Sonderband 5:

Seitentitel: Reisen in das Alte Dresden/ Die Entfestigung Dresdens
(Reisen in das Alte Dresden/ Die Entfestigung Dresdens)
Band 36 des Werkes Reisen in das Alte Dresden

UNTERTITEL: Die Demolition von 1809 bis 1830.

Einführung

Bearbeiten

Die Festung Dresden war bereits im 18. Jahrhundert veraltet und dadurch militärisch obsolet geworden. So musste sie am 15. Dezember 1745 nach der Schlacht bei Kesselsdorf den siegreichen Preußen kurzzeitig übergeben werden. Am 9. September 1756 zog die preußische Armee sogar kampflos in die Festung Dresden ein. Nach der für die Preußen verheerenden Niederlage in der Schlacht bei Kunersdorf am 12. August 1759 besetzte formal die Reichsarmee, aber auch die k.k. österreichische Armee die "Vestung Dräßden" - bis 1763.

Bereits kurz nach 1756 gab es Überlegungen zur Entfestigung bzw. Defortifikation, die sich aber erst nach dem Abzug der preußischen Besatzung am 5. September 1759 konkretisieren ließen. 1760 und (nach dem preußischen Bombardement von 1760) nochmals 1761 wurden schließlich nicht umgesetzte Plänen vorgelegt.

Da das wachsende Dresden immer mehr Raum forderte, war eine Schleifung aber unausweichlich, um auf dem Areal der sich im Stadtzentrum befindenden Festungsanlagen Baugrund zu schaffen. Aber erst auf Initiative der französischen Besatzungsmacht wurde am 20. November 1809 - fast ein halbes Jahrhundert nach den ersten konkreten Plänen - mit der Abtragung der Stadtbefestigung begonnen. Der anfallende Abraum aus Backstein, Klinker, Findlingen usw. diente als Material für die Bebauung. Die Schleifung erfolgte durch das mechanische Abtragen von Mauern und Wällen, das Einebnen von Gräben und, falls notwendig, durch Sprengungen. Diese Demolierungsarbeiten wurden wegen der Kriegslage im April 1812 gestoppt. Im Jahr darauf wurde Dresden angesichts der Schlacht von Dresden sogar wieder befestigt. Trotz Beschlüsse aus dem Jahr 1815 gingen die Abbrucharbeiten erst im April 1817 weiter und zogen sich bis 1830 hin. Die Flächen, auf denen sich die Befestigungsanlagen befanden, wurden als Park- und Grünflächen (Promenaden) oder für die Ringstraße genutzt. Neben den Demolitionsplätzen wurden auch Demolitionsstraßen (Boulevards) eingerichtet (mittelniederländischen "bulwerc", deutsch "Bollwerk", englisch bulwark, italienisch balvardo). Auch der Botanische Garten lag zunächst auf Defortikationsgelände nahe der Brühlschen Terrasse. Die als historisch bedeutend angesehene Brühlsche Terrasse mit den Brühlschen Herrlichkeiten wurde als Grünanlage und Balkon Europas erhalten, genauso wie das Georgentor, das sich vom Elbischen Tor zum Bestandteilt des Residenzschlosses entwickelt hatte. Durch die Brühlsche Terrasse wurde auch noch das Ziegeltor konserviert. Die Umrisse der alten Wallanlagen zeichnen sich noch deutlich im Stadtbild ab - auch in der Inneren Neustadt.

Vorgeschichte: Ab 15. Februar 1760: Erste Demolierungspläne

Bearbeiten

Die Dresdner Befestigungsanlagen hatten bereits im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) ihren militärischen Wert verloren, wie die Ereignisse in und um Dresden zeigten.

Bereits zu Beginn dieses Krieges zog die preußische Armee am 9. September 1756 kampflos in Dresden ein und Friedrich der Große von Preußen nahm vor dem Goldenen Reiter seine Truppenparade ab.[1] König August III. von Polen (gleichzeitig Kurfürst von Sachsen) und sein Premierminister Graf Heinrich von Brühl flohen zunächst auf die Festung Königstein und von dort in die polnische Residenz Warschau.

Ein besonderer Verfechter der Entfestigung war nicht nur aus taktischen, sondern insbesondere aus Gründen der persönlichen Bereicherung Graf Heinrich von Brühl. Der Premierminister, der freien Zutritt zum König hatte, brachte sich dadurch nicht nur in den Besitz der Brühlschen Terrasse, sondern auch noch in den Besitz weiterer bedeutender Teile der Stadtbefestigung wie:

  • den Walls westlich von Webergasse, Zahnsgasse und Breiter Gasse als geplante Gräflich Brühlsche Reitbahnen und
  • das Areal östlich des Seetores bis zur Bastion Jupiter als Gräflich Brühlscher unbebauter Platz.[2]

Brühl beeinflußte in Warschau König August III. dahingehend, dass dieser den sächsischen Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze mit der Planung der Umgestaltung Dresdens zur Offenen Stadt beauftragte. Schwarze ließ sich damit Zeit und legte erst am 15. Februar 1760 dem König in Warschau entsprechende Pläne vor. Auf dieser Grundlage erließ Brühl einen Befehl zur Schleifung der Festungswerke, der aber auf das Unverständnis einflußreicher Kreise stieß und so nicht zur Ausführung kam.

Durch die preußische Belagerung von Dresden ab dem 13. Juli 1760 mit einhergehender zerstörerischer Beschießung mußten die Pläne von Schwarze nochmals geändert werden. Erst Ende 1761 waren die gewaltigen Zerstörungen durch die Beschießung in die Pläne eingearbeitet und Graf Brühl gab auf dieser Grundlage am 18. Februar 1762 einen erneuten Befehl, wonach die Vorbereitungen zur Ausführung seines Entfestigungsentschlusses getroffen und die Einwohner der Stadt benachrichtigt werden sollten. Aber auch dieser Plan stieß auf Unverständnis und kam nicht zur Ausführung, hatten doch die Festungswerke erst 1760 eine erneute preußische Besetzung Dresdens verhindert.

Noch 1762 kehrte Prinz Friedrich Christian (1722 bis 1763), der sich infolge des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) von 1760 bis 1762 in München aufgehalten hatte (der Heimat seiner Ehefrau Maria Antonia Walpurgis), in die Residenzstadt Dresden zurück. In München hatte er den bayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés des Älteren mit einer Planung zur Entfestigung beauftragt. Hieraus entstand das Projekt zur Ausfüllung des Grabens bei der königlichen Residenzstadt Dresden.[3]

Als großes Problem wurde erkannt, dass die in den Stadtgraben mündenden vier Schleusen zur Abführung der "Tage- und Röhrwasser" alle überwölbt und in eine moderne neue Schleuse geführt werden mußten. Laut Julius Heinrich Schwarze hätte die äußere Festungsmauer kostensparend die eine Seite der Schleuse bilden können. Trotzdem wurden seine Pläne aus Kostengründen immer wieder aufgeschoben. Brühl hatte die Finanzen Sachsens zerrüttet.

Die Festung Dresden um 1800

Bearbeiten

Die Altstadt

Bearbeiten

Ernst Georg Moritz Freiherr von Friesen: "Dresden im Kriegsjahre 1809". Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Elftes Heft. Wilhelm Baensch’ K. S. Hofverlagsbuchhandlung. Dresden 1893, S. 1f.

Wer heute den Plan der Stadt Dresden zur Hand nimmt, wird sich schwerlich einen Begriff von der geringen Ausdehnung machen können, welche die Stadt im Jahre 1809 hatte. Die heutigen Tages nur noch unvollkommen vorhandenen Promenaden geben ungefähr die Lage der Festungswerke an, welche die innere Altstadt umgaben; in Neustadt ist die Grenze der Stadt ungefähr durch die heutige Königstraße, den Albertplatz und die Hospitalstraße gezogen. Die Altstadt sowohl wie die Neustadt zerfiel in vier Stadtviertel, deren jedes eine Art Bürgervertreter in den vom Rate gewählten „Viertelsmeistern“ besaß. Was außerhalb der Festungswerke, welche übrigens in sehr verwahrlostem Zustande waren, lag, hieß Vorstadt. Die Vorstädte bildeten zwar nicht mehr im eigentlichen Sinne des Wortes besondere Gemeinden, standen aber hinsichtlich der niederen Gerichtsbarkeit und Polizeiaufsicht unter besonderen Richtern und Schöffen, denen der Rat seine Verordnungen u. s. w. zur Bekanntgabe übermittelte. In der Altstadt finden wir um das Jahr 1809 noch die Fischer-, Rampische, Pirnaische, Borngassen-, Halbegassen-, Poppitzer, Fischersdorfer, Gerber- und Viehweider Gemeinde; die Friedrichstadt stand allein unter Amtsgerichtsbarkeit. Große Thore mit Zugbrücken davor führten aus der inneren Stadt nach den Vorstädten: in Altstadt das Rampische, Pirnaische, See- und Wilsdruffer Thor, in Neustadt das Weiße und Schwarze Thor.

Dr. Otto Richter giebt in seiner Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden deren Einwohnerzahl im Jahre 1806 auf 48 711, im Jahre 1812 auf 51 694 an, wir können daher im Jahre 1809 wohl rund 50 000 Einwohner rechnen. Aus den Ratsakten vom Jahre 1809 erfahren wir auch die Anzahl der vorhandenen Häuser und annähernd deren Wert, wie derselbe für die bei Verteilung der Einquartierung geltende Servistaxe bestimmt war. In einer Eingabe mehrerer Bürger aus Neustadt, welche darum bitten, daß die Einquartierung gerechter verteilt werden möge, heißt es nämlich u. a.:

[2] „In hiesiger Neustadt giebt es nun überhaupt:

a) in allem nicht mehr als 237 Häuser mit Inbegriff der 7 Häuser unter des hiesigen Amtes Gerichtsbarkeit. Die wenigsten der Häuser in hiesiger Neustadt sind 3 Etagen hoch, die meisten nur 2 Etagen und viele bestehen in einer Etage und in einem bloßen Parterre. Von diesen sind hinwiederum 13 Häuser seither zur Einquartierung gar nicht gezogen worden und sonach verbleiben nicht mehr als 224 Häuser.

In der Stadt (Altstadt) innerhalb der Ringmauern hingegen sind gegen 800 Häuser und die meisten sehr bedeutend, 3 bis 4 Stock hoch.

b) Die Servistaxe in hiesiger Neustadt beträgt mit Ausschluß der Gesandtenhäuser und der Häuser der hiesigen Viertelsmeister 842 230 Thaler.

Die Servistaxe der Stadt (Altstadt) innerhalb der Ringmauern beläuft sich mit Ausschluß von 26 Häusern auf 3 914 180 Thaler ohne die ansehnlichen Vorstädte und ohne daß die Servistaxe bei den vielen, seit dem siebenjährigen Kriege neu erbauten und vergrößerten Häusern unverhältnißmäßig niedrig ist." (R.-A. G. XXXIV. 77b.)

Die Neustadt

Bearbeiten

Ernst Georg Moritz Freiherr von Friesen: "Dresden im Kriegsjahre 1809". Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Elftes Heft. Wilhelm Baensch’ K. S. Hofverlagsbuchhandlung. Dresden 1893, S. 1f.

Wer heute den Plan der Stadt Dresden zur Hand nimmt, wird sich schwerlich einen Begriff von der geringen Ausdehnung machen können, welche die Stadt im Jahre 1809 hatte. Die heutigen Tages nur noch unvollkommen vorhandenen Promenaden geben ungefähr die Lage der Festungswerke an, welche die innere Altstadt umgaben; in Neustadt ist die Grenze der Stadt ungefähr durch die heutige Königstraße, den Albertplatz und die Hospitalstraße gezogen. Die Altstadt sowohl wie die Neustadt zerfiel in vier Stadtviertel, deren jedes eine Art Bürgervertreter in den vom Rate gewählten „Viertelsmeistern“ besaß. Was außerhalb der Festungswerke, welche übrigens in sehr verwahrlostem Zustande waren, lag, hieß Vorstadt. Die Vorstädte bildeten zwar nicht mehr im eigentlichen Sinne des Wortes besondere Gemeinden, standen aber hinsichtlich der niederen Gerichtsbarkeit und Polizeiaufsicht unter besonderen Richtern und Schöffen, denen der Rat seine Verordnungen u. s. w. zur Bekanntgabe übermittelte. In der Altstadt finden wir um das Jahr 1809 noch die Fischer-, Rampische, Pirnaische, Borngassen-, Halbegassen-, Poppitzer, Fischersdorfer, Gerber- und Viehweider Gemeinde; die Friedrichstadt stand allein unter Amtsgerichtsbarkeit. Große Thore mit Zugbrücken davor führten aus der inneren Stadt nach den Vorstädten: in Altstadt das Rampische, Pirnaische, See- und Wilsdruffer Thor, in Neustadt das Weiße und Schwarze Thor.

Dr. Otto Richter giebt in seiner Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden deren Einwohnerzahl im Jahre 1806 auf 48 711, im Jahre 1812 auf 51 694 an, wir können daher im Jahre 1809 wohl rund 50 000 Einwohner rechnen. Aus den Ratsakten vom Jahre 1809 erfahren wir auch die Anzahl der vorhandenen Häuser und annähernd deren Wert, wie derselbe für die bei Verteilung der Einquartierung geltende Servistaxe bestimmt war. In einer Eingabe mehrerer Bürger aus Neustadt, welche darum bitten, daß die Einquartierung gerechter verteilt werden möge, heißt es nämlich u. a.:

[2] „In hiesiger Neustadt giebt es nun überhaupt:

a) in allem nicht mehr als 237 Häuser mit Inbegriff der 7 Häuser unter des hiesigen Amtes Gerichtsbarkeit. Die wenigsten der Häuser in hiesiger Neustadt sind 3 Etagen hoch, die meisten nur 2 Etagen und viele bestehen in einer Etage und in einem bloßen Parterre. Von diesen sind hinwiederum 13 Häuser seither zur Einquartierung gar nicht gezogen worden und sonach verbleiben nicht mehr als 224 Häuser.

In der Stadt (Altstadt) innerhalb der Ringmauern hingegen sind gegen 800 Häuser und die meisten sehr bedeutend, 3 bis 4 Stock hoch.

b) Die Servistaxe in hiesiger Neustadt beträgt mit Ausschluß der Gesandtenhäuser und der Häuser der hiesigen Viertelsmeister 842 230 Thaler.

Die Servistaxe der Stadt (Altstadt) innerhalb der Ringmauern beläuft sich mit Ausschluß von 26 Häusern auf 3 914 180 Thaler ohne die ansehnlichen Vorstädte und ohne daß die Servistaxe bei den vielen, seit dem siebenjährigen Kriege neu erbauten und vergrößerten Häusern unverhältnißmäßig niedrig ist." (R.-A. G. XXXIV. 77b.)

Die Vorstädte

Bearbeiten

Vorstadtgemeinden

Bearbeiten

Pirnaische Vorstadt

Seevorstadt

Wilsdruffer Vorstadt


Stadttore von Dresden

Bearbeiten

Stadttore von Dresden

w:commons:Category:City gates in Dresden


Elbisches Tor (Georgentor)

Bearbeiten

Wilsdruffer Tor

Bearbeiten

/Wilsdruffer Tor

/Seetor

Frauentor

Bearbeiten

Kreuzpforte

Bearbeiten

Rampisches Tor

Bearbeiten

Salomonistor

Bearbeiten

Ziegeltor

Bearbeiten

Neues Brückentor (Schönes Tor)

Bearbeiten

Arsenalspforte (Salzausfall)

Bearbeiten

Pirnaisches Tor

Bearbeiten

Hauptausfall

Bearbeiten

Bastionen

Bearbeiten

Bastion Sol

Bearbeiten

mit

  • Schauspielhaus
  • [Haupt]Ausfall

Bastion Luna

Bearbeiten

mit

  • Zwinger
  • Altem Opernhaus
  • Wache
  • Mauer zum Taschenbergpalais

Bastion Saturnus

Bearbeiten

/Bastion Saturnus


Bastion Mercur

Bearbeiten


Bastion Jupiter (Salomonisbastei)

Bearbeiten

mit

  • Reformierter Kirche
  • Gewandhaus
  • Brücke über den Stadtgraben


Bastion Mars (Hasenberg)

Bearbeiten

Bastion Venus (Jungfernbastei)

Bearbeiten

/Bastion Venus (Jungfernbastei)


Stadttore von Altendresden

Bearbeiten

Schwarzes Tor (Bautzener, Lausitzer)

Bearbeiten

vgl. Porta Nigra Trier

Weißes Tor (Leipziger, Meißner)

Bearbeiten

vgl. Porta Alba (Weißes Tor) in Trier (abgerissen)

vgl. Torhäuser Leipziger Tor

Geschichte

Bearbeiten

20. November 1809: Beginn der Entfestigung

Bearbeiten
  • 20. November 1809: Beginn der Abtragung der Stadtbefestigung (Entfestigung) nach dem Friede von Schönbrunn vom 14. Oktober (zwischen Kaiser Napoleon und dem österreichischen Kaiser Franz I.) auf Anweisung König Friedrich August des Gerechten (wohl auf den Druck Napoleons hin, direkt ausgeübt vom französischen Besatzungskommandanten der Stadt Dresden)
  • den Befehl zur Schleifung der Festungswerke erhält Oberst Herrmann Ehrenfried Backstroh, Oberst und Kommandant des königlich-sächsischen Ingenieurkorps in Dresden und Direktor des Ober=Militair=Bau=Amtes - er wurde mit der Vorbereitung der Demolierung beauftragt
  • an der Niederlegung der Dresdener Festungswerke war auch der am 12. Oktober 1809 zum Kapitän im Generalstab beförderte Ernst Ludwig von Aster, Adjutant und Sohn von Backstrohs Vorgänger und Mentor Friedrich Ludwig Aster, beteiligt (nach dem Churfuͤrstlich=Saͤchsischen Hof= und Staats=Calender auf das Jahr 1805 war Aster jun. zumindest kurzfristig auch Adjutant von Backstroh[4] - er war später als Premierleutnant zu einer Vermessungseinheit versetzt worden, die am 14. Oktober 1806 an der Schlacht bei Jena teilgenommen hatte)
  • aufgestellt wurde auch ein Verzeichnis von Personen, die im privaten Besitz von Teilen der Dresdner Befestigungsanlage waren - sie besaßen nicht nur Wohngebäude dort, sondern auch Gewölbe, Lagerräume, Eiskeller und sogar Gärten und Wäschetrockenanlagen auf den Wällen
  • aus dieser Zeit stammte auch bereits der Vorschlag einer Freitreppe von der Brühlschen Terrasse zum Schloßplatz
  • begonnen wurden die ersten Arbeiten mit 1.000 schnell zur Verfügung stehenden Fronarbeitern (die Fronarbeit wurde erst mit der Bauernbefreiung abgeschafft, in Sachsen gab es ein Gesetz über Ablösungen vom 17. März 1832 erst nach der Julirevolution von 1830 - in Preußen sogar erst 1850 nach der Deutschen Revolution 1848/1849)

1810: Demolierung der Schanzen und Bau von Schleusen

Bearbeiten
  • 1810: alle vor den Dresdner und Neustädter Vorstädten angelegten Schanzen werden demoliert
  • eine Schleuse zur Aufnahme des Kaitzbaches wird gebaut, die sogenannte Wallgrabenschleuse - auch die Schleuse "Am See" entsteht[5]
  • die 1.000 Fronarbeiter bei der Entfestigung Dresdens, deren Arbeitsvolumen begrenzt war, werden durch 1.000 Lohnarbeiter ersetzt

1811: Planierung der Wallmauer von der Scheffelgasse bis zur Zahnsgasse und Niederlegung des Wilsdruffer Tores

Bearbeiten
  • die Wallmauer von der Scheffelgasse bis zur Zahnsgasse wird fast vollständig planiert
  • der Wall am Wilsdruffer Tor mit seiner Allee aus alten Kastanien und Linden wird abgetragen
  • der mittelalterliche Wilsdruffer Torturm von 1416 mit seinen 4,5 m dicken Mauern wird abgetragen
  • die Anlagen vor dem Neustädter Schwarzen Tor und Weißen Tor werden fast vollständig abgetragen

April 1812: Einstellung der Entfestigungsarbeiten vor dem Rußlandfeldzug Napoleons

Bearbeiten

April: Einstellung der Entfestigungsarbeiten im Hinblick auf die Offensive in Richtung Osten

18. Mai 1813: Beginn der Neubefestigung insbesondere in der Neustadt

Bearbeiten
  • 18. Mai: Napoleon Bonaparte verläßt Dresden in Richtung Lausitz für die Schlacht bei Bautzen am 20. Mai und 21. Mai. Beginn der Neubefestigung insbesondere in der Neustadt, wo die Entfestigung vom 20. November 1809 bis in den April 1812 schon ganze Arbeit geleistet hatte, weil im Gegensatz zur Altstadt die Wälle der Stadt gehörten. Baubeginn des Fort Napoléon oder Fort imperial (Kaiserschanze) am Schwarzen Tor als Pulvermagazin.
    • Die Kaiserschanze (auch Fort Napoléon oder Fort imperial) wurde ab dem 18. Mai 1813 vor dem Schwarzen Tor (Albertplatz) im Rahmen der Neubefestigung von Dresden errichtet. Hier wurde ein Pulvermagazin untergebracht. Der Befehl kam von Napoleon Bonaparte, der an diesem Tage Dresden wieder verließ. Noch bis April 1812 war Dresden seit dem 30. November 1809 auf Befehl der französischen Besetzung (wahrscheinlich durch Napoleon Bonaparte angeordnet) entfestigt worden, vor allem die Neustadt, deren Wälle dem Rat gehörten. In der Altstadt waren die Wälle größtenteils in Privathand. An der Neubefestigung arbeiteten ein Teil der Truppen und 6.000 zwangsverpflichtete Bauern. In der Nähe des Fort Napoléon befand sich ein Lager der französischen Jungen Garde.[6] Napoleon Bonaparte erwartete in Dresden und Sachsen die nächsten schweren kriegerischen Auseinandersetzungen. Dresden wurde der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee. Am 10. August 1813 diente das Fort als Gasterei für französische und sächsische Sappeurs (Belagerungspioniere und Truppenhandwerker) zu Ehren des 1806 eingeführten Napoleonsfestes, welches wegen der Kriegsgefahr um fünf Tage vorverlegt werden mußte.[7] Am 15. August 1813, dem eigentlichen Tag des Napoleonfestes, verließ Napoleon Bonaparte bereits Dresden Richtung Schlesien, um gegen den preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (Marschall Vorwärts) zu ziehen. Schon am 26. August 1813 musste Napoleon zurückeilen, um die von den Alliierten eingeschlossene Stadt in der Schlacht von Dresden zu entsetzen. An diesem und am folgendem Tage bestand das Fort Napoléon seine Feuertaufe.
  • 25./28. August: Schlacht von Dresden - die Allierten ziehen sich nach einem verlustreichen und erfolglosen Sturm auf die Residenzstadt, die von Napoleon und seiner Garde noch rechtzeitig erreicht werden konnte, nach Böhmen zurück. - Vor dieser Schlacht versetzte die französische Besatzung die Stadt erneut - wie schon ab dem 26. Februar1809 - in den Verteidigungszustand. Die abgetragenen Teile des inneren Walles wurden wieder behelfsmäßig hergestellt und außerhalb der Festung Schanzen errichtet.

1814: Treppe zur Brühlschen Terrasse und Drittes Belvedere dort

Bearbeiten
  • Im Auftrag des russischen Gouverneurs Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski baut Gottlob Friedrich Thormeyer die Treppe zur Brühlschen Terrasse.[8]
  • der Architekt Christian Friedrich Schuricht erhält von Fürst Repnin den Auftrag, ein drittes Belvedere auf der Brühlschen Terrasse zu errichten[9]
  • 27. Juni: die Kaiserschanze vor dem Schwarzen Tor fliegt in die Luft
    • Das Pulvermagazin flog durch die Unvorsichtigkeit russischer Besetzungssoldaten, die beim Pulverfassen rauchten, am 27. Juni 1814 gegen 8 Uhr 15 in die Luft, wobei 50 Soldaten und 20 Bürger starben oder verletzt worden und die Dreikönigskirche, in der wie im Japanischen Palais alle Fenster zersprangen, völlig abgedeckt wurde. Mehrere Häuser auf dem Neuen Anbau und in der Neustadt wurden stark beschädigt, viele leicht. Glücklicherweise gingen 300 Zentner Pulver nicht in die Luft, welche in Fässern durch Freiwillige in Sicherheit gebracht wurden.[10]

Juni 1815: Wiederaufnahme der Demolierungsarbeiten nach Rückkehr des Königs

Bearbeiten
  • 7. Juni: Rückkehr des Königs und der Königin - noch im gleichen Monat wurden die Demolierungsarbeiten wieder aufgenommen[11]

1817: Beginn des Abbruchs der Festung mit Abbruch des Leipziger Tores (Weißes Tor)

Bearbeiten
  • Gottlob Friedrich Thormeyer beginnt mit dem Abbruch der Festung (bis 1829)[12]
  • Abbruch des Leipziger Tores (Weißes Tor)[13]

1820: Beginn des Abbruchs des Pirnaischen Tores

Bearbeiten
  • Beginn des Abbruchs des Pirnaischen Tores (bis 1821)

1821: Abbruch Pirnaisches Tor und Seetor

Bearbeiten
  • Abbruch des Pirnaisches Tores und des Seetores

Ab 1827: Bau der Akzise- oder Torhäuser am Weißen Tor

Bearbeiten
  • Hofbaumeister Gottlob Friedrich Thormeyer beginnt mit dem Bau der Akzise- oder Torhäuser am 1817 abgerissenen Weißen Tor[14]

Ab 1828: Umwandlung des Zwingerwalls und Erweiterung der Zwingeranlagen

Bearbeiten
  • Für die Entstehung des Zwingerwalls war es von besonderer Bedeutung, daß die gänzliche Niederlegung der Bastion Luna große Bauten im hinteren Theile des Zwingers zur Folge gehabt haben würde, weshalb man sich entschloß, diesen Theil der Festungswerke in der noch heute ersichtlichen Weise umzuändern, was in der Hauptsache in den Jahren 1828 bis 1830 geschah. Zugleich wurden während dieser Jahre die zum Theil schon vorhandenen Zwingeranlagen erweitert.[15]

Chronologie

Bearbeiten

1809 + 1810 + 1811 + 1812

Biographien

Bearbeiten

August Heinrich Dittrich

Herrmann Ehrenfried Backstroh

Demolition

  • Zwingerteich (1823; nach anderer Quelle 1826) mit Restaurant Zwingerschlößchen (1826; Architekt Thormeyer)


Gebäude

Schlacht bei Kesselsdorf

Siebenjähriger Krieg

Altwege

Literatur

Bearbeiten
  • Heinrich Haug: „Die Demolition der Dresdner Festungswerke“, in: „Dresdner Geschichtsblätter“, 2. Band (1897-1900) VII. Jahrgang 1898, Nr. 3, S. 109119.
  • Ernst Georg Moritz Freiherr von Friesen: „Dresden im Kriegsjahre 1809", Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, Heft 11, 1893, S. 109–119.
Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. HOFFMANN-REICKER, Klaus: Die Rache des Königs, in: DNN 4.9.2006
  2. Vgl. die braunen Flächen der Stadtbefestigung in: Projekt zur Ausfüllung des Grabens bei der königlichen Residenzstadt Dresden - Plan des bayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés des Älteren (1695 bis 1768).
  3. Projekt zur Ausfüllung des Grabens bei der königlichen Residenzstadt Dresden - Plan des bayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés des Älteren (1695 bis 1768) durch einen Auftrag von Prinz Friedrich Christian (1722 bis 1763), der sich infolge des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) von 1760 bis 1762 in München aufhielt, der Heimat seiner Ehefrau Maria Antonia Walpurgis (1724 bis 1780).
  4. Churfuͤrstlich=Saͤchsischer Hof= und Staats=Calender auf das Jahr 1805. Leipzig, in der Weidmannischen Buchhandlung. S. 243.
  5. Neben der Schleuse „Am See“ entstand in dieser Zeit auch die „Wallgrabenschleuse“ entlang der heutigen St. Petersburger Straße. Karl Mank schreibt, dass diese 1818 von dem aus der alten Festungsmauer gewonnenen Steinmaterial hergestellt worden sei. Darstellungen des verfüllten Festungsgrabens sprechen aber eher dafür, dass ihr Bau bereits um 1810 erfolgt war. Mank berichtet weiter, dass sie gebaut wurde, „um den verschütteten, aber noch stark mit Wasser durchdrungenen Stadtgraben trocken zu legen… Wir glauben in der Behauptung nicht zu irren, daß in diese … Abtritte ihre Entleerung finden und bemerken, daß das bei Ausfüllung des Gondelhafens (1853) bis zur Elbe gebaute Stück Schleuße einen viel kleineren Querschnitt erhalten hat, als deren älterer Theil.“ In: Frank Männig (Stadtentwässerung Dresden GmbH): Dresdner Kanalisationsgeschichte: Teil 3: Die Schleusenbauten in der Altstadt zwischen 1810 und 1865, Abschnitt: Die Wallgrabenschleuse.
  6. Den 18. Mai ... brach Napoleon ... nach der Lausitz auf ... Dresden wurde mit Emsigkeit befestigt und in einen Waffenplatz umgeschaffen. Rings um die Neustadt wurden ausgedehnte Verschanzungslinien abgesteckt und ein Theil der Truppen, sowie 6.000 sächs. Bauern arbeiteten ununterbrochen daran. Binnen kurzer Zeit waren die Trümmer der alten Wälle ergänzt und neu errichtet. Vor dem schwarzen Thore erhob sich das Fort Napoleon oder Fort imperial mit einem bombenfesten Blockhause. In der Nähe desselben bivouaquirten einige Regimenter der jungen Garde. Sie war erst in Mainz errichtet und wurde ununterbrochen in den Waffen geübt. In: David August Taggesell (Glasermeister, unter Mitarbeit seines Sohnes): Tagebuch eines Dresdner Bürgers; oder Niederschreibung der Ereignisse eines jeden Tages, soweit solche vom Jahre 1806 bis 1851 für Dresden und dessen Bewohner von geschichtlichem, gewerblichem oder örtlichem Interesse waren. Dresden, im Selbstverlage des Herausgebers (1852). 1023 Seiten. Kl. 8°. Dresdner Bibliographie I, 4013. Mit einem Vorwort des Herausgebers, S. 113.
  7. Den 9. August fand die Vorfeier von Napoleons Geburtstage statt. Abends gaben die franz. Schauspieler im Hoftheater eine freie Vorstellung vorzugsweise für die franz. Garde. [128] Den 10. August ... Um Mittag zog die alte französische und die sächsische Garde mit klingendem Spiele nach der Neustadt. Zwischen den Lindenreihen der Hauptstraße waren Sitze und Tische angebracht, in der Mitte der Tafelreihe die Plätze für die Offiziere unter ausgespannten Segeltüchern. Auf dem Tische der Staabsoffiziere und Generale war Napoleons Büste, mit Loorbeerzweigen bekränzt, zwischen Orangerie aufgestellt. Zwei Chöre Janitscharenmusik belebten die große Tischgesellschaft noch mehr. [129] ... jeder Soldat einen doppelten Fleischantheil und der König von Sachsen hatte hundert Eimer Wein reichen lassen. Unter Geschützdonner wurden Trinksprüche und Lebehochs ausgebracht. Zu beiden Seiten der langen Tafelreihe wanderten Tausende von Zuschauern auf und ab und sahen dem ungewohnten heitern Schauspiele zu. Auch an den andern Orten der Neustadt waren ähnliche Gastereien; so ward in einem öffentlichen Garten die sächsische und französische Artillerie bewirthet; und auf der Kaiserschanze (Fort imperial) tafelten französische und sächsische Sappeurs. Die Lager in der Umgegend boten ähnliche Scenen dar. In: David August Taggesell (Glasermeister, unter Mitarbeit seines Sohnes): Tagebuch eines Dresdner Bürgers; oder Niederschreibung der Ereignisse eines jeden Tages, soweit solche vom Jahre 1806 bis 1851 für Dresden und dessen Bewohner von geschichtlichem, gewerblichem oder örtlichem Interesse waren. Dresden, im Selbstverlage des Herausgebers (1852). 1023 Seiten. Kl. 8°. Dresdner Bibliographie I, 4013. Mit einem Vorwort des Herausgebers, S. 127 bis 129.
  8. Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Dresden 1956. S. 113
  9. Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Dresden 1956. S. 85
  10. Den 27. Juni früh 1/4 9 Uhr flog die am schwarzen Thore von den Franzosen erbaute Kaiserschanze (Fort imperial) in die Höhe. Mehrere russische Soldaten sollten dort Pulver fassen, rauchten aber dabei Taback, und so ging das äußerst feste Gebäude nebst einem Theile des Pulvervorraths mit furchtbarem Krachen in die Luft. Mehrere Privathäuser auf dem neuen Anbau und in der Neustadt wurden stark beschädigt. Sämmtliche Fenster der Neustädter Kirche, sowie eine Wand in derselben, zersprangen, das Ziegeldach ward ganz abgedeckt. Auch im Japanischen Palais sprangen alle Fenster. Die Russen in den Casernen, noch eine zweite Explosion fürchtend, sprangen zum Theil aus den Fenstern. Wer auf der Hauptstraße oder in den nahegelegenen Straßen sich befand, stürzte platt zur Erde. Die Vögel fielen todt aus der Luft. An 50 Soldaten und 20 bürgerliche Personen wurden theils getödtet, theils verwundet. Die Balken, Breter, Steine, Palisaden flogen bis in die Neustädter Allee. Die Bestürzung war um so größer, da man wußte, daß noch 300 Centner Pulver in dem Fort lagen. Freiwillige, meist sächsische Soldaten, eilten jedoch herbei, schafften die noch übrigen Pulverfässer beiseite und bedeckten sie mit Erde, wodurch größeres Unglück verhindert wurde. In: David August Taggesell (Glasermeister, unter Mitarbeit seines Sohnes): Tagebuch eines Dresdner Bürgers; oder Niederschreibung der Ereignisse eines jeden Tages, soweit solche vom Jahre 1806 bis 1851 für Dresden und dessen Bewohner von geschichtlichem, gewerblichem oder örtlichem Interesse waren. Dresden, im Selbstverlage des Herausgebers (1852). 1023 Seiten. Kl. 8°. Dresdner Bibliographie I, 4013. Mit einem Vorwort des Herausgebers, S. 248.
  11. Manfred Zumpe: Die Brühlsche Terrasse in dresden, Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN 3-345-00207-8, S. 31.
  12. Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Dresden 1956., S. 115
  13. Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905. Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18., S. 68.
  14. Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Dresden 1956., S. 114 f.
  15. Heinrich Haug: „Die Demolition der Dresdner Festungswerke“, in: „Dresdner Geschichtsblätter“, 2. Band (1897-1900) VII. Jahrgang 1898, Nr. 3, S. 109119 (hier: S. 118).