Der nachfolgende Inhalt ist als ein Überblick bzw. eine Zusammenfassung über das Thema gedacht. Es stellt komprimiert das Wissen zu dem Thema systematisch zusammen. Der Inhalt selbst ist nicht für eine praktische Unterrichtsstunde aufbereitet, sondern er dient als Nachschlagewerk, und zur Übersicht. Es sind ggf. einige Wiederholungen enthalten, die das Lesen der Zusammenfassung erleichtern sollen. Die einzelnen Inhalte werden in einzelnen Lektionen aufgefächert und mit geeigneten Lektionen und Übungsbeispielen versehen. Wenn es zu dieser Zusammenfassung Verständnisprobleme gibt, so sind in den einzelnen Lektionen nach Lösungen dafür zu suchen. Für diese einzelnen Lektionen stellt diese Seite eine Vorausschau bzw. eine Zusammenfassung dar.

Mindest-Voraussetzungen
Einfache Barrégriffe
Verwandte Kapitel
die 5 Hauptskalenformen (Lektionen)
Weiterführende Kapitel
Skalen und Patterns

In der populären Gitarrenliteratur haben sich Begriffe wie Akkord-Form, Akkordtyp, Akkordfamilie oder Akkordmodus, die synonym verwendet werden, eingebürgert. Es gibt für alle Begriffe leider noch keinen einheitlichen Standard. Hier in den Wikibooks wird das Wort "Form" bevorzugen. "Typ" wäre im Englischen ein Rechtschreibfehler. Dort heißt es "Type" oder "Shape". Das Synonym "Form" wird jedoch nicht nur in Deutschland und England problemlos verstanden, sondern auch in allen romanischen Sprachen (Frankreich, Italien, Spanien etc. sowie in vielen weiteren Ländern. Wie dem auch sei, auf der Gitarre können Akkorde in verschiedenen Lagen gespielt werden. Man findet für alle Dur-Akkorde quer durch die Tonarten jeweils fünf Haupt-Akkordformen, die im Aussehen (Fingersatz) deckungsgleich sind und die sich nur in der Lage (Bund) unterscheiden. Im englischsprachigen Raum kennt man das CAGED-System, wobei CAGED auf die Akkorde C-, A-, E-, G-, und D-Dur zurückgehen. Dieses System wurde für die Wikibooks auch auf die Moll-Akkorde erweitet. Bei reinen Moll-Akkorden findet man grifftechnisch bedingt nur drei brauchbare Moll-Formen, in denen sich der Akkord überzeugend darstellen lässt. Für die fehlenden Formen können jedoch problemlos Moll7-Formen genommen werden. Alle Akkorde, die vom Griffbild her identisch (genauer: deckungsgleich) sind, fasst man zu einer Akkord-Form zusammen. In dieser Form wird der Begriff praktisch nur bei Gitarrenspielern (und der Gitarre ähnliche Saiteninstrumente wie Banjo und Ukulele) verwendet.

Akkordformen (Kurzdefinition)
Eine Akkordform auf der Gitarre ist (meist) ein Barré-Akkord. Sein Name leitet sich von den einfacher zu greifenden Grundakkorden ab, fast so, als hätte man anstelle des Barré-Zeigefingers ein Capo in den entsprechenden Bund gesetzt, und den einfachen Akkord gegriffen.
Beispiel
Grundakkord Akkordform Grundakkord Akkordform

Ausführliche Beschreibung Bearbeiten

Man braucht als leicht fortgeschrittener Gitarrist nicht alle Akkordformen, die folgen, zu üben; und man muss sie daher auch nicht greifen können. Dieses bleibt den "Profis" unter den Gitarrenspielern vorbehalten. Aber man soll verstehen, warum eine Skala, eine Pentatonik oder ein Akkord nach diesen 10 Grundformen katalogisiert werden kann.

Zuerst das Problem Bearbeiten

Zuvor machen wir aber einen Schritt zurück, und überlegen uns, warum man überhaupt solch einen Begriff wie "Akkordform" braucht.

Der Akkord H-Dur soll als Barré-Akkord gegriffen werden.
Sofort taucht die Frage auf:

  • in welchem Bund soll/kann der Akkord gegriffen werden
  • welche Form (Typ, Fingersatz) hat der Barré-Akkord auf diesem Bund.

Bevorzugt werden für das Barré zwei Akkordformen verwendet.

entweder

H-Dur als Barré
im zweiten Bund
 

oder

H-Dur als Barré
im 7. Bund

 

Wenn einem Schüler nur der Bund angesagt wird, muss er sich zuerst überlegen, wie ein Akkord jetzt in einem bestimmten Bund gegriffen werden muss. Mit der Ansage "B im zweiten Bund in der A-Form" bzw. "B im 7 Bund in der E-Form" ( Kurz: "7 Bund, E-Form") wird dieses Problem umgangen.

Herleitung der A-Form Bearbeiten

Im ersten Fall hat man den Akkord A-Dur in den zweiten Bund verschoben

A-Dur
0. Bund
Bb-Dur
1. Bund
H-Dur
2. Bund
 
 

 

Es ist jetzt sehr leicht einsichtig, dass sich in der oberen Tabelle alle Akkorde vom Akkord A-Dur ableiten.

Herleitung der E-Form Bearbeiten

Im zweiten Fall leiten sich alle Barré-Akkorde vom Grundakkord E-Dur ab.

E-Dur
0. Bund
F-Dur
1. Bund
F#-Dur
2. Bund
... Bb-Dur
6. Bund
H-Dur
7. Bund
      ...    


 

Merke
Alle Barré-Akkorde, die sich vom Grundakkord A-Dur ableiten sind Barré-Akkorde der A-Dur-Form.

Alle Barré-Akkorde, die sich vom Grundakkord E-Dur ableiten sind Barré-Akkorde der E-Dur-Form.


Nach dem selben Prinzip lassen sich ohne weitere Mühe noch andere Akkord-Formen ableiten.

   
Am-Form Em-Form
   

 

Merke
Alle Barré-Akkorde, die sich vom Grundakkord Am ableiten sind Barré-Akkorde der Am-Form.

Alle Barré-Akkorde, die sich vom Grundakkord Em ableiten sind Barré-Akkorde der Em-Form.


Jedem, der schon ein wenig mit Barré-Akkorden gearbeitet hat, mag dieses für trivial halten. Wer dagegen mit den Barré-Akkorden gerade erst anfängt, dürfte dieses Herleitung eine große Lernhilfe sein. Wenn du diese Methode konsequent anwendest, lässt sich noch viel mehr damit anfangen.

Das Grundtonschema Bearbeiten

Man kann noch einen Schritt weiter gehen.

einfacher Dur-Akkord
 
Dur-Akkord-Form
 
einfacher Moll-Akkord
 
Moll-Akkord-Form
 
Grundtöne der A(Bb)-Form
 
einfacher Dur-Akkord
 
Dur-Akkord-Form
 
einfacher Moll-Akkord
 
Moll-Akkord-Form
 
Grundtöne des E(F)-Form[1]
 

Vergleicht man alle Akkorde, die in der Tabelle in einer Reihe stehen, dann stellt man leicht fest, dass die Grundtöne dieser Akkorde alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Dieses Muster gilt es sich besonders gut einzuprägen. Mit diesem Muster lassen sich später relativ einfach nicht nur Akkorde, sondern auch Skalen wie Tonleitern und Pentatoniken klassifizieren bzw. typisieren.

Um diese Formen zu kennen muss man nichts weiter wissen, als wo bei den einfachen Akkorden die Grundtöne sind.

F- und Bb-Form bzw. E- und A-Form Bearbeiten

Vielleicht wundern dich die Bezeichnungen F-Form und Bb-Form, wo man die doch auch einfach E und A-Form nennen könnte. Wenn du aber jeder Dur-Form die parallele Molltonart gegenüber stellst, lässt sich mit F- und Dm-Form ( bzw. Bb- und Gm7-Form) mehr anfangen, als mit E- und C#m-Form (bzw. A- und F#m-Form). E- und A-Form wären kein Problem, aber unter C#m-Form und F#m-Form kann man sich nichts vorstellen. Dagegen sind eine Dm/F-Form bzw. eine Gm7-Form auch für leicht fortgeschrittene Gitarristen noch ziemlich leicht zu greifen, auch wenn man dafür vielleicht einen kleinen Abstecher in eine Jazz-Lektion machen muss. Will man die Formen-Systematik später noch auf alle möglichen Skalen anwenden, dann lässt sich mit der kleinen Inkonsequenz in der Namensgebung gut leben. Sobald du dich ein wenig mehr mit Skalen und Tonleitern befasst, wird dir dieses sicher bald einleuchten. Man verwendet immer die Bezeichnung, die für das, was man beschreiben möchte, am einfachsten bzw. passensten ist.

Die 5 Akkordformen Bearbeiten

Es gibt nicht nur Barré-Akkorde vom E- und A-Akkord-Formen. Man kann fast aus jedem einfachen Grund-Akkord eine Akkordform ableiten.

Wichtig für die 5 Grundformen sind vor allem die Lage der Grundtöne. Nur beim einfachen Hm7-Akkord und beim C-Dur-Akkord haben wir das gleiche Grundton-Schema. Daher werden die beiden zusammengefasst.

Alle Akkordformen werden hier für die Übersicht als vollständige Barré-Akkorde dargestellt. Aber in der Praxis werden diese nicht unbedingt auch genau so gespielt. Bei einigen Akkorden (G-, Hm7- und D(m)-Form) werden oft nur einige Töne verwendet. Wenn man nicht alle Finger verwendet, und evtl. noch einige leere Saiten mit nutzen kann, dann werden die Fingerbrecher wieder greifbar. Man muss dann nicht alle Finger aufsetzen. Sobald weitere Optionstöne (z.B. Sus4, Add6, 7, j7 etc.) oder Basstöne hinzukommen, ergeben sich weitere Fingersatzmöglichkeiten, welche sich mitunter viel einfacher greifen lassen.

Dennoch werden hier die Akkorde nicht in der einfach greifbaren Form aufgeschrieben, sondern so, dass man die Grundform besser von den Standard-Akkorden ableiten. Von diesen Grundformen lassen sich hinterher viel leichter die tatsächlich gegriffenen Akkorde, Pentatoniken und Skalen ableiten.

Für einige Mollakkorde gibt es keine sinnvoll zu greifende Moll-Akkordform. Macht man aus den Moll-Formen allerdings Moll7-Formen findet man eher geeignete Fingersätze. Die zusätzliche 7 stört bei Moll-Akkorden kaum.

zugrundeliegender
Dur-Akkord
Akkordform
in Dur
Grundton-
schema
Akkordform
in Moll
zugrundeliegender
Moll-Akkord
       
(engl. Bezeichnung
 
(deutsche Bezeichnung)
         
         
         [2]
         

 

Merke
Wichtig für die eindeutige Typisierung eines Gitarrenakkordes ist einzig und alleine die Lage der Grundtöne.


Die C-Dur-Form wird schon in der Praxis gebraucht. Aber sie ist schon ein richtiger Fingerbrecher. In der ersten Zeit könnte aber die C7-Form interessant sein, weil man damit recht einfach ein Blues-Schema spielen kann.

F F F F
Bb Bb F F
C7 Bb F C7

Dabei greift man das C7 folgendermaßen:

 

Und nun machst du aus allen Akkorden einfach Akkordformen und verschiebst diese nach Belieben quer über das Griffbrett. Ein nettes Übungsbeispiel wäre "Eisgekühlter Bommerlunder" von den Toten Hosen nur mit der F- und C7-Form gespielt. Man kann so leicht den Tonartwechsel mitmachen.

Die Dm-Form geht einem vielleicht nicht so leicht von den Fingern. Aber die Dm/F-Form (Akkord mit der Terz im Bass) findet im Jazz durchaus seine Anwendung.

z.B. Fj7 - Dm7/F - Gm7 - C7 (oder C9)
 

Bei der Bm7-Form kann man gegebenenfalls die hohe E-Saite einfach dämpfen, womit der Akkord leichter zu greifen ist.

Für die Systematik verwenden wir aber die Fingerbrecher, weil die einfacher auf die Grundakkorde zurückzuführen sind.

Übung: Bearbeiten

Man spiele folgende Akkordfolge und achte jeweils darauf, mit welchem Grundton ein Akkord endet, und mit welchem Grundton der nächste Akkord beginnt.

1. Beispiel
G-Dur in allen Lagen
offen
 
3.Bund
 
5.Bund
 
7.Bund
 
10.Bund
 
12.Bund
 

Man erhält also einen G-Dur-Akkord, wenn man einen Barré der E-Dur-Form im 3. Bund spielt: Man erhält ebenfalls einen G-Dur-Akkord, wenn man einen Barré als D-Dur-Form im 5. Bund spielt. (ebenso C-Dur-Form im 7. Bund etc.)

2. Beispiel
Dm(7)-Dur in allen Lagen

Einige Moll-Akkorde können in der Barré-Form praktisch nur als Moll7er gegriffen werden.

offen
 
3.Bund
 
5.Bund
 
7.Bund[3]
 
10.Bund
 
12.Bund
 

Hier wird das gleiche Prinzip angewandt. Bei jedem der Akkorde handelt es sich in den entsprechenden Lagen um ein D-Moll-Akkord.

Das Grundtonschema auf dem Griffbrett Bearbeiten

Grundsätzlich laufen die Akkordformen die Tonleiter herunter, je höher sie die Bünde raufklettern.

F/E(2) D(4) C/H(7) Bb/A(9) G(11) F/E(14) ...

Mit dieser Vorübung kann man sich ein Schema herleiten.

Grundtöne zusammenhängend
 


Man kann sich also bei den Akkorden gut von Grundton zu Grundton hangeln.

Grundtöne in Formen zerlegt
                 

Schlussbemerkung Bearbeiten

Einige Grundtonformen haben zwar zwei Bezeichnungen meinen aber den gleichen Akkordform. Es ist ähnlich wie die Töne F# und Gb, die ja auch ein und der selbe Ton sind, aber je nach dem in welchem Zusammenhang sie stehen mal mit Kreuz und mal mit B bezeichnet werden. Es gibt also rein grifftechnisch gesehen insgesamt nur 5 Grundtonschemata.

Mit diesen 5 Grundtonschemata lassen sich Akkorde und Skalen gut klassifizieren bzw.typisieren. Man erhält also eine regelrechte Formen-Systematik. Mit den Akkordformen entdeckt man auch Akkordkombinationen wieder, die man auch von den einfachen Standard-Akkorden her kennt; nur eben als Barré-Akkord transponiert.

Man kann die Formen anwenden für:

  • Powerchords
  • einfache Akkorde
  • Barré-Akkorde
  • Jazz-Akkorde
  • Pentatonik
  • Tonleiterskalen

Bis auf die Powerchords gibt es in der Regel für jeden Form eine Dur- und eine parallele Moll-Variante.

Wenn also von einer Pentatonik der E-Moll-Form die Rede sein sollte, weiß man, dass die Grundtöne der Skala genau wie die Grundtöne des E-Moll-Akkordes auf den beiden E-Saiten und der D-Saite liegt.


Fußnoten
  1. s.o. (Formbezeichnung...)
  2. Beachte beim Gm7 den ausgegrauten Grundton, der hier auf der G-Saite durch den Ringfinger verdeckt wird. Vergleiche dieses mit dem Grundtonschema und dem G-Dur-Akkord in der ersten Spalte.
  3. Die Gm7-Form wird eigentlich im 10. Bund gespielt, und nicht im 7. Doch dann würde man den nicht gespielten Grundton (der durch den Ringfinger verdeckt ist) im 7. Bund nicht mit berücksichtigen.
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