HNO-Heilkunde: Larynx
Diagnostik
Bearbeiten- Direkte Kehlkopfspiegelung - Stützautoskopie, Mikrolaryngoskopie mit Mikroskop
- Indirekte Kehlkopfspiegelung - Spiegel, Endoskop
Fehlbildungen
BearbeitenLaryngocele
Bearbeiteninnere oder äußere Laryngocele. luft-oder schleimhaltige, zystische Erweiterung des Morgagniventrikels. Dysphonie, Dyspnoe, Vorwölbung am Hals beim Pressen.
Laryngeales Segel
BearbeitenS.: Inspiratorischer Stridor, reduziertes Schreien
Th.: Spaltung, Problem: korrespondierende Wundflächen
Laryngomalazie
Bearbeitenexogen oder angeboren
Entzündungen
BearbeitenEpiglottitis (Supraglottitis)
BearbeitenErreger: Hämophilus influenzae (sinkende Inzidenz wg. Impfung), Staphylococcus aureus
Klinik: Schluckbeschwerden, kloßige Sprache, Speichelfluß, inspiratorischer Stridor, tiefe sternale Einziehung, panischer Gesichtausdruck, hohes Fieber, rascher, perakuter Verlauf "septisches Kind"
Cave: Keine Inspektion der Mundhöhle, Erstickungsgefahr!
Th.: Kind und Eltern beruhigen, Kind sitzend lagern, Sicherung der Atemwege:
- assistierte Maskenbeatmung, O2
- Intubation wenn nötig, aber sehr schwierig
- ggf. rechtzeitig Koniotomie
keine Sedierung des spontan atmenden Kindes, keinen Zugang legen!, Antibiose, Kliniktransport mit Notarzt
Epiglottisabszess
BearbeitenAkute Laryngitis
BearbeitenÄt.: meist viral
S.: Heiserkeit, entzündliche Schwellung der Stimmlippen
Th.:
- Sprechverbot und Rauchverbot*
- oberflächliche Entzündung - keine Antibiose notwendig
- interstitielle Entzündung mit aufgehobener Randkantenverschiebung - Antibiose
- kalte Milch oder Sahne wird als sehr angenehm empfunden
Chronische Laryngitis
BearbeitenFormen:
- chronisch hyperplastisch - Stimmlippen gerötet, geschwollen mit Fibrinauflagerungen, DD: Malignom
- Reinke-Ödem - meist ödematös, Ät.: Rauchen
- Monochorditis bei Tbc
Kehlkopfmykose
BearbeitenPilzerkrankung des Kehlkopfs (z.B. durch Candida)
Laryngitis gastrica
BearbeitenSchleimhautrötung und Räusperzwang bei Refluxkrankheit (aber Reflux bei 30% der Bevölkerung!)
Akute Laryngotracheitis
BearbeitenStenosierende Laryngotracheitis (Pseudokrupp)
BearbeitenSyn.: Laryngitis subglottica
Ep.: v.a. 12. Lm. bis 4. Lj.
Erreger: Influenza-, Parainfluenza-, RS-Viren
Klinik.: bellender Husten, inspiratorischer Stridor, Heiserkeit, Dyspnoe, langsamer Verlauf
Th. je nach Schwere: beruhigen, sitzende Lagerung, feuchte Luft, evtl. O2-Gabe, ggf. Intubation (sehr selten), Sedierung bei unruhigen Kindern, Adrenalin-Inhalation (β2: Atemwegsdilatation, α: Schleimhautabschwellung), Prednisolon (Rektodelt), evtl. Mikronephrinvernebelung
DD.: "Spasmodic Croup", Fremdkörperaspiration
Diphtherie
BearbeitenEp.: selten, wegen Impfung
Erreger: Corynebacterium diphtheriae (Diphtherie-Toxin)
Übertragung: Tröpfcheninfektion
S.: Allgemeinsymptome
- Rachendiphtherie -> diphtherische Pseudomembranen
- Nasendiphtherie v.a. Säuglingen/Kleinkindern -> seröser bis eitrig-blutiger Schnupfen
- Kehlkopfdiphtherie -> "Echter Krupp": bellender Husten, Heiserkeit, Aphonie, inspiratorischer Stridor
Th.: Schon bei begründetem Verdacht Antitoxin bestellen und verabreichen
DD akute obere Atemwegsobstruktion
BearbeitenPseudokrupp | Epiglottitis | Fremdkörperaspiration | |
---|---|---|---|
Stridor | + | + | + |
Einziehungen | + | + | + |
Krankheitsbeginn | langsam | schnell | akut |
Fieber | mäßig | hoch | nein |
AZ | gut | schwer krank | gut |
Speichelfluß | - | oft | - |
Husten | bellend | - | + |
Schluckbeschwerden | - | + | - |
vitale Bedrohung | selten | immer | oft |
Exogene und Überlastungsschäden
BearbeitenIntubationsschäden
BearbeitenIntubationsgranulom
BearbeitenLok.: Meist in Höhe des Processus vocalis der Ary-Knorpel.
Th.: Abtragung, Stimmschonung
Ringknorpelstenose
BearbeitenOft bei Patienten, die z.B. aufgrund eines schweren angeborenen Herzfehlers zahlreiche Operationen hinter sich bringen müssen.
Th.: Laryngotracheale rekonstruktion, Ringknorpelentfernung
Stumpfes Larynxtrauma
BearbeitenFolgen: Stimmlippeneinblutung, Larynxfraktur
Akute Atemwegsverlegung
BearbeitenTh.: Digitales Ausräumen nur unter Sicht, Bronchoskopische Entfernung, Im Notfall bei Erstickungsgefahr: kurze, feste Schlägen auf den Rücken, ggf. in Kopftieflage, Thoraxkompressionen, Heimlich-Manöver (Oberbauchkompressionen, nur bei Kindern > 1 Lj.)
Stimmlippenknötchen
BearbeitenSymmetrische kleine Knötchen auf beiden Stimmlippen ("Sanduhrglottis")
Stimmlippenzyste
BearbeitenÄt.: Verschluß einer kleinen Schleimhautdrüse plus mechanischer Beanspruchung
Kehlkopflähmungen
BearbeitenGlottisstellungen:
- median - Phonationsstellung
- paramedian - Lähmung des N. laryngeus recurrens
- intermediär - Vaguslähmung
- lateral - Respirationsstellung
Einseitige Stimmlippenparese
BearbeitenRecurrensparese (Lok.: zentral, N. vagus, N. laryngeus superior oder N. laryngeus inferior)
Ät.: iatrogen, meist nach Schilddrüsenoperation (33%), Tumor (33%), Neuritis (10%), traumatisch, idiopathisch
Formen:
- Lähmung des N. laryngeus superior -> M. cricothyroideus paretisch
-> Schlaffe Lähmung mit Verlust der Spannungsfähigkeit der Stimmlippen bei erhaltener Stimmlippenbeweglichkeit -> Stimmlippen verkürzt, Exkavation, symptomarm oder Stimme verhaucht, Problem eher für BerufssprecherInnen/SängerInnen
- Recurrensparese (N. laryngeus superior bzw. M. cricothyroideus intakt)
-> Straffe Lähmung -> Stimmlippe in Paramedianstellung, Heiserkeit, verhauchte Stimme, oft kein Glottisschluß möglich (Husten, Bauchpresse)
D.: Laryngoskopie, Ursachensuche (Sonographie,...)
Th.: kausal, logopädisch (Kompensation durch gesunde Stimmlippe), Phonochirurgie (Medianverlagerung der gelähmten Stimmlippe)
Beidseitige Stimmlippenparese
Bearbeitenselten
Ät.: Rezidivstrumektomie, erblich
S.: Dyspnoe
Th.: Tracheotomie, mögliche Regeneration abwarten (6-12 Monate), wenn keine Besserung chirurgische Therapie: Arytaenoidektomie (Resektion eines Aryanteils und seitliche Refixation der Stimmlippe) -> Atmung besser, Stimmqualität aber schlechter
Tumoröse Veränderungen
BearbeitenStimmlippenpolypen
BearbeitenLarynxpapillome
BearbeitenÄt.: HPV
Th.: Laser und Virostatika, oft hartnäckig und zahlreiche Behandlungen notwendig
Kompl.: maligne Entartung
Larynxkarzinom
BearbeitenEp.: Inzidenz (Deutschland) 4-8/100.000/a, w:m = 1:5, Prädilektionsalter: 50. bis 70. Lj., 40 % der Kopf-Hals-Tumoren, 1-2 % aller Neoplasien
Ät.: Rauchen, Alkohol, Asbest, ferner: GERD, HPV, Genetische Belastung, Malnutrition, Immundefizienz
S.: Heiserkeit, Räusperzwang, trockner Reizhusten, Atemstörungen, lautes Atemgeräusch, Halsschmerzen, Fremdkörpergefühl, Mundgeruch, Regurgitation, Schluckbeschwerden, Ohrenschmerzen, vergrößerte Halslymphknoten, Gewichtsverlust
Lok: 20% supraglottisch, 70% glottisch (wenig Lymphabfluß, früh Symptome!), <10% infraglottisch
Path.: >95% Plattenepithelkarzinome
Met.: lymphogen, seltener hämatogen in Leber und Lunge
D: Anamnese, allgemeine HNO-ärztliche Untersuchung, Palpation des Halses (Lymphknoten), Kehlkopfspiegelung, Mikrolaryngoskopie und Biopsie in Narkose, Staging (TNM-Klassifikation): CT oder MRT, Röntgenthorax in 2 Ebenen, Oberbauchsonographie
Th.: nach TNM-Stadium
- Chirurgie:
- stimmerhaltend (laserchirurgisch transoral oder Teillaryngektomie bei kleinem Stimmband-CA T1a)
- nicht-stimmerhaltend (Chordektomie, Laryngektomie)
- Laryngektomie mit neck-dissection (ab T2 und Tiefeninfiltration)
- ggf. Strahlentherapie, Chemotherapie, Kombination
- Stimmrehabilitation, Nachbetreuung
Laryngektomie: Entfernung von Kehlkopf und regionären Halslymphknoten (Resektionsausmaß/Radikalität je nach Staging) und Anlage eines Tracheostomas (Trennung von Luft- und Speiseweg!)
Probleme:
- chronische tracheobronchiale Reizung (funktionell fehlende Nase)
- Stimmverlust -> soziale Beeinträchtigung
Stimmrehabilitation:
- Ziel: Kommunikation ermöglichen
- schon präoperativ ausführliche Aufklärung über postoperative Möglichkeiten
Möglichkeiten einer Ersatzsprache:
- Ruktussprache (Ösophagusersatzstimme)
- Stimmprothese (Shuntventil zwischen Pharynx und Trachea)
- Elektromechanischer Stimmersatz
Prg.: Das Glottiskarzinom hat die besten Heilungschancen, da frühe Heiserkeit und spät Metastasen
- 5-JÜR Glottiskarzinom: T1: >90%, T2: 70-80%, T3: 50-70%, T4 <50%
- 5-JÜR bei supraglottischem Karzinom: T1: 80-90%, T2: 70-80%, T3: 40-60%, T4 <40%