Pädiatrie: Pneumonologie
Akute Atemwegsobstruktion
BearbeitenEpiglottitis (HiB)
BearbeitenEp.: Betroffen sind vorwiegend Kinder über 2 Jahre und Erwachsene
Ät.: Der Haupterreger der Epiglottitis ist Hämophilus influenzae B (HiB)
Klinik: HiB kann fieberhafte Infekte des Nasenrachenraums mit Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündung sowie Bronchitis hervorrufen. Lebensbedrohliche Komplikationen sind die eitrige Meningitis, die Sepsis und die Epiglottitis. Weitere mögliche Manifestationen umfassen Pleuritis, Arthritis und Osteomyelitis. Klinisch sind die Kinder mit Epiglottitis schwer krank, haben starke Halsschmerzen, sprechen, husten und schlucken nicht (Speichelfluss).
Diagnostik: Klinik, Cave: Bei V.a. Epiglottitis ist die Inspektion des Mundraumes wegen Erstickungsgefahr zu unterlassen!
Therapie: Antibiose, Intensivüberwachung
Stenosierende Laryngotracheitis
BearbeitenSyn.: Laryngitis subglottica, Pseudokrupp
Ep.: Es erkranken hauptsächlich Kinder vom 12. Lebensmonat bis zum 4. Lebensjahr
Ät.: Influenza-, Parainfluenza-, respiratory syncytial-Viren (RS-Viren)
Klinik.: Die erkrankten Kinder haben einen typischen bellenden Husten, einen inspiratorischen Stridor, Heiserkeit und Dyspnoe. Der Verlauf ist langsam.
DD.: Differentialdiagnostisch kommen ein "Spasmodic Croup", die Epiglottitis, die Diphtherie und die Fremdkörperaspiration in Frage.
Th.: Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptome, dazu gehört das beruhigen, die sitzende Lagerung, Zufuhr feuchter Luft z.B. mit einem Ultraschallvernebeler, evtl. die O2-Gabe und ggf. in seltenen Fällen die Intubation und Beatmung. Unruhige Kinder können sediert werden, eine Verbesserung der Atmung kann durch Adrenalin-Inhalation alias Mikronephrin®-Vernebelung (β2: Atemwegsdilatation, α: Schleimhautabschwellung) und Prednisolon (Rektodelt®) erreicht werden.
Fremdkörperaspiration
BearbeitenTh.: Aspirierte Fremdkörper sollten je nach Lage, Größe und Art des Bolus nur unter Sicht digital ausgeräumt (Cave: weiteres vorschieben mit Atemwegsverlegung!) oder bronchoskopisch entfernt werden. Im Notfall bei Erstickungsgefahr kann man es mit kurzen, festen Schlägen auf den Rücken ggf. in Kopftieflage, mit Thoraxkompressionen oder dem Heimlich-Manöver (Oberbauchkompressionen, nur bei Kindern > 1 Lj.) probieren.
Diphtherie
BearbeitenEp.: Die Dphtherie ist wegen der Impfung selten
Ät.: Der Erreger ist das Corynebacterium diphtheriae (Diphtherie-Toxin-produzierender Stamm)
Übertragung: Tröpfcheninfektion
Klinik: Neben Allgemeinsymptomen werden je nach Lokalisation der Toxinwirkung diphtherische Pseudomembranen (Rachendiphtherie), seröser bis eitrig-blutiger Schnupfen (Nasendiphtherie v.a. Säuglingen und Kleinkindern), "Echter Krupp" mit bellendem Husten, Heiserkeit, Aphonie und inspiratorischem Stridor (Kehlkopfdiphtherie) beobachtet. Das Toxin kann auch verschiedene innere Organe, z.B. das Herz schädigen.
Th.: Schon bei begründetem Verdacht sollte Antitoxin bestellt und verabreicht werden.
DD der akuten oberen Atemwegsobstruktion
BearbeitenDiphterie (Krupp) | Pseudokrupp | Epiglottitis | Fremdkörperaspiration | |
---|---|---|---|---|
Stridor | + | + | + | + |
Einziehungen | + | + | + | + |
Krankheitsbeginn | langsam | langsam | schnell | akut |
Fieber | zunehmend | mäßig | hoch | nein |
AZ | schlecht | gut | schwer krank | gut |
Speichelfluß | - | - | oft | - |
Husten | bellend | bellend | - | + |
Schluckbeschwerden | + | - | + | - |
vitale Bedrohung | oft | selten | immer | oft |
Pneumonie
BearbeitenÄt.: Als Erreger einer Pneumonie bei Kindern kommen u.a. Pneumokokken, Hämophilus influenzae, Klebsiellen, S. aureus, Mycoplasmen, Chlamydien und Viren in Betracht
Die Manifestation ist je nach Erreger bevorzugt als Lobärpneumonie, Bronchopneumonie oder interstitielle Pneumonie (keine Rasselgeräusche)
Th.: Makrolide, Cephalosporine
Asthma bronchiale
BearbeitenAsthma bronchilale ist eine reversible, anfallsartig auftretende Obstruktion der Atemwege bei hyperreagiblen Schleimhäuten.
Ep.: Die Prävalenz beträgt 10% im Kindesalter
Ät.: Die Ursachen sind polygenetisch (eine TH1->TH2-Prägung wird angenommen)
Auslöser:
- extrinsisch - Allergene, Infektionen (IgE-Anstieg)
- intrinsisch - Infektionen?
Klinik: symptome sind anfallsartig auftretende exspiratorische Dyspnoe. Der Auskultationsbefund ist abhängig von Lokalisation und meist eher gering und eher peripher.
Mucoviszidose
BearbeitenSyn.: Cystische Fibrose (CF)
Mucoviszidose ist eine hereditäre autosomal-rezessive Multiorganerkrankung mit Defekt CFTR-Gens, das für einen Chloridkanal kodiert.
Ep.: Europa 1:3000
PP.: Pathophysiologisch sind die Dyskrinie, Gangobstruktion, zystische Dilatation, Entzündung, Fibrose, Organzerstörung und Funktionsausfall die entscheidenden Faktoren. Betroffen sind vor allem das Pankreas, die Lungen, Leber und Darm.
Frühsymptome: In der Schwangerschaft beobachtet man eine Hydramnion, das Neugeborene erleidet in 10% der Fälle einen Mekoniumileus durch im Darm denaturiertes Albumin. Die exokrine Pankreasinsuffizienz führt beim Kleinkind zur Maldigestion mit unstillbarem Hunger, Gedeihstörungen und Zunahme des Bauchumfangs. Im Schweiß ist der NaCl-Gehalt erhöht, eine hypochlorämische Azidose kann die Folge sein.
Spätsymptome: Die Erkrankung führt pulmokardial zu einer chronischen Bronchopneumonie und Lungendestruktion mit konsekutiver pulmonaler Hypertonie und Cor pulmonale. Infertilitätsstörungen kommen durch Obstruktion des Ductus deferens bzw. der Tuben zustande. Die Störungen im Verdauungstrakt führen zu Verdauungsstörungen, Osteoporose, Kleinwuchs und reduziertem Ernährungszustand. Die Obstruktion der Pankreas- und Gallengänge können einen Diabetes mellitus und eine Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck nach sich ziehen.
D.: Leitsymptome, Neugeborenen-Screening (in Dtl. von der Krankenkasse leider nicht bezahlt), Schweißtest, Potentialdifferenzmessung und Gentypanalyse
Th.: Das multimodale Therapiekonzept umfasst die Behandlung der Pankreatitis, eine hochkalorische Ernährung, physiotherapeutische Maßnahmen zur Optimierung der Lungenfunktion und Sekretclearance wie Lagerungsdrainage, Inhalationen, Thoraxmobilisation, autogene Drainage und osszillierende PEP, eine erregeradaptierte Antibiose und die differenzierte Behandlung von Diabetes, Cholestase, Vitamin-/Mineralstoffmangel, Osteoporose u.a. Ein letzter Ausweg ist die kombinierte Herz-Lungen-Transplantation.
Prg.: Die Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.