Man stelle sich vor, anstatt des Plektrums einen kleinen Vogel zwischen den Fingern zu halten. Gerade fest genug, um ihn nicht davon fliegen zu lassen, aber nicht so fest, daß man ihn zerquetschen würde.
Das Plektrum sollte außerdem so gehalten werden, dass zwischen den Fingern nur ein paar Millimeter der Spitze herausragen. Je weiter unten man das Plektrum hält, umso weniger Kraft benötigt man zum Festhalten. Gerade bei Anfängern kann man außerdem beobachten, dass sie das Plektrum anstatt mit zwei Fingern, mit drei, vier oder sogar fünf Fingern halten, was ein angenehmes und sauberes Spiel fast unmöglich macht. Das Plektrum sollte zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden und der Anschlag sollte aus dem Handgelenk kommen. Bei manchen Anfängern sieht man, dass sie mit dem ganzen Unterarm anschlagen. Folge: Schmerzen und verkrampftes, unsauberes Spiel.

Den Themenbereich Plektrum vertiefen...


Das Plektrum zu beherrschen ist aber nur die eine Seite der Medaille. Man muss auch die Greifhand und damit das Griffbrett unter Kontrolle bringen. Wer schon Probleme damit hat, Akkorde sauber zu spielen, der braucht wirklich keine Zeit mit Sologitarrenübungen zu verschwenden, da sie so oder so nicht von Erfolg gekrönt sein können. Wer die einfache Rhythmusgitarre allerdings sauber beherrscht (z.B. nach Absolvieren des Folkdiploms), der kann sich ruhigen Gewissens daran machen, das Melodiegitarrenspiel zu erlernen.

Wer gerne nochmal nachlesen will, was zum Thema Greifen zu beachten ist, dem sei an dieser Stelle ein Kapitel aus dem Lagerfeuerdiplom ans Herz zu legen. Der Artikel ist zwar speziell für das Greifen von Akkorden geschrieben, es gelten jedoch fast die gleichen Regeln für das Einzelnotenspiel. Eine besondere Stellung nimmt der Daumen ein, denn beim Solospiel befindet er sich immer in der Mitte der Griffbrettrückseite (siehe Lage des Daumen).

Den Themenbereich Wohin mit den Fingern? vertiefen...


An die Arbeit!

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Um das richtige Anschlagen und Greifen der Saiten mit dem Wechselschlag zu trainieren, müssen wir zunächst überlegen, was die linke Hand überhaupt greifen soll. Dafür bieten sich zwei Ausschnitte aus der Pentatonik[1] an, die uns mit Sicherheit das ganze Leadgitarristen-Leben begleiten werden. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen trainieren wir den Wechselschlag, zum anderen üben wir gleich die Bauelemente der Pentatonik.

Das kleine Pentatonik-Fragment:
 
(großen Sekunden) [2]
Das große Pentatonik-Fragment:
 
(kleinen Terzen) [3]

Diese beiden Fingersätze können auf dem ganzen Griffbrett ausprobiert werden. Nur nicht gleichzeitig auf der G- und H-Saite. Da diese Saite anders gestimmt wurde als die anderen Saiten [4] , verschieben wir den Fingersatz, den wir dafür brauchen, auf eine spätere Lektion.

E ||---|---|-Z-|---|-R-|---|---|---|-Z-|---|---|-K-|---|---|---|---|
H ||---|---|-Z-|---|-R-|---|---|---|-Z-|---|---|-K-|---|---|---|---|
G ||---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
D ||---|---|---|---|---|---|---|-Z-|---|-R-|---|---|---|---|---|---|
A ||-Z-|---|---|-K-|---|---|---|-Z-|---|-R-|---|---|---|---|---|---|
E ||-Z-|---|---|-K-|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Die Noten sind einfach nacheinander zu spielen, jedoch immer unter Verwendung des Wechselschlags
  • Die erste Note ist ein Abschlag,
  • Die zweite Note ist ein Aufschlag,
  • Die dritte Note ist ein Abschlag,
  • Die vierte Note ist ein Aufschlag.
  • Danach fängt man einfach wieder von vorne an.


Um diese Übung etwas interessanter zu machen, kann man folgendes tun
  • Die Reihenfolge der Noten sollte nach belieben variiert werden. Das fördert die Koordination zwischen beiden Händen.
  • Die Anzahl der Noten kann ebenfalls beliebig geändert werden. Achte hierbei besonders darauf, was bei einer ungeraden Notenanzahl passiert.
  • Das Wichtigste bei allen Experimenten ist, daß man nie vom Wechselschlag abkommt und stets abwechselnd mit Ab- und Aufschlag arbeitet!

Wenn die Noten alle vier sauber klingen, und sich der Wechselschlag langsam natürlich anfühlt, kann man zum nächsten Kapitel übergehen. Dort werden wir lernen, wie sich diese beiden Fragmente zu einer kompletten Tonleiter zusammenfügen lassen.


  1. Eine Pentatonik ist eine Tonleiter mit nur 5 Tönen und wird in den folgenden Lektionen näher erläutert
  2. Eine große Sekunde entspricht dem Tonabstand von 2 Bünden
  3. Eine kleine Terz entspricht dem Tonabstand von 3 Bünden
  4. vgl. Stimmen mit Bünden: der Übergang zwischen der G- und H-Saite