Aufgaben zu Potenzreihen – Serlo „Mathe für Nicht-Freaks“

Konvergenzradius bestimmen Bearbeiten

Aufgabe (Konvergenzradius von Potenzreihen 1)

Bestimme jeweils den Konvergenzradius der folgenden Potenzreihen.

  1.  
  2.  
  3.  
  4.  
  5.  

Lösung (Konvergenzradius von Potenzreihen 1)

Vorbemerkung: Sämtliche Potenzreihe in dieser Aufgabe lassen sich mit der Formel von Cauchy-Hadamard lösen.

  • Lösung zu Teilaufgabe 1: Hier gilt mit  :
     

    Also ist der Konvergenzradius gleich  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 2: Hier gilt mit  :
     

    Also ist der Konvergenzradius gleich  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 3: Hier gilt mit  :
     

    Also ist der Konvergenzradius gleich  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 4: Bei der Potenzreihe   gilt für die Koeffizientenfolge
     

    Damit folgt

     

    Also ist der Konvergenzradius gleich  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 5: Bei der letzten Potenzreihe   gilt für die Koeffizientenfolge
     

    Damit folgt

     

    Also ist der Konvergenzradius gleich  .

Aufgabe (Konvergenzradius von Potenzreihen 2)

Bestimme jeweils den Konvergenzradius der folgenden Potenzreihen.

  1.   mit  
  2.  
  3.  
  4.   mit   mit  
  5.  

Lösung (Konvergenzradius von Potenzreihen 2)

  • Lösung zu Teilaufgabe 1: Die Formel von Euler-Formel ist ohne Weiteres anwendbar. Es gilt
     

    Also ist der Konvergenzradius  .

    Die Formel von Cauchy-Hadamard ist ebenfalls anwendbar, falls der Grenzwert   bekannt ist. Es ergibt sich

     

    Damit folgt ebenfalls  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 2: Auch hier ist die Formel von Cauchy-Hadmard schwer anzuwenden. Dazu müssten wir den Grenzwert   bestimmen, was alles andere als einfach ist. Die Formel von Euler hingegen ergibt
     

    Damit besitzt die Potenzreihe den Konvergenzradius  .

    Hinweis

    Damit habe wir im Übrigen auch gezeigt:

     
  • Lösung zu Teilaufgabe 3: Für die Koeffizientenfolge der Potenzreihe gilt
     

    Damit ist die Formel von Euler nicht anwendbar, da die Quotientenfolge   nicht konvergiert. Die Formel von Cauchy-Hadamard ist hingegen anwendbar und ergibt

     

    Also ist der Konvergenzradius der Potenzreihe gleich  .

  • Lösung zu Teilaufgabe 4: Der Konvergenzradius dieser Potenzreihe lässt sich mit Hilfe einer Fallunterscheidung untersuchen. Die Formel von Euler ist aus demselben Grund wie Teilaufgabe 3 nicht anwendbar. Daher verwenden wir die Formel von Cauch-Hadamard.
    1. Ist  , so gilt:  .
    2. Ist  , so gilt analog:  .
    Insgesamt ergibt sich  . Für den Konvergenzradius der Potenzreihe folgt damit
     
  • Lösung zu Teilaufgabe 5: Hier ist die Formel von Cauchy-Hadamard eher ungeeignet, denn wir müssten den Grenzwert   bestimmen, was sehr schwierig ist. Die Formel von Euler ergibt mit Hilfe des (hoffentlich bekannten) Grenzwerts  :
     

    Damit besitzt die Potenzreihe den Konvergenzradius  .

Verhalten auf dem Rand des Konvergenzradius Bearbeiten

Aufgabe (Binomialreihen)

Bestimme das Konvergenzverhalten der folgenden Reihen.

  1.  
  2.  
  3.  
  4.  

Lösung (Binomialreihen)

  • Lösung zu Teilaufgabe 1: Wir verwenden das Majorantenkriterium:
     

    Da die Reihe   konvergiert, konvergiert mit dem Majorantenkriterium auch die Reihe   (absolut).

    Hinweis

    Genz analog lässt sich allgemeiner zeigen, dass die Reihe   für alle   absolut konvergiert.

  • Lösung zu Teilaufgabe 2: Das Majorantenkriterium mit der Abschätzung aus Teilaufgabe 1 ist hier nicht anwendbar, da wir hier lediglich die Abschätzung
     

    ergibt, und die Reihe   als harmonische Reihe divergiert. Auch mit anderen Abschätzungen ist das Majorantenkriterium hier nicht anwendbar.

    Stattdessen können wir hier das Leibniz-Kriterium anwenden. Dazu müssen wir uns allerdings zunächst einnmal überlegen, dass die Reihe   alternierend ist. Dies folgt allerdings unmittelbar aus

      für  

    Außerdem ist  . Wir müssen also zeigen, dass   eine monoton fallende Nullfolge ist.

    1.  , also ist   monoton fallend.
    2. Es gilt
     

    Mit dem Der Sandwichsatz ist   eine Nullfolge.

    Also konvergiert  .

    Hinweis

    Ganz analog lässt sich allgemeiner zeigen, dass die Reihe   für alle   konvergiert. Mit Hilfe des Kriteriums von Raabe lässt sich sogar zeigen, dass die Reihe absolut konvergiert.

  • Lösung zu Teilaufgabe 3: Auch hier können wir das Leibniz-Kriterium anwenden. Der Beweis, dass die Reihe alternierend und monoton fallend ist kann eins zu eins aus der Teilaufgabe 2 übernommen werden. Der Beweis, dass die Folge   eine Nullfolge ist, ist hier allerdings etwas schwieriger. Die Abschätzung aus Teilaufgabe 2 ergibt hier lediglich die Ungleichung
     

    was nicht ausreicht. Hier müssen wir genauer abschätzen. Dazu benötigen wir verschiedene Eigenschaften der Exponentialfunktion:

     

    Mit dem Der Sandwichsatz ist   eine Nullfolge.

    Also konvergiert  .

    Hinweis

    Ganz analog lässt sich allgemeiner zeigen, dass die Reihe   für alle   konvergiert.

  • Lösung zu Teilaufgabe 4: In diesem Fall gilt die Abschätzung
     

    Damit kann   keine Nullfolge sein. Mit dem Trivialkriterium ist die Reihe   divergent.

    Hinweis

    Ernet lässt sich allgemeiner ganz analog zeigen, dass die Reihe   für alle   divergiert.

Dirichletsche Reihen Bearbeiten

Aufgabe (Dirichletsche Reihen)

Eine Reihen der Form   mit   heißt Dirichletsche Reihe oder Dirichlet-Reihe. Zeige:

  1. Es gibt eine Konvergenzabszisse  , so dass die Reihe konvergiert für   und divergiert für  .
  2. Bestimme die Konvergenzabszisse   für die folgenden Dirichlet-Reihen:
 

Hinweis: Zur Lösung der 1. Teilaufgabe zeige zunächst mit Hilfe des Dirichlet-Kriteriums: Konvergiert   für ein  , so konvergiert   für alle  .

Lösung (Dirichletsche Reihen)

  • Lösung von Teilaufgabe 1:

    Beweisschritt: Konvergiert   für ein  , so konvergiert   für alle  

    Konvergiert   für ein  . Dann gilt

     

    Da die Reihe   konvergiert, bilden die Partialsummen   eine beschränkte Folge. Außerdem ist die Folge   mit   eine monoton fallende Nullfolge. Mit dem Dirichlet-Kriteriums konvergiert daher die Produktreihe  .

    Beweisschritt:   konvergiert für alle   mit  .

    Sei   mit  . Nach der Definition des Infimums gibt es dann ein   mit  , so dass   konvergiert. Wegen  , folgt aus dem 1. Beweisschritt, dass   konvergiert.

    Beweisschritt:   konvergiert für alle   mit  .

    Sei   mit  . Wir nehmen an, dass   konvergiert. Aus dem 1. Beweisschritt, folgt, dass   für alle   mit   konvergiert. Dies ist ein Widerspruch zu  . Also kann   nicht konvergieren und ist daher divergent.

  • Beweisschritt: Konvergenzabszisse der Reihe (a)  

    Es gilt

     

    Auf Grund des Konvergenzverhaltens der allgemeinen harmonischen Reihe konvergiert diese Reihe genau dann, falls   ist, und divergiert, falls   ist. Daher ist die Konvergenzabszisse dieser Reihe gleich  .

    Beweisschritt: Konvergenzabszisse der Reihe (b)  

    Nach dem Leibniz-Kriterium konvergiert diese Reihe genau dann, falls   eine monoton fallende Nullfolge ist. Dies ist genau dann der Fall, falls   ist. Für   ist die Folge keine Nullfolge. Daher ist die Konvergenzabszisse dieser Reihe gleich  .

    Beweisschritt: Konvergenzabszisse der Reihe (c)  

    Hier ist die Koeffizientenfolge   als Kehrwert der Nullfolge   unbeschränkt und daher keine Nullfolge. Daher konvergiert die Reihe für kein   und ist die Konvergenzabszisse dieser Reihe somit gleich  .

    Beweisschritt: Konvergenzabszisse der Reihe (d)  

    Hier ist die Koeffizientenfolge   als Quotient Potenzfolge durch geometrische Folge für jedes   eine Nullfolge. Daher konvergiert die Reihe für jedes   und ist die Konvergenzabszisse dieser Reihe somit gleich  .

Approximation der Umkehrfunktion Bearbeiten

Aufgabe (Approximation der Umkehrfunktion)

Betrachte die Funktion

 

Berechne für   das Taylor-Polynom 2.Ordnung

Lösung (Approximation der Umkehrfunktion)

Schritt 1: Existenz und Berechnung von  

  ist auf   differenzierbar als Quotient der beiden differenzierbaren Funktionen   und   mit der Ableitung

 

Weiter ist  , da   für  . Also ist   nach dem Monotoniektiterium streng monoton steigend und damit injektiv. Daher ist   bijektiv. Weiter ist  , also  , und es gilt  . Damit ist   in   differenzierbar mit

 

Schritt 2: Existenz und Berechnung von  

  ist auf   nach der Quotientenregel differenzierbar mit

 

Damit ist   nach der Quotienten- und Kettenregel differenzierbar, und es gilt mit  :