Gitarre: Aufbau der CAGED-Skalenformen

Mindest-Voraussetzungen
C-Dur-Tonleiter Workshop
Die Major-Patterns
Akkordformen
Einführung in die Improvisation
Verwandte Kapitel
-
Weiterführende Kapitel
3-Notes-Per-String Skalen

Aufbau der Dur- und Moll-Skalen nach einem leicht modifizierten CAGED-System

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Du hast hoffentlich die vorangehende Einleitung zu den Dur-Skalen gelesen, wo die kommenden Lektionen schonmal angerissen wurden.

In diesem Kurs geht es darum, über einfache Lieder, die in Dur- und natürlichem Moll gesetzt sind, melodisch zu improvisieren.

Hier wollen wir uns die Einteilung des Griffbrettes nach dem CAGED-System aneignen, welches sich besonders für Einsteiger in die Materie 'Improvisationen in Dur und Moll' zügig erlernen lässt. Zuerst zerlegen wir die Durskala in überschaubare Einheiten, dann bauen wir uns aus den Einzelteilen jede der fünf CAGED-Skalen auf


Tipp:

 

Die Übungen auf dieser Seite können auch schon vereinzelt in das Rock- oder Balladendiplom eingeflochten werden.


Die 5 CAGED-Skalen

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Die folgenden fünf Skalen wollen wir uns in diesem Kurs aneignen.

                 

Wir ordnen die Dur-Skalen jeweils einem Barré-Akkord zu, der gleichzeitig der Grundakkord (Tonika) der Skala ist.

Die Abfolge der gleichnamigen Akkord-, Pentatonik-, oder Durtonleiter-Formen (engl. 'Shapes') folgt einer bestimmten Reihenfolge, welche man sich mit der Eselsbrücke "CAGED" (engl. 'eingesperrt') gut merken kann.


         

Die Barré-Akkorde lassen sich leicht von den Grundakkorden ableiten.

        

Wichtig für das CAGED-System ist einzig und allein die Position der Grundtöne bezogen auf den jeweiligen Akkord oder Skala.

Animation

 

Grundtöne kennst du schon aus deinen Anfängerlektionen im Folkdiplom und das Prinzip der Akkordformen sollte dir schon aus dem Rockdiplom vertraut sein.

Das dumme an der Eselsbrücke 'CAGED' ist, dass es eigentlich nur für Durakkorde oder Dur-Pentatoniken problemlos funktioniert. Bei Moll kommt die Eselsbrücke an ihre Grenzen. Und auch viele Zusammenhänge, die du beim Quintenzirkel kennengelernt hast, (z.B. wenn du den Workshop Akkorde heraushören gemacht hast,) beschreibt die Eselsbrücke nicht.

Daher mag es dich vielleicht nicht wirklich verwundern, dass wir hier in den Wikibooks alternative Namen für die offensichtlich fehlenden Formen haben. Wenn du Barré-Akkorde kennst, und mit dem Satz: "Greif den A-Dur wie ein F-Barré im 5. Bund!" etwas anfangen kannst, solltest du damit keinerlei Probleme haben.

Die Namen der Skalen leiten sich von folgenden einfachen Tonleitern in den ersten Bünden ab:

         


Alle Akkorde die man aus den oben genannten einfachen Tonarten kennt, Bassläufe und ähnliches lassen sich zum großen Teil auf die entsprechenden 5 CAGED-Skalen übertragen, fast so als habe man die Tonleiter mittels Kapodaster in eine höhere Lage verschoben.

Die doppelte Namensgebung (bzw. die Modifizierung des CAGED-System) werden in den entsprechenden Lektionen nochmals erläutert, oder als Zusammenfassung im Kapitel Formen-Systematik beschrieben.

Orientierung auf dem Griffbrett

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Damit eine Skala nicht nur ein Punktbild bleibt, brauchst du zuerst einen Orientierungspunkt. Eine sehr gute Methode sind die Intervalle der Durtonleiter.

 
  • Du ermittelst den Grundakkord der Durtonleiter (1).
  • Barré-Akkorde zeigen dir die Position der Grundtöne.
  • Sobald du weißt wo der Grundton ist, verschiebst du die Skala so lange auf dem Griffbrett, bis die 1 auf dem Grundton zu liegen kommt. Dann kannst du mit der Durtonleiter zu dem Stück improvisieren.
  • Stelle es dir so vor: Zeichne dir das Griffbrett auf ein Blatt Papier (Querformat). Stecke es in eine Klarsichthülle. Zeichne darauf mit Folienschriften die Kreise mit den Intervallen. Jetzt kannst du das Blatt so weit herausziehen, bis die (1) auf dem geforderten Grundton zu liegen kommt. So haben wir es vor der Zeit gemacht, als es noch nicht für alles eine App gab.

Später leitest du von der Durtonleiter die natürliche Molltonleiter ab, bei der die Sexte (6) der Skala zum Grundton wird. Es gibt auch einige Lieder, bei der die Sekunde (2) oder Quinte (5) zum Grundton wird. Dann spielst du kein Dur oder Moll, sondern dorisch (2) oder mixolydisch (5).

Du gehst dabei in etwa so vor, wie ein Notenleser. Dieser bestimmt zuerst anhand der Vorzeichen die Durtonleiter und anschließend im zweiten Schritte anhand der Akkorde und Töne die tatsächliche Tonart bzw. den Modus.

Wie sich die Intervalle dann relativ zum neuen Grundton verhalten (wie in der Einleitung zu den Major-Patterns beim Moll demonstriert wurde) muss dich vorerst noch nicht interessieren. Einen kurzen Einblick hast du ja schon im Balladendiplom mit den Akkordintervallen bekommen. Genauer nehmen wir es bei den 3-Noten-Pro-Saite-Skalen durch. Bis dahin kann es warten.

Suche das "Karree"

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Schau dir mal die Dur-Skala genauer an. Wir ignorieren hier alle Farben und Zahlen. Fällt dir irgendetwas an der Skala auf?

 

Eigentlich sollten dir die Töne auffallen, die etwas dichter beieinander stehen bzw. zwischen denen kein leerer Bund ist. Dann sollte dir auffallen, dass meist zwei von den etwas enger stehenden Intervalle genau übereinander sind. Um überhaupt erst einmal einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie man sich die Skalen einprägt, empfiehle ich dir das "Karree" (franz.: Quadrat) zu suchen.

 

Genauer gesagt suchst du in der Skala die Halbtonschritte.

zur Wiederholung

Ein Halbtonschritt ist der Tonabstand von einem Bund zum nächsten;
und bei einem Ganztonschritt liegt immer noch ein Bund dazwischen, welcher üblicherweise nicht gegriffen wird.
Achte also auf den Abstand zwischen 3 und 4 sowie den Abstand zwischen j7 und 1.

 
Zwischen B und C sowie zweichen E und F liegt keine weitere Taste mehr.

Auf einer Klavier-Tastatur kann man die Halbtonschritte recht anschaulich für die Tonart C-Dur darstellen. Der Abstand der Halbtonschritte sollte dir vom Aufbau einer Tonleiter bekannt sein. Zwischen dem Ton E und F sowie zwischen dem Ton H und C (beachte, dass unser H im englischen B heißt) ist keine schwarze Taste. Auf dem Griffbrett der Gitarre ist zwischen den Tönen E/F sowie H/C kein Bund vorhanden. Und der Grundton C ist einer der Töne im Halbtonabstand.

Die Halbtonschritte sind auf dem Gitarrenbrett gut als ein kleines "Karree" (Quadrat) angeordnet. Das findest du sehr leicht wieder, auch wenn die Skala nur aus schwarzen Punkten besteht, oder jemand sie seltsam (bzw. relativ zum Akkordgrundton) durchnummeriert hat. Sobald du das "Karree" gefunden hast, findest du auch spielend leicht den Grundton der Dur-Tonleiter. Vom dir aus als Gitarrenspieler gesehen immer die "1" rechts-oben vom "Karree". Sobald der Grundton (1) gefunden ist, ergeben sich die übrigen Intervalle von allein. Du kannst dich dabei sehr gut an den Grundtönen der einfachen Dur- und Moll-Akkorde aus dem Lagerfeuerdiplom und Folkdiplom orientieren. (Siehe: C-Dur-Tonleiter Workshop)

Jetzt zahlt es sich aus, dass du weißt, wo die Grundtöne bei den einfachen Akkorden sind. Diese Grundton-Muster muss man einfach auswendig können. Aber viel mehr musst du dann nicht mehr wissen, um eine Skala eindeutig einer Akkordform zuzuordnen.

Akkordformen (Kurzdefinition)
Eine Akkordform auf der Gitarre ist (meist) ein Barré-Akkord. Sein Name leitet sich von den einfacher zu greifenden Grundakkorden ab, fast so, als hätte man anstelle des Barré-Zeigefingers ein Capo in den entsprechenden Bund gesetzt, und den einfachen Akkord gegriffen.
Beispiel
Grundakkord Akkordform Grundakkord Akkordform
       

Drei Fingersätze

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Von dem "Karree" aus lassen sich zwei der drei folgenden Fingersätze ableiten

Fingersatz 1

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Das "Karree" ist bei diesem Fingersatz links.

Fingersatz Intervalle
   

Übe diesen auf allen Saitenlagen

Beachte
Die Ziffern geben hier die Intervalle einer Dur-Tonleiter an. Die 7 ist eine große Septime. Leider kann die Software (Lilypond) kein j7 generieren.
 
 
 


Beachte!

Beim Übergang zwischen der G- und der H-Saite muss der untere Teil des Fingersatz um einen Bund nach rechts verschoben werden. (Warum? Später!) Zwischen der H- und E-Saite ist wieder alles normal

 
 

Die römischer 3 (III) oder die römische 4 (IV) sind Angaben für die Bünde. Doch auf welchem Bund du mit der Übung anfängst ist vollkommen dir überlassen. Übe vielleicht zuerst in einer höheren Lage (ab dem 5. Bund), wo der Abstand der Finger möglichst bequem ist. Später kannst du dann in tiefere Lagen (1-5) üben, wo du die Finger etwas mehr spreizen musst.

Wandere die einzelnen Töne rauf und runter, und Versuche den Fingersatz in deine Finger zu bekommen. Noch ist keine Melodie, kein Solo, keine Improvisation, kein Rhythmus oder sonst etwas gefordert.

Beispielsweise
 

Im zweiten Schritt kannst du dich bemühen, dein Dudeln immer mit der 1 starten und enden zu lassen. Beachte, dass du den ersten Fingersatz immer nur über 2 Saiten übst. Nicht mehr! Erst beim zweiten Durchgang kommt das nächste Saitenpaar dran, und dann das übernächste.

 

Dann kannst du etwas mit den Intervallen herumspielen. (z.B. jeden 2. Ton überspringen...)

 

Bei den ersten Versuchen geht es noch nicht um das Nachspielen von Tabulatüren, sondern einfach ums Experimentieren. Spielen kleiner Motive machen wir nach dem ersten Herumklimpern.

Übungen

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Die folgenden Übungen enthalten oft eine Folge von ein- oder zweitaktigen Sequenzen. Eine Sequen ist ein Motiv, dass sich auf verschiedenen Tonhöhen wiederholt.

Es kommen auch Ausschnitte aus klassischen Stücken, Folksongs, Kinderlieder o.ä. vor. Die einfache Struktur oder der Bekanntheitsgrad der Melodien sollen dir das Üben erleichtern. Du musst dir so nicht jede einzelne Note aus der Tabulatur entschlüsseln, sondern die Finger finden in Vorerwartung der Melodie leichter ihre Position.

Eintaktige Sequenzen

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Beachte, dass der Grundton (1) unter dem Ringfinger (also im zweiten Bund dieses Fingersatzes) ist. Bei deinen freien Improvisation in Dur fängst du anfangs günstigerweise mit der (1) an. Den Grundton C findest du hier im 8. Bund auf der E-Saite unter dem Mittelfinger.

Ein Powerchord (beispielsweise C5) oder ein normaler Akkord am Ende ist optional (d.h. freiwillig). So ein Akkord eicht dein Ohr auf den Grundton der gerade geforderten Tonart. Du muss jedoch etwas überlegen, wie du vom Akkord wieder zurück in den Fingersatz kommst. Das gelingt mal leichter mal schwieriger. Daher ist ein Akkord für spätere Wiederholungen gedacht. Anfangs reicht auch der Grundton als Schluss.


Tipp:

 

Lerne bei der C-Dur-Tonleiter nicht nur die Intervalle
3 4 - 5
j7 1 - 2
sondern benenne auch jede einzelne Note.
E F - G
H C - D
So bekommst du einen recht einfachen Überblick über das Griffbrett.


 

Halbtaktige Sequenzen

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Diesmal hast du halbtaktige Sequenzen, die einmal wiederholt werden. Auch ohne Notenkenntnisse kannst du den Verlauf und die Wiederholungen der Sequenzen einfacher am Notenbild verfolgen, als an der Tabulatur; insbesondere wenn du dir gleichzeitig die Übung dabei anhörst. Der optionale Powerchord am Ende stabilisiert auch hier wieder den Grundton. Den Grundton F findest du im 8. Bund auf der A-Saite.

 

Ein Vogel wollte Hochzeit machen

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Hier habe ich ein relativ bekanntes Kinderlied gefunden, dass perfekt zum 1. Fingersatz passt. Die Tondauern sind für Ungeübte in Sachen Noten schwer herauszulesen. Kennst du aber das Stück, oder hörst du es dir mehrmals an, so ist es keine unüberwindbare Schwierigkeit. Den Grundton Bb findest du im 8. Bund auf der D-Saite.

 

Halbtaktige Sequenzen mit Lagewechsel

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Bei der G-Form kommt es zwischen der G- und H-Saite zu einem Lagewechsel. Du musst dir jedesmal eine Strategie zurechtlegen, wann und wie du am besten den Lagewechsel durchführst.

Wenn du Glück hast, findest du im Notenbild einen Hinweis, wie man günstig die Lage wechseln kann. Ich empfehle dir dort wo die 2 über den Noten steht, den Mittelfinger zu nehmen.

  • (1 = Z, 2 = M, 3 = R, 4 = K, 0 = leere Saite)

Betrachte solche Hinweis nur als Vorschlag, denn es gibt keine verbindliche Regel, wie der Lagewechsel zu erfolgen hat. Übst du die gleiche Sequenzen ein paar Saiten höher oder tiefer, geht es leichter von der Hand. Du kannst übrigens jede einzelne Übung auf allen Saitenlagen üben.

 

Einsingen

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Diese beiden Motive kennen viele, die schon einmal in einem Chor gesungen haben. Leider entsprechen viele Lieder in ihrem Tonumfang nicht genau einem der vollständigen drei Fingersätze oder der später folgenden Skalen. Zumeist werden nur Ausschnitte aus den Patterns gebraucht. Im ersten Motiv fehlt beispielsweise die große Septime (j7) vor dem Grundton.

Dafür enthält das zweite Motiv die große Septime (j7). Das zweite Motiv eicht den Chor auf die gerade geforderte Tonart. Hier werden nur Akkordtöne in einer auf- oder absteigenden Tonfolge gespielt (auch Arpeggios genannt). Der A7-Akkord enthält sowohl den Leitton (j7) der zum Grundton (1) hin leitet, als auch den Strebeton (4) die zur Durterz (3) hin strebt. Mit den zwei spannungsreichen Tönen, die sich zum Grundakkord auflösen wollen, wird der Chor auf die Durtonart eingenordet. Hier brauche ich dir nicht zu erklären, wo der Grundton D ist.

 

Fingersatz 2

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Das "Karree" ist bei diesem Fingersatz rechts.

Fingersatz Intervalle
   

Übe auch diesen auf allen Saitenlagen.

 
 
 
Achtung!

Auch beim 2. Fingersatz muss zwischen der G- und der H-Saite der untere Fingersatz um einen Bund nach rechts verschoben werden. Zwischen der H- und E-Saite ist auch hier wieder alles normal

 
 

Exkurs: Übergang zwischen der G- und der H-Saite

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Erinnerst du dich noch an das Stimmen der Gitarre?

 

Du hast fast alle Saiten im 5 Bund gegriffen und damit als reinen Quarten gestimmt. Daher sehen alle Fingersätze auf den Saiten, die in Quarten gestimmt wurden, gleich aus. Bloß von der G- auf die H-Saite hast du im 4. Bund gegriffen. Das ist eine große Terz. Demnach haben die Intervalle zwischen den beiden Saiten G und H immer einen Bund weniger, was dazu führt, dass die Intervalle auf der H-Saite jeweils einen Bund weiter nach rechts rutschen.

"Normale" Intervalle zwischen den Saiten, die im 5. Bund gestimmt worden sind "Verrutschte" Intervalle zwischen der G- und der H-Saite
 
(Ausschnitt)
 

Hier wird ein kleiner Vorgriff auf eine spätere Lektion gemacht. Dieses "Modul" benötigen wir um von einer Skalenform in die benachbarte zu rutschen.(beachte die Animation oben).

Rondeau (Auszug)

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Die eintaktige Sequenzen wurde aus einem Rondeau von J.S. Bach entnommen, dass du beliebig wiederholen kannst. Den Grundton C findest du wieder im 8. Bund auf der E-Saite; diesmal unter dem kleinen Finger.

 
Tipp:

 

Lasse die Finger so lange wie möglich liegen. Lasse den Zeigefinger liegen, wenn der Mittelfinger und der kleine Finger folgt. Nimmst du den kleinen Finger wieder weg, ist der Mittelfinger schon auf seinem Platz. Nimmst du den Mittelfinger weg, ist der Zeigefinger schon auf seinem Platz.


Tipp:

 

Lerne bei der C-Dur-Tonleiter nicht nur die Intervalle
1 - 3 4
6 - j7 1
sondern benenne auch jede einzelne Note.
D - E F
A - H C
So bekommst du einen recht einfachen Überblick über das Griffbrett.


"Das häßliche Entlein" oder "Alle meine Entchen"[1] in Moll

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Die 6. Übung war in Dur, und hier verwenden wir ein und den selben Fingersatz in Moll. Wie du siehst und hörst, lässt sich ein Fingersatz oder ein Pattern nicht eindeutig einer einzigen Tonart zuordnen. Der Schlusston oder der Schlussakkord (hier der Ton D bzw. der Akkord Dm) bestimmt die Tonart. Der Grundton D ist hier die Sexte (6) des zugrunde liegenden Major-Pattern. Er lässt sich leicht über den Stimmton im 5. Bund der A-Saite ableiten.

Wenn in einer Tabulatur über einer Ziffer zwei Notenhälse stehen, so ist das ein Zeichen für eine halbe Note, die zwei Schläge dauert. Da dieses für viele Gitarristen sehr ungewöhnlich aussieht, verzichtet man oft auf Taktstriche in der Tabulatur. In dem Fall lässt sich die Tondauer allein an den Notenwerten ablesen.

 

Die Moldau (Hauptmotiv)

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Die Abfolge der Töne (genauer der Intervalle) der folgenden Übung ist fast genau die der vorhergehenden, nur auf einer anderen Tonstufe. Doch mit dem anderen Rhythmus ähnelt es sehr dem Hauptmotiv von der Komposition YT   "Die Moldau" von Bedrich Smetana (ohne Auftakt und rhythmisch vereinfacht).

Auch wenn es hier (wie in der 7. Übung) nur die Molltonleiter rauf und runter geht, merkst du hoffentlich, wieviel der Takt und Rhythmus an der Wirkung ausmacht. Wenn du später mal meinst, deine Improvisationen hören sich langweilig an, dann solltest du dich mehr mit Rhythmus beschäftigen. Dazu kannst du dich auch ein wenig mit Schlagmustern beschäftigen.

 

Sascha (vereinfacht)

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Das Lied "Sascha" wird hier auf der G- und H-Saite gespielt. Wir müssen uns Strategien zurechtlegen, welchen Fingersatz wir am besten für die Lagewechsel verwenden.

 

Auf den anderen Saitenlagen geht die Melodie einfacher von der Hand.

Asturias (Ausschnitt)

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Das ganze Stück Asturias ist ein Meisterstück. Doch es mag dich vielleicht freuen, dass es gar nicht mehr lange dauert, bis du zumindest ein kleines Vorzeigestück mit den ersten Takten des Stückes kannst. Dies hier ist schon einmal eine Vorübung.

 

Fingersatz 1 kommt über Fingersatz 2

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Der zweite Fingersatz folgt immer unmittelbar unterhalb dem ersten Fingersatz. (Natürlich nur, wenn über diesem Fingersatz noch weitere Saiten sind.)

Wie es zu den Bezeichnungen der Skalen kommt, das erkläre ich später. Soviel sei gesagt, dass es etwas mit der Position des Grundtons <1> zu tun hat.

F-Form
 
Bb-Form
 
D-Form
 

Wie du siehst, kommt jedesmal zuerst der erste Fingersatz mit dem "Karree" rechts, und dannach kommt der Fingersatz mit dem "Karree" links. Sie sind immer untereinander.

Ein wenig Boogie Woogie

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Bei Arpeggios tritt die Struktur der jeweiligen Skala nicht so klar heraus. Man hat eher den Eindruck, dass man sich in der jeweiligen Pentatonik des gerade umspielten Akkordes[2] bewegt. Aber die bestehen hier in diesem Fall ebenfalls nur aus den Tönen der zugrundeliegenden Durtonart. Hier wurde auf jede tonleiterfremde Blue-Note oder Septime verzichtet (bis auf die natürliche Septime der Dominante D7). Beim Blues und davon abgeleiteten Genres musst du mit Noten rechnen, die von der Durtonart und damit auch von den CAGED-Skalen abweichen.

Normalerweise sind Übungen mit Arpeggios anspruchsvoll, doch hier hält sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen.

 

Burlesque

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Nur zwischen der G- und der H-Saite kommt es jeweils zu einem Lagewechsel um einen Bund nach links. Ansonsten sind die drei Fingersätze gleich.

Bis jetzt hast du nicht mehr zu lernen, als zwei Fingersätze, dass der erste vor dem zweiten kommt, und dass es zu einem Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite kommt. Diesen Lagenwechsel musst du bei allen zukünftigen Skalen mit einberechnen.

G-Form
 
C-Form
 

Natürlich fehlt die Hälfte des ersten oder des zweiten Fingersatzes, wenn es nach oben oder unten nicht weitergeht.

Wie du vielleicht schon vermutest, hast du hier schon 5 Ausschnitte aus den fünf Skalen die wir uns noch etwas genauer ansehen werden.

Mit dem 1. und 2. Fingersatz und dem Lagewechsel hast du schon einen Großteil der CAGED-Skalen erfasst.

Später wirst du in deinem Repertoire nur Ausschnitte von jeden der 5 CAGED-Skalen brauchen. Es gibt äußerst wenige Stücke, die exakt den Tonvorrat einer einzigen kompetenten CAGED-Skala oder den eines der 3 Fingersätze haben. Zumeist springt man zwischen benachbarten Skalen hin und her, gerade so, wie man es braucht. Daher habe ich noch nicht für alle Skalen und Skalenausschnitte attraktive Übungsbeispiele parat, sondern ich muss dir mitunter etwas trockene Übungen anbieten.

Du hast hoffentlich selbst schon eine wage Vorstellung davon, warum es sich lohnt, die Skalen mal im ganzen Zusammenhang zu lernen.

Fingersatz 3

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Enthält kein "Karree"

Fingersatz Intervalle
   

Dieser Fingersatz ist gar kein eigenständiger Fingersatz. Der obere Teil des 3. Fingersatzes ist eigentlich schon der untere Teil des 2. Fingersatzes. Ebenso ist der untere Teil des 3. Fingersatzes gleichzeitig der Anfang des 1. Fingersatzes.
Wichtig an diesem Fingersatz ist der Übergang zwischen dem Ende des 2. Fingersatzes über die 5 und die 6 hin zum 1. Fingersatz. Es kommt beim 3. Fingersatz zu einem Lagewechsel nach links. Hier gilt es ganz besonders auf die Fingerstellung zu achten.

Gerade wenn du nicht nur die Tonleiter rauf- und runterspielt (was man höchstwahrscheinlich am Anfang übt) bedarf es bei diesem "5-6-Übergang" immer einiges an Überlegung, bis man weiß, wie man die Finger am geschicktesten setzt.

Übe den Fingersatz in der obersten Saitenlage und eine Saitenlage tiefer!


D-Form
 
G-Form
 
Beachte!

Rutscht man mit dem 3. Fingersatz jetzt eine Saitenlage tiefer, dann müssen wir wieder den Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite einberechnen. Eben haben wir noch gelernt, dass es beim 3. Fingersatz zu einem Lagewechsel nach links kommt. Durch den Übergang zwischen der G- und H-Saite kommt es aber gleichzeitig zu einem Lagewechsel nach rechts. Also hebt sich der eine Lagewechsel durch den anderen auf. Der Fingersatz wird durch den aufgehobenen Lagewechsel letztlich erleichtert, aber man muss anfangs doch ein wenig mehr überlegen, wie sich die einzelnen Lagewechsel auf den dritten Fingersatz auswirken.

C-Form
 
F-Form
 

Die Sache mit dem Lagewechsel beim 3. Fingersatz und dem Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite muss man immer berücksichtigen. Das mag sich beim ersten Durchlesen etwas kompliziert anhören, aber es reduziert den ganzen Aufbau der fünf Haupt-Dur-Tonleitern auf 4 Bausteine. Den 1. bis 3. Fingersatz und der Lagewechsel zwischen der G- und H-Saite. Das ist dann aber auch alles, was man rein vom formalen Aufbau wissen muss.

Bb-Form
 

In der Bb-Form geht der 3. Fingersatz natürlich nicht weiter als bis zur E-Saite.


Eine II-V-I-Verbindung

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D-Form
 

Eine einfache Tonfolge über einer 2-5-1-Verbindung. Die Akkordtöne liegen zumeist auf den schweren Zählzeiten.

  • A, C, E, G gehören zum Am7
  • F#, D, C, A gehören zum D7
  • B, D, G gehören zum G-Dur-Akkord.
 

Eine II-V-I-Verbindung (Arpeggios)

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G-Form
 

Hier einfache Arpeggios (harfenartig gespielte Akkordtöne) einer 2-5-1-Verbindung. Das harmonische Grundgerüst wird deutlicher, wenn man nur die Akkordtöne spielt. Arpeggios (Akkordbrechungen) sind anspruchsvollere Übungen, da du dich in der Skala schon gut auskennen musst, um darin die Akkordtöne zu finden. Die drei Fingersätze sind bei Arpeggios nicht so leicht zu entdecken wie bei melodischeren Übungen. Sollte dir eine Übung zu schwer sein, verschiebe sie auf eine spätere Wiederholung.

 

Eine dorische Melodie

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C-Form
 

Durch den Übergang der G- und H-Saite hebt sich der Lagewechsel des dritten Fingersatz auf, was den Fingersatz vereinfacht. Anstelle lange und umständlich die Intervalle der dorischen Skala zu ermitteln, verfahren wir wie bei der Molltonleiter. Bei der dorischen Skala setzen wir den Grundton einfach auf die (2) des Major-Pattern. Den Grundton E solltest du problemlos finden.

 

Eine mixolydische Melodie

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F-Form
 

Auch hier heben sich die beiden Lagewechsel des Übergang der G- und H-Saite mit dem Lagewechsel des dritten Fingersatz auf, was auch hier den Fingersatz vereinfacht. Diese Tonart ist mixolydisch, den der Grundton ist die Quinte (5) des Major-Pattern, was wieder zeigt, dass der reine Fingersatz nichts über den Modus aussagt.

 

Die Töne A und D ergeben zusammen einen Powerchord (Umkehrung von D und A). D und A bilden den Rahmenintervall des D-Dur-Akkord. (D+F#+A). Wichtiger als der Startton einer Melodie ist der Schlusston, und dass man den Ton D bzw. den Akkord D-Dur vom Höreindruck als tonales Zentrum empfindet.


Tipp:

 

Auch wenn die Skalen oben in der Navigation in der CAGED-Reihenfolge dargeboten werden, empfehle ich, die Lektionen mit der D/Bm- und G/Em-Form zu beginnen, wo der 3. Fingersatz vollständig ist, und sich die Lagewechsel nicht aufheben. Nutze dazu am besten die Navigation am Fußende. Wie sich die Lagewechsel des 3. Fingersatz mit dem Übergang der G- und H-Saite gegeneinander aufheben, lernt man am besten im 2. Schritt.


1 über 2 über 3 über 1...

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Würde man das System weiter durch spinnen, dann würde man folgendes erhalten:

 
  • Zweiter Fingersatz
  • Erster Fingersatz
  • Dritter Fingersatz
  • Zweiter Fingersatz
  • Erster Fingersatz
  • Dritter Fingersatz
  • Zweiter Fingersatz

Natürlich gibt es keine 12-saitige Gitarre, bei der jede Saite nur nach Quarten gestimmt sind, aber dieses ist eine gute Übung, die du mal mit Hilfe eines Rechenpapiers und einem Bleistift nachvollziehen solltest. Im Prinzip findest du hier alle Dur-Skalen der Gitarre wieder (wenn du dir nur 6 Nachbarsaiten herauspickst).

Es gibt halt nur den Haken mit dem Übergang der G- und H-Saite.

Die 3. Fingersätzen folgen immer in einer bestimmten Reihenfolge aufeinander.

  • 1. Fingersatz ist über dem 2. Fingersatz
  • der 3. Fingersatz verbindet das untere Ende des 2. Fingersatz mit dem oberen Ende des ersten Fingersatz.
  • Zwischen der G- und H-Saite verschiebt sich alles um einen Bund nach rechts.

Das ist erst mal alles was du für die 5 Hauptskalen wissen musst. 3 Fingersätze, die immer in einer bestimmten Reihenfolge aufeinandertreffen und der Lagewechsel zwischen G und H.

Damit erarbeitest du dir nun eine Skalenform nach dem andern. Du wirst sehen, du hast bald die 5 Haupt-Typen drin.

Schlussbemerkung

Und bevor du dich fragst: Es gibt neben den 5 Haupt-Formen des CAGED-Systems noch ein paar Nebentypen die als 3-Notes-per-String-Skalen und Berkelee-Skalen bekannt sind, und noch andere wie die Pentatonik und die Blues-Scala. Die heben wir uns aber alle für später auf. Überstürze nichts! Jetzt sind die CAGED-Skalen dran.

Jede der folgenden fünf CAGED-Skalen besteht tatsächlich nur aus den drei oben gelernten Fingersätzen!

Als Spicker für den schnellen Überblick:  

Zusammenfassung

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  1. Sobald man das "Karree" gefunden hat,
  2. kommt man sehr leicht in den 1. und 2. Fingersatz hinein.
  3. Bei jedem dieser Fingersätze lässt sich der Grundton der Tonleiter (und mit ein wenig Übung auch alle anderen Intervalle) sehr leicht bestimmen.
  4. Der 1. Fingersatz ist über den 2. Fingersatz.
  5. Der 1. und 2. Fingersatz werden durch den 3. Fingersatz miteinander verbunden.
  6. Beim 3. Fingersatz kommt es normalerweise zu einem Lagewechsel nach links.
  7. Zwischen der G- und der H-Seite kommt es zu einem Lagewechsel nach rechts.
  8. Die Lagewechsel des 3. Fingersatz und der Lagewechsel des G-H-Saiten-Übergans können sich gegenseitig aufheben, was den Fingersatz vereinfacht.
Tipp:

 

Nachdem du alle Übungen auf dieser Seite gemacht hast, kannst du als Wiederholung versuchen, jede einzelne Übung auf jeder Saitenlage zu spielen. Du kannst sogar versuchen, die Notennamen auf dem Griffbrett zu lernen, wie es in der nächsten Lektion vorgemacht wird.



  1. Anspielung auf ein Märchen der Gebrüder Grimm nebst einem bekannten deutschen Kinderlied.
  2. Durch die Pentatonic schmuggelt sich zu jedem Akkordton noch die Sexte (6) des jeweiligen Akkord.