Gitarre: Stimmen mit Bünden


Um eine Gitarre nach Bünden zu Stimmen, benötigt man wenigstens einen Vergleichston. Dieser kann von einer Stimmgabel, einer anderen gestimmten Gitarre oder sonst einem Instrument kommen.

Früher konnte es vorkommen, dass jemand ohne Stimmgerät, Stimmtöne von CD oder Midifiles einfach zum Telefon gegriffen hat. Das Freizeichenton eines Telefons entspricht dem Kammerton A einer Stimmgabel. Leider sind nicht mehr alle neuen Telefone und kaum ein Handy auf A gestimmt, aber trotzdem lohnt sich der Versuch. Wie man damit die Gitarre stimmt, kann man den Artikel über die Stimmgabel nachlesen.

Man kann sogar die eigene Gitarre nehmen, wenn diese vorher schon mal gestimmt war, und sich nur einzelne Saiten verstimmt haben.

Für Einzelspieler reicht es in vielen Fällen aus, wenn die Töne nur relativ zueinander stimmen. Dann ist jeder Ton der Gitarre etwas höher oder tiefer als ein nach nach dem Kammerton "A" gestimmtes Instrument. Jedoch stimmen die einzelnen Saiten relativ gesehen "exakt" zueinander. Wenn man nur eine Gitarre hat und keine andere Stimmhilfe, wird einfach eine der Saiten als Orientierung benutzt und die anderen danach gestimmt. Welche Saite man als Stimmton nimmt, entscheidet häufig das Ausschlussverfahren. Wenn die tiefe E-Saite und die A-Saite relativ zueinander stimmen, aber die D-Saite stark von der A-Saite abweicht, dann wird wohl eher die D-Saite verstimmt sein, als die E- und A-Saite gleichzeitig.

Die Namen der Gitarrensaiten (E A D G H E) sollten jedem Gitarrenspieler bekannt sein. Ein brauchbarer Merkspruch für die Saiten der Gitarre ist:

D

A

E
G

B

E
    E - A - D - G - B - E


Wenn man auf der ersten tiefen E-Saite nacheinander jeden Bund einmal drückt und anzupft, dann wandert man die Tonleiter chromatisch (d.h. in Halbtonschritten) aufwärts. Die leere E-Saite, das wissen wir von dem Merkspruch, heißt E. Der Ton auf dem ersten Bund heißt F, der nächste Bund heißt Fis, der dritte Bund heißt G, der vierte Gis und der fünfte heißt A.

E - F - F# - G - G# - A

A heißt nicht nur die E-Saite im fünften Bund, sondern auch die nächste Saite. Also müsste doch die E-Saite im fünften Bund gedrückt, genau so klingen wie die leere A-Seite.

Eine Saite korrigieren

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Wenn die Töne dieser beiden Saiten nicht überein stimmen, dann muss eine von den beiden Saiten entsprechend nachgestimmt werden.

Die untere Saite nachstimmen

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Wenn wir wissen, dass die obere E-Saite stimmt (weil wir diesen Ton z.B. von einer gestimmten Gitarre übernommen haben), dann muss die A-Saite korrigiert werden.

  1. Die E-Saite wird im 5. Bund gegriffen und gezupft. Diesen Ton muss man sich merken. Diesen Ton darf man nicht mehr aus den Augen, nein besser aus den Ohren verlieren. Man kann auch versuchen, ihn zu summen.
  2. Die A-Saite wird angezupft und der Unterschied zum gestimmten E-Ton wird abgeschätzt.
  3. Das darf ruhig mehrmals erfolgen, bis man sich sicher ist.
  4. Noch während die A-Saite erklingt (zur Not nochmal anschlagen), wird der entsprechende Knopf gedreht (dann kann man gleich hören, wie sich der Ton verändert), bis sich der Ton genau so anhört wie unser Ton, den wir uns von der E-Saite im 5. Bund gemerkt haben.
  5. Sollten wir den gestimmten Ton wieder aus den Ohren verloren haben, noch einmal überprüfen.
  6. Dieser Ton wird wieder und wieder überprüft, bis man keinen Unterschied mehr feststellen kann.

Die obere Saite nachstimmen

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Es kann natürlich auch sein, dass die A-Saite stimmt, weil wir diese mit einer Stimmgabel überprüft haben.

  1. Dieses mal muss man den Ton von der leeren A-Saite im Ohr behalten, und der Ton der E-Saite im 5. Bund wird überprüft.
  2. Ein Problem ergibt sich, sobald man die E-Saite loslässt, um die Saite zu stimmen. Denn dann ist der Ton weg.
  3. Man muss die tiefe E-Saite verstimmen, ohne den eigentlichen Vergleichston im Ohr zu haben. Man kann zwar die E-Saite anzupfen und dann den Ton E so viel höher oder tiefer stimmen, wie der Unterschied zwischen der A-Saite und der gedrückten E-Saite im 5. Bund war.
  4. Dieses ist natürlich um einiges schwieriger als die untere Saite nachzustimmen.
  5. Es hilft nichts, man muss die E-Saite im 5.Bund immer wieder mit der leeren A-Saite überprüfen, bis kein Unterschied mehr festzustellen ist.

Die Saiten von oben nach unten zu stimmen, ist also etwas einfacher als umgekehrt.

die 5-0-Metode

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Die nächsten beiden Saiten werden genau nach der gleichen Methode gestimmt.

E-Saite im 5.Bund = A-Saite leer gegriffen

 

A-Saite im 5.Bund = D-Saite leer gegriffen

 

D-Saite im 5.Bund = G-Saite leer gegriffen

 

Der Übergang zwischen der G- und der H-Saite

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Fast alle Saiten der Gitarre haben einen Quarten-Abstand zueinander. Das ist jeweils der Abstand von vier Tönen in einer Tonleiter.

E-F-G-A
A-H-C-D
D-E-F-G
G-A-H-C

Nur zwischen der dritten und vierten Saite von oben ist es keine Quarte (das wäre ein C ) sondern eine Terz (der Abstand von nur drei Tönen, also ein H).

 

Das H ist demnach ein Bund vorher, also im vierten Bund, zu greifen.

 

Diesen Abstand zwischen der G- und der H-Saite sollte man sich ganz genau merken. Später einmal, wenn man mit Tonleitern und Improvisationsskalen umgeht, dann stimmt der Abstand zwischen zwei Tönen auf der G- und der H-Saite nicht mit dem Abstand der übrigen Saiten überein.

Jetzt am Anfang des Gitarrelernens mag dieses noch uninteressant sein, aber später wird man noch einmal darauf zurückkommen müssen.

Übrigens: Wie heißt die Saite nun? H oder B?

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Im englischen Sprachraum und in einigen anderen Ländern kennt man für Notennamen kein "H". Unser deutsches "H" heißt dort "B". Dagegen heißt unser deutsches "B", welches einen halben Ton tiefer als das "H" erklingt (G-Saite, 3. Bund), im englischen "Bb" (gesprochen B-flat).

Bei H weiß man immer, dass es unser deutsches H ist (leere H-Saite). Bei Bb weiß man immer, dass er einen Halbton tiefer klingen muss. Nur bei "B" muss man immer mit beidem rechnen. Am liebsten würden wir bei den Gitarrenkursen auf eine Unterscheidung verzichten und uns auf nur eine Schreibung einigen. Doch in der Gitarrenliteratur gibt es beide Varianten und man muss einfach mit beiden rechnen. Wegen der Popularität englischsprachiger Lieder tendieren Gitarrenspieler eher zu der Variante B/Bb als zu H/B.

 (englische Variante)

die letzten beiden Saiten

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Die letzten beiden Saiten werden aber wieder mit der 5-0-Methode gestimmt.

 

Zusammenfassung

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5-0 5-0 5-0 4-0 5-0
deutsche Variante mit H     englische Variante mit B
   

Zu guter Letzt noch eine Bemerkung:
Wenn man zwischen der obersten E und A-Seite eine kleine Ungenauigkeit hat, dann wird dieses bei einer ansonsten gestimmten Gitarre kaum auffallen. Wenn aber zwischen der A- und D-Seite und dann noch zwischen D und G sowie zwischen G und H und zuletzt zwischen H und E auch eine kleine Ungenauigkeit ist, dann kann sich dieses schnell aufsummieren. Es schadet am Anfang nichts, das Ergebnis mit anderen Stimmtönen (oder einer zweiten gestimmten Gitarre) zu üben.



Fußnoten