Klinische Humangenetik: Geschlechtsdifferenzierungsstörungen



Geschlechtsdifferenzierungsstörungen Bearbeiten

XX-Mann - XX-Mann Bearbeiten

Ep.: 1:10.000 Männer

Phänotyp männlich bei weiblichem Karyotyp 46,XX.

Ät.: Illegitimes Crossing-over zwischen X- und Y-Chromosom in der paternalen Keimzellreifung mit SRY-Gewinn.

Klinik: Männlicher Phänotyp, Klinefelter-Symptomatik.

Weblinks: OMIM - XX male syndrome

XY-Frau - Swyer-Syndrom (GDXY) Bearbeiten

Ep.: 1:100.000 Frauen

Männlicher Karyotyp 46,XY mit „weiblich aussehendem genitalen“ Phänotyp.

Ät.: Verlust oder Mutation des SRY-Gens (kodiert den Testes determinierenden Faktor TDF).

Pathogenese/Klinik: Ausbleibende Gonadendifferenzierung -> Ausprägung weiblich aussehender primärer genitaler Geschlechtsmerkmale, aber Ausbleiben der sekundären XX-chromosomalen Geschlechtsentwicklung, da XY-chromosomal. Zumindest in Ansätzen findet eine Virilisierung statt, Infertilität, hohes Gonadoblastom-Risiko! Ein männlicher Uterus, männliche Vagina und männliche Klitoris ist vorhanden, da kein Hoden angelegt ist, der Anti-Müller-Hormon (AMH) bilden könnte. Barr'Körperchen sind in einem XY-chromosomalen Körper nicht nachweisbar.

Weblinks: OMIM - Gonadal dysgenesis, XY female type

Komplette Androgenresistenz (CAIS) Bearbeiten

Syn.: Complete Androgen Insensitivity Syndrom (CAIS), Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom, Testikuläre Feminisierung (TFM), „hairless woman“.

Ep.: 1:20.000

Ät.: Kompletter Androgenrezeptordefekt.

Phänotyp äußerlich weiblich bei männlichem Karyotyp 46,XY und intaktem SRY-Gen.

Genetik: X-chromosomal rezessiv erblich

Pathogenese: Gonaden im Bauchraum regelrecht zu Hoden differenziert, aber Androgenrezeptordefekt: -> Testosteronabhängiger Hodendeszensus und äußere männliche Genitaldifferenzierung unterbleibt, -> Äußeres Genitale entwickelt sich weiblich, äußere 2/3 der Vagina vorhanden, allerdings kein Uterus, keine Adnexen (die Sertoli-Zellen des embryonalen Hodens bilden Anti-Müller-Hormon (AMH), so dass sich die Müller-Gänge zurückbilden) -> hohe Testosteron- und Steroidhormonmetabolit-Spiegel -> gute Brustentwicklung (hypergonadotroper Hypergonadismus), keine Schambehaarung (testosteronabhängig), überdurchschnittliche Körpergröße. Das Entartungsrisiko der Bauchhoden beträgt 0,9 %. Bei contra-chromosomaler Hormonersatztheraphie ist ebenfalls mit massiven Stoffwechselentgleisungen zu rechnen.

Weblinks: OMIM - Androgen insensitivity syndrome

Adrenogenitales Syndrom (AGS) Bearbeiten

Ep.: 1:6000

Ät.: Meist 21-Hydroxylase-Defekt, seltener 11-beta-Hydroxylase-Defekt, sehr selten 3-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Defekt.

Pathogenese: Störung des adrenalen Steroidstoffwechsels mit Kortisolmangel und Androgenexzess (fehlende Feedback-Hemmung der H-H-NNR-Achse).

Klinik:

  • Androgenexzess -> Virilisierung des äußeren Genitales bei weibl. Feten, später Virilisierung, Pupertas präcox, Minderwuchs. Bei Männern Symptome diskreter (Pupertas präcox).
  • Bei Aldosteronsynthesestörung -> lebensbedrohliches Salzverlustsyndrom (Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Exsikkose)
  • In Stress-Situationen (OP, Infekt) lebensbedrohlicher Cortisolmangel

Weblinks:





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