Pädiatrie: Kindliche Entwicklung


Kindliche Entwicklung Bearbeiten

 
Beispielhafte Darstelung einer Perzentilenkurve zur Gewichtsbeurteilung bei Mädchen.

Meilensteine Bearbeiten

Motorische Entwicklung:

  • Sitzen: ca. 9. Monat
  • Laufen: ca. 12.-18. Monat

Feinmotorische Entwicklung:

  • Faustgriff: 6. Monat
  • Scherengriff: 9. Monat
  • Pinzettengriff: 12. Monat

Expressive Sprachentwicklung:

  • Mit 12 Monaten Äußerung von 5 sinnbezogenen Äußerungen
  • Mit 24 Monaten Zweiwortsätze
  • Mit 36 Monaten geformte Mehrwortsätze

Körperliche Entwicklung Bearbeiten

Körpergröße, Körpergewicht und Kopfumfang werden anhand von Perzentilenkurven beurteilt.

Kindliche Reflexe Bearbeiten

Moro-Reflex bei einem vier Tage alten Säugling
  • Der Moro-Reflex ist bis zum 3./4. Lebensmonat vorhanden.
  • Der Babinski-Reflex ist bis zum ersten Lebensjahr physiologisch.

Säuglingsernährung Bearbeiten

Bedeutung der Glucose Bearbeiten

Der Glucosebedarf des Gehirns beträgt etwa 4-6 mg/(kg x min), das entspricht ungefähr 100ml 10%ige Glucoselösung pro Tag und kg KG.

Neugeborene sind aufgrund der Unreife von Leber und Enzymaustattung durch Hypoglykämien gefährdet. Langzeitfolgen von Unterzuckerungen sind psychosomatische Retardierung, Krämpfe und Mikrozephalie. Gefährdet sind dabei vor allem Kinder, die zu dick sind (> 90. Perzentile), zu dünn (< 10. Perzentile), unreif (< 37+0 SSW), rot (plethorisch, Hkt > 65%) oder blau (azidotisch/hypoxämisch).

Altersabhängiger Nährstoffbedarf Bearbeiten

Der Kalorienbedarf nimmt mit dem Alter annähernd linear zu und landet in der Adoleszenz bei Frauen auf etwas niedrigerem Niveau als bei Männern. Der Proteinbedarf ist in der Neugeborenenphase hingegen am höchsten und fällt dann auf ein stabiles Niveau

Muttermilch und erste Nahrung Bearbeiten

Vorteile der Muttermilch: Muttermilch ist am besten für die kognitive Entwicklung des Kindes, es kommt zu weniger Infektionen, zu weniger Allergien, einer besseren Kieferfunktion, sie ist praktisch, billig und keimarm, das Stillen fördert die Uterusrückbildung (Oxytocin) und verringert das Brustkrebsrisiko. Weiterhin fördert die pre- und probiotische Muttermilch den Aufbau eines gesunden Darmökosystems beim Säugling (weniger Enterobacteriaceae/Clostridien, mehr Bifidobakterien) und senkt dadurch auch das Risiko der nekrotisierenden Enterokolitis.

Nachteile: Muttermilch kann abhängig von der geographischen Lage mit Pestiziden (DDT, HCB, BCB, Lindan), PCP oder Schwermetallen belastet sein.

Zusammensetzung der Muttermilch: Muttermilch enthält etwa 1,1% Protein, 9,0% Lactose, 4,0% Casein und 3,2,% Fett

Alternativen zur Muttermilch: Wenn das Stillen nicht möglich oder nicht gewünscht ist kann das Kind mit adaptierter Säuglingsnahrung gefüttert werden. Kuhmilch ist ungeeignet. Ist die Familie mit immunologischen Erkrankungen belastet und Stillen nicht möglich, dann bietet hypoallergene Nahrung (HA) nachweislich gewisse Vorteile. Probiotische Säuglingsnahrung wird z.T. schon empfohlen, die Datenlage ist hier allerdings noch schwach.

Begonnen wird meist mit Pre-Nahrung, die der Muttermilch am nächsten kommt, das Anbieten zusätzlicher Getränke ist nicht notwendig. 1er-Nahrung enthält dagegen auch schwerer verdauliche Stärke und soll länger sättigen, wird allerdings gerade am Anfang nicht unbedingt vertragen und kann Bauchweh und Verstopfung hervorrufen. Zur 1er-Nahrung muß Tee angeboten werden. Die Umstellung auf 2er Nahrung sollte keinesfalls zu früh erfolgen, hier sind unbedingt die Herstellerangaben zu beachten.

Zufüttern und Getränke: Gestillt werden darf so lange die Mutter und das Baby wollen. Frühestens mit 4 Monaten, spätestens mit 6 Monaten sollte dem Kind auch andere Nahrung angeboten werden, wie beispielsweise Äpfel, Karotten, Kartoffeln, Fenchel oder Birnen. Kinder benötigen dabei gerade am Anfang keine große Abwechslung. Im Gegenteil, aus allergologischer Sicht ist es eher günstiger, am Anfang bei wenigen Lebensmitteln und damit Fremdproteinen zu bleiben. Auch beim Tee (wie auch bei Pflegeprodukten) bleibt man am besten bei einer Sorte.

Honig sollte wegen der Gefahr des Säuglingsbotulismus im ersten Jahr vermieden werden.

Um Zahnschäden vorzubeugen sollten Kinder keine gesüßten Tees erhalten, Fruchtsäfte sollten - wenn überhaupt - wegen der Fructose- und Säurebelastung 1:10 verdünnt werden und die Flasche dem Kind nicht zum Dauernuckeln überlassen werden.

Supplemente Bearbeiten

Direkt postnatal wird Vitamin K (Konakion®) zur Senkung des Blutungsrisikos (Morbus haemorrhagicus neonatorum) verabreicht. Später kann evtl. die Notwendigkeit für die Supplementierung von Eisen (Anämie), Vitamin D (Rachitis) oder Zink (Hautdefekte, Enteropathie) bestehen.

Mangelernährung Bearbeiten

Vor allem in Entwicklungsländern kann der Marasmus beobachtet werden: Die Kinder sind zu klein, ausgemergelt, die Rippen sind zählbar, man sieht Hautfalten, die Blutwerte sind jedoch normal! Bei der Therapie des Marasmus muß der Nahrungsaufbau sehr vorsichtig vonstatten gehen, um den chronisch reduzierten Stoffwechsel nicht zu überfordern (Stoffwechselentgleisung).

Plötzlicher Kindstod (SIDS) Bearbeiten

Das Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) betrifft etwa einen von 2.500 Säuglingen, die vorher meist klinisch gesund und unauffällig waren.

Das Risiko des SIDS lässt sich durch Beachtung einiger Regeln um 90 % (!) senken:

  • Schadstoffvermeidung: Das Kind lebt und schläft in einer rauchfreien Umgebung, die Mutter raucht nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit.
  • Gute Luftzirkulation und freie Atmung in elterlicher Nähe: Das Kind schläft im Schlafzimmer der Eltern, aber im eigenen Bett im Schlafsack auf dem Rücken und ohne Kissen, Nestchen oder ähnliches. Die Matratze ist fest und luftdurchlässig.
  • Vermeidung von Überwärmung: Raumtemperatur etwa 18°C, das Kind nicht zu dick einpacken.
  • Stillen.

Möglicherweise wirkt auch der Schnuller protektiv.

Quellen Bearbeiten




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