieroglyphen. Hieroglyphen waren eine Art Bilderschrift. Ein Bild oder mehrere Bilder/Zeichen zusammen bilden Wörter. Diese Schrift ist schwer zu lesen, weil es oft schwierig ist zu sehen, wo ein Wort aufhört und das nächste anfängt, denn die Ägypter benutzten keine Zeichensetzung. Eine andere altägyptische Schriftart nennt man „Hieratische Schrift“. Das bedeutet „Priesterschrift“. Dieser Schreibstil besteht auch aus Hieroglyphen, aber sie wurde sehr schnell und kursiv geschrieben. Zuletzt entwickelte sich die „Demotische Schrift”. Sie kam in Mode, während Ägypten von den Pharaonen regiert wurde, die von einem General Alexander des Großen abstammten.

Die Ägypter ritzten die Hieroglyphen in Stein, in Lehmziegel oder Papyrus (das ist eine Art Papier, das aus Schilf hergestellt wurde). Die ägyptische Schrift zu erlernen dauerte viele Jahre, und nur wenige Leute konnten lesen und schreiben. Für einen Bauern oder Handwerker war es völlig ausgeschlossen, „nebenbei“ (nach dem Tagwerk) lesen zu lernen. Die „Schreiber“ standen in hohem Ansehen und bildeten eine stolze Kaste mit eigenen Regeln. Sie setzten ihren ganzen Ehrgeiz ein, um jedes Zeichen ganz genau nach jahrhundertealten Vorlagen zu schreiben. Dadurch gab es jahrhundertelang keine Weiterentwicklung der Schrift und auch keine unterschiedlichen „Handschriften“. Die besten Schreiber konnten zu Hofbeamten oder Priestern aufsteigen. Der Pharao und jeder hohe Höfling konnte Lesen und schreiben, was nicht selbstverständlich war: In den meisten alten Zivilisationen war es recht selten, dass ein Herrscher lesen konnte.

Das ägyptische Reich wurde sehr effektiv regiert. Die Befehle des Pharao wurden niedergeschrieben und sorgen bis in den letzten Winkel des Reiches für Gesetz und Ordnung. Die Schriftform garantierte, dass kein lokaler Beamter etwas im eigenen Interesse missverstehen oder anders interpretieren konnte, als vom Pharao vorgesehen. Die Beamten schickten Berichte aus den Orten und Provinzen zurück. Alles war wohldurchdacht. Die Höhe der Steuern hing beispielsweise von der Höhe des Hochwassers ab: War die Überschwemmung schwach, mangelte es den Bauern der höhergelegenen Felder an Wasser und die Ernte war dürftig, folglich zahlten sie weniger Steuern. Gerecht, nicht wahr?

Dieses in Jahrhunderten gewachsene, wohldurchdachte Rechtssystem mit dem Pharao an der Spitze stellte in den Augen jedes Ägypters eine gewaltige Errungenschaft dar: Alle waren gleich vor dem Gesetz, es gab keinen Platz für willkürliche Entscheidungen. Was ein Ägypter in seiner Jugend über das geltende Gesetz gelernt hatte, blieb lebenslang gültig. Was für ein Kontrast zu den Nachbarvölkern, die von den Ägyptern als Barbaren betrachtet wurden! Für all den Schutz und die Sicherheit wurde der Pharao als Gott verehrt. Ist doch logisch (aus Sicht des einfachen Volkes): Der Pharao muss göttlich sein, denn wie hätte ein gewöhnlicher Mensch so viel Weisheit haben und ein gewaltiges Reich so wohlgeordnet regieren können? Starb er, wurde er durch den nächsten Pharao ersetzt: Das Amt war viel bedeutender als die konkrete Person.

Als das Christentum zur Religion des Römischen Reichs wurde, geriet die alte ägyptische Sprache und Schrift in Vergessenheit. Bis ins frühe 19. Jahrhundert sah es so aus, als ob sie für immer ein Geheimnis bleiben würde. Dann fiel Napoleon in Ägypten ein und brachte viele Gelehrte und Wissenschaftler mit ins Land. Einer dieser Gelehrten fand eine große Steinplatte, auf welcher der gleiche Text in drei verschiedene Schriftarten zu sehen war. Weil diese Platte in der Nähe der Stadt Rosette im Niltal gefunden wurde, nannte man sie den „Stein von Rosette“. Jahre später fand ein Mann namens Jean-François Champollion heraus, dass eine der Schriften auf dem Stein eine Form des Griechischen war, die er lesen konnte. Die anderen beiden Schriften waren Hieroglyphen und die Demotische Schrift. Indem er Stück für Stück die griechischen Wörter mit den ägyptischen verglich, gelang es ihm schließlich die Hieroglyphen zu entziffern und die Grundlagen der alten ägyptischen Sprache sowie ihre wichtigsten Laute zu verstehen. Es mussten jedoch noch viele andere Leute daran arbeiten, die ägyptische Schrift zu entschlüsseln und bis heute gibt es viele Zeichen und Wörter, die wir immer noch nicht verstehen. Es wird aber versucht, mit Hilfe der bereits bekannten Hieroglyphen, die Bedeutung dieser uns noch unbekannten Symbole herauszufinden.

Sind einige von ihnen heute noch berühmt?

Bearbeiten
Thutmosis III. 1479 bis 1425 v. Chr.

Gerade eben zum Pharao geworden, musste er einen Kriegszug gegen das aufständische Syrien unternehmen. Der größten syrischen Armee, die es bis dahin gegeben hatte, setzte er die bestorganisierte Armee der Welt entgegen. Die Rekruten wurden von seiner Kerntruppe, den Nubiern, sorgfältig ausgebildet. Die Ägypter benutzten eine revolutionäre Neuentwicklung: Den Kampfwagen. Der Pharao errang 1458 v. Chr. in Megiddo einen großen Sieg, seinen ersten. Er massakrierte die Besiegten nicht, sondern machte sie zu Vasallen. Der Bericht über diese und andere Schlachten wurde in eine Tempelwand gemeißelt. In den nächsten 20 Jahren siegte der geniale Stratege in 17 weiteren Schlachten. Ägypten wurde unter Thutmosis III zur Supermacht. Als er starb, meißelten die Schreiber in Stein: „Sein Reich erstreckte sich so weit wie der Lauf der Sonne“.

Tutanchamuns Totenmaske.
Tutanchamun, 1333 bis 1323 v. Chr.

Der Pharao Tutanchamun ist heute der vielleicht bekannteste altägyptische Herrscher. Interessant ist, das er im Altertum nicht für besonders wichtig gehalten wurde und nicht auf den ältesten Königslisten erwähnt wird. Die Entdeckung seines Grabes 1922 machte ihn zum Star. Viele der früher entdeckten Grabstätten waren ausgeraubt worden, aber sein Grab war nahezu unberührt erhalten. Viele der Dinge, die mit Tutanchamun begraben worden waren, waren gut erhalten, darunter auch tausende von Gegenständen aus Edelmetall und seltenen Steinen. Aus diesem Grund ist er heute so berühmt. Durch die Entdeckung seines Grabes konnten sich die Historiker und Archäologen eine Vorstellung davon machen, wie die Grabkammern der wichtigeren Könige ausgesehen haben mussten, bevor sie ausgeraubt wurden.

Ramses II, der Große, ca. 1298 bis 1213 v. Chr.

Zwischen dem Pharao und den Hethitern gab es einen langen Kampf um die Vorherrschaft, der von Ramses beendet werden konnte. Im Jahr 1275 v. Chr. kam es zur Schlacht zwischen Hattusili, dem Heerführer des Hethiterkönigs Muwatalli und dem jungen Ramses II, der erst vier Jahre vorher zum Pharao gekrönt worden war. Die Hethiter gewannen knapp. Ungeachtet dessen nannte Ramses II bei seiner Heimkehr die Schlacht einen großen Sieg. In den Folgejahren befürchteten beide Herrscher langandauernde Probleme mit ihren Grenzen: Ägypten im Süden, die Hethiter mit den Assyrern. Hattusili, inzwischen König der Hethiter, schlug einen Vertrag vor. Um Zweifrontenkriege zu vermeiden, schlossen beide Herrscher 1259 v.Chr. nach langen Verhandlungen den ersten Friedens- und Nichtangriffsvertrag, der auch gegenseitigen militärischen Beistand vorsah. Auch der Austausch von Gefangenen und Flüchtlingen (mit Amnestie) wurde vereinbart. Das ist der erste Friedensvertrag der Weltgeschichte, eine Kopie ist in der Eingangshalle der UNO zu finden.

Der Vertrag nützte beiden Seiten: Das gegenseitige Versprechen auf militärischen Beistand schreckte die Feinde ab. Beide Herrscher brauchten an ihrer gemeinsamen Grenze keine Truppen zu stationieren. Der Friedensvertrag von Kadesch hielt die Libyer von einem Angriff auf Ägypten ab und sicherte Ägypten eine fünfzigjährige Friedenszeit sowie eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, wie sie nach Ramses II unter keinem Pharao mehr erreicht wurde. Die Hethiter profitierten ebenfalls, weil der Vertrag ihre Feinde, die Assyrer, abschreckte.

Kleopatra VII., die Große, um 69 bis 30 v. Chr.

Die ägyptische Königin Kleopatra ist berühmt, weil sie die Geliebte von Julius Cäsar war und es erzählt wird, dass sie sich selbst mit einem Schlagenbiss getötet hat. Das geschah, nachdem sie von Oktavian gefangen genommen worden war. William Shakespeare schrieb ein Theaterstück über ihr Leben, welches mehrmals verfilmt wurde. Wusstet ihr auch, dass Kleopatra mit Ihrem Bruder Ptolemaios XIII. - einem Kind - verheiratet war?

Was ist von ihnen heute noch übrig?

Bearbeiten

Die ägyptischen Priester beobachteten, dass das Nil-Hochwasser etwa alle 365 Tage wiederkehrte. Durch bemerkenswert genaue Beobachtungen der Sterne wussten sie sogar, dass die Erdachse in etwa 26 000 Jahren einen Kreis am Sternenhimmel beschreibt (die sogenannte  Präzession) und dass ein Jahr einen Vierteltag länger als 365 Tage ist. Heute gibt es alle vier Jahre zum Ausgleich ein „Schaltjahr“. Damals wich der Kalender jedes Jahr um einen Vierteltag von der Wirklichkeit ab: Die Sommersonnenwende verschob sich in 365 Jahren um ein Vierteljahr vom Juni auf den September, nach weiteren 365 Jahren auf den Dezember! Alle 1460 Jahre (4 x 365) stimmte der Kalender mit dem Sonnenlauf überein, und diese Jahre wurden besonders gefeiert. Für den Alltagsgebrauch teilten sie das Jahr in zwölf Monate zu je dreißig Tagen und plus fünf Zusatztage. Dieser Kalender war praktischer als alle anderen frühzeitlichen Kalender.

Die Ägypter datierten den „Anfang der Zeit“, das „Goldene Zeitalter“ auf das Jahr 11 500 vor Christus. Heute wissen wir, dass etwa zu dieser Zeit die letzte Kaltzeit endete und die Warmzeit begann, in der wir heute noch leben.

Als die griechische Zivilisation entstand, gingen zahlreiche Griechen für viele Jahre nach Ägypten, um von den weisen Priestern zu lernen: Thales, Euripides, Herodot, Anxagoras, Plato und viele andere Philosophen, Ärzte, Mathematiker und Geschichtsschreiber. Sie schrieben nieder, was sie gelernt hatten, und dieses Wissen gehört zu den Grundlagen auch unserer heutigen Zivilisation.

Ägypten ist auch heute noch ein wichtiger Staat mit einer großen Bevölkerung. Da sich in der Gegend um Ägypten viele verschiedene Völker niederließen, sind dort die Leute anders als im Altertum, aber viele der heutigen Ägypter leben immer noch in der Nähe desselben Landes, auf dem schon ihre Vorfahren vor Tausenden von Jahren lebten, und sie sind stolz auf ihre große Vergangenheit.

Die alten Ägypter ritzten Botschaften in viele Mauern. Die ersten Ägyptologen (das sind Historiker, die sich besonders mit Ägypten beschäftigen) benutzten diese Botschaften an den Gebäuden, um etwas über die alten Ägypter herauszufinden. Viele Papyrusrollen sind erhalten geblieben, die von verschiedensten Themen des Lebens handeln. Ein großer Teil davon wurde noch nicht übersetzt, denn die Übersetzung ist schwierig. Das vermutlich älteste medizinische Lehrbuch der Welt beschrieb, wie die Verwundeten einer Schlacht zu behandeln waren. In den Museen gibt es auch viele Kunstwerke und Schmuckstücke der alten Ägypter zu sehen. Das meiste davon stammt aus dem Grab von Tutanchamun und den Gräbern anderer Pharaonen. Das berühmteste Kunstwerk ist die Büste der Nofretete.

Viele der alten ägyptischen Bauwerke, wie Grabmäler und Monumente gibt es auch heute noch. Die meisten von ihnen sind allerdings nur noch als Ruinen erhalten. Es gibt immer noch vieles über die Politik, Geschichte, Religion und die wissenschaftlichen Errungenschaften des alten Ägyptens herauszufinden.


Weiterführende Kinderbücher

Bearbeiten
  • Nicholas Harris, Peter Dennis: "Abenteuer Zeitreise. Das Geheimnis der Pyramiden", Bibli. Institut Mannheim, 2002
  • Claude Delafosse: "Licht an . . ., Band.9: Das ägyptische Grab", Bibli Institut Mannheim 1999
  • Zum Basteln: Karl Müller:"Mein supertolles Bastelset. Pyramiden", Köln 2004

Der Text wurde aus dem englischen Projekt [1] übernommen, Autoren siehe dort.