Gitarre: Aufbau der CAGED-Skalenformen
Mindest-Voraussetzungen | |
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C-Dur-Tonleiter Workshop Die Major-Patterns Akkordformen Einführung in die Improvisation | |
Verwandte Kapitel | |
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Weiterführende Kapitel | |
3-Notes-Per-String Skalen | |
Aufbau der Dur- und Moll-Skalen nach einem leicht modifizierten CAGED-System Bearbeiten
In diesem Kurs geht es darum, über einfache Lieder, die in Dur- und natürlichem Moll gesetzt sind, melodisch zu improvisieren.
Hier wollen wir uns die Einteilung des Griffbrettes nach dem CAGED-System aneignen, welches sich besonders für Einsteiger in die Materie 'Improvisationen in Dur und Moll' zügig erlernen lässt. Zuerst schauen wir uns den gemeinsamen Aufbau aller Skalen an, und dannach schauen wir uns jede einzelne Skala an.
Tipp: |
Die Übungen auf dieser Seite können auch schon vereinzelt in das Rock- oder Balladendiplom eingeflochten werden. |
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Die 5 CAGED-Skalen Bearbeiten
Die folgenden 5 Skalen wollen wir uns in diesem Kurs aneignen.
Wir ordnen die Dur-Skalen jeweils einem Barré-Akkord zu, der gleichzeitig der Grundakkord (Tonika) der Skala ist.
Die Abfolge der gleichnamigen Akkord-, Pentatonik-, oder Durtonleiter-Formen (engl. 'Shapes') folgt einer bestimmten Reihenfolge, welche man sich mit der Eselsbrücke "CAGED" (engl. 'eingesperrt') gut merken kann.
Die Barré-Akkorde lassen sich leicht von den Grundakkorden ableiten.
Wichtig für das CAGED-System ist einzig und allein die Position der Grundtöne bezogen auf den jeweiligen Akkord oder Skala.
Grundtöne kennst du schon aus deinen Anfängerlektionen im Folkdiplom und das Prinzip der Akkordformen sollte dir schon aus dem Rockdiplom vertraut sein.
Das dumme an der Eselsbrücke 'CAGED' ist, dass es eigentlich nur für Durakkorde oder Dur-Pentatoniken problemlos funktioniert. Bei Moll kommt die Eselsbrücke an ihre Grenzen. Und auch viele Zusammenhänge, die du beim Quintenzirkel kennengelernt hast, (z.B. wenn du den Workshop Akkorde heraushören gemacht hast,) beschreibt die Eselsbrücke nicht.
Daher mag es dich vielleicht verwundern, dass wir hier in den Wikibooks alternative Namen für die Formen haben. Aber wenn du Barré-Akkorde kennst, und mit dem Satz: "Greif den A-Dur wie ein F-Barré im 5. Bund!" etwas anfangen kannst, solltest du damit keinerlei Probleme haben.
Die Namen der Skalen leiten sich von folgenden einfachen Tonleitern in den ersten Bünden ab:
Alle Akkorde die man aus den oben genannten einfachen Tonarten kennt, Bassläufe und ähnliches lassen sich zum großen Teil auf die entsprechenden 5 CAGED-Skalen übertragen, fast so als habe man die Tonleiter mittels Kapodaster in eine höhere Lage verschoben.
Die doppelte Namensgebung (bzw. die Modifizierung des CAGED-System) werden in den entsprechenden Lektionen nochmals erläutert, oder als Zusammenfassung im Kapitel Formen-Systematik beschrieben.
Orientierung auf dem Griffbrett Bearbeiten
Damit eine Skala nicht nur ein Punktbild bleibt, brauchst du zuerst einen Orientierungspunkt. Eine sehr gute Methode sind die Intervalle der Durtonleiter.
Du ermittelst den Grundakkord der Durtonleiter (1). Der entsprechende Barré-Akkord zeigt dir die Position der Grundtöne. Sobald du weißt wo dieser ist, kannst du mit der Durtonleiter zu dem Lied improvisieren.
Später leitest du von der Durtonleiter die natürliche Molltonleiter ab, wo dann die Sexte (6) der Skala zum Grundton wird. Es gibt auch einige Lieder, bei der die Sekunde (2) oder Quinte (5) zum Grundton wird. Dann spielst du kein Dur oder Moll, sondern dorisch (2) oder mixolydisch (5).
Du gehst dabei in etwa so vor, wie ein Notenleser, der zuerst durch die Vorzeichen die Durtonleiter bestimmt und erst im zweiten Schritte anhand der Akkorde und Töne die tatsächliche Tonart bzw. den Modus bestimmt. Wie sich die Intervalle dann rellativ zum neuen Grundton verhalten (wie in der Einleitung zu den Major-Patterns beim Moll demonstriert wurde) muss dich vorerst nicht interessieren. Einen kurzen Einblick hast du ja schon im Balladendiplom mit den Akkordintervallen bekommen. Genauer nehmen wir es bei den 3-Noten-Pro-Saite-Skalen durch. Bis dahin kann es warten.
Suche das "Karree" Bearbeiten
Schau dir mal die Dur-Skala genauer an. Ignoriere mal alle Farben und Zahlen. Fällt dir irgendetwas an der Skala auf?
Eigentlich sollten dir die Töne auffallen, die etwas dichter beieinander stehen bzw. zwischen denen kein leerer Bund ist. Dann sollte dir auffallen, dass meist zwei von den etwas enger stehenden Intervalle genau übereinander sind. Um überhaupt erst einmal einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie man sich die Skalen einprägt, empfiehle ich dir das "Karree" (franz.: Quadrat) zu suchen.
Genauer gesagt suchst du in der Skala die Halbtonschritte.
- zur Wiederholung
Ein Halbtonschritt ist der Tonabstand von einem Bund zum nächsten;
und bei einem Ganztonschritt liegt immer noch ein Bund dazwischen, welcher üblicherweise nicht gegriffen wird.
Achte also auf den Abstand zwischen 3 und 4 sowie den Abstand zwischen j7 und 1.
Auf einer Klavier-Tastatur kann man die Halbtonschritte recht anschaulich für die Tonart C-Dur darstellen. Der Abstand der Halbtonschritte sollte dir vom Aufbau einer Tonleiter bekannt sein. Zwischen dem Ton E und F sowie zwischen dem Ton H und C (beachte, dass unser H im englischen B heißt) ist keine schwarze Taste. Auf dem Griffbrett der Gitarre ist zwischen den Tönen E/F sowie H/C kein Bund vorhanden. Und der Grundton C ist einer der Töne im Halbtonabstand.
Die Halbtonschritte sind auf dem Gitarrenbrett gut als ein kleines "Karree" (Quadrat) angeordnet. Das findest du sehr leicht wieder, auch wenn die Skala nur aus schwarzen Punkten besteht, oder jemand sie seltsam (bzw. relativ zum Akkordgrundton) durchnummeriert hat. Sobald du das "Karree" gefunden hast, findest du auch spielend leicht den Grundton der Dur-Tonleiter. Vom dir aus als Gitarrenspieler gesehen immer die "1" rechts-oben vom "Karree". Sobald der Grundton (1) gefunden ist, ergeben sich die übrigen Intervalle von allein. Du kannst dich dabei sehr gut an den Grundtönen der einfachen Dur- und Moll-Akkorde aus dem Lagerfeuerdiplom und Folkdiplom orientieren. (Siehe: C-Dur-Tonleiter Workshop)
Jetzt zahlt es sich aus, dass du weißt, wo die Grundtöne bei den einfachen Akkorden sind. Diese Grundton-Muster muss man einfach auswendig können. Aber viel mehr musst du dann nicht mehr wissen, um eine Skala eindeutig einer Akkordform zuzuordnen.
Akkordformen (Kurzdefinition) | ||||||||||||||
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Eine Akkordform auf der Gitarre ist (meist) ein Barré-Akkord. Sein Name leitet sich von den einfacher zu greifenden Grundakkorden ab, fast so, als hätte man anstelle des Barré-Zeigefingers ein Capo in den entsprechenden Bund gesetzt, und den einfachen Akkord gegriffen.
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Drei Fingersätze Bearbeiten
Von dem "Karree" aus lassen sich zwei Fingersätze ableiten
Fingersatz 1 Bearbeiten
Das "Karree" ist bei diesem Fingersatz links.
Fingersatz | Intervalle | |
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Übe diesen auf allen Saitenlagen
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|---|---|---|---|---| A -|-Z-|-M-|---|-K-|---| E -|-Z-|-M-|---|-K-|---| |
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|-Z-|-M-|---|-K-|---| A -|-Z-|-M-|---|-K-|---| E -|---|---|---|---|---| |
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|-Z-|-M-|---|-K-|---| D -|-Z-|-M-|---|-K-|---| A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---| |
- Beachte!
Beim Übergang zwischen der G- und der H-Saite muss der untere Teil des Fingersatz um einen Bund nach rechts verschoben werden. (Warum? Später!) Zwischen der H- und E-Saite ist wieder alles normal
E |---|---|---|---|---| H |---|-Z-|-M-|---|-K-| G |-Z-|-M-|---|-K-|---| D |---|---|---|---|---| A |---|---|---|---|---| E |---|---|---|---|---| |
E |---|-Z-|-M-|---|-K-| H |---|-Z-|-M-|---|-K-| G |---|---|---|---|---| D |---|---|---|---|---| A |---|---|---|---|---| E |---|---|---|---|---| |
Auf welchem Bund du mit der Übung anfängst ist vollkommen dir überlassen. Übe vielleicht zuerst in einer höheren Lage (ab dem 5. Bund), wo der Abstand der Finger möglichst bequem ist. Später kannst du dann in tiefere Lagen (1-5) üben, wo du die Finger etwas mehr spreizen musst.
Wandere die einzelnen Töne rauf und runter.
- Beispielsweise
Dann kannst du etwas mit den Intervallen herumspielen. (z.B. jeden 2. Ton überspringen...)
Übungen Bearbeiten
Die folgenden Übungen enthalten oft eine Folge von ein- oder zweitaktigen Sequenzen. Eine Sequenz ist ein Motiv, dass sich auf verschiedenen Tonhöhen wiederholt.
Auch ohne Notenkenntnisse kannst du den Verlauf und die Wiederholungen der Sequenzen einfacher am Notenbild verfolgen, als an der Tabulatur; insbesondere wenn du dir gleichzeitig die Übung dabei anhörst.
Ein Powerchord (beispielsweise C5) oder ein normaler Akkord am Ende ist optional (d.h. freiwillig). Du muss etwas überlegen, wie du vom Akkord wieder zurück in den Fingersatz kommst. Das gelingt mal mehr mal weniger leicht. Daher ist der Powerchord für spätere Wiederholungen gedacht. Anfangs reicht meist der Grundton. Ein Akkord eicht dein Ohr auf den Grundton der gerade geforderten Tonart.
Es kommen auch Ausschnitte aus klassischen Stücken, Folksongs, Kinderlieder o.ä. vor. Die einfache Struktur oder der Bekanntheitsgrad der Melodien sollen dir das Üben erleichtern. Die Finger finden so leichter ihre Position, als wenn du erstmal jede einzelne Note aus der Tabulatur entschlüsseln musst.
Zu welcher Skalenform der gerade geübte Fingersatz gehört, muss dich nur am Rande interessieren. Wenn du die Barré-Form kannst, so versuche doch den Grundton selbst zu bestimmen. Später, wenn du die ganzen Skalen kannst, hilft dir die Denkweise bei der Orientierung.
Du kannst jede einzelne Übung auf allen Saitenlagen üben. Lediglich zwischen der G- und H-Saite musst du dir überlegen, wie sich der Lagewechsel auf den Fingersatz auswirkt.
Beachte, dass du den ersten Fingersatz immer nur über 2 Saiten übst. Nicht mehr! Erst beim zweiten Durchgang kommt das nächste Saitenpaar dran, und dann das übernächste. Also sei dir jedesmal bewusst, dass der erste Fingersatz jeweils nur über zwei Saiten geht.
Eintaktige Sequenzen Bearbeiten
Beachte, dass der Grundton (1) unter dem Ringfinger (also im zweiten Bund dieses Fingersatzes) ist, und dass eine Übung in Dur günstigerweise mit der (1) beginnen oder zumindest enden sollte. Den Grundton C findest du im 8. Bund auf der E-Saite unter dem Mittelfinger.
Tipp: |
Lerne bei der C-Dur-Tonleiter nicht nur die Intervalle |
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Halbtaktige Sequenzen Bearbeiten
Diesmal hast du halbtaktige Sequenzen, die einmal wiederholt werden. Der optionale Powerchord am Ende stabilisiert auch hier wieder den Grundton. Den Grundton F findest du im 8. Bund auf der A-Saite.
Ein Vogel wollte Hochzeit machen Bearbeiten
Hier habe ich ein relativ bekanntes Kinderlied gefunden, dass perfekt zum 1. Fingersatz passt. Die Tondauern sind für Ungeübte in Sachen Noten schwer herauszulesen. Kennst du aber das Stück, oder hörst du es dir mehrmals an, so ist es keine unüberwindbare Schwierigkeit. Den Grundton Bb findest du im 8. Bund auf der D-Saite.
Halbtaktige Sequenzen mit Lagewechsel Bearbeiten
Bei der G-Form kommt es zwischen der G- und H-Saite zu einem Lagewechsel. Du musst dir jedesmal eine Strategie zurechtlegen, wann und wie du am besten den Lagewechsel durchführst.
Wenn du Glück hast, findest du im Notenbild einen Hinweis, wie man günstig die Lage wechseln kann. Ich empfehle dir dort wo die 2 über den Noten steht, den Mittelfinger zu nehmen.
- (1 = Z, 2 = M, 3 = R, 4 = K, 0 = leere Saite)
Betrachte solche Hinweis nur als Vorschlag, denn es gibt keine verbindliche Regel, wie der Lagewechsel zu erfolgen hat. Übst du die gleiche Sequenzen ein paar Saiten höher oder tiefer, geht es leichter von der Hand.
Der optionale Powerchord stabilisiert auch hier wieder den Grundton. Den Grundton C findest du im 5. Bund auf der G-Saite.
Einsingen Bearbeiten
Diese beiden Motive kennen viele, die schon einmal in einem Chor gesungen haben. Leider entsprechen viele Lieder in ihrem Tonumfang nicht genau einem der vollständigen drei Fingersätze oder der später folgenden Skalen. Zumeist werden nur Ausschnitte aus den Patterns gebraucht. Im ersten Motiv fehlt beispielsweise die große Septime (j7) vor dem Grundton.
Dafür enthält das zweite Motiv die große Septime (j7). Das zweite Motiv eicht den Chor auf die gerade geforderte Tonart. Hier werden nur Akkordtöne in einer auf- oder absteigenden Tonfolge gespielt (auch Arpeggios genannt). Der A7-Akkord enthält sowohl den Leitton (j7) der zum Grundton (1) hin leitet, als auch den Strebeton (4) die zur Durterz (3) hin strebt. Mit den zwei spannungsreichen Tönen, die sich zum Grundakkord auflösen wollen, wird der Chor auf die Durtonart eingenordet. Hier brauche ich dir nicht zu erklären, wo der Grundton D ist.
Fingersatz 2 Bearbeiten
Das "Karree" ist bei diesem Fingersatz rechts.
Fingersatz | Intervalle | |
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Code:
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|---|---|---|---|---| A -|-Z-|---|-R-|-K-|---| E -|-Z-|---|-R-|-K-|---| |
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|-Z-|---|-R-|-K-|---| A -|-Z-|---|-R-|-K-|---| E -|---|---|---|---|---| |
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|-Z-|---|-R-|-K-|---| D -|-Z-|---|-R-|-K-|---| A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---| |
- Achtung!
Auch beim 2. Fingersatz muss zwischen der G- und der H-Saite der untere Fingersatz um einen Bund nach rechts verschoben werden. Zwischen der H- und E-Saite ist auch hier wieder alles normal
E |---|---|---|---|---| H |---|-Z-|---|-R-|-K-| G |-Z-|---|-R-|-K-|---| D |---|---|---|---|---| A |---|---|---|---|---| E |---|---|---|---|---| |
E |---|-Z-|---|-R-|-K-| H |---|-Z-|---|-R-|-K-| G |---|---|---|---|---| D |---|---|---|---|---| A |---|---|---|---|---| E |---|---|---|---|---| |
Übergang zwischen der G- und der H-Saite Bearbeiten
Als Erinnerung kannst du dir ja noch einmal das Stimmen der Gitarre ins Gedächtnis rufen.
Alle Saiten wurden im 5 Bund gegriffen und damit in reinen Quarten gestimmt. Daher sehen alle Fingersätze bei den Saiten, die in Quarten gestimmt wurden, gleich aus. Bloß von der G- auf die H-Saite wurde im 4. Bund gegriffen. Das ist eine große Terz. Demnach haben die Intervalle zwischen den beiden Saiten G und H immer einen Bund weniger, was dazu führt, dass die Intervalle auf der H-Saite jeweils einen Bund weiter nach rechts rutschen.
"Normale" Intervalle zwischen den Saiten, die im 5. Bund gestimmt worden sind | "Verrutschte" Intervalle zwischen der G- und der H-Saite | |
(Ausschnitt) |
Hier wird ein kleiner Vorgriff auf eine spätere Lektion gemacht. Dieses "Modul" benötigen wir um von einer Skalenform in die benachbarte zu rutschen.
.Rondeau (Auszug) Bearbeiten
Die eintaktige Sequenzen wurde aus einem Rondeau von J.S. Bach entnommen, dass beliebig wiederholt werden kann. Der optionale Abschlussakkord ist ein C in der G-Form. Er kann auch durch dessen einzelnen Basston ersetzt werden. Den Grundton C findest du wieder im 8. Bund auf der E-Saite; diesmal unter dem kleinen Finger.
Tipp: |
Lasse die Finger so lange wie möglich liegen. Lasse den Zeigefinger liegen, wenn der Mittelfinger und der kleine Finger folgt. Nimmst du den kleinen Finger wieder weg, ist der Mittelfinger schon auf seinem Platz. Nimmst du den Mittelfinger weg, ist der Zeigefinger schon auf seinem Platz. |
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Tipp: |
Lerne bei der C-Dur-Tonleiter nicht nur die Intervalle |
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Möglichst jede Übung nach C-Dur transponieren und als Schnupperkurs für die vorhergehenden Diplome aufarbeiten, mit dem Ziel, die Stammtöne auf dem Griffbrett benennen zu können.
"Das häßliche Entlein" oder "Alle meine Entchen"[1] in Moll Bearbeiten
Die 6. Übung war in Dur, und hier verwenden wir ein und den selben Fingersatz in Moll. Wie du siehst und hörst, lässt sich ein Fingersatz oder ein Pattern nicht eindeutig einer einzigen Tonart zuordnen. Der Schlusston oder der Schlussakkord (hier der Ton D bzw. der Akkord Dm) bestimmt die Tonart. Der Grundton D ist hier die Sexte (6) des zugrunde liegenden Major-Pattern. Er lässt sich leicht über den Stimmton im 5. Bund der A-Saite ableiten.
Wenn in einer Tabulatur über einer Ziffer zwei Notenhälse stehen, so ist das ein Zeichen für eine halbe Note, die zwei Schläge dauert. Da dieses für viele Gitarristen sehr ungewöhnlich aussieht, verzichtet man oft auf Taktstriche in der Tabulatur. In dem Fall lässt sich die Tondauer allein an den Notenwerten ablesen.
Die Moldau (Hauptmotiv) Bearbeiten
Die Abfolge der Töne (genauer der Intervalle) der folgenden Übung ist fast genau die der vorhergehenden, nur auf einer anderen Tonstufe. Doch mit dem anderen Rhythmus ähnelt es sehr dem Hauptmotiv von der Komposition "Die Moldau" von Bedrich Smetana (ohne Auftakt und rhythmisch vereinfacht).
Auch wenn es hier (wie in der 7. Übung) nur die Molltonleiter rauf und runter geht, merkst du hoffentlich, wieviel der Takt und Rhythmus an der Wirkung ausmacht. Wenn du später mal meinst, deine Improvisationen hören sich langweilig an, dann solltest du dich mehr mit Rhythmus beschäftigen. Dazu kannst du dich auch ein wenig mit Schlagmustern beschäftigen.
Fingersatz 1 kommt über Fingersatz 2 Bearbeiten
Der zweite Fingersatz folgt immer unmittelbar unterhalb dem ersten Fingersatz. (Natürlich nur, wenn über diesem Fingersatz noch weitere Saiten sind.)
Wie es zu den Bezeichnungen der Skalen kommt, das erkläre ich später. Soviel sei gesagt, dass es etwas mit der Position des Grundtons <1> zu tun hat.
F-Form E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|-2-|---|-3-|-4-|---| \ Zweiter D -|-6-|---|-7-|<1>|---| / Fingersatz A -|-3-|-4-|---|-5-|---| \ Erster E -|-7-|<1>|---|-2-|---| / Fingersatz
Bb-Form E -|---|---|---|---|---| H -|---|-2-|---|-3-|-4-| \ Zweiter G -|-6-|---|-7-|<1>|---| / Fingersatz D -|-3-|-4-|---|-5-|---| \ Erster A -|-7-|<1>|---|-2-|---| / Fingersatz E -|---|---|---|---|---|
D-Form E -|---|-2-|---|-3-|-4-| \ Zweiter H -|---|-6-|---|-7-|<1>| / Fingersatz G -|-3-|-4-|---|-5-|---| \ Erster D -|-7-|<1>|---|-2-|---| / Fingersatz A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---|
Wie du siehst, kommt jedesmal zuerst der erste Fingersatz mit dem "Karree" rechts, und dannach kommt der Fingersatz mit dem "Karree" links. Sie sind immer untereinander. Nur zwischen der G- und der H-Saite kommt es jeweils zu einem Lagewechsel um einen Bund nach links. Ansonsten sind die drei Fingersätze gleich.
Bis jetzt hast du nicht mehr zu lernen, als zwei Fingersätze, dass der erste vor dem zweiten kommt, und dass es zu einem Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite kommt. Diesen Lagenwechsel musst du bei allen zukünftigen Skalen mit einberechnen.
C-Form E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|-2-|---|-3-|-4-|---| \ Zweiter A -|-6-|---|-7-|<1>|---| / Fingersatz E -|-3-|-4-|---|-5-|---| \ 1. Fingersatz
G-Form G -|---|-6-|---|-7-|<1>| / 2.Fingersatz D -|---|-3-|-4-|---|-5-| \ Erster A -|-7-|<1>|---|-2-|---| / Fingersatz D -|---|---|---|---|---| A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---|
Natürlich fehlt die Hälfte des ersten oder des zweiten Fingersatzes, wenn es nach oben oder unten nicht weitergeht. Wie du vielleicht schon vermutest, hast du hier schon 5 Ausschnitte aus den fünf Skalen die wir uns noch etwas genauer ansehen werden. Du erkennst hoffentlich, dass du mit den 3 Elementen 1. und 2. Fingersatz und den Lagewechsel schon einen Großteil der Skalentöne erfasst hast.
Leider habe ich nicht für alle Skalen und Skalenausschnitte attraktive Übungsbeispiele parat, sondern ich muss dir mitunter etwas trockene Übungen anbieten, aber ich hoffe du hast selbst schon eine wage Vorstellung davon, warum es sich lohnt, die Skalen mal im ganzen Zusammenhang zu lernen.
Fingersatz 3 Bearbeiten
Enthält kein "Karree"
Fingersatz | Intervalle | |
---|---|---|
Dieser Fingersatz ist gar kein eigenständiger Fingersatz. Der obere Teil des 3. Fingersatzes ist eigentlich schon der untere Teil des 2. Fingersatzes. Ebenso ist der untere Teil des 3. Fingersatzes gleichzeitig der Anfang des 1. Fingersatzes.
Wichtig an diesem Fingersatz ist der Übergang zwischen dem Ende des 2. Fingersatzes über die 5 und die 6 hin zum 1. Fingersatz. Es kommt beim 3. Fingersatz zu einem Lagewechsel nach links. Hier gilt es ganz besonders auf die Fingerstellung zu achten. Und auch wenn man nicht nur die Tonleiter rauf- und runterspielt (was man höchstwahrscheinlich am Anfang übt) bedarf es bei diesem "5-6-Übergang" immer einiges an Überlegung, bis man weiß, wie man die Finger am geschicktesten setzt.
Übe den Fingersatz in der obersten Saitenlage und eine Saitenlage tiefer!
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|---|---|---|---|---| D -|-7-|<1>|---|-2-|---| A -|---|-5-|---|(6)|---| E -|---|-2-|---|-3-|-4-| |
E -|---|---|---|---|---| H -|---|---|---|---|---| G -|-7-|<1>|---|-2-|---| D -|---|-5-|---|(6)|---| A -|---|-2-|---|-3-|-4-| E -|---|---|---|---|---| |
- Beachte!
Rutscht man mit dem 3. Fingersatz jetzt eine Saitenlage tiefer, dann müssen wir wieder den Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite einberechnen. Eben haben wir noch gelernt, dass es beim 3. Fingersatz zu einem Lagewechsel nach links kommt. Durch den Übergang zwischen der G- und H-Saite kommt es aber gleichzeitig zu einem Lagewechsel nach rechts. Also hebt sich der eine Lagewechsel durch den anderen auf. Der Fingersatz wird durch den aufgehobenen Lagewechsel letztlich erleichtert, aber man muss anfangs doch ein wenig mehr überlegen, wie sich die einzelnen Lagewechsel auf den dritten Fingersatz auswirken.
E -|---|---|---|---|---| H -|---|-7-|<1>|---|-2-| G -|---|-5-|---|(6)|---| D -|---|-2-|---|-3-|-4-| A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---| |
E -|---|-7-|<1>|---|-2-| H -|---|---|-5-|---|(6)| G -|---|-2-|---|-3-|-4-| D -|---|---|---|---|---| A -|---|---|---|---|---| E -|---|---|---|---|---| |
Die Sache mit dem Lagewechsel beim 3. Fingersatz und dem Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite muss man immer berücksichtigen. Das mag sich beim ersten Durchlesen etwas kompliziert anhören, aber es reduziert den ganzen Aufbau der fünf Haupt-Dur-Tonleitern auf 4 Bausteine. Den 1. bis 3. Fingersatz und der Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite. Das ist dann aber auch alles, was man rein vom formalen Aufbau wissen muss.
Eine II-V-I-Verbindung Bearbeiten
Eine einfache Tonfolge über einer 2-5-1-Verbindung. Die Akkordtöne liegen zumeist auf den schweren Zählzeiten.
- A, C, E, G gehören zum Am7
- F#, D, C, A gehören zum D7
- B, D, G gehören zum G-Dur-Akkord.
Eine II-V-I-Verbindung (Arpeggios) Bearbeiten
Hier einfache Arpeggios (harfenartig gespielte Akkordtöne) einer 2-5-1-Verbindung. Das harmonische Grundgerüst wird deutlicher, wenn man nur die Akkordtöne spielt. Arpeggios (Akkordbrechungen) sind anspruchsvollere Übungen, da du dich in der Skala schon gut auskennen musst, um darin die Akkordtöne zu finden. Die drei Fingersätze sind bei Arpeggios nicht so leicht zu entdecken wie bei melodischeren Übungen. Sollte dir eine Übung zu schwer sein, verschiebe sie auf eine spätere Wiederholung.
Eine doriche Melodie Bearbeiten
Durch den Übergang der G- und H-Saite hebt sich der Lagewechsel des dritten Fingersatz auf, was den Fingersatz vereinfacht. Anstelle lange und umständlich die Intervalle der dorischen Skala zu ermitteln, verfahren wir wie bei der Molltonleiter. Bei der dorischen Skala setzen wir den Grundton einfach auf die (2) des Major-Pattern. Den Grundton E solltest du problemlos finden.
Eine mixolydische Melodie Bearbeiten
Auch hier heben sich die beiden Lagewechsel des Übergang der G- und H-Saite mit dem Lagewechsel des dritten Fingersatz auf, was auch hier den Fingersatz vereinfacht. Diese Tonart ist mixolydisch, den der Grundton ist die Quinte (5) des Major-Pattern, was wieder zeigt, dass der reine Fingersatz nichts über den Modus aussagt.
Die Töne A und D ergeben zusammen einen Powerchord (Umkehrung von D und A). D und A bilden den Rahmenintervall des D-Dur-Akkord. (D+F#+A). Wichtiger als der Startton einer Melodie ist der Schlusston, und dass man den Ton D bzw. den Akkord D-Dur vom Höreindruck als tonales Zentrum empfindet.
Tipp: |
Auch wenn die Skalen in der CAGED-Reihenfolge dargeboten werden, empfehle ich, die Lektionen mit der D/Bm- und G/Em-Form zu beginnen, wo der 3. Fingersatz vollständig ist, und sich die Lagewechsel nicht aufheben. Wie sich die Lagewechsel des 3. Fingersatz mit dem Übergang der G- und H-Saite gegeneinander aufheben, lernt man am besten im 2. Schritt. |
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1 über 2 über 3 über 1... Bearbeiten
Würde man das System weiter durch spinnen, dann würde man folgendes erhalten:
|-2-|---|-3-|-4-| \zweiter |(6)|---|-7-|<1>| /Fingersatz |-3-|-4-|---|-5-| \erster |-7-|<1>|---|-2-|---| /Fingersatz \ dritter |---|-5-|---|(6)|---| >Finger- |---|-2-|---|-3-|-4-| \zweiter / Satz |(6)|---|-7-|<1>| /Fingersatz |-3-|-4-|---|-5-| \erster |-7-|<1>|---|-2-| /Fingersatz \ dritter |---|-5-|---|(6)|---| >Finger- |---|-2-|---|-3-|-4-| \zweiter / Satz |(6)|---|-7-|<1>| /Fingersatz
Natürlich gibt es keine 12-saitige Gitarre, bei der jede Saite nur nach Quarten gestimmt sind, aber dieses ist eine gute Übung, die du mal mit Hilfe eines Rechenpapiers und einem Bleistift nachvollziehen solltest. Im Prinzip findest du hier alle Dur-Skalen der Gitarre wieder (wenn du dir nur 6 Nachbarsaiten herauspickst).
Es gibt halt nur den Haken mit dem Übergang der G- und H-Saite.
Der Grund für den Lagewechsel, den man jedes mal beachten muss, liegt an der Stimmung der Gitarre. Du weißt sicher noch, dass alle Saiten im 5. Bund gestimmt werden. (vgl. Stimmen mit Bünden). Sie sind also in Quartabständen gestimmt. (Quarte = Abstand von 4 Tönen einer Tonleiter) Außer eben zwischen der G- und H-Saite; dort sind sie nämlich in einem gr. Terzabstand (Terz = Abstand von 3 Tönen einer Tonleiter) gestimmt (4. statt 5. Bund), was zur Folge hat, dass das obere Schema immer zwischen der G- und H-Saite sich um einen Bund nach rechts verschiebt.
Mit dem 3. Fingersatz besitzt du nun 3 Module (Fingersätze) die immer in einer bestimmten Reihenfolge aufeinander folgen.
- 1. Fingersatz ist über dem 2. Fingersatz
- der 3. Fingersatz verbindet das untere Ende des 2. Fingersatz mit dem oberen Ende des ersten Fingersatz.
- Zwischen der G- und H-Saite verschiebt sich alles um einen Bund nach rechts.
Das ist erst mal alles was du für die 5 Hautskalen wissen musst. 3 Fingersätze, die immer in einer bestimmten Reihenfolge aufeinandertreffen und der Lagewechsel zwischen G und H.
Damit erarbeitest du dir nun eine Skalenform nach dem andern. Du wirst sehen, du hast bald die 5 Haupt-Typen drin.
Und bevor du dich fragst: Es gibt neben den 5 Haupt-Formen des CAGED-Systems noch ein paar Nebentypen die als Berkelee-Skalen bekannt sind, und noch die 3-Notes-Per-String-Skalen und noch andere. Die heben wir uns aber für später auf. Jetzt sind die CAGED-Skalen dran.
Jede der folgenden fünf CAGED-Skalen besteht tatsächlich nur aus den drei oben genannten Fingersätzen! Dieses sollte dir eigentlich das Lernen sehr erleichtern.
Zusammenfassung Bearbeiten
- Sobald man das "Karree" gefunden hat,
- kommt man sehr leicht in den 1. und 2. Fingersatz hinein.
- Bei jedem dieser Fingersätze lässt sich der Grundton der Tonleiter (und mit ein wenig Übung auch alle anderen Intervalle) sehr leicht bestimmen.
- Der 1. Fingersatz ist über den 2. Fingersatz.
- Der 1. und 2. Fingersatz werden durch den 3. Fingersatz miteinander verbunden.
- Beim 3. Fingersatz kommt es normalerweise zu einem Lagewechsel nach links.
- Zwischen der G- und der H-Seite kommt es zu einem Lagewechsel nach rechts.
- Die Lagewechsel des 3. Fingersatz und der Lagewechsel des G-H-Saiten-Übergans können sich gegenseitig aufheben, was den Fingersatz vereinfacht.
Tipp: |
Nachdem du alle Übungen auf dieser Seite gemacht hast, kannst du als Wiederholung versuchen, jede einzelne Übung auf jeder Saitenlage zu spielen. Du kannst sogar versuchen, die Notennamen auf dem Griffbrett zu lernen, wie es in der nächsten Lektion vorgemacht wird. |
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- ↑ Anspielung auf ein Märchen der Gebrüder Grimm nebst einem bekannten deutschen Kinderlied.