Wer waren die Goten, wann und wo lebten sie?

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Die Goten waren einer der größten germanischen Stämme mit einem bemerkenswert starken Königtum, wie Tacitus und andere antike Autoren berichteten. Ursprünglich siedelten sie in Skandinavien und auf der Insel Gotland. Es wird angenommen, dass die Goten im ersten Jahrhundert vor Christus von Gotland aus ins Gebiet des heutigen Polen wanderten. Vermutlich machte eine Klimaverschlechterung in Nordwesteuropa es immer schwieriger, die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Etwa im Jahr 170 begannen sie, relativ langsam nach Südosten zu ziehen. Allmählich teilten sich die Goten in die Ost- und Westgoten. Die Ostgoten siedelten sich nördlich des Schwarzen Meeres auf der Krim und in der Ukraine an, die Westgoten nördlich der Donau, im Gebiet des heutigen Rumäniens. Die Donau war die Grenze des römischen Reiches. Seit 332 galten die Westgoten offiziell als Verbündete der Römer. Der römische Kaiser Theodosius I hatte ihnen Siedlungsland versprochen, dafür sicherten die Goten die Grenze des römischen Reiches. Der Dienst in der römischen Armee war gar nicht übel. Als Soldat hatte man mehr zu essen als jemals zuvor als Bauer, und große Schlachten waren selten. Andererseits hatten die Goten vor dem Bündnis mit den Römern regelmäßig Kämpfe gegen andere Germanen und gegen Kelten auszutragen. Die Römer nannten ihre germanischen Verbündeten Foederati. Alarich I war zum römischen General ernannt worden. Im Jahr 394 war er der Heerführer der "Foederati", einer germanischen Armee in römischen Diensten. Als Soldaten in einem Kastell lebten sie fast luxuriös. Die Römer brauchten viele Legionen zur Bewachung ihrer Grenze (des „Limes“).

Inzwischen, im Jahr 375, waren die Ostgoten von den Hunnen besiegt und unterworfen worden. Die Westgoten wollten sich nicht unterwerfen und flohen mit Erlaubnis der Römer über die Donau in das Römische Reich. Auf das zugesagte Siedlungsland warteten sie weiter vergebens. Im Jahr 395 erhoben sich die Westgoten unter König Alarich und plünderten die Balkanhalbinsel und Konstantinopel. Sie wurden durch römische Truppen gestoppt und siedelten einige Jahre in Mazedonien.

Der römische Kaiser Honorius fürchtete den Einfluss der "Barbaren" und begann deshalb im Jahr 408, die Frauen und Kinder der Foederati zu ermorden. Daraufhin liefen die 30 000 Foederati-Soldaten zu Alarich über. Unter seiner Führung brachen sie in Richtung Rom auf. Zunächst belagerten sie Rom, um den römischen Kaiser zu zwingen, ihnen endlich das versprochene Siedlungsland zu geben. Da der Kaiser dazu nicht bereit war, eroberten sie Rom im Jahr 410 und plünderten es drei Tage lang. Wegen der schlechten Nahrungsversorgung zogen sie weiter nach Gallien und später nach Spanien. Alarich I. wollte sein Volk in Nordafrika ansiedeln, in der Kornkammer Roms. Der Versuch, nach Afrika überzusetzen, misslang aber. Die Schiffe wurden durch einen schweren Sturm zerstört. So schlossen die Westgoten im Jahr 418 einen Vertrag mit Rom und durften sich in Aquitanien (Südfrankreich) ansiedeln. Sie gründeten sie das Westgotische Reich mit der Hauptstadt Toulouse.

Das Volk der Goten hatte großen Einfluss auf die spätere römische Kultur.

Wie sahen ihre Gebäude aus?

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Die Goten lebten als bäuerliche Großfamilien in Langhäusern. Die Wände bestanden aus Flechtwerk, welches von beiden Seiten mit Lehm beschichtet wurde. Die Wände waren mit Fellen behängt. Entlang der Wände befanden sich Schlafnischen. Diese Häuser waren in einen Wohnbereich und einen Bereich für das Vieh unterteilt. Es gab Vorratsspeicher, oft auf hohen Pfählen zum Schutz vor Tieren. Schmied, Töpfer, Weber, Knochenschnitzer und Drechsler waren vermutlich die häufigsten Handwerksberufe. Die Handwerker waren aber gleichzeitig auch Bauern. Diese Handwerker hatten sich oft Arbeitshütten gebaut.

Was haben sie gegessen?

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Sie bauten Pflanzen an und schützten ihre Felder mit Flechtzäunen. Die Felder lagen jedes zweite Jahr brach und erholten sich (das nennt man Zweifelderwirtschaft). Schweine, Ziegen, Schafe und Rinder suchten sich im Sommer ihr Futter vermutlich am Waldrand und auf brachliegenden Feldern selbst. Ein Rind war der wertvollste Besitz einer Familie. Für den Winter wurde Futter eingelagert. Im Herbst wurden viele überzählige Tiere geschlachtet. Ihr Fleisch wurde geräuchert, getrocknet oder gepökelt. Die Goten tranken Met (Honigwein).

Wie kleideten sie sich?

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Gotische Buchstaben

Wie sah ihre Schrift aus?

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Gotisch ist eine ostgermanische Sprache und die älteste uns überlieferte germanische Schriftsprache.

Im 4. Jahrhundert übersetzte der gotische Bischof Wulfila das Neues Testament der Bibel ins Gotische (Wulfilabibel). Dazu verwendete er das griechische Alphabet, ergänzt um einige Buchstaben aus der lateinischen Schrift und aus der Runenschrift. Daneben gibt es nur wenige andere gotische Sprachzeugnisse, nämlich wenige Runeninschriften, Bibelauslegungen, ein Bruchstück eines Kalenders und ostgotische Urkundenunterschriften aus dem 6. Jahrhundert.

Nach dem Ende des Ostgotenreichs in Italien 493–555 und des Westgotenreichs in Spanien 466–711 ging die gotische Sprache weitgehend verloren.

Woran glaubten sie?

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Die Ostgoten waren zwar Christen, aber sie interpretierten die Bibel etwas anders als der Papst in Rom. Als Arianer glaubten sie nicht an die Verwandtschaft von Christus mit Gott. Deshalb wurden sie von den Byzantinern als Ketzer betrachtet. In einer Säuberungsaktion in den Jahren nach 552 wurden sowohl die Ostgoten als auch ihre Spuren in Kirchenmalerei und Kunst ausgelöscht.

Grabmal Theoderichs des Großen in Ravenna

Was haben sie uns hinterlassen

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Der König der Ostgoten, Theoderich, zog im Jahr 488 nach Italien, um Rom zu erobern, das vom germanischen Heerführer Odoaker besetzt war. Theoderich eroberte Italien und brachte Italien 30 Jahre Frieden, weshalb er „der Große“ genannt wurde. Er residierte in Ravenna, wo heute noch einige wenige Gemälde in den Kirchen von goldenen Zeitalter der Ostgoten erzählen. 497 wurde er vom oströmischen Kaiser als König anerkannt.

Das berühmteste Artefakt der Goten ist sicher der Codex Argenteus, die Silberbibel, geschrieben mit Silber- und Goldtinte auf Pergamentseiten, die mit dem Rot der Purpurschnecke gefärbt wurden: ein unendlich wertvolles Manuskript und eine der wichtigsten Handschriften der Spätantike. Es entstand im frühen 6. Jahrhundert in Italien und liegt heute in der schwedischen Stadt Uppsala.

Der Gotenschatz in Bukarest, 1837 von einem Bauern gefunden, gehört zu den Dingen, welche die Terwingen auf der Flucht vor den Hunnen zurückließen. Im Schatz enthalten sind auch die berühmten Adlerfibeln. Der Adler war seit der Zeit am Schwarzen Meer das gotische Symbol schlechthin.

Als der oströmische Kaiser Justinian I. das weströmische Reich zurückeroberte, endete das Reich der Ostgoten. Nach 552 wurden sie nie wieder erwähnt.

Das Westgotenreich wurde 711 von den Mauren besiegt.


Referenzen

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Literatur

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Der Text wurde aus dem englischen Projekt [1] übernommen, Autoren siehe dort.