Innere Medizin: Herzinfarkt



ICD-10-GM 2007
I20-I25 - Ischämische Herzkrankheiten

Synonyme Bearbeiten

Akuter Myokardinfarkt (AMI)

Etymologie Bearbeiten

Definition Bearbeiten

Ischämische Myokardnekrose durch Verschluss von Koronargefäßen.

Epidemiologie Bearbeiten

Ätiologie Bearbeiten

Atherosklerose (RF: Rauchen, Arterielle Hypertonie, Dyslipoproteinämie, Diabetes mellitus, familiäre Häufung, Bewegungsmangel, Übergewicht (Bauchumfang), schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS)).

Pathogenese Bearbeiten

Atherosklerose -> Plaqueruptur -> Kollagenexposition und lokale Thrombozytenaggregation -> Thrombosierung.

Seltener: Arteriitis, Dissektion, embolischer Verschluss u.a.

Symptome Bearbeiten

  • Nitroresistenter retrosternaler Vernichtungsschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm (HEAD-Zone), seltener in Unterkiefer, rechten Arm oder Oberbauch.
  • Todesangst,
  • Vegetative Begleitsymptome (Kaltschweißigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Blässe)
  • Dyspnoe, (bei Diabetikern und Älteren oft einziges Symptom),
  • Arrhythmien,
  • evtl. Bild eines kardiogenen Schocks,

Komplikationen Bearbeiten

  • HRST (Kammerflimmern!)
  • Linksherzinsuffizienz
  • Septumruptur -> Links-Rechts-Shunt
  • Herzwandruptur -> Perikardtamponade
  • Papillarsehnenabriss -> Klappeninsuffizienz
  • Begleitperikarditis
  • Spätperikarditis = DRESSLER-Syndrom (autoimmunologisch)
  • Thrombusbildung -> arterielle Embolie
  • Herzwandaneurysma
  • Re-Infarkt!

Differentialdiagnosen Bearbeiten

  • Stabile/Instabile Angina pectoris - nitrosensibel, Besserung in Ruhe
  • Aortendissektion - messerstichartiger Thoraxschmerz
  • Lungenembolie - Dyspnoe, atemabhängiger Schmerz, Thrombose-RF
  • Pneumothorax - Dyspnoe, atemabhängiger Schmerz, einseitig hypersonorer KS und abgeschwächtes Atemgeräusch, oft jüngere schlanke männliche Patienten
  • Ösophagusruptur - oft nach heftigem Erbrechen
  • Wirbelsäule - bewegungsabhängiger Schmerz
  • Akutes Abdomen (Hepatitis, Ulkus, Pankreatitis, Cholezystitis, Gallenkolik, Nierenkolik, Mesenterialinfarkt usw.)
  • Angstsyndrome oft mit Hyperventilation,

Diagnostik Bearbeiten

Anamnese: Beginn, Verlauf, Lokalisation der Schmerzen? Medikamente? Bekannte KHK, Z.n. Infarkt? CVRF?

Körperliche Untersuchung: Kaltschweißigkeit? Zyanose? Schock? Auskultation (Herz: Systolikum, Perikardreiben? Lunge: RGs in den Unterlappen (Stauung, Ödem)?)

EKG: Infarktzeichen (wenn negativ Wdh. nach ca. 6 h!). Ein Infarkt ohne ST-Hebung wird als NSTEMI (non ST-elevation myocardial infarction) bezeichnet, mit ST-Hebung als STEMI (ST-elevation myocardial infarction). Pathologisch entspricht der NSTEMI meist einem subendokardialen Infarkt, der STEMI hingegen einer transmuralen Infarzierung.

Labor: Serum:

  • Myoglobin -> frühester(!) Marker
  • Troponin T (sensitivster Marker, Schnelltests verfügbar, wenn negativ Wdh. nach ca. 6 h!)
  • Anstieg der Herz-Enzyme:
    • Creatinkinase (Gesamt-CK) erhöht, davon 6 - 20 % CK-MB (herzmuskelspezifische Isoform).
    • GOT (Muskel, Leber)
    • LDH (unspezifischer Marker für Gewebeschaden)

Echokardiographie: Perikarderguss? Septumruptur? Klappenfunktion? Hypo-/akinetische Wandareale? Paradoxe systolische Auswärtsbewegung?

Röntgen: Herzgröße? Stauung?

Therapie Bearbeiten

Prä-stationär:

  • Kleidung lockern, Fenster öffnen, beruhigen, mit erhöhtem Oberkörper lagern, Notruf tätigen
  • Sauerstoff
  • Nitro 2 H. s.l.
  • Abschirmung: Analgetika (Morphin) und Sedativa (Diazepam)
  • Hemmung von Gerinnung und Thrombozytenaggregation: Heparin (gew.adapt., max. 5.000 IE) + ASS (250 - 500 mg) als Bolus i.v. (Prognoseverbesserung)
  • bei Tachykardie selten Gabe von β-Blocker niedrig dosiert (Prognoseverbesserung)
  • Monitoring

Stationär:

  • Reperfusionstherapie: Je nach Verfügbarkeit, Zeitfenster und Kontraindikationen frühe Koronarintervention (Zeitfenster?) oder systemische Lyse (Zeitfenster?).
  • Fortführung der Akutbehandlung:
    • Intensivüberwachung
    • Sauerstoff, Nitro (kontinuierlich i.v.), Analgesie, Sedierung, β-Blocker, ASS weiterführen. Ggf. Clopidogrel, ACE-Hemmer (wenn es der Blutdruck zulässt), Statine.
    • Coronarangiographie, wenn noch nicht durchgeführt. Ggf. kardiochirurgische Vorstellung (aortocoronarer Bypass).
  • Prophylaxen: Frühmobilisation, Thrombose- und Pneumonieprophylaxe, Obstipationsprophylaxe

Rehabilitation:

  • RF reduzieren und gesunde Lebensweise einüben (Blutdruck einstellen, LDL senken, Rauchen aufgeben, Übergewicht reduzieren, Koronarsport, Stressbewältigung und Entspannung lernen, gesunde Ernährung)
  • Krankheitsbewältigung

Verlauf und Prognose Bearbeiten

Abhängig vom Ausmaß des Infarktes, vom Gefäßstatus und der langfristigen Reduktion der RF. Höchste Sterblichkeit in den ersten Stunden nach dem Ereignis.

Prophylaxe Bearbeiten

RF der Atherosklerose meiden, Bewegung, Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Pflanzenöle wie Leinöl) sollen das Gefäßrisiko senken.

Aufklärung der Angehörigen, Erlernen der Notrufnummer 112 ! (nur bei 20% der Bevölkerung bekannt) und über Erstmaßnahmen.

Geschichte Bearbeiten

Literatur und Weblinks Bearbeiten

Zusammenhang von Herzinfarkt und Rauchen



Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens! Wikibooks und Autoren übernehmen keine Haftung für Unannehmlichkeiten oder Schäden, die sich aus der Anwendung der hier dargestellten Information ergeben. Beachten Sie auch den Haftungsausschluss und dort insbesondere den wichtigen Hinweis für Beiträge im Bereich Gesundheit.