HNO-Heilkunde: Nase, Nebenhöhlen und Mittelgesicht


Nase Bearbeiten

D.:

  • Aktive anteriore Rhinomanometrie
  • Akustische Rhinometrie
  • Saccharintest
  • Allergietest

Äußere Nase Bearbeiten

Fehlbildungen/Exogene Schäden Bearbeiten

 
Frisch gebrochene Nase mit Blutung nach Rugby-Verletzung.
  • Höckerspannungsnase - die Nasenlöcher können schlitzartig verzogen sein, evtl. Atembehinderung
  • Sattelnase - z.B. Spätfolge eines traumatischen Septumhämatoms, oder bei Septumperforation, Verlust des knorpeligen Stützskeletts z.B. bei Morbus Wegener
  • Schiefnase - oft nach rechts (zuschlagender Rechtshänder)

Nasenseptumhämatom Bearbeiten

Traumatische Einblutung unter das septale Perichondrium bzw. Periost, meist beidseitig. Kaum Spontanresorption.

S.: Behinderung der Nasenatmung.

Kompl.: Infektion, Sattelnase.

Infektionen/Entzündungen Bearbeiten

Ät.: S. aureus, gehäuft bei Diabetes mellitus

  • Follikulitis - Entzündung eines Haarfollikels
  • Furunkel - Entzündung eines Haarfollikels mit Schweißdrüse.
  • Karbunkel - Konfluierende Furunkel, abszedierende Weichteilinfektion

Kompl.: Sinusvenenthrombose und Meningitis bei Entzündungsherden im Bereich der Nase und Oberlippe.

Tumoröse Läsionen Bearbeiten

  • Rhinophym - Talgdrüsenhyperplasie, Th.: operatives Abschälen
  • Keratoakanthom
  • Hämangiom
  • Basaliom

Innere Nase Bearbeiten

  • Dauerhaft behinderte Nasenatmung:

Eine subjektive Beeinträchtigung des Nasenatmung korreliert kaum mit den objektiven Gegebenheiten. Der Luftstrom durch die Nase wird indirekt über Kälterezeptoren wahrgenommen, so führt z.B. eine Reizung dieser Rezeptoren mit Menthol zum Gefühl des freieren Durchatmens, während die meßbaren Luftströmungsverhältnisse unverändert bleiben. Daher sind Operationen (Septumplastik u.a.) nicht immer die Lösung des Problems.

Fehlbildungen Bearbeiten

Choanalatresie Bearbeiten

Ep.: Häufigkeit 1:8000

Pg.: Knöcherner oder membranöser Verschluss

Di.:Endoskopie, ggf. CT

Th.: Operativ über transnasalen oder enoralen Zugang (bei beidseitiger Choanalatresie ist die OP-Indikation in den ersten Tagen nach Geburt gegeben)

Meningocele/Meningoencephalocele Bearbeiten

meist medial gelegen

Th.: neurochirurgisch

Septumsporn/Septumdeviation Bearbeiten

Th.: Ggf. Septumplastik (Da der klinische Befund mit der subjektiv empfundenen Qualität der Nasenatmung nur schwach korreliert, bessert sich eine "schlechte Nasenatmung" durch eine Operation nicht zwangsläufig.)

Nasenmuschelhyperplasie Bearbeiten

Th.: interstitiell, chirurgisch, Argonplasmakoagulation, Laserconchotomie

Exogene Schäden und Entzündungen Bearbeiten

Akute Rhinitis Bearbeiten

Ät.: meist viral (Adeno-, Rhino-, Corona-, Myxo-, Reo-, ECHO-Viren)

Th.: kühle Luft, abschwellende Nasentropfen

Privinismus Bearbeiten

Stadien: Privinismus -> atrophe Rhinitis -> Ozäna („Stinknase“)

Ät.: Nasentropfenmißbrauch, chirurgisch

Nasenseptumperforation Bearbeiten

Ät.: Septumplastik (v.a. nach Kilian), Septo-Rhinoplastiken, Morbus Wegener, beidseitige oder häufige Verödung des Locus Kieselbachii bei Nasenbluten, habituelle Manipulationen

Folgen: Blutung, Krusten, Pfeifen, Sattelnase

Th.: Perforationsverschlussplastik ggf. mit Knorpel-Transplantat aus anderen Septumabschnitten oder häufiger aus der Ormuschel, bei großen Perforationen auch aus Rippenknorpel. Der Defekt muß mit lokaler Schleimhaut bedeckt werden. Größte Erfolgsaussichten sind bei Verwendung eines Brückenlappens (z. B. nach Schultz-Coulon) berichtet.

Epistaxis (Nasenbluten) Bearbeiten

Ät.: Lokale Ursachen: Entzündungen, Trauma, Nasebohren, Tumor; Systemische Ursachen: Morbus Osler-Rendu, Hypertonie, Antikoagulation, Gerinnungsstörungen

Lok.: 80% Locus Kieselbachii

Kompl.: Hämorrhagischer Schock (selten)

DD: unechtes Nasenbluten aus Ösophagus, Trachea usw.

Th.: Nackenkühlung, Kopf vorbeugen und Nasenflügel komprimieren, Blut nicht schlucken, Ursache beseitigen (Blutdruck senken, Gerinnungsfaktoren verabreichen usw.), vordere oder hintere (=Belocq-) Nasentamponade, Elektro-/Laserkoagulation, Gefäßunterbindung (A. sphenoplalatina, A. maxillaris), interventionelle Embolisation

Liquorfistel Bearbeiten

Ät.: Verletzungen der Lamina cribrosa

S.: Liquorrhinorö

D.: Floureszein und Blaufilter, bei gößeren Verletzungen auch mittels MRT, Nachweis von beta2-Transferrin

Tumore Bearbeiten

Choanalpolyp Bearbeiten

Ursprung häufig in Kiefer- oder Siebbeinzellen;

meist solitär gestielt und palpatorisch weich

S.: Behinderung des Nasenatmung, Geruchsstörungen

Papillom Bearbeiten
Nasopharynxkarzinom Bearbeiten

Plattenepithelkarzinome, in Asien assoziiert mit EBV

Karzinom der Nase und NNH Bearbeiten
  • Adenokarzinom. RF.: Holzstaub von Harthölzern (Buche, Eiche): „Signaltumor“!
  • Plattenepithelkarzinom. RF.: Nickel, Zinkchromat

Nasennebenhöhlen Bearbeiten

Anatomie: Die Stirnhöhlen, die vorderen Siebbeinzellen und die Kieferhöhlen leiten in das vordere Siebbein, welches in den mittleren Nasengang mündet. Die Keilbeinhöhle und die hinteren Siebbeinzellen münden in den oberen Nasengang. In den unteren Nasengang mündet der Ductus nasolacrimalis. Die Schleimhautoberfläche soll etwa 2qm(?) betragen. Die Pneumatisierung der Nebenhöhlen erfolgt im Kindesalter. Die Drainage erfolgt durch gerichteten Zilienschlag des Flimmerepithels.

Röntgen-Darstellung: NNH o.m. (okzipitomental) bzw. NNH o.f. (okzipitofrontal). Keine Indikation zum Röntgen bei akuter Sinusitis!

Akute Sinusitis Bearbeiten

Ät.: meist i.R. einer Rhinitis

Erreger: Corona-, Rhino-, Adeno-, Influenzaviren, Hämophilus influenzae, Pneumokokken

S.: Druckgefühl und Schmerzen im Bereich der betroffenen NNH (v.a. beim Bücken, Schnäuzen, Husten), Kopfschmerzen, die Nasenschleimhaut ist gerötet, Eiterstraßen

Th.: Kalte, feuchte Luft zum Abschwellen, Spazierengehen im Wald schwillt auch ab, abschwellende Nasentropfen (Cave: SS/SZ?), (Rotlicht - wenn kein Kopfdruck besteht, wenn viral und subjektiv hilfreich), ggf. Analgetika, Antibiotika, operative Entlastung bei Persistenz/Empyem.

Kompl.: Lidödem, Lidabszess, Subperiostalabszess, Orbitaphlegmone (->80% Erblindung!), endokranieller Abszess, Schädelknochenosteomyelitis, Sinus cavernosus-Thrombose, Meningitis.

Keilbeinhöhlenentzündung Bearbeiten

S.: Dumpfes Druckgefühl und Kopfschmerzen in der Mitte des Kopfes

Kompl.: Sehnervschädigung

DD Einseitige Rhinosinusitis Bearbeiten

Fremdkörper, Rhinolith, Tumor (z.B. Papillom), dentogene Genese.

Chronische Sinusitis Bearbeiten

Sinusitis > 6 Monate

Ät.: vielfältig (chronisch-entzündlich, allergisch, traumatisch)

Pg.: Auslöser -> Schleimhautschwellung -> Verengung der Ausführgänge -> schlechtere Belüftung und Drainage der Nebenhöhle -> Nährboden für Erreger und weitere Entzündungen -> circulus vitiosus

Erreger: Staphylokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae, Enterobakterien, Pseudomonas, Anaerobier, Pilze

S.: Druckgefühl über der betroffenen NNH, Kopfschmerzen, Geruchsstörungen, postnasal drip (Sekretabfluß in den Nasenrachenraum)

Kompl.: Übergreifen auf Auge und Gehirn, Mukozelen.

Th.: Langfristig nur Operation erfolgsversprechend

Mittelgesicht und -weichteile Bearbeiten

Mittelgesichtfrakturen Bearbeiten

Einteilung in laterale, zentrale (Le Fort I - III) und zentrolaterale (z.B. Le Fort III) Mittelgesichtsfrakturen.

  • Le Fort I.: Fraktur des Oberkiefers in Höhe des Nasen- und Kieferhöhlenbodens. Bruchfragment ist das Os palatum mit Alveolarfortsatz.
  • Le Fort II.: Absprengung des gesamten Oberkiefers inklusive Nase.
  • Le Fort III.: Zentrolaterale Mittelgesichtsfraktur mit Abtrennung des Gesichtsschädels vom Hirnschädel. Zusätzlich Fraktur der Jochbeine und des Nasenseptums. Der Frakturspalt verläuft durch die Orbitae.

S.: Hämatome, Weichteilverletzungen, En-/Exophthalmus, Hyposphagma, Visusverlust bei Bulbus/N.opticus-Schädigung, Liquorrhinorhoe/Ansosmie bei Beschädigung der Lamina cribrosa, Frakturzeichen: abnorme Beweglichkeit, Stufenbildung, Krepitation; Gesichtsdeformierung: eingezogen und verlängert erscheinendes Mittelgesicht (Tellergesicht), Pseudoprogenie

Th.: Miniplattenosteosynthese

Periphere Fazialisparese Bearbeiten

Ep.: Gehäuft im letzten Trimenon und post partum, sowie bei Diabetes mellitus.

Ät.: In 75% idiopathisch (Bell'sche Lähmung), Trauma (SHT), Tumoren (Kleinhirnbrückenwinkel), infektiös (Borreliose, Zoster oticus, Herpes simplex).

S.: Auf der Seite der Läsion Parese der mimischen Muskulatur, Ektropium, verstrichene Stirn- und Nasolabialfalten, Hitzeberger Zeichen (sensibler Ausfall eines kleinen Hautareals vorm Tragus), Hyperakusis, Geschmacksstörungen, reduzierter Tränen- und Speichelfluss.

DD.: Zentrale Fazialisparese - Die Schädigung liegt hier auf der Gegenseite der Parese im Gehirn, z.B. nach einem Schlaganfall. Stirnrunzeln ist im Ggs. zur Situation bei der peripheren Fazialisparese meist noch möglich, da der Stirnast Fasern von beiden Hemisphären mit sich führt.

Th.: Kortison, Aciclovir, künstliche Tränenflüssigkeit, Uhrglasverband und Augensalbe.




Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens! Wikibooks und Autoren übernehmen keine Haftung für Unannehmlichkeiten oder Schäden, die sich aus der Anwendung der hier dargestellten Information ergeben. Beachten Sie auch den Haftungsausschluss und dort insbesondere den wichtigen Hinweis für Beiträge im Bereich Gesundheit.