Reisen in das Alte Dresden/ Die Entfestigung Dresdens/ Alter Postweg Dresden – Böhmen
Der Alte Postweg Dresden – Böhmen war die geographisch günstigste Verbindung (Vogelfluglinie) von der ehemaligen Fährstelle Nisana (= Siedlung an der Frauenkirche)/Altendresden über das Erzgebirge (tschechisch: Krušné hory) direkt südlich nach Teplice über Dubí (seit dem 14. Jahrhundert über Krupka) in Böhmen. Der Altweg nutzte hierzu die Kerbtäler (V-Täler) der Bäche im vorgeschichtlichen Siedlungsgebiet der Lößböden, zunächst den westlichen Lockwitzgrund und danach den östlichen Gebergrund und gewann dadurch sehr schnell an Höhe. So konnte der 20 km lange Umweg über Dohna gespart werden, der in keltischer Zeit und nach Ausbau der Kulmer Steige im Mittelalter üblich war.
Übersicht
BearbeitenDiese Verbindung bestand schon lange vor Einrichtung eines regulären Postkurses auf dieser Strecke als mittelalterlicher Huckepackweg und Saumpfad, der seit etwa 1240 durch die markgräfliche Kanzlei auch als Nachrichtenweg genutzt wurde.
Im Südteil des Alten Postweges - die Verbindung von den uralten Thermalquellen in Teplice (Teplitz) über Dubí und dem Zinnwald (Cínovec) nach Altenberg - wurde dieser bereits um 400 v. Chr. als Weg vom alten keltischen Handelsplatz Dubí in das keltische Oppidium Dohna benutzt, eine befestigte, stadtartig angelegte Siedlung der Latènezeit (späte Eisenzeit) von etwa 450 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt. Der Talpass der Porta Bohemica (Böhmische Pforte bzw. tschechisch Česká brána) am Beginn des Elbdurchbruchs durch das Böhmische Mittelgebirge (auf etwa 140 Meter Seehöhe) war damals viel zu versumpft genauso wie der Raum Dresden (altsorbisch "Drežďany" für Sumpf- oder Auwaldbewohner). Deswegen führte der damalige weitere Weg von Altenberg in den Norden auch nicht nach Dresden, sondern durch das Müglitztal zum keltischen Oppidium Dohna. In der Region gab es mindestens noch die keltischen Oppida Duchcov (Dux, 14 Straßenkilomer von Dubí entfernt) und Doksany (Doxa[n]). Die Entfernung von Dubí nach Dohna entsprach der von Dux nach Doxa und war jeweils 42 km, eine damals mögliche Tagesleistung. Die Handelsstation Dubí = Eichwald auf 389 m ü. NN war notwendig, da Dux weitere 14 km entfernt auf lediglich 201 m ü. NN lag. Eine Überquerung des Miriquidi (Erzgebirges) "in einem Ritt" war seinerzeit offenbar noch nicht möglich.
Ab dem 14. Jahrhundert wurde gerade diese Verbindung des Altertums durch die neuen Bergbauwege abgelenkt. Statt dem damals bereits mindesten 1700 bis 1800 Jahre alten Weg weiter zu folgen, wurde jetzt die Verbindung von Altenburg über Geising und Mückenberg in die alte Bergstadt Krupka (Graupen) mitverwendet, weswegen hier um 1350 am Kahlen Berg eine Raubburg entstand (um 1420 zerstört). Erst die Eröffnung der Straße von Dubí nach Cínovec im Jahr 1851 belebte den Alten Postweg in seinem ursprünglichen Südverlauf wieder.
An den Alten Postweg Dresden – Böhmen erinnert heute noch der Alte Postweg in Nickern und der Alte Postweg von Babisnau über den Zughübel mit ehemaliger Posthütte (zu Golberode) und über Rippien (mit ehemaliger Poststation Hornschänke) nach Possendorf. Am Hohlen Tor in Lockwitz steht noch eine Postmeilensäule, eine weitere in Altenberg, wo es auch noch etwas außerhalb einen Viertelmeilenstein gibt.
Erhalten hat sich auch ein Altwegrelikt über den Trutzsch bei Nickern, wo die modernen Straßen den Alten Postweg verlassen.
Verlauf
BearbeitenDresden
BearbeitenDer Alte Postweg begann ursprünglich am 1297 ersterwähnten Frauentor von etwa 1200 in Dresden, da der direkte Weg nach Süden noch durch zwei große, vor allem langgestreckte Seen versperrt war, die damals keine hochwassergeschützte Straße zuließen. Das Seetor wurde erst im 14. Jahrhundert gebaut und 1403 ersterwähnt. Die Streckenführung des Alten Postweges wurde auch nach dem Bau des Seetores nicht mehr geändert. Der Alte Postweg bestimmte sogar noch im 18. und frühen 19. Jahrhundert die Lage der Alten Post in Dresden, welche in der (Inneren) Pirnaischen Gasse (heute Landhausstraße) zwischen dem ehemaligen (1548 abgebrochenen) Frauentor und dem 1591 errichteten Pirnaischen Tor gebaut wurde.
Nach dem Bau des Großen Remparts begann der Alte Postweg ab 1530 am Rampischen Tor, nach dem Bau der Bastionärbefestigung ab 1549 am Salomonistor und nach dem Bau des Pirnaischen Tores im Jahr 1591 von dort. Hier wurde in den 1720er Jahren wie an allen vier Haupttoren von Dresden Distanzsäulen aufgestellt. Diese Säulen trugen auf zwei Seiten die Entfernungsangaben und auf den übrigen zwei die Stadtnamen des Zielortes. Teil der Inschrift war auf allen Säulen ein auf allen vier Seiten angebrachtes Posthorn, das als Zeichen für die staatliche Posthoheit stand. Am Oberbau waren über Eck das Wappen des Kurfürstentums Sachsen mit vergoldeter Krone und die polnische Königskrone mit dem königlich-polnisch-litauischen Wappen angebracht.
Ganz in der Nähe des Pirnaischen Tores lag innerhalb der Stadtmauer von Dresden in der Landhausstraße die Alte Post mit ihrer Gartenanlage.
Streckenführung (Ortschaften)
BearbeitenDirekte Südverbindung über Dubí
BearbeitenDer Alte Postweg führte vom Frauentor in Dresden (113 m ü. NN, 13° 44′ 25,2″ O) weiter über:
- Prohlis (115 m ü. NN) 13° 48′ O - dort Sicherung durch die Wasserburg Prohlis,
- Nickern (150 m ü. NN) 13° 47′ 12,5″ O - dort Sicherung durch die Wasserburg Nickern,
- den Trutzsch (196,7 m ü. NN) - dort möglicherweise Sicherung durch eine nachverwendete Sorbenburg
- Lockwitz (Hohles Tor) - dort die noch erhaltene Postmeilensäule,
- Sobrigau (227 m ü. NN) 13° 47′ O
- Babisnau, 13° 46′ O
- den Zughübel (337 m ü. NN) zu Golberode) - dort die ehemalige Posthütte von 1860/1861 bis 1914 (305 m ü. NN)
- Rippien (297 m ü. NN) - dort die ehemalige Poststation Hornschänke (ab 1914) und
- Possendorf (293 m ü. NN) 13° 43′ O
- Obercarsdorf (Karsdorf, 402 m ü. NN) 13° 42′ O
- Oberhäslich (379 m ü. NN) 13° 42′ O
- Dippoldiswalde (350 m ü. NN) 13° 40′ O
- Ulberndorf (375 m ü. NN) 13° 40′ O
- Obercarsdorf (390 m ü. NN) 13° 39′ O
- Naundorf (420 m ü. NN) 13° 39′ O
- Schmiedeberg (425 m ü. NN) 13° 41′ O
- Kipsdorf (549 m ü. NN) 13° 41′ O (danach der damals beinahe undurchdringliche Wald des Erzgebirgskammes)
- Waldbärenburg (621 m ü. NN) 13° 43′ O
- Altenberg (756 m ü. NN) 13° 45′ O
- Wolfsgrund die Waldfläche vom ehemaligen Vorderzinnwald und die Hälfte von Fürstenau (723 m, 13° 50′ O)
- Cínovec = Zinnwald (835 m ü. NN) 13° 46′ O - der "Zinnberg"
- Hraniční buk = (Zinnwalder) Grenzbuche (817 m ü. NN) 50° 43' 58.7" N, 13° 46' 7.9" O
- Dubí = Eichwald (389 m ü. NN) 13° 47′ 27″ O - vier Kilometer nördlich von Teplice am Südhang des Osterzgebirges
- nach Teplice = Teplitz/Töplitz (228 m ü. NN) 13° 49′ O - in Böhmen.
14. Jahrhundert: Ausbau der Bergbauwege über den Graupener Paß
BearbeitenVon Altenberg folgte der Alte Postweg der Bequemlichkeit halber ab dem 14. Jahrhundert dem Bergbauweg über den Graupener Paß
- Altenburg - Walkteiche: Die auch „Filzteiche“ genannten Kunstteiche wurden wahrscheinlich bereits um 1450 angelegt -
- Postmeilensäule und Meilenstein: An der Bundesstraße 170 befindet sich eine 1722 errichtete Kursächsische Postmeilensäule. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft steht ein 1860/61 errichteter königlich-sächsischer Stationsstein. Beide Steine dienten der Markierung von Postkursen.
vgl. Kursächsische Postmeilensäule (Distanzsäule) aus dem Jahr 1722. Polish-Saxon Post Milestone in Altenberg (Saxony, Germany) - Beschriftung
- Geisingstraße von Altenburg nach Geising
- Goethe-Denkmal [1]
- Fojtovice = Voitsdorf (720 m ü. NN, 13° 51′ O), direkt südlich von Fürstenau), wurde durch das Tal der Weißen Müglitz unter Umgehung des 836 Meter hohen Lysá hora = Kahlen Berges als erste Siedlung erreicht - im 13. Jahrhundert von Siedlern aus Bayern und Franken gegründet - hier knickte der bislang östlich verlaufende Weg nach Süden ab
- Wolfgang-Kapelle etwa 300 Meter westlich vom Mückenberg auf einer Höhe von 774 Meter aus dem Jahr 1360, war dem Hl. Wolfgang von Regensburg, dem Schutzheiligen der Hirten, Holzarbeiter und Köhler, geweiht - diente auch als Wegekapelle für die Bitte um gefahrloses Reisen und zum Dank für die Ankunft
Komáří hůrka = Mückenberg (805 m ü. NN, 13° 51′ 24″ O) erste urkundliche Erwähnung des Bergbaus war 1416, wobei das Gebiet um Graupen (300 m ü. NN, 13° 51′ O) schon vor 1200 eines der bedeutendsten Zinnbergbaureviere Europas war - der Ort Graupen soll schon 1146 bestanden haben - Graupener Bergleute zogen im 14. Jahrhundert in Richtung Erzgebirgskamm aus, um nach neuen Erzvorkommen zu suchen, da ihre eigenen Erzgänge versiegten - im Zinnwald wurden ihre Bemühungen dann belohnt und sie fanden größere Mengen zinnhaltiges Erz - hier beginnt der steilste Abschnitt der Erzgebirgsflanke
- Am Lysá hora = Kahlen Berg, auch Lissaberg (836 m ü. NN) entstand durch den Bergmannsweg, Handelsweg und Postweg auf einer bewaldeten Hangkuppe der Südwestflanke des Berges ein Raubschloss auf 757 m ü. NN (Funde von etwa 1350 bis 1420), hier gab es damals regelmäßig Überfälle auf die Reisenden bis zur Zerstörung des Raubnestes
- vgl. Karte des Gebietes um den Lysá hora = Kahlen Berg und den Komáří hůrka = Mückenberg mit Fojtovice = Voitsdorf und Fürstenau
- Bergmannssiedlung Horni Krupka (Obergraupen), wurde 1370 gegründet, als die Bergleute auf der Suche nach weiteren Zinn-Seifen talaufwärts ins Gebirge zogen
nach über 500 Meter Höhenabfall vom Mückenberg erreichte der Weg Krupka = Graupen (300 m ü. NN, 13° 51′ O) unmittelbar am Fuß des Südabfalls des Erzgebirges - mit Anläuteturm vom Anfang des 15. Jahrhunderts (die heutige Form erhielt er um 1600 - der Anläuteturm signalisierte den Bergleuten mit seinem Glockengeläut den Schichtbeginn bzw. das Schichtende) - zum Schutz der Bergwerke und des Handelsweges wurde um 1300 die Burg Graupen errichtet - erste urkundliche Erwähnung als bereits bestehende Burg in einer Lehensurkunde im Jahr 1330 - auf dem Hofplatz wurde 1695–1697 das Bergamtshaus erbaut (die Burg selbst war zu dem Zeitpunkt bereits aufgegeben und verfiel)
- vgl. Die Pässe des Erzgebirges. Kalender für das Erzgebirge und das übrige Sachsen, 1920, S. 23. und die Legende der Karte
1851: Eröffnung der neuen Straße von Dubí nach Cínovec
Bearbeiten1849–1851 erfolgte der Bau der Verlängerung der Straße von Teplice über Dubí nach Cínovec. Dadurch wurde die Anbindung an das benachbarte Sachsen weiter verbessert. So konnte diese alte Vogelfluglinie
Dresden -
- Dippoldiswalde -
- Altenberg -
- Zinnwald -
- Eichwald -
- Töplitz
auch wieder mit modernen Verkehrsmitteln befahren werden.
Der erhebliche Höhenunterschied inspirierte den Motorsport in den 1920er Jahren dazu, diese Straße für Bergrennen zu nutzen.
1926 wurde das Automobilrennen Dubí-Cínovec von Eliška Junková gewonnen. Sie hatte im gleichen Jahr auch eines der ältesten Bergrennen der Welt, das Bergrennen Zbraslav–Jíloviště, mit einem neuen Streckenrekord gewonnnen und ließ dabei auch ihren Mann Čeněk Junek hinter sich. Sie war damit die erste Frau, die in einem Automobilrennen siegte. Im selben Jahre belegte sie beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring hinter den drei Mercedes-Benz-Werksfahrern den vierten Rang der Gesamtwertung und gewann in der Sportwagenklasse bis 3000 cm³ mit neuem Streckenrekord. Ihr Sieg kam so unerwartet, dass bei der Siegerehrung der Kapelle die Noten der tschechoslowakischen Nationalhymne fehlten. Nach dem tödlichen Unfall ihres Mannes am 15. Juli 1928 auf dem Nürburgring beim Großen Preis von Deutschland 1928 fuhr Eliška Junková kein Rennen mehr und verkaufte ihre Rennwagen. Eliška Junková gehörte in der ersten tschechoslowakischen Republik zu den populärsten Persönlichkeiten.
- Gedenkstein in Cínovec auf 825 m ü. NN für den Bergsieg von Eliška Junková beim Automobilrennen Dubí-Cínovec im Jahr 1926
- Eliška Junková in ihrem Bugatti T35 beim Start zum Bergrennen Zbraslav-Jíloviště im Jahr 1926.
Zu dieser Zeit wurde auch die Personenbeförderung auf dieser Straße von der Postkutsche auf den Omnibusverkehr umgestellt. Damit endete die Nutzung des Alten Postweges als klassischer Postkurs.
Streckenführung (Straßen)
BearbeitenDer Alte Postweg nutzte folgende Straßen:
ab Prohlis zunächst die
- Dohnaer Straße, diese verließ er an der Einmündung der
Büttigstraße (heute: Fritz-Meinhardt-Straße), diese folgte er bis
- Nickern, wo er in die
- Rittergutstraße (heute: Altnickern) einbog und das Dorf über die
Alte Poststraße wieder verließ, welche noch heute an die alte Bezeichnung erinnert
- am Übergang zur Rudolf-Dittrich-Straße (am Spielplatz Alter Postweg) geht die Straßenführung mit dieser Straße Richtung Osten weiter und der Alte Postweg führt über den Trutzsch als Feldweg weiter (wegen des Hügels, der sowohl im Norden als auch im süden von den modernen Straßen gemieden wird, bildet er hier ein Altwegrelikt)
- dieses Altwegrelikt, auch als Feldweg als Alter Postweg bezeichnet, geht bei einem Abzweig nach Westen zum Galgenberg Trutzsch unvermittelt in den Nickerner Weg über, der hier derselbe kleine Feldweg bleibt (der Abzweig zum Trutzsch führt spiralförmig auf den Gipfel)
- Lockwitz
- der Nickerner Weg führt weiter direkt nach Süden und geht bei der Postmeilensäule am Hohlen Tor in Lockwitz wieder in eine Straße über - die Umgehung des Hügels erfolgt hier durch die Straße Hohles Tor weiter in östliche Richtung
- Sobrigau
- weiter in Richtung Süden erreicht der nun zur Straße ausgebaute Nickerner Weg Sobrigau, von wo er namensgebend nach Nickern führt
die Verbindung von Sobrigau nach Babisnau heißt wegen der bereits gewonnen Höhe Panoramablick (Sobrigau)
- Babisnau
- in Babisnau erhält der Alte Postweg nach der Straße Panoramablick erneut auf seine alte Bezeichnung (bis Possendorf)
Alter Postweg (Babisnau)
- Golberode
- Alter Postweg (Golberode) über Zughübel (Gemarkung Golberode) - Posthütte von 1860 an der Kreuzung mit dem Hauptfeldweg des Dorfes (heute befindet sich dort der Parkplatz Babisnauer Pappel),
- Rippien
- Rippien - Alter Postweg (Rippien) - ehemalige Poststation Hornschänke, 1859 (oder 1862) als Gasthof zur Silberpappel auf dem Schachtgelände des Dippoldschachts am Alten Postweg eröffnet (1870 als Gasthof zur Hoffnung belegt), später Ortsteil, ab 1914 Poststation für Golberode, 1958 von Golberode nach Rippien umgemeindet[2]
- Possendorf
- Alter Postweg (Possendorf)
- der Alte Postweg wird in Possendorf zur Rippiener Straße (Possendorf), weil er von Rippien kommt - im Ort wird er dann zur
Hauptstraße (Possendorf)
- Karsdorf
- Oberhäslich
- Dippoldiswalde
- Ulberndorf
- Obercarsdorf
- Naundorf
- Schmiedeberg
- Kipsdorf (danach der damals beinahe undurchdringliche Wald des Erzgebirgskammes)
- Waldbärenburg
- Altenberg
- Wolfsgrund nach einer Sage verirrte sich in den 1090er Jahren der Markgraf Heinrich (I.) von Meißen bei der Jagd und wurde von Wölfen angegriffen - drei Köhler retteten ihn, weswegen der Fürst sie frei machte und ihnen die Waldfläche vom ehemaligen Vorderzinnwald und die Hälfte von Fürstenau schenkte - 1149 soll dort nach einer anderen Überlieferung der Bergbau am Mückentürmchen begonnen haben (dies würde zeitlich besser zu dem Markgraf Heinrich II. reg. 1103–1123 passen, dem Vorgänger des Wiprecht von Groitzsch - die Sage datiert üblicherweise möglichst alt, Versionen davon sogar um das Jahr 1000, was zu Verwechslungen mit König Heinrich II. führte - eine andere Erklärung des Namens wäre die Entstehung nach den im 15. Jahrhundert eingesetzten Schmelzöfen, diese trugen die Bezeichnung "Wolfsöfen", auch der Ortsteil Wolfsgrund bei Dorfchemnitz) wurde so benannt)
- Cínovec - der "Zinnberg" (Cinovec) wurde 1297 von König Wenzel II. von Böhmen dem Zisterzienserorden in Teplitz geschenkt - laut einem Heimatforscher aus Sachsen soll Zinnwald schon im Jahre 1134 in der Chronik der Markgrafen von Meißen als "ansehnlicher Flecken mit Bäcker, Fleischer und Schmied" erwähnt worden sein, es könnte sich aber auch nur um eine Namensähnlichkeit zu Cinovec handeln
- Hraniční buk = (Zinnwalder) Grenzbuche - gepflanzt 1537, als das bis dato einheitliche Zinnwald verbindlich in ein Böhmisch- und Sächsisch-Zinnwald geteilt wurde (am 25. April 1459 legte der Vertrag zu Eger, auch Hauptvergleich genannt, die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen auf dem Kamm des Erzgebirges fest und teilte das Dorf Cínovec in den tschechischen Teil und den deutschen Teil - diese Grenze ist in nahezu unveränderter Form noch immer gültig und zählt zu den ältesten vereinbarten Grenzlinien Europas), heute zu Dubí - direkt an der ehemaligen Bezirkstrasse Dresden-Prag (später B 170) am Landesvermessungspunkt 816,6 m NN oberhalb des ehem. Kaufhaus Merkel, heute Sommerweg 1 - unmittelbar an ihr führte der alte Erzgebirgs-Kammweg vorbei - der mächtige Stamm der Rotbuche hatte einst 2 m Durchmesser und einen Umfang von ca. 6 m - hier zogen die plündernden schwedischen Truppen (1639/1645) vorbei, wie auch die vertriebenen evangelischen Bergleute (Exulanten) aus Böhmisch-Zinnwald (1671-1733) nach Sachsen und 1813 das bei Kulm geschlagene napoleonische Heer auf seinem Rückzug aus Böhmen über das Erzgebirge (nach der mündlichen Überlieferung eines der ehemaligen Siedler hat Napoleon Bonaparte vor dieser Schlacht unter dem Grenzbaum geruht - das Zinngeschirr und das Weinglas, das er benutzte, wurden viele Jahre lang in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Cínovec aufbewahrt- das heutige Schicksal des Geschirrs und des Weinglases ist unbekannt) - die Grenzbuche war Zeuge zweier Reisen Kaiser Josephs II. nach dem Erzgebirge (1766 und 1779) sowie der Reise von Johann Wolfgang Goethe aus Teplice 1813
- Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Bewohner des evangelischen Glaubens in Zinnwald schwer verfolgt. Sie hatten nur zwei Möglichkeiten: entweder zum katholischen Glauben zu konvertieren oder ihre Heimat zu verlassen. Dieser traf auch einen Bergmann namens Hans Hirsch. Dieser Bekenner stand fest zu seinem Glauben und wich keinen Augenblick von seinem Plan ab. Da sein kleines Haus nicht weit von der Grenze entfernt lag, beschloss er, es mit nach Sachsen zu nehmen. Er überredete ein paar Freunde und über Nacht zogen sie das Haus mit Hilfe von Baumstämmen, die sie als Rollen benutzten, fröhlich über die Grenze nach Sachsen. Dieses wandernde Haus steht nicht mehr. Im Ersten Weltkrieg verschwand es, als es dem Erzabbau wich.
- vgl. Deutsche Postkarte um 1900 von dem verschneiten "wandernden Haus"
Zwischen den beiden Teilen des damaligen Cínovce befand sich ein großes Sumpfgebiet (noch früher war hier sogar ein großer See) - an dem Sumpf entlang verlief eine alte Straße, es war die einzige, die durch das Sumpfgebiet begehbar oder befahrbar war - nach einer Sage versank hier eine ungläubige Gräfin, die ihren Kutscher, der vor dem Sumpf ein Wegegebet sprach, wegen der Verzögerung schalt und ihn zur Eile antrieb - die ganze Kutsche mitsamt der Gräfin versank, der Kutscher konnte sich von seinem Bock noch retten
- Dubí = Eichwald - Der Alte Postweg ging von Cinovec (Zinnberg) das Kerbtal (V-Tal) der Bystřice (Wistritz) talwärts entlang zur Handelsstation Dubí, die etwa vier Kilometer nördlich von Teplice am Südhang des Osterzgebirges an einer Furt im Eichenwald des Miriquidi-Wald (Erzgebirge) lag. Hier führte ein alter Handelsweg der Kelten entlang, von Dux kommend nach Aussig an der Elbe. Aus der Zeit um 400 v. Chr. belegen Artefakte die Anwesenheit von Kelten und den Kontakt mit Mittelmeervölkern. Diese sind im Teplicer Museum in der Keltenausstellung "Fakten, die das Wasser enthüllte" ausgestellt. Handelswege (sogenannte Wegefahrten) verbanden diese Oppida miteinander (welche auch Münzstätten waren). Von Dux aus führten zwei Wege nach Osten:
- 1. die große Wegefahrt (Langujest) über Teplitz, Modlan nach Aussig,
- 2. die kleine Wegefahrt (Kleinujest) über Haan, Klostergrab, Eichwald, Jüdendorf, Hohnstein im Eulaugrund nach Tetschen - diese kleine Wegefahrt führte unmittelbar am Fuße des Erzgebirges entlang und furtete im Eichenwald den Seegrundbach = Bystřice)
- da die damals mögliche tägliche Marschleistung je nach Gelände mindestens 25 km betrug, war es von Dux zur Furt im Eichenwald (Dubí) mit 14 km weniger als ein Tagesmarsch. Dadurch entstanden an der Furt Hütten und Lagerschuppen, um die Rastenden und ihre Waren aufzunehmen. Diese vorgeschichtlichen Hütten waren wahrscheinlich für über tausend Jahre die einzigen im Tal des Seegrundbaches. Erst mit der Zunahme des Handels und vor allem mit dem Aufblühen des Bergbaues im 14. und 15. Jahrhundert wurden Kolonisten durch den Grundherren angesiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung von Dubí stammt von 1494, als Graupener Bergleute unweit der Furt ein Schmelzwerk für Zinn erbauten.
nach Teplice
die Quellen von Teplitz sollen entsprechend der Sage 762 entdeckt worden sein - Königin Judith gründete in den Jahren 1158–1164 etwa an der Stelle des heutigen Schlosses ein Benediktinerinnenkloster „ad aquas calidas“ (bei den warmen Wassern) - der slawische Wortstamm für „Wärme“ findet sich auch im Ortsnamen wieder
Altwegrelikte
BearbeitenErhalten hat sich auch ein Altwegrelikt über den Trutzsch bei Nickern, wo die modernen Straßen den Alten Postweg verlassen.
Am Übergang vom Alten Postweg in Nickern zur Rudolf-Dittrich-Straße (am Spielplatz Alter Postweg) geht die Straßenführung mit dieser Straße Richtung Osten weiter und der Alte Postweg führt über den Trutzsch als Feldweg weiter (wegen des Hügels, der sowohl im Norden als auch im süden von den modernen Straßen gemieden wird, bildet er hier also ein Altwegrelikt. Dieses Altwegrelikt, auch als Feldweg als Alter Postweg bezeichnet, geht bei einem Abzweig nach Westen zum Galgenberg Trutzsch unvermittelt in den Nickerner Weg (Sobrigau) über, der hier derselbe kleine Feldweg bleibt (der Abzweig zum Trutzsch führt spiralförmig auf den Gipfel). In Lockwitz führt der Nickerner Weg weiter direkt nach Süden und geht bei der Postmeilensäule am Hohlen Tor in Lockwitz wieder in eine Straße über - die Umgehung des Hügels erfolgt hier durch die Straße Hohles Tor weiter in östliche Richtung.