Gitarre: Die Pentatonik im Blues

Wir haben bereits einen Einblick in die Vielseitigkeit der fünf Pentatonik-Patterns erhalten. Wir wissen, dass man diese Skalen für Dur wie auch für Moll einsetzen kann. Jetzt fehlt nur noch eine Skala, die nicht so brav und klassisch klingt wie reines Dur oder Moll. Wenn wir das Gegenteil von "klassisch" suchen, dann passt eigentlich nur der Begriff "bluesig". Genau das ist es auch, was wir hier finden wollen.

Der nachfolgende Inhalt ist als ein Überblick bzw. eine Zusammenfassung über das Thema gedacht. Es stellt komprimiert das Wissen zu dem Thema systematisch zusammen. Der Inhalt selbst ist nicht für eine praktische Unterrichtsstunde aufbereitet, sondern er dient als Nachschlagewerk, und zur Übersicht. Es sind ggf. einige Wiederholungen enthalten, die das Lesen der Zusammenfassung erleichtern sollen. Die einzelnen Inhalte werden in einzelnen Lektionen aufgefächert und mit geeigneten Lektionen und Übungsbeispielen versehen. Wenn es zu dieser Zusammenfassung Verständnisprobleme gibt, so sind in den einzelnen Lektionen nach Lösungen dafür zu suchen. Für diese einzelnen Lektionen stellt diese Seite eine Vorausschau bzw. eine Zusammenfassung dar.

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offene Akkorde
Die Moll-Pentatonik
Verwandte Kapitel
-
Weiterführende Kapitel
Blues- und Rock'n'Roll (Unterrichtsgerechte Lektionen)

Hier überschneiden sich die Inhalte "Pentatonik" und "Blues". Achte bei der Navigation darauf, wie du weitermachen möchtest.

Entstehung der Blues-Pentatonik

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Für "normale" Verhältnisse würde ein Musiker seine Tonleiter-Wahl etwa so treffen:

  • Stück in DUR = Dur-Tonleiter oder Dur-Pentatonik.
  • Stück in MOLL = Moll-Tonleiter oder Moll-Pentatonik.

Das Problem dabei ist nur, dass beide Kombinationen "klassisch" klingen. Wie aber kommt man nun zu einer "bluesigen" Tonleiter? Die Antwort darauf ist ziemlich verblüffend. Wenn ein Musiker "bluesig" spielen will, wählt er meist die folgende Kombination:

  • Akkorde in DUR + Pentatonik in Moll (!)

Man könnte auf den ersten Blick glauben, dass es nicht möglich ist, die Moll-Pentatonik über einen Dur-Akkord zu spielen. Das widerspricht fast jeder klassischen Regel der Musik[1]! Aber der Blues ist eben auch mehr ein Gefühlszustand als angewandte Musiktheorie. Mal ein Erklärungsversuch, den man so in keinen Musiktheoriebüchern finden wird. Man spielt nicht einfach einen Blues, sondern man hat den Blues, d.h. man fühlt einen tiefen Weltschmerz, weil die eigene Situation eben so ist, wie sie ist; traurig halt. (Warum, das erfährt man im Blues). Darum spielt man das traurige Moll. Aber irgendwie schafft man es immer wieder, sich aufzuraffen und mit Galgenhumor seinen Tag über die Runden zu bringen. Diese Kraft, die man ja irgendwo hernehmen muss (und wenn es nur der Chef ist, der einen immer wieder antreibt), verlangt nach einem Dur-Akkord-Gerüst. Der Blues schwimmt also irgendwo zwischen Dur und Moll, und lässt sich nirgends ganz klar festlegen.

Nun ja, diese Beschreibung entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage, aber dazu ist die Erklärung auch gar nicht gedacht. Mit diesem Wissen lässt sich jedoch einfach die Bluestonleiter bilden. Man greift einen Dur-Akkord und improvisiert mit einer Moll-Pentatonik darüber. Als weitere Intervalle werden zu der Moll-Pentatonik noch die große Terz (Dur-Terz oder kurz 3) verwendet. Daneben wird sehr oft noch die große Sexte (6) (die eher bei Dur-Akkorden auftaucht) in Kombination mit der kleinen Septime (7) verwendet.

Aufbau der Blues-Pentatonik

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Da zum einfachen Bluesspiel eine unveränderte Moll-Pentatonik zum Einsatz kommt, kann man auch die Griffschemen dieser Skalen 1:1 übernehmen. Es ändert sich noch nicht einmal die Stufe, da man hier nur die normalerweise zu Grunde liegenden Moll-Akkorde in Dur-Akkorde abändert.

Alle diese Pattern werden im Blues über einen A-Dur- oder A7-Akkord angewandt, obwohl die Pentatonik für gewöhnlich über A-Moll gespielt würde! Somit ist die A-Moll-Pentatonik automatisch auch die Blues-Pentatonik in A.

      Auch wenn ein Dur-Akkord gegriffen wird, wird die Mollpentatonik genommen. Das Grundtonschema bleibt jedoch gleich. Das heißt, dass der Grundton der Bluespentatonik (die eigentlich eine Moll-Pentatonik ist) mit dem Grundton des Dur-Akkord übereinstimmt. (E-Saiten + D-Saite)
      D-Dur-Akkordtyp, aber Dm-Pentatonik-Typ (Grundton = D+H-Saite)
      C-Dur-Akkordtyp, aber Hm7(=Cm7)-Pentatonik-Typ (Grundton = A+H-Saite)
      A-Dur-Akkordtyp, aber Am-Pentatonik-Typ (Grundton = A+G-Saite)
      G-Dur-Akkordtyp, aber Gm7-Pentatonik-Typ (Grundton = E+G+E-Saite)

Die Blue-Notes

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Die Blues-Pentatonik ist nicht zu verwechseln mit der Blues-Tonleiter. Ähnlich wie bei Dur- und Moll-Pentatonik gibt es auch hier noch weitere Töne, die man in die Pentatonik einsetzen könnte. Allerdings läuft hier der Hase in eine andere Richtung, denn die Blues-Pentatonik entsteht nicht durch einfaches Weglassen von Noten! Vielmehr entsteht die vollständige Blues-Tonleiter durch Anreicherung der Blues-Pentatonik mit den "Blue-Notes".

"Blue-Notes" machen den Blues erst zu dem, was er ist. Im Blues trifft der Spruch "what ever sounds right is right" wie in keiner anderen Musikrichtung zu. Es kann jede beliebige Note an fast jeder Stelle einer Blues-Progression richtig oder falsch sein, besonders die Blue-Notes. Herauszufinden, wann diese Töne gespielt werden und mit welchem feeling man das tun sollte kann nur durch experimentieren erlernt werden. Anders als in der klassischen Musik gibt es dafür keine allgemein gültigen Regeln, es zählt das richtige "Gespür" dafür.

Die eigentliche Blue Note, die das Bluesfeeling erzeugt, liegt irgendwo zwischen der Dur- bzw. Mollterz. Ein Gitarrenspieler versucht diesen "Zwischenton" durch ein Bending (ziehen der Gitarrensaite auf einen höheren Ton) zu erreichen. Beim Bending ist man nicht auf die vorgegebenen Tonabstände der Bünde angewiesen. Eine exakte Definition der Tonhöhe (also wie weit ein Bending geht) ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll, da sie der individuellen Empfindung unterliegt und für den speziellen Sound vieler Bluesmusiker (wie zum Beispiel B. B. King, Albert King, Robert Johnson, Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan) ausschlaggebend ist.


Verminderte Quinte (5b)

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Die wichtigste "Blue-Note" ist die 5b (auch "flat five" genannt). Sie erzeugt eine starke Spannung, die nur mit Hilfe eines Dominantakkordes auf der V. Stufe wieder abgebaut werden kann. Deshalb ist sie auch nur als Durchgangston zu betrachten, denn die 5b ist ein dissonantes Intervall und wird häufig auch als Tritonus bezeichnet.

Am gebräuchlichsten ist die Verwendung von 5b. Doch wundere dich nicht, wenn man mal bei Noten die enharmonische Verwechslung 4# also eine übermäßige Quarte verwendet. Damit möchte man die verwirrende Verwendung von zu vielen Vorzeichen und Auflösungszeichen vorbeugen.

Mollterz (3b) oder übermäßige None (9#)

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Die übermäßige None kann als 9# durchaus mal als Akkorderweiterung auftauchen. Es ist die Oktave der übermäßigen Sekunde (2#) die 3 Halbtonschritte vom Grundton entfernt ist. Das ist der gleiche Abstand wie die Mollterz. Will man jedoch die Moll- und die Durterz gleichzeitig im Notensystem aufschreiben, wird man schnell von den vielen notwendigen Versetzungs- und Auflösungszeichen verwirrt. Da ist es mitunter übersichtlicher die Mollterz als übermäßige Sekunde zu notieren.

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(Hier wurden die 9# als 3b notiert.)

  1. Beim Melodischen und Harmonischen Moll wird aus der Moll-Dominante eine Dur-Dominante. z.B. Am Dm Em = natürliches Moll; Am Dm E7 = harmonisches und melodisches Moll.