Arpeggios sind nichts weiter als Akkordzerlegungen. Man benötigt sie, um das Solospiel harmonischer und interessanter gestalten zu können, denn auf Dauer ist nichts langweiliger als einfach Tonleitern rauf und runter zu spielen. Damit man den Überblick nicht verliert, sei hier vorweg gesagt, dass man Arpeggios auch spieltechnisch mit Akkorden gleichsetzen kann. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die Noten eines Akkords hier einzeln gespielt werden und man deshalb nicht dazu gezwungen ist, Töne aus gründen der Greifbarkeit wegzulassen.


Mindest-Voraussetzungen
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Verwandte Kapitel
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Weiterführende Kapitel
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Wenn Arpeggios mit den Akkorden so nahe verwandt sind, liegt nichts näher, als sie auch als solche zu visualisieren. Es wird an dieser Stelle nur ein Konzept benötigt, das die Akkorde als Einzelnoten auf dem Griffbrett besser spielbar macht, als es mit herkömmlichen Akkordgriffen der Fall ist. Somit sind die Arpeggio-Patterns nur einfache Abwandlungen der schon bekannten Griffe aus vorangegangenen Kapiteln der Rhythmusgitarre.

Viele Leser werden sich an dieser Stelle fragen, wozu man Arpeggios überhaupt gebrauchen kann. Nun, zum einen stellen sie sozusagen die Verbindung zwischen dem Rhythmus- und dem Melodiespiel her. Wer die Lage der Arpeggios auf dem Griffbrett kennt, der wird bald um jeden Akkordgriff ein passendes Skalen-Pattern sehen. Außerdem kann man auf den Noten der Arpeggios verweilen, da sie anders als die restlichen Noten der Tonleiter keine Reibung mit den Begleitakkorden erzeugen. Um diese "ultimative Skalenbrille" zu erhalten, muss man allerdings erstmal ein wenig schuften - ohne Fleiß kein Preis!

Arpeggios aus den Major-Patterns Bearbeiten

Wenn wir davon reden, daß Arpeggios das Bindeglied zwischen Akkorden und Skalen sind, dann müssen wir zunächst auch ein geeignetes Skalen-Pattern finden, womit man die Arpeggios bilden kann. Die Basis aller Arps liegt in den Major-Patterns, da sie in ihren fünf Positionen alle existierenden Akkorde (und somit auch alle Arpeggios) der zugrunde liegenden Tonleiter beinhalten!

Die fünf dreistimmigen Arpeggio-Patterns Bearbeiten

Um 3-Stimmige Akkorde bilden zu können, brauchen wir folgende Intervalle aus einer Tonleiter:

  • 1 - Grundton,
  • 3 - Terz,
  • 5 - Quinte.

Nach der Quinte kommt dann die Oktave, die wieder dem Grundton entspricht. Genau nach diesem Muster werden auch die 3-Stimmigen Arpeggios gebildet. Auf unserem Instrument nur mit dem Unterschied, dass man beim Arpeggio im Gegensatz zu einem Akkordgriff keine der genannten Noten auslässt. Mit diesem Wissen ist es ein leichtes Unterfangen, die in den Arpeggios vorkommenden Noten in den fünf Major-Patterns zu finden um damit fünf Arpeggio-Skalen zu entwerfen.

Die fünf vierstimmigen Arpeggio-Patterns Bearbeiten

Wenn wir vierstimmige Akkorde bilden wollen, dann ist das Verfahren nur in einem Punkt anders, als bei den dreistimmigen Akkorden. Wir benötigen eine zusätzliche Note, welche auf der VII. Stufe der Tonleiter steht. Damit sieht ein vierstimmiger Akkord so aus:

  • 1 - Grundton,
  • 3 - Terz,
  • 5 - Quinte,
  • 7 - Septime.

Hier kommt die Oktave gleich nach der Septe, welche auch hier dem Grundton entspricht. Die Patterns für die vierstimmigen Arpeggios sind identisch mit den dreistimmigen Arpeggio-Patterns mit dem Unterschied, das hier pro Oktave noch ein zusätzlicher Ton (die Septe) eingefügt werden muss.

Arpeggios aus den 3-Notes-Per-String Patterns Bearbeiten

Nicht nur aus den Major-Patterns können Arpeggios gewonnen werden. Auch die 3-Notes-Per-String Skalen bieten eine hervorragende Möglichkeit, Arps zu bilden. Da diese Arpeggio-Patterns enorm modular aufgebaut sind, nennt man sie auch Verbindungs-Arpeggios. Sie gehen aus den Verbindungs-Skalen hervor, die im Kapitel "3-Notes-Per-String Skalen" erörtert wurden!

Wer nicht nur große Sprünge auf dem Griffbrett machen will, sondern die "Strecke" auch in kürzester Zeit zurücklegen will, der kann sich der Verbindungs-Arpeggios bedienen. Sie sind zwar "nur" eine Untermenge der Verbindungsskalen, allerdings sind sie derart einfach zu erlernen, dass man dieses Arpeggio-Konzept einfach nur als genial bezeichnen kann!

Dreistimmige Verbindungs-Arpeggios Bearbeiten

 

Das obenstehende Arpeggio-Pattern in 3-Notes-Per-String-Spielweise besteht nur aus drei Noten! Auch die anderen beiden wichtigen Arps lassen sich so konstruieren.

 

Das Moll-b5-Arpeggio ist nur als Lokrisch- oder Harmonisch-Moll-Arpeggio zu gebrauchen, darf aber in dieser Aufstellung alleine der Vollständigkeit halber nicht fehlen.

 

Übungen Bearbeiten

Am besten übt man Arpeggios in einem harmonischen Kontext. Dazu ist bei den Arps absolut keine Begleitung erforderlich, da sie ja Akkordzerlegungen sind und deshalb auch alleine gut klingen.

Verbindungs Arpeggios #1:
Dies ist ein Beispiel dafür, wie man die Verbindungs-Arpeggios in Moll einsetzen kann. Hier wird schon deutlich, dass sich mit Arps sehr melodiöse Licks spielen lassen, und das ganz ohne Begleitung!

Klangbeispiel:
 
 

Verbindungs Arpeggios #2:
Wer alle drei Verbindungs-Arpeggios üben möchte, der kann sich mit folgender Etüde (angelehnt an den Canon in D von Pachelbel) belohnen. Es besteht ausschließlich aus den drei gezeigten Pattern und ist ein Paradebeispiel dafür, dass weniger oft mehr ist. Hinweis: Der als Fm angegebene Akkord ist ein Em.

Klangbeispiel:  
 

Vierstimmige Verbindungs-Arpeggios Bearbeiten

Das Kapitel "Modale Akkorde" beschreibt die Vorstufe für die vierstimmigen Arpeggios. Um dieses Wissen nicht nur auf die Rhythmusgitarre, sondern auch in Verbindung mit den "3-Notes-Per-String Skalen" für die Melodiegitarre einsetzen zu können, wurden die vierstimmigen Verbindungs-Arpeggios erfunden.

Natürlich stehen diese Arps wieder in enger Verbindung mit den dreistimmigen Verbindungs-Arpeggios, denn es muss nur eine einzige zusätzliche Note hinzugefügt werden, damit diese Patterns vierstimmig werden. Es existieren nur vier verschiedene Fingerings, wobei jedes einer eigenen Akkord-Familie gewidmet ist.

Spezialanwendungen Bearbeiten

Man kann eine Menge Schabernack mit den Arpeggios treiben. Wenn man sie mit fortgeschrittenen Spieltechniken wie z. B. String-Skipping, Sweeping oder Tapping kombiniert, dann kann man wahre "Killer-Licks" entwerfen. Diese Anmerkung dient nur als Hinweis, denn die Ausführung der einzelnen Techniken sind in den entsprechenden Kapiteln zu finden. Hier geht es nur um die grundsätzliche Struktur von Arpeggios, um sich die notwendigen "Schlüssel-Patterns" aneignen zu können!