Portugiesisch: Lektionen: Woher kommst Du?
Willkommen beim vierten Teil unseres Portugiesischkurses!
Dialog 4
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Übersetzung
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Erklärungen
BearbeitenDieses Mal reden Ricardo und João darüber wo sie leben und welche Nationalität sie haben.
Donde é você? - Woher sind Sie?
Das portugiesische Wort für „von“ ist de. Das Wort onde bedeutet „wo“. donde ist die Zusammensetzung der beiden Wörter und bedeutet „woher“ (von wo). Es ist allerdings auch die nicht zusammengesetzte Form de onde in Gebrauch. Sie ist in Brasilien häufiger. Zuletzt, Du erinnerst Dich, é eine Form des Verbs ser, die dritte Person Einzahl. Es bedeutet „er/sie/es ist“ oder, wenn você benützt wird, „Sie sind“ oder „du bist“, je nachdem ob wir você mit „Sie“ oder „du“ übersetzen.
João antwortet darauf:
Sou de Lisboa - Ich bin aus Lissabon.
Kannst Du Dich erinnern was sou heißt? Es bedeutet „ich bin“ (wenn das Verb ser gebraucht wird). So haben wir "Ich bin aus ...". Du kannst nach dem de auch andere Städtenamen einsetzen, oder ein Land: O João é de Portugal.
É inglês? und Sou. verstehst du jetzt ohne weiteres. Die bejahende Antwort wird durch Wiederholung des Verbs ausgedrückt und mit „ja“ übersetzt.
mas heißt aber (und steht immer am Anfang eines Satzes oder Halbsatzes), agora bedeutet jetzt.
mas agora moro em Lisboa heißt „aber ich wohne jetzt in Lissabon“. bei moro (ich wohne) konnte das „ich“ wieder entfallen. Anderes ist es im letzten Satz, wo Ricardo von seinen Eltern sagt: Eles moram no Porto. (Sie wohnen in Porto). Hier wird eles (sie, männlich) benutzt, die Form moram könnte aber auch mit elas („sie“, weiblich) oder mit vocês („ihr“ oder „Sie“) stehen.
em („in“) kann man übrigens nicht nur bei Städten, sondern auch bei Ländern benutzen: O Ricardo é inglês, mas ele mora em Portugal. - João ist Engländer, aber er wohnt in Portugal.
Im Satz davor heißt es: Os meus pais são portugueses. ("Meine Eltern sind Portugiesen.") Das wollen wir uns noch etwas näher ansehen: o pai heißt "der Vater". Der Plural os pais kann auch den Vater und die Mutter (a mãe) zusammen, also die Eltern, bezeichnen.
meus heißt "meine" (Plural). Der zugehörige Singular ist meu ("mein"). Anders als im Deutschen benutzt man im Portugiesischen vor dem Possessivpronomen meist zusätzlich den bestimmten Artikel (jedenfalls in Portugal). o meu pai heißt also "mein Vater", die weibliche Form dazu kennen wir schon: a minha mãe ("meine Mutter"). Bei beiden Formen wird der Plural durch Anhängen eines „s“ gebildet. Schauen wir uns neben der männlichen Form os meus pais noch ein weibliches Beispiel an: as minhas plantas ("meine Pflanzen").
os seus pais bedeutet „Ihre Eltern“. vivem heißt „sie leben“. no Porto bedeutet „in Porto“.
Warum heißt es nun aber em Lisboa (in Lissabon), aber no Porto (in Porto)? Städtenamen stehen meist ohne Artikel. Es gibt aber einige Städte, die im Portugiesischen immer zusammen mit dem bestimmten Artikel benutzt werden, dazu gehört o Porto. Es handelt sich meist um Städte, deren Namen aus einem Wort besteht, das auch eine andere Bedeutung hat. O porto heißt auch „der Hafen“. Ähnlich ist es bei der Insel Madeira, die auf Portugiesisch a Madeira [mɐˈdeirɐ] genannt wird. A madeira heißt auch „das Holz“. Auch bei Rio de Janeiro sagt man im Portugiesischen o Rio [ˈʀiu]. O Rio heißt auch „der Fluss“.
Auch bei den Ländernamen gibt es übrigens solche Unterschiede. Anders als bei Städten wird bei Ländernamen und anderen geografischen Bezeichnungen wie Flüssen in der Regel der bestimmte Artikel benutzt: a Europa [euˈrɔpɐ], a Alemanha [ɐləˈmɐɲɐ] (Deutschland), o Brasil (Brasilien; Aussprache in Portugal: [brɐˈziɫ], in Basilien: [brɐˈziu]), a Baviera [bɐˈvjɛrɐ] (Bayern), a Suíça [ˈswisɐ] (die Schweiz), o Tejo [ˈtɛʒu] (der Tejo [Fluss]), o Algarve [aɫˈgarvə] (die Algarve, die im Portugiesischen männlich ist!), o Atlântico [ɐtˈlɐ̃ntiku] (der Atlantik).
Ohne bestimmten Artikel stehen dagegen Portugal [purtuˈgaɫ], frühere Überseeprovinzen von Portugal wie Angola, Cabo Verde, Moçambique sowie zum Beispiel Israel, Marrocos (Marokko), Cuba.
Infolgedessen heißt es: moro em Portugal, no Brasil, na Alemanha (ich wohne in Portugal, in Brasilien, in Deutschland) oder sou de Portugal, do Brasil, da Alemanha (ich bin aus Portugal, aus Brasilien, aus Deutschland).
Wie man im Dialog sehen kann, gibt es auf Portugiesisch verschiedene Möglichkeiten zu sagen, wo man herkommt. Statt "Ich bin aus Frankreich" - Sou de França [ˈfrɐ̃sɐ] - kann man auch sagen, dass man Franzose ist: Sou francês. Man benützt also das Verb ser und ein Adjektiv welches die Nationalität bezeichnet. Warum nimmt man hier ser und nicht estar, was ja auch „sein“ bedeutet? Ganz einfach, weil die Nationalität eine dauerhafte Eigenschaft ist.
Konjugation ser (sein)
BearbeitenWeil wir so ganz nebenbei die gesamte Konjugation des Verbs ser gelernt haben, hier noch eine Zusammenstellung :
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Adjektive zur Herkunftsbezeichnung
BearbeitenNun sehen wir uns erst einmal die verschiedenen Nationalitäten an.
Männlich | Weiblich | Männlich Plural | Weiblich Plural | |
Adjektivendungen | -o | -a | -os | -as |
amerikanisch, Amerikaner | americano | americana | americanos | americanas |
australisch, Australier | australiano [auʃtrɐˈljanu] | australiana | australianos | australianas |
brasilianisch, Brasilianer | brasileiro [brɐziˈleiru] | brasileira | brasileiros | brasileiras |
britisch, Brite | britânico [briˈtɐniku] | britânica | britânicos | britânicas |
griechisch, Grieche | grego [ˈgregu] | grega | gregos | gregas |
indisch, Inder | indiano [ĩnˈdjɐnu] | indiana | indianos | indianas |
italienisch, Italiener | italiano | italiana | italianos | italianas |
mexikanisch, Mexikaner | mexicano [mɛʃiˈkɐnu] | mexicana | mexicanos | mexicanas |
Adjektivendungen | -ês | -esa | -eses | -esas |
chinesisch, Chinese | chinês [ʃiˈneʃ] | chinesa [ʃiˈnezɐ] | chineses [ʃiˈnezəʃ] | chinesas |
französisch, Franzose | francês [frɐ̃ˈseʃ] | francesa | franceses | francesas |
holländisch, Holländer | holandês [ulɐ̃nˈdeʃ] | holandesa | holandeses | holandesas |
englisch, Engländer | inglês | inglesa | ingleses | inglesas |
japanisch, Japaner | japonês [ʒɐpuˈneʃ] | japonesa | japoneses | japonesas |
portugiesisch, Portugiese | português | portuguesa | portugueses | portuguesas |
Adjektivendungen | -ão | -ã | -ães | -ãs |
deutsch, Deutscher | alemão [ɐləˈmɐ̃ũ] | alemã [ɐləˈmɐ̃] | alemães [ɐləˈmɐ̃ĩʃ] | alemãs |
Adjektivendungen | -ol | -ola | -ois | -olas |
spanisch, Spanier | espanhol [ʃpɐˈɲɔɫ] | espanhola [ʃpɐˈɲɔlɐ] | espanhóis [ʃpɐˈɲɔiʃ] | espanholas |
Endungen männlich/weiblich gleich | ||||
belgisch, Belgier | belga [ˈbɛɫgɐ] | belga | belgas | belgas |
kanadisch, Kanadier | canadense (Bras.) [kɐnɐˈdẽnsə] canadiano (Port.) [kɐnɐˈdjɐnu] |
canadense | canadenses | canadenses |
Einige weitere Beispiele hier:
Beispiele | |
a mulher australiana [muˈʎɛr] | die australische Frau |
as meninas canadianas | die kanadischen Mädchen |
o homem belga [ˈɔmɐ̃ĩ] | der belgische Mann |
os homens franceses [uz_ˈɔmɐ̃ĩʃ] | die französischen Männer |
Beim letzten Beispiel sehen wir noch eine Besonderheit: Wenn wir über mehr als einen Mann (homem) reden, ändert sich das Wort zu Männer (homens). Hier handelt es sich um eine besondere Form der Pluralbildung.
Aussprache
BearbeitenNachdem wir uns in den letzten Lektionen schon mit der Aussprache der Konsonanten, der Vokale und der Nasale beschäftigt haben, wollen wir die Doppellaute noch etwas umfassender zusammenstellen.
Doppellaute
BearbeitenSchreib- weise |
Laut- schrift |
Hörbeispiel (▶ anklicken) |
portugiesische Beispiele | Umschreibung für Deutschsprachige |
Doppellaute (Diphthonge) - (Beide Vokale behalten ihren Klang und werden getrennt in einer Silbe gesprochen, der erste betont, der zweite deutlich schwächer.) | ||||
ai | ai | pai (Vater) [pai] | wie das deutsche „ei“ in Ei | |
au | ɑu | mau (schlecht) [mau] | wie „au“ in Auge | |
ao | ɐu | ao (dem) [ɐu] | wie [ɐ] und schwächeres [u] | |
ei | ɐi | leite (Milch) [ˈleitə, ˈlɐitə] | wie e-i getrennt ausgesprochen, nicht wie deutsches „ei“ in Ei; dabei ist das „e“ je nach Region etwas offener in Richtung „ä“ bis zum [ɐi], aber weniger als bei „papéis“ | |
éi | ɛi | papéis (Papiere) [pɐˈpɛiʃ] | wie ä-i, nicht wie „ei“ in Ei, noch stärker „ä“ als bei „leite“ | |
eu | eu | meu (mein) [meu] | e-u getrennt ausgesprochen, nicht wie „eu“ in Eule | |
éu | ɛu | chapéu (Hut) [ʃɐˈpɛu] | ä-u getrennt ausgesprochen, nicht wie „eu“ in Eule | |
iu | iu | abriu (er öffnete) [ɐˈbriu] | i-u getrennt ausgesprochen | |
oi | oi | dois (zwei) [doiʃ] | oi wie „eu“ in Eule | |
ói | ɔi | espanhóis (Spanier, Pl.) [ʃpɐˈɲɔiʃ] | oi mit offenem o | |
ou | o, (ou) | sou (ich bin) [so], doutor (Doktor) [doˈtor] outubro (Oktober) [oˈtubru] |
überwiegend geschlossenes „o“ wie Dose (kein Doppellaut); regional und in Brasilien getrennt wie [ou] | |
ui | ui | fui (ich war, ich ging) [fui] | wie im deutschen Ausruf ui! Nur im Wort „muito“ wird „ui“ nasaliert. |
Betonung
BearbeitenIm Portugiesischen gibt es für die Betonung zwei grundlegende Regeln:
- Mehrsilbige Wörter, die im Schriftbild auf die Vokale a, e oder o oder auf s oder m enden (das sind die meisten portugiesischen Wörter), werden gewöhnlich auf dem Vokal der vorletzten Silbe betont.
- Mehrsilbige Wörter, die im Schriftbild auf die Vokale i oder u oder auf andere Konsonanten (dies sind meist l, r, z) enden, betont man hingegen meist auf dem Vokal der letzten Silbe.
Eine von dieser Regel abweichende Betonung (insbesondere eine Betonung auf der drittletzten Silbe) wird durch einen Akzent (Akut oder Zirkumflex) angezeigt. Nasale Silben (gekennzeichnet durch eine Tilde) sind immer betont, es sei denn, eine andere Silbe trägt einen Akut oder einen Zirkumflex.
Das europäische Portugiesisch neigt dazu, betonte Silben sehr stark zu betonen, unbetonte Silben hingegen sehr schwach (bis hin zum "Verschlucken" unbetonter Vokale).
- Beispiele
- beleza [bəˈlezɐ] (Schönheit) – Betonung auf dem zweiten e
- Sábado (Samstag) – Betonung auf dem ersten a
- aqui [ɐˈki] (hier) - Betonung auf dem i
- Brasil (Brasilien) – Betonung auf dem i
- cantar [kɐ̃nˈtar] (singen) – Betonung auf dem zweiten a
- combinação [kõmbinɐˈsɐ̃ũ] (Kombination) – Betonung auf dem ã
- Cristóvão [kriʃˈtɔvɐ̃ũ] (Christoph) – Betonung auf dem ersten o
Akzente, Tilde, Cedille
BearbeitenBehandeln wir noch im Zusammenhang die Akzente, die eine Betonung abweichend von den beiden obengenannten allgemeinen Regeln anzeigen können, sowie weitere Zeichen:
Es gibt drei Akzente: den Akut (o acento agudo) ´, den Gravis (o acento grave) ` und den Zirkumflex (o acento circunflexo) ^.
Der Akut kann auf dem á, é, í, ó und ú stehen. Der Vokal mit dem Akut ist betont, bei á, é und ó zeigt er die offene Aussprache des Vokals an: [a, ɛ, ɔ;].
Der Zirkumflex kann auf dem â, ê und ô stehen. Der Vokal wird betont und geschlossen ausgesprochen: [ɐ, e, o]; â und ê können bei folgendem „m“ + Konsonant oder „n“ + Konsonant auch nasaliert werden.
Der Gravis kann nur auf dem à stehen. Er zeigt an, wenn die Präposition a mit dem Artikel a, as, oder einer der Formen der Pronomens aquele verschmilzt: à, às, àquele(s), àquela(s). Ausgesprochen wird das „à“ als offenes [a]. Der Gravis zeigt nicht die Betonung an! Das Wort àquele, àquela wird auf dem ersten „e“ betont: [aˈkelə, aˈkɛlɐ]. Beachte auch die unterschiedliche Aussprache des betonten „e“: Beim männlichen Pronomen geschlossenes [e], beim weiblichen Pronomen offenes [ɛ] (genauso wie bei den Pronomen ele, ela)!
Die Tilde (o til), eine kleine Schlangelinie, kann auf den Vokalen ã und õ stehen, auch bei den Diphthongen (Doppellauten) ão, ãi, ãe oder õe. Sie zeigt die Nasalierung an. Bei den Doppellauten steht sie immer auf dem ersten Vokal.
Cedille (a cedilha) nennt man den kleinen Strich unterhalb des ç. Sie wird vor den Buchstaben „a“, „o“ und „u“ benutzt, um zu erreichen, dass das „c“ nicht wie [k], sondern wie [s] ausgesprochen wird.
Dialog in Lautschrift
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Übung - Ich bin aus ...
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