Gitarre: diatonischer Quintenfall in Am


Jazzworkshop für Gitarre (Lektion 4)

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Mit dem vorher gelernten Rhythm-Change hat man schon vier Akkorde einer Tonleiter. Es fehlen eigentlich noch drei Akkorde, und die Tonleiter ist durch. In dieser Lektion werden die fehlenden drei auch noch mitgenommen.

Wir nehmen also wieder den gerade eben gelernten Rhythm-Change. Doch man beginnt nicht mit dem Cj7, sondern mit dem Am7.

Unsere Tonart die jetzt gespielt werden soll, ist nicht mehr C-Dur,sondern Am. Da aber die Tonart Am (mit einer winzigen Ausnahme am Ende) die gleichen Töne hat wie die C-Dur-Tonleiter, braucht einen dieser kleine Unterschied nicht besonders zu interessieren.

Am7-Dm7-G7-Cj7 = ganz einfach Quintenfall

    Am7             Dm7
||-----5-----5--5-|----5-----5--5-|
||o----5-----5--5-|----6-----6--6-|
||-----5-----5--5-|----5-----5--5-|
||-----5-----5--5-|----7-----7--7-|
||o----7-----7--7-|-5----5-5------|
||--5----5-5------|---------------|

  G7              Cmaj7
|----3-----3--3-|----3-----3--3-|
|----3-----3--3-|----5-----5--5-|
|----4-----4--4-|----4-----4--4-|
|----3-----3--3-|----5-----5--5-|
|----5-----5--5-|-3----3-3------|
|-3----3-3------|---------------|


Dass F nach C kommt, ist schon aus einer der letzten Übungen bekannt. F wird mit einem 7er zu Fj7 aufgefüllt. Das Greifen kann man sich recht einfach machen, indem der Fj7 als einfacher Akkord ohne Barree gegriffen wird. Dazu einfach die untere E-Saite für den 7. Ton freilassen. (Der 7. Ton nach F ist ein E! Es empfielt sich einmal nachzuzählen)

Alternativ kann Fj7 auch mit C im Bass greifen werden. Dadurch wird der Akkord ähnlich wie ein F-Barré gegriffen. Dadurch ist später das Schlagen einfacher.

  Fmaj7                 Hm7b5
|------0---------0--0-|---------------|
|------1---------1--1-|----3-----3--3-|
|------2---------2--2-|----2-----2--2-|
|--3------3---3-------|----3-----3--3-|
|-(3)----(3)-(3)------|-2----2-2------|
|---------------------|---------------|

Der Hm7b5 bereitet wegen seiner Bezeichnung ein wenig Kopfschmerzen. Dabei ist die Terzschichtung ganz einfach. (Terzschichtung = Aufbau der Akkordtöne, die in Terzen-Intervallen stehen; also von der Tonleiter immer einen auslassen.)

Hm7b5

Vergleiche dazu die C-Dur-Tonleiter ab dem Ton H:

H c D e F g A

Jeden zweite Ton der C-Dur-Tonleiter wird übersprungen und man erhält die Töne

H D F A

Es sind also trotz der schrägen Bezeichnung des Hm7b5 ganz simple Töne ohne Vorzeichen oder so etwas.

Betrachtet man die letzten drei Töne: D F A dann erhällt man ein D-Moll-Akkord. Es kommt noch der H im Bass dazu. Demnach ist unser Hm7b5 rein technisch gesehen nichts anderes als ein Dm/H. (Dm-Akkord mit H im Bass.)

Da der Hm7b5 jedoch gar nicht so mollig klingt, sondern sehr spannungsgeladen ist, sollte man ihn nicht Dm/H nennen, sondern sich an seinen schrägen Namen gewöhnen.

Eine Variante den Hm7b5 zu greifen ist (besonders für noch nicht so geübte Spieler) sehr anstrengend. Er wäre wie ein Dm zu greifen, jedoch noch mit einem H im Bass. x2x231

Spielt man jedoch das das untere F xxxxx1 eine Oktave tiefer xx3xxx dann geht der Akkord leichter von den Fingern.

Greift sich also ähnlich wie der Cj7, nur dass der Zeigefinger kein Barré greift, sondern einen Bund weiter nach vorne rücken muss. Es dauert erfahrungsgemäß ein wenig, bis man den richtig in die Finger kriegt...

Nebenbei: Der Hm7b5 wird auch Hdim7 genannt. Die Töne H D F ergeben den Akkord Hdim. Dim heißt hier vermindert. Bei H im Bass erwartet man üblicherweise ein F# als Quinte und kein F. Dieser ist einen Halbton tiefer als F# bzw. die Quinte F wurde um einen Halbton "vermindert". Dim heißt also "vermindert". Und mit einem A wird ein Hdim7 daraus.


  Esus4           E7
|----0-----0--0-|----0-----0--0--||
|----0-----0--0-|----3-----3--3-o||
|----2-----2--2-|----1-----2--2--||
|----2-----2--2-|----0-----0--0--||
|----2-----2--2-|----2-----2--2-o||
|-0----0-0------|-0----0-0-------||

Esus4 ist nur eine kleine Verzögerung für das E7 (Quartvorhalt).

E7 enthält noch ein G#, welcher jedoch nicht zur C-Dur-Tonleiter gehört. Diese Ausnahme gehört zum harmonsichen Moll. Also eine Außnahme, die man immer wieder bei Moll-Tonarten findet, und die keine Besonderheit vom Jazz ist.

vgl. die Akkordfolge Em Am H7 Em oder Am Dm E7 Am

Und damit wäre die Akkordfolge komplett

A D G C F H E | A....

Das ist der Quintenzirkel durch eine Tonleiter durch. Alles sind Quintabstände. Nur der Sprung von F nach H ist eine verminderte Qinte (kommt noch) Es geht immer durch die Tonleiter.

Bisschen Allgemeinbildung
Durch eine Stimmung.
Dia (griech.: durch) Tonus (griech: Spannung)
"Durch die Spannung" (Man dachte da an das Spannen der Saiten; also ein anderes Wort für unser Stimmen.)
vgl. Im englischen "the tension" und "the tuning", die sich vom gleichen Wortstamm ableitet.

Also: Diatonisch meint: Nur die Töne einer Tonleiter verwenden...

und da alles den Quintenzirkel rückwärts geht...


        C
     F     G
  Bb         D
Eb             A Der Quintenzirkel 
  Ab         E
    Db     H
      Gb/F#


...Kann man die Akkordfolge

  • Am7 Dm7 G7 Cj7 | Fj7 Hm7b5 Esus4 E7

einen diatonischen Quintenfall nennen


Du hast diese Akkordfolge schon im Balladendiplom bei der kleinen Jazz-Improvisation kennengelernt.

Anwendungsbeispiel 1

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Damit die Akkordfolge nicht zu trocken ist gibt es für diese Standard-Akkordfolge einen Standard-Song.

Gloria Gaynor - I Will Survive

Auszugsweise

At [Am7] first I was afraid. - I was [Dm7] petrified.

I kept [G7] thinking I could never live - With- [Cj7] out you by my side.

But then I [Fj7] spent so many nights - Just thinking [Hm7b5]how you'd done me wrong.

I grew [Esus4] strong. - I learned [E7] how to get along.

Die Akkordfolge bleibt beim gesamten Stück über gleich. Die Standard-Akkord-Kombination weicht etwas vom Original ab, kommt diesem aber sehr nahe. Jeder Akkord wird genau zwei Takt lang ausgehalten.

Schlagmustervorschlag

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1 + 2 + 3 + 4 + | 1 + 2 + 3 + 4 +
A V A V A V A V | A V A V A V A V
1       3     + |   +   + 3   4
A - - - A - - V | - V - V A - A -

A = Abschlag V = AuVschlag - = Luftschlag (Wichtig! Die Auf- und Abbewegung darf bei den Luftschlägen nicht unterbrochen werden!)


Interessant ist der erste Aufschlag (V).Er kommt kurz vor der 1 vom nächsten Takt. Dieser Aufschlag wird "vorgezogen" und verleiht dem Rhythmus so mehr Drive. Auf diesem ersten Aufschlag erfolgt auch der Wechsel zwischen Esus4 und E7.

Das ist das erste lateinamerikanisch anmutende Schlagmuster, das in diesem Workshop vermittelt wird, und dass man sich gut einverleiben sollte.

Anwendungsbeispiel 2

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Auszugsweise...

alternativer Text für die mänlichen Gitarrenspieler

Robbie William's Supreme (Die Bearbeitung ist tiefer als das Original, aber so für viele leichter zu singen)

[Am7] Oh it seemed for- [Dm7] ever stopped today

All the [G7] lonely hearts in London - Caught a [Cj7] plane and flew away

And all the [Fj7] best women are married - All the [Bm7b5] handsome men are gay

You feel de- [Esus4] prived [E7] --

für den Refrain Am7 Dm7 Esus4 E7


Schlagmustervariationen

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man nimmt noch die erste "2" mit dazu...

1   2   3     + |   +   + 3   4
A - A - A - - V | - V - V A - A -

das letzte "und" kommt noch mit hinzu...

1   2   3     + |   +   + 3   4 +
A - A - A - - V | - V - V A - A V

und natürlich auch ohne die erste "2"... aber mit dem letzten "und"...

1       3     + |   +   + 3   4 +
A - - - A - - V | - V - V A - A V

Solche Mini-Variationen sind eine einfache Methode sein Rhythmus-Repertoir zu erweitern... Eine Anwendung von Rhythmus-Variationen hatten wir ja schon bei dem Vortragsstückchen gesehen. Dort wurde die Melodie ein wenig angepasst, damit die Melodiephrase in den 4/4el-Takt hineinpasst.

Solltet man beim Spielen mit den drei Variationen einmal durcheinander kommen:

Egal, Hauptsache es bleiben zwei Takte mit je 8 Schlägen. (Egal ob Luftschläge oder richtige Auf- bzw. Abschläge).

Trotzdem solltet man alle vier Schläge so gut üben, dass man später alle beherrscht.

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oder schau einmal hier vorbei (incl. Midis):