Wer waren die Anasazi?

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Petroglyphs, Newspaper Rock, Utah, USA

Die Anasazi waren Indianer aus Amerika, die im Südwesten der heutigen USA vom 8.-13.Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebten. Sie errichteten eine glanzvolle Kultur, basierend auf der Bewässerung, und rätselhafte Dörfer.

Das Wort Anasazi, das die "Alten" bedeutet, wurde von den Indianern verwendet, um ihre sehr frühen Vorfahren zu bezeichnen. Die Spanier nannten ihre Vorfahren die "pueblos", was "Dörfer" bedeutet. Denn die Pueblos, wie die Anasazi lebten in mehrstöckigen Häusern, die massiv und in Gruppen gebaut waren. Heute benutzen die Hopi-Indianer das Wort "Hisatsinom" häufiger als das Wort "Anasazi". Die Historiker schließlich fassen manchmal unter der Bezeichnung "Anasazi" mehrere ähnliche Kulturen zusammen, die in der selben Region gelebt haben: die Hohokam, die Mogollon und die Patayan, Völker, die alle vor der Ankunft der Europäer in Amerika verschwunden sind.

Wo lebten die Anasazi?

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Das Gebiet der Anasazi (in grün). Es erstreckt sich über vier Staaten im Südwesten der USA. Es liegt benachbart zu den Kulturen Hohokam (in lila) und Mogollon (in orange). Die drei wichtigsten archäologischen Stätten sind Mesa Verde (1), Chaco Canyon (2) und Gila Cliff (3)

Die Archäologen fanden Spuren dieser Kultur in vier amerikanischen Staaten: Arizona, Utah, Neu-Mexiko und Colorado. Da sich diese Staaten an einer Ecke berühren, bezeichnet man diese Region mit dem englischen Namen "Four Corners" (Region der "Vier Ecken", wie "Vierländereck"). Auch wenn die Landschaften dieser Gebiete grandios sind, erschweren die natürlichen Bedingungen das Leben: die Dürre prägt den Großteil der Landschaft, die wie eine Wüste aussieht.

Dennoch wussten die Anasazi die natürlichen Ressourcen zu nutzen und respektierten das Gleichgewicht ihrer Umwelt. Sie schnitten zum Beispiel Blätter von der Yucca-Palme, um sie zu flechten. Sie beherrschten landwirtschaftliche Fertigkeiten, und sie passten sich an die Zwänge der Umgebung an. Die Güter, die sie nicht vor Ort vorfanden, importierten sie aus anderen Regionen.


Dann ist auch noch die Höhenlage eine Einschränkung. Die Winter sind kalt und der Schnee kann den Boden bedecken. Der Temperaturunterschied zwischen Winter und Sommer ist beträchtlich. Im Osten erreichen die Felsgebirge der Rocky Mountains Höhen von mehr als 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Das Gebiet der Anasazi-Kultur erstreckt sich über hochgelegene Plateauebenen, die von Flüssen durchzogen sind, die in die Täler fließen. Die Bewohner ließen sich überall auf den "mesa", den felsigen Plateauebenen, nieder, durch die die Winde fegen. "Mesa" ist das spanische Wort für Tisch.

Wie sahen ihre Gebäude aus?

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Ruinen der Anasazi, in Arizona
  • Die ältesten Wohnstätten der Anasazi waren recht bescheiden: es handelte sich um kleine Häuser, jedes gerade groß genug, um eine Familie zu beherbergen. Die Häuser waren auf untiefen Grundmauern gebaut. Ihr Dach war mit Erde und Zweigen gedeckt. Sie wurden immer weiter zusammengebaut, um Dörfer zu bilden.
  • Später konnten die Dörfer der Anasazi mehrere Hundert Einwohner beherbergen. Als sesshafte Ackerbauern bepflanzten die Anasazi ihre Felder, die nahe der Wohnstätten waren. Die heute besser erhaltenen Bauten hatten Steinmauern, die mit Mörtel verputzt waren. Das Dach war mit Schichten aus Ton und Zweigen gedeckt und wurde von großen Holzstämmen getragen. Die Häuser hatten am Anfang nicht mehr als ein Stockwerk, aber sie konnten in die Höhe vergrößert werden, in dem man ein oder zwei zusätzliche Stockwerke anbaute. Mehrere Räume waren für die Vorratshaltung von Lebensmitteln bestimmt. Um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung wurde dieser Haustyp immer häufiger gebaut.
  • In den Dörfern interessieren sich die Archäologen sehr für die "Kivas": sie haben eine viereckige oder runde Form, diese Räume waren zum Arbeiten oder Schlafen in der ersten Zeit bestimmt. Später scheinen die großen Kivas als Ort für religiöse Feste der Dorfgemeinschaft gedient zu haben.
  • Die Anasazi verstanden es, außergewöhnliche natürliche Orte zu wählen, um sich niederzulassen: im 13. Jahrhundert wurden mehrere Dörfer auf imposanten Klippen erbaut. Eingehöhlt in den Wänden der gigantischen Canyons locken die Häuser der Höhlenbewohner noch immer schaulustige Touristen an. Diese Art zu wohnen bietet den Vorteil, einen Schutz gegen Regen oder Schnee zu bieten. Die Ausrichtung der Dörfer schützte die Dorfgemeinschaft vor der Kälte im Winter und der Hitze im Sommer. Außerdem boten solche Standorte einen natürlichen Schutz vor möglichen Angriffen. Dafür waren die Felder weiter entfernt von den Wohnstätten und weniger zugänglich für die Bewohner.

Was aßen sie ?

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Dickhornschaf: die Anasazi jagten manchmal diese Tiere in den Bergregionen
  • Die Anasazi pflanzten Mais (der die Grundlage ihrer Ernährung war), Bohnen, Kürbis und Tabak an. Die Felder befanden sich auf den flachen Ebenen (mesas) auf bis zu 2100 Meter über dem Meeresspiegel. In größerer Höhe wären die klimatischen Bedingungen zu schwierig für den Ackerbau.
  • Die Anasazi übernahmen schrittweise die Bewässerungstechniken, die aus Mexiko kamen: sei es, um Wasser aus den Flüssen (Rio Grande) zu schöpfen, sei es, um eine Wasserreserve aus Regenwasser zu schaffen. Der Bau von kleinen Dämmen, Kanälen und Wasserbecken erforderte eine gewisse Organisation der Dorfgemeinschaft. Ein Teil der Ernte wurde für den Fall einer Missernte gelagert.
  • Trotz allem haben die Anasazi niemals ganz mit dem Jagen und der Ernte, wie sie von ihren wandernden Vorfahren betrieben wurde, aufgehört. Pinienkerne, Beeren und wilde Früchte waren zusätzliche Nahrung. Sie fanden Wild in den Bergen (Hirschkühe, Wapitis, Antilopen, Dickhornschafe). Kleinere Tiere (Hasen, Eichhörnchen, Vögel ...) wurden mit Hilfe von Fallen und Fangnetzen aus Yucca gefangen.
  • Mais und Kürbis wurden getrocknet und gelagert. Kiefernzapfen wurden an Stangen festgebunden und erhitzt, damit sie ihre Kerne freigaben. Die Kerne wurden direkt gegessen oder zerschlagen, um eine Art Fladen daraus zu machen. Sonnenblumenkerne wurden enthülst und in Tonkrügen gelagert. Kleine Tiere (Hasen...) waren die Hauptquelle für Fleisch. Die größeren Tiere wurden am Ort der Jagd zerlegt. Das Fleisch wurde als Ragout zubereitet oder gehackt. Man schätzte auch das Knochenmark und man hob die Haut für andere Zwecke auf. Die Zucht von Gänsen diente lediglich dem Beschaffen von Federn. Ihr Fleisch wurde nicht gegessen. Wie die Hunde wurden sie vor allem zur Gesellschaft gehalten.
Keramik der Hopi-Indianer. Die Hopi sind die Nachfahren der Anasazi.
  • Die Getreidesorten wurden in geschlossenen Behältern aufbewahrt, um sie vor Nagetieren und Insekten zu schützen. Im 6.Jahrhundert tritt dekorierte Töpferware mit Figuren (Linien, Punkte) auf, die wahrscheinlich eine einfache Verzierung von Korbwaren / Flechtarbeiten aufgreift. Später wird die Verzierung komplexer: die Darstellungen von Tieren oder von Menschen sind aufgezeichnet. Die benutzten Farben unterscheiden sich in den Regionen: Schwarz und weiß in Colorado, schwarz und rot im Norden Arizonas, rot und gelbbraun in Utah.
  • Die Töpferware ist oft reich verziert mit Motiven von verschiedenen Gegenständen (Getreideähren, Halme von Yucca oder Muscheln), die vor dem Brennen in den Ton eingestanzt wurden.
  • Man machte Feuer, indem man einen Stab auf einer Holzplatte rieb. In einer Aushöhlung auf dieser Platte entstand dann Feuer. Um zu kochen, benutzte man Geräte aus Ton, Holz oder Knochen. Um Wasser zu kochen, durfte man den Topf nicht auf das offene Feuer stellen: das hätte den Topf zerstört! Also legte man heiße Steine auf den Boden des Behälters, damit diese die Flüssigkeit erhitzten.

Woran glaubten sie ?

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  • Die Anasazi haben zahlreiche Felszeichnungen in der amerikanischen Wüste hinterlassen. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger stilisierte Zeichnungen, die in die Felswände der Canyons geritzt sind. Sie können einzeln sein oder mehrere Meter bedecken. Die Archäologen haben nur Vermutungen, was sie bedeuten.
    • Die Zeichnungen stellen oft Tiere dar und bezeugen die Bedeutung der Jagd.
    • Andere Zeichnungen sind einfache Karten, die Quellen oder Dörfer anzeigen.
    • Die Darstellung von Getreide steht für eine gute Ernte.
    • Einige Motive stellen eine Familie oder eine Gruppe Menschen dar.
    • Die Spiralen erinnern an die Bewegung der Sonne oder die Zeit, die vergeht. Sie gehören vielleicht zu einer Art Ritual des Jahresverlaufs. Für die heutigen Pueblos symboliseren sie die Wanderung der Stämme.

An mehreren Orten stehen die Felszeichnungen in Verbindung mit der Sonnenwende. Die des Hovenweep National Monuments deuten ganz klar auf dieses Ereignis im Jahr hin. Die Ausrichtung der Gebäude des archäologischen Fundplatzes von Chimney Rock beweisen, dass die Ansazi die Mondzyklen verstanden und vorhersehen konnten.

  • Die Historiker wissen nicht, ob es eine ausgebildete Priesterschaft gab. Man weiß, dass gewisse Personen gelegentlich versuchten, Visionen zu bekommen, in dem sie Pflanzen aßen, die Halluzinationen hervorrufen. Stechapfelkerne wurden in Mesa Verde gefunden: diese giftige Pflanze bewirkt Halluzinationen.
  • Die alten Anasazi hatten einen Kult für den Gott Kokopelli sowie für die Kachinas, unsichtbare Geister. Es gab Stammesfeste, die dazu bestimmt waren, die Geister anzurufen, damit sie die Gemeinschaft beschützen. Sie wurden höchstwahrscheinlich in den Kivas durchgeführt. Die Kivas waren in den Boden gegrabene Kuhlen, die mit einem Dach bedeckt waren: man stieg dort über eine kleine Leiter hinab, um den Kult durchzuführen oder um Rat abzuhalten. Außerdem gab es religiöse Feste, die im Zusammenhang mit der Landwirtschaft standen.

In welcher Gesellschaft lebten sie ?

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Die Gesellschaft dürfte wahrscheinlich an jene der heutigen Pueblos erinnern. Diese ist matrilinear. Das heißt, der Ehemann muss sich in den Clan seiner Frau eingliedern. Grundstück und Haus gehören der Mutter. Die Frau kann sich scheiden lassen. Die Archäologen sind sich nicht sicher, ob die Anasazi in Clans lebten. Sie vermuten eher eine egalitäre Organisation, ohne hierarchisierte soziale Gruppen.

Was stellten sie her?

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Türkissteine
  • Die Menschen webten Baumwolle, um Decken und Hemden herzustellen. Sie benutzten außerdem Naturfasern (Yucca) oder Tierfasern (Felle) für ihre Kleidung. Sie trugen Sandalen und Mokassins, und wahrscheinlich passten sie ihre Schuhe dem Schnee im Winter an.
  • Sie trugen Schmuck: Ketten, Ohrringe, Armbänder, Broschen, Kämme aus Knochen, Korallen, Kohle und aus verschiedenen Schmucksteinen (Türkis...).
  • Die Anasazi besorgten sich Muscheln aus Kalifornien, Kupferperlen aus Mexiko, Baumwolle aus dem Süden. Die Händler schlugen Wege ein, die ein großes Handelszentrum der Anasazi bildeten. Man zahlte nicht mit Geld, sondern tauschte Gegenstände aus: es waren Tauschgeschäfte.
  • Die Künstler stellten alle möglichen Gegenstände aus Ton her: Krüge, Schalen, Teller, kleine Statuen...
  • Im alltäglichen Leben nutzten die Anasazi verschiedene Gegenstände:
    • Körbe, die aus Weidenruten, Yucca und Sumach geflochten waren, und für viele Zwecke genutzt wurden. Sie wurden zum Beispiel wie Rucksäcke benutzt, um Werkzeuge, Zweige oder Nahrung zu transportieren.
  • Werkzeuge und Waffen aus Stein (Pfeile, Messer aus Obsidian).
    • Gegenstände für das Weben der Baumwolle, und um Lederstücke zu vernähen (Nadeln aus Knochen).
    • Fäden (manchmal aus Ziegenhaar), Schnüre und Seile (aus Yuccablättern)

Anleitung für kleine Archäologen

  • Was verraten uns die Fundgegenstände ?

Während die Archäologen sich früher nur für wertvolle Gegenstände und Gebäude interessierten, beschäftigen sie sich heute mit allen Überresten, die Menschen zurückgelassen haben, zum Beispiel mit Knochen, Abfallgruben oder Feuerstellen.

Die Erhaltung alter Gegenstände hängt vom Wetter, wie feucht es ist und von der Gegend ab, aber auch davon, aus welchem Stoff ein Gegenstand gemacht wurde: etwas aus Metall oder Stein erhält sich besser als ein Gegenstand aus Holz. In der Wüste oder in einer feuchten Umgebung wie etwa im Moor halten sich Gegenstände länger. Dazu kommt, dass die Archäologen in diesen Gegenden auch mehr Spuren finden können.

Wenn die Archäologen solche Dinge finden, sind sie sehr froh. Denn sie verraten viel über ihre Vorbesitzer und sind oft die einzige Möglichkeit, wenn die Menschen damals nichts aufgeschrieben hatten oder gar keine Schrift kannten. Diese Dinge klären uns auf über das Alltagsleben, die Techniken, die Gemeinschaft oder den Glauben der früheren Menschen. Indem man diese Funde einordnet und vergleicht, ist es möglich, einen Teil der Geschichte verschwundener Zivilisationen nachzubauen und herauszufinden, wie diese Zivilisation ausgesehen haben könnte.


Warum sind sie verschwunden ?

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Von 1300 an flüchteten die Anasazi in das Tal des Rio Grande und in das Zentrum von Arizona. Vor der Ankunft der Europäer verliert sich ihre Spur. Die Gründe für dieses Verschwinden sind schwer mit Sicherheit auszumachen:

  • Hat eine Klimaveränderung die Ernten bedroht?
  • Hat sich plötzlich die Umwelt verändert? (Entwaldung, Mangel an bepflanzbarer Erde?)
  • Wurde der demographische Druck zu stark?
  • Tauchten Probleme bei der politischen Ordnung auf? Ruinierten Kriege die Region?

Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt und wir noch nicht genug wissen, ist es schwierig, diese Fragen zu beantworten.

Wo kann man Spuren dieser Zivilisation sehen ?

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Ein archäologischer Fundort der Anasazi in Mesa Verde

Es gibt hunderte archäologische Fundplätze in den USA; einige sind für die Öffentlichkeit zugänglich:

  • Das Mesa Verde (spanisch für Grüner Tafelberg) gehört zum Weltkulturerbe.
  • Chaco Canyon (Neumexiko)
  • Dolores Valley (500 / 1000)
  • Escalante Pueblo
  • Chimney Rock, bei Pagosa Springs (Colorado)
  • Hovenweep National Monument
  • Mancos (Colorado)
  • Tin Cup Mesa (Utah)
  • Canyon des Alten National Monument
  • Aztec Ruins National Monument
  • Casa Grande Ruins National Monument
  • Gila Cliff Dwellings National Monument
  • Bandelier National Monument
  • Montezuma Castle National Monument
  • Tuzigoot National Monument
  • Wupatki National Monument


Was liest man über die Anasazi ?

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Kinder- und Jugendbücher

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  • Gilbert Legay, Dictionnaire des Indiens d'Amérique du Nord, Paris, Casterman, 2005.
  • Bill Asikinack, Kate Scarborough, L'Amérique du Nord, Paris, Bayard, 1996.
  • Yves Cohat, L'Amérique précolombienne [...], Paris, Hachette, 2004.
  • "Les Anasazis", magazine Géo, n°265, 2001, page 136

Literatur

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Siehe  Anasazi

Der Text wurde aus den französischen Wikibooks kopiert, Autoren hier.