Gitarre: G ohne kleinen Finger


Randbemerkung zum Fingersatz

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Dieser Artikel ist nur für die Gitarrenspieler gedacht, die schon etwas Gitarre gelernt haben und vielleicht einen Griff (insbesondere G-Dur) mit einem anderen Fingersatz gelernt haben.

Leider haben „Umlerner“ häufig Probleme, G-Dur mit dem kleinen Finger zu greifen (den habe ich schon immer so gegriffen, warum soll ich den anders greifen...).

„Neu-Lerner“ haben dagegen deutlich weniger Probleme, den G-Dur mit kleinem Finger zu lernen. Für sie ist so oder so jeder Akkord schwer. Da fällt es gar nicht auf, dass der G-Dur schwerer sein sollte als irgend ein anderer Akkord. Er stellt zwar eine kleine Hürde dar, und man muss sich vielleicht ein paar Tage mit einem etwas unsauberen Akkord zufrieden geben, doch es dauert selten länger als zwei Wochen (bzw. zwei Unterrichtseinheiten), bis G-Dur sitzt. Und nach 3 Wochen wird man sich fragen, wo eigentlich das Problem war. Sobald man dann aber G-Dur mit kleinem Finger gemeistert hat, kann ich garantieren, dass man das Lagerfeuer- und auch das Folkdiplom bestehen wird. Auch zukünftige Lektionen (unter anderem Melodiepicking, Solospiel, andere Akkorde mit kl. Finger) werden leichter, da der kleine Finger schon von Anfang an trainiert wurde.

Unnötige Völkerwanderung mit dem ZMR-G

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Wer schon etwas Gitarre spielen kann, hat vielleicht in andere Bücher hineingeschaut und mitbekommen, dass man den G-Dur-Akkord auch auf eine andere Weise greifen könnte. Es wird öfter vorkommen, dass irgend ein Buch oder irgend ein Gitarrenspieler einen Griff anders spielt, als er hier im Kurs vermittelt wird.

Der G-Dur-Akkord kann auch ohne kleinen Finger gegriffen werden. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt niemand denkt „Warum wurde das nicht gleich gesagt, das geht doch viel einfacher!“. Dieser Griff mag vielleicht die erste Zeit einfacher zu greifen sein, aber man erkauft sich diese vermeintliche Bequemlichkeit zu einem hohen Preis.

Wer den G-Dur-Akkord auf die etwas weniger elegante Variante (also ohne kleinen Finger) gelernt haben sollte, der soll einmal folgenden Versuch machen:

Wechsle nacheinander vom Griff G-Dur zu den Akkorden C-, D- und später F-Dur sowie E- und A-Moll.
Bei einigen Griffwechseln wird man keinen nennenswerten Vor- oder Nachteil feststellen können. Doch bei vielen anderen Griffwechseln wird sich der Nachteil sehr stark bemerkbar machen. Der Wechsel zwischen G-Dur und C-Dur soll im Folgenden mal mit der einen und mal mit der anderen Griffweise dargestellt werden.
         

Beim ersten, vorteilhafteren Griffwechsel müssen sich die Finger nur wenig bewegen. Bei der zweiten, angeblich „einfacheren“ Griffart entsteht jedoch eine Art Völkerwanderung.

Vorteile des MRK-G

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Zwar „funktionieren“ die Griffe mit den vermeintlich bequemeren Fingersätzen für die erste Zeit, aber früher oder später wird man einfach nicht mehr weiterkommen und auf einem bescheidenen Niveau stehen bleiben, weil man die eigene Geschwindigkeit beim Wechseln nicht mehr steigern kann. Doch selbst wenn man schnell genug wechseln kann, wird es für diesen Kurs viel schwerer, den Lektionen zu folgen. Denn vieles baut schlicht und ergreifend aufeinander auf.

Vorteile bei einem einheitlicheren Griffwechsel

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Der Wechsel zu anderen Griffen ist mit der RMK-Variante in der Mehrzahl der Fälle ergonomischer und daher einfacher, schneller und flüssiger.

Es gibt eine Fingerstellung von Mittelfinger und Ringfinger, die man gleich bei 4 Akkorden (und einigen Varianten) antreffen kann:

 

Diese passen für:

         

 

Dem gegenüber steht eine zweite typische Stellung von Mittel- und Ringfinger:

 

für die Akkorde

     

Beim Wechseln der Akkorde kommt eine typische Bewegung zustande:

 

Diese Gemeinsamkeiten machen das Lernen der Grundakkorde einfacher. Hinterher fällt es auch viel leichter Begriffe wie "Dur-Terz" und "Quarte" zu lernen, da man diese ja schon irgendwie in den Fingern hat.

Ohne nennenswerte Mühe lernt man mit wenigen Kniffen alle Töne der C-Dur Tonleiter. Wenn man die 6 leeren Saiten kann, dann muss man nur wissen, wo bei einem der oben genannten Akkorde der Grundton ist, um weitere 6 Töne zu haben. Denn der Grundton liegt fast immer unter dem Ringfinger des gleichnamigen Akkord. (Ausnahme A-Dur, aber dafür gibt es ja auch die alternative Griffweise, die beim Wechsel zwischen E A und H7 im nachfolgenden Folkdiplom vorgestellt wird.

 

Wie ihr seht, gibt es generell nichts gegen Varianten bei Akkorden auszusetzen. Aber nicht jede Variante, die greifbar ist, ist letztlich auch günstig.

Animation

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An dieser Animation kannst du sehen, dass viele Akkordwechsel relativ ähnlich ablaufen, wenn man für alle Akkorde einen ähnlichen Fingersatz verwendet. Durch diese Gemeinsamkeiten wird der Griffwechsel bei den ersten Akkorden, die man lernt, viel flüssiger.

 

Vorteile beim Lernen der C-Dur-Tonleiter

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Um alle Töne auf dem Griffbrett zu finden, hilft die Standardgriffweise. Für die einfache "Ringfinger-Regel" benötigt man G-Dur mit kleinem Finger.

Töne der C-Dur-Tonleiter auf den ersten 3 Bünden

 

Bei einfachen Bassläufen in C-Dur reicht es einen Basslauf zu lernen, um diesen dann einfach auf die anderen Akkorde zu übertragen.

 

Der Ringfinger bleibt immer im 3. Bund, und der Mittelfinger bleibt im 2. Bund.

Und so hat man ganz schnell einen Teil der C-Dur-Tonleiter gelernt.

 

Das Zurufen einzelner Basstöne geht meiner Erfahrung nach einfacher, wenn man diese sich mit durch die "Leere Saite-Regel" und "Ringfingerregel" schnell vom Akkord ableiten kann.

Vorteile bei den ersten Technikübungen

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Wenn man einen Basslauf in C-Dur gelernt hat, kann man diesen ohne größeres Üben auf die Akkorde G-Dur und F-Dur übertragen. Das gleiche gilt für das Pull-Off oder Hammer-On

Es ist beim ersten Lernen vom Hammering viel einfacher, wenn man sich vorerst nur auf den Mittelfinger konzentrieren muss.

 

Erste Western-Begleitungen lernen sich so viel leichter

 

Auf all die Lernvorteile müsste ich verzichten, wenn ich ein G folgendermaßen greife:

E ||---|---|-R-|-
H ||---|---|---|-
G ||---|---|---|-
D ||---|---|---|-
A ||---|-Z-|---|-
E ||---|---|-M-|-

Vorteile beim Wechsel auf ähnliche Akkorde

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Von dem Standard-G lassen sich andere Akkorde leichter ableiten:

     

Vorteile für andere Akkorde mit kleinem Finger

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Wenn man von Anfang an den kleinen Finger trainiert, hat man es hinterher bei anderen Akkorden wie bei denen man nicht auf den kleinen Finger verzichten kann (H7, E7, A7 usw.) viel leichter

                           

Vorteile für das spätere Melodiespielen

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Spätestens beim Melodie-Picking erweist sich die G-Dur-Variante ohne kleinen Finger als hinderlich. Viele Stücke aus dem Melodiepicking und aus der einfachen Klassik lassen sich mit der ZMR-Variante vom G erst gar nicht spielen.

Beispiel
Freight-Train

Die ZMRK-Variante

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Aber nicht, dass man mich falsch versteht: solange das Ergebnis stimmt, ist eigentlich keine Griffweise an und für sich falsch. Es mag sogar sein, dass es für einen bestimmten Effekt sinnvoll ist, von einer Standard-Griffweise abzuweichen, damit andere Griffe einfacher zu erreichen sind.

Solange ein deutlicher Vorteil durch eine Griffweise erzielt werden kann, kann man durchaus versuchen, sowohl die eine als auch die andere Griffweise zu lernen und sie je nach Bedarf einzusetzen.

So beispielsweise folgende Variante des G-Dur-Akkordes:

 

Diese möchte ich als eine Alternative für später im Balladendiplom (Fixierte Finger) aufheben, um diese mit Akkorden wie Cadd9 (x32033), Dsus4 (xx0233), Em7 (022033) und/oder A7us4 (x02233) zu kombinieren. Doch die erweiterten Akkorde sind Stoff für später, nachdem man die Grundlagen beherrscht.

Bei solchen Griffkombinationen (die aber oft nur in einer einzigen Tonart und für wenige Lieder funktonieren) lohnt es sich eine Variante zu lernen.

Jedoch ist dringend davon abzuraten, „nur“ wegen der Bequemlichkeit eine Fingerstellung zu bevorzugen, wenn man sich später diese Bequemlichkeit durch Geschwindigkeitseinbußen beim Wechseln erkaufen muss. Ich hoffe du hast erkannt, dass der G-Dur-Akkord mit kleinem Finger, in der Summe deutlich mehr Vorteile mit sich bringt, als die Variante ohne kleinen Finger.

Es stimmt schon, dass man in den ersten Tagen etwas mehr Probleme hat, den Griff sauber hinzubekommen. Doch dieses wird auch später noch bei anderen Griffen der Fall sein. Auch bei Barré-Griffen wird man erfahrungsgemäß einige Tage bis Wochen brauchen, bis sie richtig sitzen. Man sollte gleich von Anfang an die Erfahrung machen, dass sich die anfängliche Mühe lohnt. Falscher Ehrgeiz, dass alles immer sofort perfekt klappen muss, ist Gift für das Gitarre-Lernen.

Wer G-Dur nun anders gelernt haben sollte, der lerne G-Dur mit kleinem Finger einfach als einen neuen Akkord, und setze diesen für alle neuen Lieder ein. Viele haben auch Jahre später noch umgelernt, weil sie eingesehen haben, dass es sich lohnt.

Ich weiß, dass man den G mit der ZMR-Variante in ein bis zwei Tagen drauf hat, und dass man für die RMK-Variante ein bis zwei Wochen braucht, bis der wirklich richtig sitzt. Aber der Mehraufwand an Arbeit holt man hinterher durch die vielen Lernvorteile sehr schnell wieder rein.

Die RMK-Variante ist meines Erachtens die weitaus bessere Vorbereitung auf das Gitarrespielen als die ZMR-Variante.

Den kleinen Finger gleich von Anfang an trainieren

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Und wenn man hier bei G-Dur schon anfängt, den vermeintlich bequemeren Weg zu gehen, werden auch andere Griffe gemieden, die anfangs etwas umständlicher erscheinen. Doch spätestens beim H7 (Folkdiplom) wird der kleine Finger unbedingt gebraucht. Ganz zu schweigen von den Barré-Akkorden (Rockdiplom)...

Warum sollte man dann den kleinen Finger nicht gleich von Anfang an trainieren?

Die Fingersätze, die hier im Kurs beigebracht werden, sind gut durchdacht, systematisch aufgebaut und haben sich gut in der Praxis bewährt, und werden deswegen auch von den meisten Gitarrenspielern genau so gespielt. Wer dennoch auf seinem G-Dur-Ohne-Kleinen-Finger beharrt, ohne dass ein wirklicher anatomischer Grund vorliegt (zu stark verbundene Sehnen zwischen Ringfinger und kleiner Finger), der sollte sich einen anderen Kurs bzw. einen anderen Lehrer suchen.


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