Gitarre: C4 - D4 - E4 - A4

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D4 Bearbeiten

4er-Akkorde tauchen öfter mal in einem Lied auf. Bis jetzt konnte man sie ganz gut umgehen, indem man sie einfach ignoriert hat. Die Akkorde selbst sind in der Regel nicht besonders schwer zu greifen. Oft kommt nur ein Finger hinzu, oder es wird ein Finger weggenommen. Dennoch haben 4er-Akkorde harmonietechnisch so ihre Tücken.

Daher kommt man nicht um ein wenig Harmonielehre herum.

Zuerst aber einmal einfach begonnen: was ist ein 4er-Akkord?

Meistens handelt es sich um einen Dur-Akkord, bei dem noch der vierte Ton der Tonleiter hinzukommt.

Beispiel:

Beim D-Dur-Akkord ist der vierte Ton ein G. (D - E - F# - G) Demnach müsste bei einem D-Dur-Akkord noch irgendwie der Ton G mit erklingen. Wenn man sich noch einmal an die letzte Lektion erinnert, dann kann man für den D4 die gleichen Strategien anwenden, die für den A7-Akkord funktioniert haben.

  • Entweder hebt man den Zeigefinger an und bekommt die leere G-Saite
  • oder E-Saite 3.Bund (Kl. Finger wie beim G-Dur)

So weit so gut; doch harmonisch gesehen fangen jetzt schon die Tücken an, denn die beiden Akkorde sind nicht gleich.


Um das zu verstehen, muss man sich die Töne der Akkorde einmal genauer unter die Lupe nehmen:

Zum Überblick alle Töne auf den ersten Bünden

 

     

(Der Dadd4 wird so gut wie nie gespielt, er dient nur für die Theorie.)

Quarte hinzu Bearbeiten

Wir erinnern uns: der Tonabstand von vier Tönen wird auch Quarte (der Vierte) genannt. Beim Dsus4 ist der kleine Finger hinzu gekommen und beim Dadd4 ist der Zeigefinger weggenommen worden. In beiden Fällen ist der Ton G hinzugekommen. Aber anders als bei der Lektion mit A7 und E7 macht dieses hier einen harmonischen Unterschied. Beim Dsus4 mit dem kleinen Finger ist ein Ton (und zwar das F# ) verschwunden.

Dur oder nicht Dur? Bearbeiten

Wenn aber das F# verschwunden ist, ergibt sich ein weiteres kleines Problem. Mit dem F# ist die Dur-Terz verschwunden. Man kann bei dem Dsus4 für sich alleine gar nicht mehr sagen, ob dieser von einem Dur- oder einem Moll-Akkord abstammt. Es könnte also genauso gut sein, dass die Mollterz (F) verschwunden ist. In den meisten Fällen leitet sich der Sus4-Akkord jedoch von einem Dur-Akkord ab, aber in einigen (eher selteneren) Fällen kommt auch ein Sus-Akkord vor, der sich von einem Moll-Akkord ableitet. Sus kommt von "suspendieren" und heißt soviel wie "ersetzen". Die Quarte (4) ersetzt die Durterz (3) oder seltener die Mollterz(b3 bzw. m). Bei einem Dadd4 (add von addieren) kommt die Quarte hinzu, aber die Terz bleibt erhalten.

Ein D, bei dem die Quarte hinzukommt, wird oft kurz D4 genannt. Wenn die Terz ersetzt wird, müsste er korrekterweise Dsus4 genannt werden; und wenn die Terz erhalten bleibt, dann müsste er Dadd4 genannt werden. Doch wenn man über einem Liederblatt nur mal eben die Akkorde drüberscheiben will, kann es recht unübersichtlich werden. Daher bedient man sich der Kurzschreibweise. Teilweise wird ein Dsus4 auch nur kurz Dsus genannt, und man spart sich die 4.

Bei einer einfachen Lied-Begleitung ist der Klangunterschied zwischen add4 und sus4 nicht so groß, dass ein Verwechseln der beiden Akkorde nicht besonders auffallen würde. Es mag sein, das sich die eine Variante hier und da besser anhört, als die andere, aber meist fällt dieser Unterschied gar nicht auf bzw. man kann mit dem Klangunterschied gut leben. Für das erste reicht es, sich zu merken, dass (egal ob sus4 oder add4) einfach die Quarte (also der vierte Ton vom Grundton aus) mit hinzu kommt.

Der zweite Unterschied bei dem Griffdiagramm vom Dadd4 ist, dass die Quinte (der fünfte) also das A weggefallen ist. Dieses liegt daran, dass man bei der Gitarre nicht alle Intervallkombinationen gleich gut darstellen kann. Man muss da als Gitarrenspieler oftmals Kompromisse eingehen. Oft kann man den Verlust einer Quinte verschmerzen (z.B. bei 7er Akkorden) aber hier mit diesem Voicing (Verteilung der Intervalle) klingt der Dadd4 einfach nicht. Wir verwenden diesen Dadd4 also nicht in der Praxis. Er dient hier nur für die Theorie.

add4 ist add11 ?!! Bearbeiten

Eine dritte Tücke ist, dass einige Musiker diesen Akkord Dadd11 nennen. Wie man auf die Zahl 11 kommt, kann man einfach abzählen. Vom Basston D aus werden einfach 11 Töne weitergezählt, bis sie zum G kommen. [1]

D E F# G A H C# D E F G

Wenn man von der Oktave des Basstones D aus zählt, dann braucht man wieder nur vier Töne.

... D E F# G

Also egal ob man vom Basston vier Töne oder elf Töne weiterzählt, man landet immer auf einem G.

Zwar wäre es besser, man könnte dem Anfänger alle Eventualitäten ersparen, und man würde sich einfach nur auf die 4 (ohne sus, add oder add11) einigen, doch leider kommen alle Bezeichnungen in Liederbüchern vor, so dass man auch mit allen rechnen muss. Teilweise werden sogar innerhalb eines Liederbuches verschiedene Bezeichnungen für den selben Akkord gewählt.

Sollte ein Autor mal ganz explizit einen ganz bestimmten Sus oder aber Add-Akkord haben wollen, und nicht die andere Variante, dann sollte bei diesen Liedern ein entsprechendes Akkordbild oder eine Tabulatur dabei sein. Fehlt dieses, dann muss man eben die Varianten ausprobieren und sein eigenes Ohr entscheiden lassen, was sich für den eigenen Geschmack besser anhört.

A4 Bearbeiten

    

Man kümmere sich also einfach mal nicht um add sus oder add11, sondern man finde einfach heraus, welches der vierte Ton nach A ist:

A H C# D

Zum A muss also ein D mit hinzu kommen. (Leere D-Saite, oder Ringfinger von D-Dur). Beim Aadd4 sind zwar alle benötigten Töne enthalten, doch das Voicing (Anordnung der Intervalle) ist hier wieder nicht sehr günstig, dass sich die Variante nicht besonders gut anhört.

C4 Bearbeiten

     

Der vierte Ton von C aus ist

C D E F

Also muss zum C-Dur-Akkord noch ein F hinzu kommen. (Ringfinger vom kleinen F, oder der untere umgelegte Zeigefinger vom kleinen F). Hier ist das Voicing beider Griffvarianten brauchbar. Meist wird aber die erste Variante (mit kleinem Finger) verwendet. Da die leere E-Saite hier mitgespielt wird, muss es Cadd4 heißen; würde man beim Cadd4 die hohe E-Saite aussparen (z.B. bei einem Zupfmuster), dann hätte man ein Csus4.

E4 Bearbeiten

     

Der vierte Ton (die Quarte) von E aus ist ein A. Kurz nachzählen:

E=1,  F#=2,  G#=3,  A=4

Also muss zum E noch irgendwie ein A hinzu kommen (leere A-Saite oder Ringfinger von Am). Das zweite Voicing wird ab und zu mal verwendet, aber doch eher selten.

Beispiel
 E.
 AE
 A.
 EEsus4

                   
                   

Hörbeispiel E | E - Esus4 (vgl. Hymn von Barclay James Harvest E - A E; A - E E4)

  (info)

Übrigens lohnt es sich hier, für A-Dur die Griff-Alternative mit dem kleinen Finger einzusetzen.

 

Der Zeigefinger des E-Dur-Akkordes kann die ganze Zeit über auf dem Ton G# liegen bleiben. (Beide Vorschläge sind natürlich kein Muss).

Zusammenfassung Bearbeiten

In dieser Lektion wurden nochmal die Intervalle durchgenommen. Um einen Akkord zu ermitteln, zählt man die Intervalle ab, und fügt diesen Ton irgendwie zu den Grundakkord hinzu. Sehr oft gibt es mehr als nur eine Möglichkeit, einen bestimmten Intervall in einem Akkord mit unterzubringen; aber nicht alle Griffvarianten hören sich gleich gut an. Die Intervalle können zwar von der Harmonielehre her alle stimmen, aber so ungünstig verteilt sein, dass der Akkord einfach nicht klingt. Dabei kommt es aber nicht darauf an, ob es ein sus4 oder add4 ist. Der Klangunterschied zwischen Sus und Add ist bei einfachen Liedern gar nicht so groß.

Durch das Hinzufügen eines Intervalls kann es bei der Gitarre immer vorkommen, dass ein anderer Intervall verschwindet (verdeckt wird). Nicht immer gibt es eine praktikable Lösung dieses zu vermeiden. Daher lassen sich einige 4er-Akkorde (zumindest wenn man auf Barré-Akkorde verzichten möchte) nur als Sus4-Akkorde greifen. Manchmal vergisst man auch, alle Terzen, die bei einem Sus4-Akkord stören würden, abzudämpfen, und man spielt sie einfach mit. (Man spielt beispielsweise einen Cadd4 obwohl Csus4 da steht.)

Wenn doch einmal ein ganz bestimmter Sus- bzw. Add-Akkord verlangt wird, dann sollte ein Griffbild bzw. eine Tabulatur vorhanden sein. Ansonsten verlässt man sich auf sein eigenes Gehör, bzw. auf seinen eigenen Geschmack.

Manchmal fehlt "sus" oder "add" Bearbeiten

In einigen Akkorden fehlt die Angabe "sus" oder "add". Oft will man nur Platz sparen, oder das schnelle Lesen der Akkorde nicht unnötig erschweren. In dem Fall ist es dir freigestellt, ob du C4 als Csus4 oder Cadd4 interpretieren möchtest. Oft verwendet man in so einem Fall die grifftechnisch einfachere Variante, aber letztlich entscheidet dein eigener Geschmack, was du spielst. Nicht immer ist der Unterschied zwischen einem Sus4 und Add4 so gravierend, und der Unterschied fällt oftmals gar nicht besonders auf. Nur wenn man ganz explizit die Dur- oder Mollterz verschleiern möchte, wie bei einem Vorhalte-Akkord, den du in der nächsten Lektion genauer kennen lernen wirst, muss man die Sus4-Variante wählen.

Für die Praxis nur vier Akkorde Bearbeiten

Das war diesmal viel Theorie. Für die Praxis lernen wir allerdings nur vier Akkorde.

       

Alle Akkorde haben gemeinsam, dass der kleine Finger eine Saite unter dem Grundton zu liegen kommt. (Beim A zwar um einen Bund verschoben, aber das dürfte nicht weiter schwer sein.[2])

Beachte, dass beim Cadd4 die Dur-Terz erhalten bleibt, so dass man den Akkord hier add4 und nicht sus4 nennen muss.

Es steht einem frei, die Dur-Terz mitzugreifen (obwohl diese eigentlich nicht gebraucht wird) oder nicht.[3]

Wir merken uns, dass bei einem Sus4, Add4 oder add11-Akkord der Ton mit hinzu kommt, welcher vom Grundton aus vier Töne weit entfernt ist. Und bei den vier hier genannten Akkorden kommt immer der kleine Finger hinzu.

Liedvorschläge Bearbeiten


  1. Dass bei Jazzern zu einem 11er-Akkord ohne "add" noch die Septime und None hinzu kommt, braucht uns im Moment noch nicht zu interessieren.
  2. Das bei A-Dur die Quarte (4) um einen Bund verschoben ist, liegt an dem Stimmen der Gitarre und dem Übergang zwischen der G- und der H-Saite.
  3. Das "D" des Asus4 kann auch mit dem Ringfinger gegriffen werden. Esus4 mit ZMR zu greifen ist zwar möglich, für viele Griffwechsel aber eher ungünstig.