Wikijunior Alte Zivilisationen/ Hethiter

Kleinasien, Mesopotamien und Ägypten ca. 1400 v. Chr.


Wer waren sie und in welchem Land lebten sie?

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Das Kernland der Hethiter ist Anatolien, eine Region im Südosten der heutigen Türkei. Die Region war Durchzugsgebiet für viele Völker. Vermutlich kamen die Hethiter aus dem Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres. Sie zählen zu den Indoeuropäern. Im 3. Jahrtausend vor Chr. gab es viele kleinere Fürstentümer, eins davon hieß 'Hatti' und seine Hauptstadt hatte den Namen Hattusa. Sie lag in Mittelanatolien, wo sich heute die Stadt Boghazköy befindet (ca. 210 Kilometer östlich der türkischen Hauptstadt Ankara).

König Hattusili I. (1565-1540 v.Chr.) war König des kleinen Fürstentums Hatta in Anatolien und träumte wie viele Kleinkönige von einem großen Reich. Zunächst überrannte Hattusili viele Orte im zentralen Anatolien. Dann zog er über den Taurus nach Süden und eroberte Aleppo (eine Stadt im heutigen Syrien). Die Statue des dortigen Wettergottes nahm er mit nach Hattusa. Er und seine Nachkommen führten viele Kriege gegen ihre Nachbarn und festigten ihre Eroberungen durch Verträge. Mursili (1540-1530 v.Chr.) eroberte Nordsyrien und überraschenderweise sogar das durch Misswirtschaft geschwächte Babylon.

Das Reich der Hatti erstreckte sich zeitweise von der Türkei über den Irak und Syrien bis nach Palästina. Die Blütezeit ihrer Zivilisation lag zwischen 1600 und 1200 vor Christus. Weil es aber keine Regelung der Thronfolge gab (außer dem Recht des Stärkeren), wurde das Reich oft durch blutige Kämpfe gelähmt und geschwächt.

Was aßen sie?

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Die Hethiter ernährten sich ähnlich, wie die anderen Völker des Mittelmeeres. Ihr Hauptnahrungsmittel war Brot. Fleisch stand auch täglich auf dem Speiseplan. Die reichen Leute aßen auch Käse und verschiedene andere Milchprodukte und Delikatessen aus Milch.

Das Küchenpersonal des Palastes musste jeden Monat einmal einen Eid auf die Einhaltung der Reinheit schwören.

Wie kleideten sie sich?

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Die Hethiter wurden stark von den Babyloniern beeinflusst. Deshalb nimmt man an, dass sie auch ähnliche Kleidung trugen. Die Bilder, die diesen Artikel illustrieren, bestätigen diese Theorie. Die hethitischen Männer kleideten sich in lange Mäntel und die Frauen trugen zweiteilige Kleider, die aus einem blusenähnlichen Oberteil und einem knielangen Rock bestanden. Ähnliche Kleidung wird heute noch in der Türkei und im Nahen Osten getragen.

Wie sah ihre Schrift aus?

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Ursprünglich sprachen die Hethiter eine Sprache, die dem Sanskrit, einer Sprache aus Indien, ähnelte. Die hethitische Sprache gehört wie auch das Deutsche zur Familie der indoeuropäischen Sprachen. Zum Schreiben verwendeten die Hethiter das Keilschriftsystem der Akkadier. Es waren Deutsche, die 1906 bei Ausgrabungen die ersten Tafeln mit hethitischer Schrift fanden. Innerhalb von zehn Jahren gelang es, die Sprachen zu entschlüsseln und ein Abriss ihrer Grammatik wurde veröffentlicht. Inzwischen ist die Zahl der gefundenen Texttafeln auf 30 000 angewachsen, außerdem sind Mauern mit Bildern und Texten geschmückt. Nach und nach erweiterten die Wissenschaftler der Welt, ihnen voran die Deutschen, ihr Wissen über die Sprache. Immer mehr hethitische Worte konnten mit einiger Sicherheit übersetzt werden. Inzwischen kennen wir genug hethitische Wörter um zu sehen, wie eng die Sprache mit anderen indoeuropäischen Sprachen verwandt ist.

Woran glaubten sie?

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Die Hethiter übernahmen vieles aus den Religionen anderer Völker. Die meisten der hethitischen Götter stammen ursprünglich von den Babyloniern oder Sumerern. Eroberten die Hethiter ein Reich, so fügten sie dessen Götter ihren hethitischen Göttern hinzu. Indem sie die Statuen fremder Götter in ihre Hauptstadt trugen, zeigten sie ihre Überlegenheit. Anscheinend glaubten sie, dass alle Götter rechtmäßig waren und Verehrung verdienten, unabhängig von wem sie angebetet wurden. Die Hethiter waren wahrscheinlich das erste Volk der Welt, das religöse Toleranz übte. Hattusa nannte man „das Reich der tausend Götter“. In der Hauptstadt wurden 31 Tempel und andere Heiligtümer gefunden.

Zum Jahreswechsel trugen die Bewohner zahlreiche Statuen zu einem Felsheiligtum. Sie feierten dort das Zusammentreffen des Wettergottes mit seiner Frau, der Sonne. Auf zahlreichen Keilschrifttafeln ist der genaue Ablauf religiöser Feste niedergeschrieben, denn nur die präzise Durchführung der Rituale sicherte das Wohlwollen der Götter.

Wie sahen ihre Gebäude aus?

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Die Kunst und Bauweise der Hethiter wurde stark von der der Nachbarländer beeinflusst. Zum Bau von Häusern und Tempeln verwendeten sie Steine und Lehmziegel, aber auch hölzerne Säulen. Die Hethiter errichteten große Paläste, Tempel und Befestigungsanlagen, deren Mauern, Tore und Türen von Reliefs geschmückt waren. Es gab mehrstöckige Wohnhäuser.

Die Hauptstadt, Hattusa, befand sich im Hochland, fern vom Meer. Zu Spitzenzeiten hatte sie 50 000 Einwohner. Es gab fünf große Bibliotheken, „Häuser des Wissens“. Die Stadtmauer war eindrucksvoll und machte die Stadt uneinnehmbar. Ihre Bauweise war einzigartig: Zwischen Mauern aus maßgefertigten Steinen wurde eine betonähnliche Masse aufgeschüttet. Auf diese Fundamente wurden Millionen Lehmziegel gestapelt und verputzt. Die Mauer war 8 Meter hoch. Die Wachtürme waren 13 Meter hoch und standen alle 15 bis 25 Meter. Der Palast des Königs befand sich in der Stadt und wurde durch eine zusätzliche Mauer geschützt. Die Archäologen haben Wasserrohre gefunden und die Reste eines ausgeklügelten Trinkwasser- und Abwassersystems gefunden. Für den Fall einer Belagerung war in Seen und Zisternen Trinkwasser für ein ganzes Jahr gespeichert.

Was ist sonst noch von ihnen geblieben?

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In Kappadokien, eine Gegend etwa 300 Kilometer östlich von Ankara, wurden schon in der Jungsteinzeit zahlreiche Höhlen bewohnt. Die Hethiter gruben Vorrats- und Schutzräume unter ihren Häusern sowie lange Tunnel, um sich vor Feinden verstecken zu können. Heute sind hunderte unterirdische Städte entdeckt worden, einige reichen zwölf Stockwerke unter die Erde. Es gab unterirdische Kirchen und Gasthäuser, unterirdische Flüsse flossen durch die Städte.

Was ist aus ihnen geworden?

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Etwa im Jahr 1200 vor Christus wurden die Hethiter von mehreren Katastrophen getroffen:

  • eine Pestepidemie dezimierte die Bevölkerung (auch zwei Könige starben kurz nacheinander an der Pest)
  • Nach einigen Missernten wurden die Nahrungsmittel knapp. Den hohen Naturalienaufwand für Opferungen wollten sie nicht verringern, um nicht die Gunst der Götter zu verlieren. Ein Brief an den verbündeten Pharao ist gefunden worden mit der Bitte um Lebensmittellieferungen und mit dem Satz „es geht um Leben und Tod“. Der Pharao schickte einige Schiffe mit Getreide, gereicht hat es wohl nicht.
  • Zwischen den Fürsten verschärften sich die Spannungen.
  • Die Überfälle benachbarter Stämme häuften sich. Das hängt vermutlich mit einer Völkerwanderung (der sogenannten Seevölkerwanderung) zusammen.
  • etwa 1200 v. Chr. gab es einen gewaltigen Brand in der Hauptstadt. Möglicherweise wurde er von den Hethitern beim Verlassen ihrer Hauptstadt selbst gelegt.

Die Hethiter verschwanden spurlos, plötzlich waren ihre Städte verlassen. Wie und wohin, ist heute noch unbekannt. Vielleicht hatten sie eine alles entscheidende Schlacht verloren und mussten deshalb wegziehen. Es war damals nicht unüblich, wenn statt ganzer Heere nur die Anführer miteinander kämpften. Das ersparte ihnen ein blutiges Gemetzel, aber das unterlegene Heer musste die Bedingungen des Siegers erfüllen.

So kam es, dass weder die Griechen noch die Römer von den Hethitern wussten. In der Bibel wurden sie zwar mehrfach erwähnt, aber man wusste nicht, wo dieses Volk gesiedelt hatte. Erst im 19. Jahrhundert wurden Funde gemacht, die sich zunächst keinem Volk zuordnen ließen. 1906 fand der deutscher Archäologe Hugo Winckler viele tausend Tontafeln mit Keilschrift in einer unbekannten Sprache. Erst 1915 gelang die erste Übersetzung, und die Welt erfuhr von der Existenz des Volkes der Hethiter.

Sind einige von ihnen heute noch berühmt?

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Die Hethiter hatten hervorragende, hochdisziplinierte Soldaten, die mit den besten Waffen ihres Zeitalters ausgerüstet waren. Für die Rekruten gab es Kasernen und Trainingspläne. Mit ihren Eroberungszügen beherrschten sie das Land vom Schwarzen Meer im Norden bis Kadesch im Süden, wo sie mit den Ägypter zusammenstießen. Wer Kadesch kontrollierte, galt als der größte Kriegsherr. Im Jahr 1275 v. Chr. kam es zur Schlacht zwischen Hattusili, dem Heerführer des Hethiterkönigs Muwatalli und dem jungen Ramses II, der erst vier Jahre vorher zum Pharao gekrönt worden war. Die Hethiter gewannen knapp. Ungeachtet dessen nannte Ramses II bei seiner Heimkehr die Schlacht einen großen Sieg. In den Folgejahren befürchteten beide Herrscher langandauernde Probleme mit ihren Grenzen: Ägypten im Süden, die Hethiter mit den Assyrern. Hattusili, inzwischen König der Hethiter, schlug einen Vertrag vor. Um Zweifrontenkriege zu vermeiden, schlossen beide Herrscher 1259 v.Chr. nach langen Verhandlungen den ersten Friedens- und Nichtangriffsvertrag, der auch gegenseitigen militärischen Beistand vorsah. Auch der Austausch von Gefangenen und Flüchtlingen (mit Amnestie) wurde vereinbart. Das ist der erste Friedensvertrag der Weltgeschichte, eine Kopie ist in der Eingangshalle der UNO zu finden.

Der Vertrag nützte beiden Seiten: Das gegenseitige Versprechen auf militärischen Beistand schreckte die Feinde ab. Beide Herrscher brauchten an ihrer gemeinsamen Grenze keine Truppen zu stationieren. Für Hattusili war dieser Vertrag der Glanzpunkt seiner Herrschaft. Er hatte dem mächtigsten Reich der Welt einen guten Friedensvertrag abgerungen. Seine Feinde, Assyrien und Babylon, wagten es nicht mehr, sich mit Hattusa anzulegen. Später verheiratete Hattusili einen seiner Söhne mit einer ägyptischen Prinzessin, um die gegenseitigen Beziehungen zu festigen.

Ein Teil des diplomatischen Briefwechsels zwischen den Herrschern ist erhalten geblieben. Dadurch wissen wir vieles über die damaligen diplomatischen Gepflogenheiten. Damals wagten die Könige nur selten, ihre Hauptstadt zu verlassen, weil sie Verschwörungen fürchteten. Für Verhandlungen schickten sie Abgesandte. Einmal aber trafen sich Pharao Ramses II und Großkönig Hattusili persönlich. Dieses Treffen ist das erste dokumentierte Gipfeltreffen der Geschichte.

Tudhalija, der Sohn Hattusilis, verfügte in einem Vertrag mit einem seiner Vasallen das erste bekannte Handelsembargo: Es soll also dein Kaufmann nicht in das Land Assur hineingehen, aber den assyrischen Kaufmann sollst du nicht in dein Land hineinlassen. Er soll auch nicht durch dein Land ziehen. Wenn er dennoch in dein Land hineinkommt, so nehme ihn gefangen und schenke ihn mir.


Literatur

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Der Text wurde aus dem englischen Projekt [1] übernommen, Autoren siehe dort.  Hethiter


Vielen herzlichen Dank an Alle, die sich an der Übersetzung dieser Seite beteiligt haben. Mitwirkende an dieser Übersetzung sind in der Seitenhistorie dieser Seite vermerkt. Falls Sie Spaß daran gefunden haben und weitere Seiten übersetzen wollen, finden Sie hier weitere.