Elementarwissen medizinische Psychologie und medizinische Soziologie: Glossar

Inhaltsverzeichnis: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


A Bearbeiten

ABC-Schema: Analysemodell für die von ELLIS Ende der 1950er Jahre entwickelte Form der kognitiven Verhaltenstherapie (rational-emotive Therapie): Auslöser (Ereignis) – Bewertung (irrationale, dysfunktionale Kognitionen) – Consequence (entsprechende Reaktionen und Verhaltensweisen).   Medizinisches Handeln

Abwehrmechanismen: Notfallmaßnahmen des Ichs, die bei (intrapsychischen) Konflikten zur Geltung kommen; der Konflikt wird ins Unbewusste verdrängt und von den Abwehrmechanismen unbewusst gehalten. Wichtige Abwehrmechanismen sind Projektion, Verschiebung und Reaktionsbildung.

  • Projektion: eigene (schlechte) Impulse, Wünsche etc. werden bei anderen wahrgenommen (z. B. Ingo: "Peter ist ein Egoist");
  • Verschiebung: Emotionen werden an einem harmlosen Objekt ausgelebt anstatt an einem angstbesetzten Objekt (z. B. Aggressionen gegen den Chef werden am Mitarbeiter ausgelassen);
  • Reaktionsbildung: eine bestimmte Grundhaltung wird durch ihr übertriebenes Gegenteil kompensiert.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Adaptationssyndrom, allgemeines: Reaktionsmuster bei Stress: nach einer sympathikusvermittelten Alarmphase tritt die kortisolvermittelte Widerstandsphase ein, bei dauerhaftem Stress folgt anschließend die Erschöpfungsphase.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Akteur-Beobachter-Ansatz (fundamentaler Attributionsfehler): Beschreibt den Verzerrungseffekt, wonach bei einer Handlung, die von einem Handelnden H ausgeführt und von Beobachter B beobachtet wird, folgendes gilt: H schreibt sein Handeln eher situativen Faktoren zu, B schreibt sie dagegen eher H's Persönlichkeit zu.   Bezugssysteme

Altern, demographisches: Alterungsprozess einer Bevölkerung; die erhöhte Lebenserwartung und die verringerte Geburtenrate führen dazu, dass der Anteil der alten Menschen einer Bevölkerung ansteigt – mit entsprechenden sozialpolitischen Folgen.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Anamnese: Die Anamnese ("Gedächtnisöffnung") kann beim Patienten selbst (Eigenanamnese) oder bei Angehörigen und Bekannten des Patienten (Fremdanamnese) erfolgen. Es gibt unterschiedliche thematische Schwerpunkte, dementsprechend unterscheidet man Krankheitsanamnese, Sozialanamnese, Familienanamnese, Entwicklungsanamnese, Medikamentenanamnese etc.   Medizinisches Handeln

Arztrolle: Sie ist PARSONS zufolge mit folgenden Normen verbunden: funktionale Spezifität, affektive Neutralität, Universalismus, Kollektivitätsorientierung, Pflicht zur Lebenserhaltung.   Arzt-Patient-Beziehung

Attributionstheorie: Theorie über die Arten der Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg. Erfolg kann demnach internalen oder externalen Faktoren zugeschrieben, als variabel oder stabil angesehen oder als global oder spezifisch betrachtet werden.   Bezugssysteme

B Bearbeiten

Balintgruppe: Gesprächsgruppe unter Leitung eines psychotherapeutischen Supervisors, in der sich Ärzte untereinander über ihre Fälle austauschen können.   Patient und Gesundheitssystem

Bedürfnispyramide: Modell der Motivationspsychologie, wonach die menschlichen Motive hierarchisch angeordnet sind. Zuerst müssen bestimmte basale Bedürfnisse befriedigt werden, damit höhere Bedürfnisse (nach Sicherheit, Selbstwert, Selbstverwirklichung) wach werden.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Beobachtungs- und Beurteilungsfehler: Verzerrungseffekte, die dazu führen, dass Menschen nicht realitätsgetreu wahrgenommen werden. Zu ihnen zählen der Haloeffekt, der Kontrastfehler, der Mildefehler, der Rosenthaleffekt oder der Hawthorneeffekt.   Medizinisches Handeln

Big Five: Fünf Persönlichkeitsmerkmale, die die "Quintessenz" der persönlichkeitspsychologischen Forschung darstellen. Demnach lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen mittels folgender Begriffe beschreiben: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Biofeedback: Auf operanter Konditionierung beruhendes Verfahren, mit dem der Patient vegetative Parameter unter seine bewusste Kontrolle bringen kann.   Medizinisches Handeln

C Bearbeiten

Compliance: Kooperativität, "Folgsamkeit" des Patienten.   Arzt-Patient-Beziehung

Coping: Art und Weise, eine Stresssituation zu bewältigen. Man unterscheidet verschiedene Copingstrategien, beispielsweise handlungs-, kognitions- oder emotionsbezogenes Coping.   Prävention

D Bearbeiten

Devianz, sekundäre: Verstärkung einer primären (zufälligen) Normabweichung durch das Verhalten der Mitmenschen.   Bezugssysteme

Direktive und nondirektive Kommunikation: Im Kontext der Arzt-Patient-Beziehung bedeutet "direktive Kommunikation", dass der Arzt den Fortgang des Gesprächs festlegt, "nondirektive Kommunikation" bedeutet, dass er die Gesprächsführung weitgehend dem Patienten überlässt.   Arzt-Patient-Beziehung

Drifthypothese: Erklärungsmodell, wonach sozialer Abstieg auf einer (psychischen) Krankheit beruht (und nicht die Krankheit Folge des sozialen Abstiegs ist); findet vor allem im Rahmen der Schizophrenie Anwendung.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

E Bearbeiten

Emotionstheorien: Theorien zur Erklärung der Entstehung von Emotionen. Die wichtigsten Theorien sind die James-Lange-Theorie ("ich bin glücklich weil ich lache" im Gegensatz zur Alltagsvorstellung: "ich lache, weil ich glücklich bin"), die Cannon-Bard-Theorie ("ich bin glücklich und lache zugleich") und die Lazarus-Schachter-Theorie (Emotion entsteht durch kognitive Bewertung physiologischer Erregung).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Entwicklung der sozialen Bindung: Für die Entwicklung der sozialen Bindung ist das elterliche Verhalten entscheidend. So lässt sich im "Die fremde Situation"-Test zeigen, dass Kinder einfühlsamer, wenig einfühlsamer und ambivalenter Mütter auf je spezifische Weise agieren, wenn sie von der Mutter getrennt und dann wieder mit ihr zusammengebracht werden.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Entwicklung, psychosexuelle: FREUD zufolge ist die psychische Entwicklung eng mit der körperlichen verbunden und durchläuft folgende Phasen: oral-sensorische Phase, anal-muskuläre Phase, ödipale Phase, Latenzphase, genitale Phase. Die sexuelle Energie wechselt von Phase zu Phase ihren Ort.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Erziehungsstile: Tendenzen der elterlichen Kindererziehung. Je nach dem Anteil von einerseits Nähe und andererseits Regulation unterscheidet man vier Stile: autoritativ, autoritär, permissiv und vernachlässigend.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Ethologie: Lehre der Verhaltensweisen von Tieren, Verhaltensforschung. Zentrale Konzepte der Ethologie sind Prägung und Instinkte, die nach einem bestimmten Muster ablaufen (Mangelzustand, Appetenzverhalten, angeborener Auslösemechanismus als Reaktion auf einen Schlüsselreiz, Abnahme des Handlungsantriebs).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

F Bearbeiten

Fall-Kontroll-Studie: retrospektive Studie, bei der je einer Person, die eine bestimmte Eigenschaft besitzt (Fall) eine entsprechende Person ohne die fragliche Eigenschaft (Nichtfall) gegenübergestellt wird. Sowohl bei den Fällen als auch bei den Nichtfällen wird der Expositionsstatus erhoben, so dass sich dann die Odds ratio berechnen lässt.   Methodische Grundlagen

Fallpauschale (Diagnosis Related Groups): Zuordnung eines "Falls" zu einer bestimmten Patientenkategorie mit entsprechender Mittelzuweisung.   Patient und Gesundheitssystem

Familientherapie, systemische: Therapieverfahren bei familiären Konflikten, das die Familie als homöostatisches System mit eigenen Regeln betrachtet. Dieses System soll in "Schwingung" versetzt werden, damit sich anschließend ein neues, besseres Gleichgewicht einstellt.   Medizinisches Handeln

Fehler 1. und 2. Art:

  • Fehler 1. Art: Die Alternativhypothese wird akzeptiert, obwohl in der Grundgesamtheit die Nullhypothese gilt.
  • Fehler 2. Art: Die Nullhypothese wird akzeptiert, obwohl in der Grundgesamtheit die Alternativhypothese gilt.   Methodische Grundlagen

FOURASTIÉ-Hypothese: Hypothese, derzufolge der tertiäre Erwerbssektor (Dienstleistung, Handel) zunehmen wird, während der primäre (Landwirtschaft) und sekundäre Sektor (Industrie) aufgrund zunehmender Technisierung an Bedeutung verlieren werden.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Fragetypen: Es gibt viele Fragetypen, die wichtigsten sind jedoch die offene Frage ("Wie ist das Wetter?"), die geschlossene Frage, die als Katalogfrage ("Regnet es, schneit es oder scheint die Sonne?"), als Alternativfrage ("Regnet es - ja oder nein?") oder als Skalierungsfrage ("Auf einer Skala von 1 bis 10: wie findest du das Wetter?") formuliert sein kann. Wichtig ist darüber hinaus auch die Suggestivfrage ("Du findest dieses Wetter doch nicht schön, oder?").   Methodische Grundlagen

Führungsstil: Art und Weise der Entscheidungsfindung in einem Team. Man unterscheidet den direktiven Führungsstil (Entscheiderfunktion aufgrund der Hierarchieposition [positionale Autorität]) und den partizipativen Führungsstil (gleichrangiger Austausch der Teammitglieder, der Inhaber funktionaler Autorität [Sachverstand] trägt am meisten zur Entscheidungsfindung bei).   Medizinisches Handeln

G Bearbeiten

Gedächtnisstörungen: Vergessen aufgrund von Encodierungsstörungen, Gedächtniszerfall oder Abrufstörungen. Typischerweise mit Gedächtnisstörungen assoziierte Krankheitsbilder sind beispielsweise die Demenz und das Korsakow-Syndrom.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Gesprächspsychotherapie, nondirektive: Ursprünglich von ROGERS entwickeltes Therapieverfahren, das dem Klienten dabei helfen soll, sein Ich-Ideal mit der Ich-Realität in Einklang zu bringen und dadurch persönlich zu wachsen. Der Therapeut wirkt dabei als Unterstützer, der dem Klienten gegenüber echt, wertschätzend und empathisch auftritt und dessen Aussagen (bzw. die emotionalen Aussagenanteile "zwischen den Zeilen") spiegelt.   Medizinisches Handeln

Gratifikationskrisen-Modell: Diesem Modell zufolge entstehen Gratifikationskrisen (beispielsweise im Beruf) dann, wenn hohen ex- oder intrinsischen Kosten einer nur geringfügigen Belohnung gegenüberstehen. Gratifikationskrisen können zu gesundheitlichen Problemen führen.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

H Bearbeiten

Hausarzt als Lotse und Gatekeeper: Der Hausarzt reguliert den Zugang zu andern Gesundheitsleistungen und "lotst" den Patienten somit durch den Gesundheitsmarkt.   Patient und Gesundheitssystem

Health-Belief-Modell: Modell zur Erklärung und Vorhersage von Änderungen des Gesundheitsverhaltens. Demnach beeinflussen sowohl die wahrgenommene Gesundheitsbedrohung (abhängig von der subjektiven Einschätzung von Schweregrad und Vulnerabilität) als auch die wahrgenommene Wirksamkeit des Gesundheitsverhaltens (abhängig von subjektiv wahrgenommenen Kosten und Nutzen) das Gesundheitsverhalten. Entscheidend sind also die subjektiven Einschätzungen der Person.   Prävention

Heuristiken: Evolutionär entstandene "Denkabläufe", die zwar effizient und schnell sind, dabei jedoch oft zu rigoros und undifferenziert vorgehen. Man unterscheidet beispielsweise die Verfügbarkeitsheuristik und die Ankerheuristik.   Medizinisches Handeln

Hypothese: Aus einer Theorie abgeleiteter Satz, der sich (vermittelt über einzelne Beobachtungssätze) an der Realität überprüfen lässt.   Methodische Grundlagen

I Bearbeiten

ICF: Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Ermöglicht die Einteilung der Auswirkungen, die eine bestimmte Krankheit für eine Person hat, nach den Begriffen Impairments (Körperfunktionen/-strukturen), Activity (Alltagsfähigkeit) und Participation (soziale und berufliche Integration).   Prävention

Individual- und Aggregatdaten: Individualdaten sind Daten über ein einzelnes Individuum, Aggregatdaten zusammengefasste Daten mehrerer Individuen.   Methodische Grundlagen

Instanzenmodell: Diesem psychodynamischen Konzept zufolge interagieren drei psychische Instanzen miteinander: das Überich (internalisierte Normen und Gebote), das Es (Triebe, Wünsche, Aggressionen) und das Ich als Koordinator von Ansprüchen aus den übrigen Instanzen und aus der Realität.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Intelligenzmodelle: Modelle der Intelligenzstruktur. Während SPEARMAN neben einem spezifischen Intelligenzfaktor für jede intellektuelle Leistung einen zusätzlichen, alle Leistungen betreffenden Grund-Intelligenzfaktor (g-Faktor) annimmt, geht CATTELL von zwei g-Faktoren aus (fluide und kristalline Intelligenz); THURSTONE demgegenüber negiert die Existenz eines g-Faktors und postuliert sieben voneinander unabhängige Intelligenzfaktoren. Gegenwärtig wird das SPEARMAN-Modell favorisiert.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Intelligenzquotient: Aus dem Intelligenztest ermittelter Wert, der die Abweichung vom Test-Mittelwert einer Altersgruppe angibt (Abweichungs-IQ).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Interaktion von Persönlichkeit und Umwelt: Die Persönlichkeit wirkt sich stark auf die Umwelt aus, die Umwelt wirkt dann entsprechend auf die Persönlichkeit zurück. Wegen des starken Einflusses der Persönlichkeit auf die Umwelt ist die Art der Umweltexposition so stabil wie ein Persönlichkeitsfaktor.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Interozeption: Wahrnehmung körpereigener Empfindungen und Prozesse; man unterscheidet hierbei Propriozeption (Wahrnehmung von Lage und Bewegung des Körpers im Raum), Viszerozeption (Wahrnehmung innerer Organe) und Nozizeption (Wahrnehmung von Schmerz).   Bezugssysteme

K Bearbeiten

Kognitive-Dissonanz-Theorie: Theorie, derzufolge sich die kognitiven Einstellungen an das Verhalten anpassen. Erkennt ein Individuum, dass sein Verhalten nicht zu seinen Einstellungen passt, stellt sich eine kognitive Dissonanz ein, die zu einer Einstellungsänderung führt.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Kohortenstudie: Prospektive Studie, bei der Personen mit unterschiedlichem Expositionsstatus über einen definierten Zeitraum hinweg beobachtet werden hinsichtlich des Eintretens eines bestimmten Ereignisses (Krankheit, Tod, Genesung etc.). Anhand der gewonnen Daten lassen sich dann Risikokennwerte errechnen (absolute Risikoreduktion, NNT, relatives Risiko, relative Risikoreduktion etc.).   Methodische Grundlagen

Konditionierung, klassische: Wird ein neutraler Reiz (konditionierter Stimulus, CS) an einen Reiz (unkonditionierter Stimulus, US) vorgekoppelt, der eine bestimmte Reaktion auslöst (unkonditionierte Reaktion, UR), so vermag der neutrale Reiz allein die entsprechende Reaktion auszulösen (konditionierte Reaktion, CR).   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Konditionierung, operante: Das Verhalten eines Individuum wirkt auf das Individuum zurück, und zwar in Form einer Verstärkung (Belohnung), die ein erneutes Zeigen des Verhaltens wahrscheinlicher macht, oder in Form einer Bestrafung, die dazu führt, dass das Verhalten weniger wahrscheinlich nochmals gezeigt wird. Mittels operanter Konditionierung lassen sich beispielsweise Tiere dressieren, wobei man oft auf bestimmte Verstärkerpläne (Verstärkungsstrategien) zurückgreift.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Konfrontationsverfahren: Methoden der Verhaltenstherapie, die den Patienten mit angstauslösenden Reizen in Kontakt bringen: systematische Desensibilisierung, Expositionsverfahren.   Medizinisches Handeln

Konstrukt: Theoretisches Konzept, das nicht mittels Messinstrumenten und –methoden direkt erfassbar ist.   Methodische Grundlagen

Korrelationskoeffizient: Maß für die Stärke des Zusammenhangs zweier Variablen; man unterscheidet die Korrelationskoeffizienten nach PEARSON und SPEARMAN. Für beide gilt: betragen sie 0, so besteht kein Zusammenhang.   Methodische Grundlagen

Krankenkassen und ihre Organisationsprinzipien: Gesetzliche Krankenversicherung: Solidarprinzip, Umlageverfahren, Sachleistungsprinzip; Private Krankenversicherung: Äquivalenzprinzip, Kapitaldeckungsverfahren, Kostenerstattungsprinzip.   Patient und Gesundheitssystem

Krankenrolle: PARSONS zufolge sind damit folgende Sachverhalte, Normen und Erwartungen verbunden: Unverantwortlichkeit für die Krankheit, Entlastung von Rollenverpflichtungen, Verpflichtung gesund zu werden, Verpflichtung zur Compliance.   Arzt-Patient-Beziehung

Krankheitsgewinn, sekundärer: Gratifikationen und Erleichterungen (meist) aus der Umwelt, die dem Kranken aufgrund seiner Krankheit widerfahren.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

L Bearbeiten

Laienätiologie: Annahmen und Überzeugungen von medizinischen Laien hinsichtlich Krankheitsentstehung und -ursachen.   Patient und Gesundheitssystem

M Bearbeiten

Managed Care: System, bei dem der Kostenträger die Behandlungsstationen eines Patienten festlegt und somit "managet".   Patient und Gesundheitssystem

Medikalisierung: Übertritt medizinisch zuvor nicht relevanter Phänomene in den Bereich der Medizin.   Patient und Gesundheitssystem

Meilensteine der motorischen Entwicklung: Genetisch festgelegte Stufen der motorischen Entwicklung, wonach ein Kind zuerst krabbelt (etwa mit 6 Monaten), dann sitzt (etwa mit 9 Monaten), dann steht (etwa mit 1 Jahr) und dann läuft (etwa mit 1,5 Jahren).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Messfehler: Diskrepanz zwischen gemessenem Wert und tatsächlichem Wert eines Messobjekts; man unterscheidet den zufälligen (Messungenauigkeiten) und den systematischen Fehler (z. B. falsch geeichtes Messinstrument).   Methodische Grundlagen

Modell der Selbstwirksamkeit: Modell zur Erklärung und Vorhersage von Änderungen des Gesundheitsverhaltens. Demnach werden die Ziele und somit das Verhalten einer Person von zwei Erwartungen beeinflusst: von der Selbstwirksamkeitserwartung (d. h. der Erwartung, ein bestimmtes Verhalten auch in schwierigen Situationen auszuführen) und der Handlungsergebniserwartung (d. h. der Erwartung, dass das Handeln etwas "bringt").  Prävention

Modelllernen: Sonderfall der operanten Konditionierung; wenn sich eine Person mit einem "Modell" identifiziert, so wirkt sich die Konditionierung (Belohnung/Bestrafung) des Modell-Verhaltens auch auf das Verhalten der beobachtenden Person aus.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Moralentwicklung: KOHLBERG zufolge entwickelt sich die Moral in sechs Stufen, die man in drei größere Stufen unterteilen kann: präkonventionelle Stufe, konventionelle Stufe, postkonventionelle Stufe.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Motivationskonflikte: Treten auf, wenn zwei Objekte mit derselben Valenz (Appetenz oder Aversion) oder ein Objekt mit verschiedenen Valenzen vorliegen. Entsprechend unterscheidet man den Appetenz-Appetenz-, den Aversions-Aversions-Konflikt sowie den einfachen und doppelten (bei zwei Objekten mit verschiedenen Valenzen) Appetenz-Aversions-Konflikt.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Motive, primäre und sekundäre: Handlungsantriebe mit starker genetischer Komponente (primäre Motive) oder mit stärkerer Umweltkomponente (sekundäre Motive).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

N Bearbeiten

Nachfrage, induzierte: Nachfrage (die eigentlich aus dem Bedarf erwächst) kann durch erhöhtes Angebot induziert werden (angebotsinduzierte Nachfrage); ein Sonderfall hiervon ist die iatrogen induzierte Nachfrage: je mehr Spezialisten in einem bestimmten Raum ansässig sind, desto stärker werden sie konsultiert.   Patient und Gesundheitssystem

Nettoreproduktionsziffer: Demographischer Kennwert, der die Reproduktion der Fruchtbarkeit darstellt: neugeborene Mädchen/alle gebärfähige Frauen. Damit sich eine Bevölkerung reproduzieren kann, muss er mindestens 1 betragen.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Neurotransmitter: Botenstoff für die Kommunikation zwischen Neuronen. Die jeweilige Wirkung hängt ab von dem Rezeptor, an den der Transmitter andockt sowie von der nachgeschalteten Signaltransduktionskaskade. Die wichtigsten Transmitter sind Serotonin, Dopamin, Glutamat, Acteylcholin und GABA.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Normbegriffe: Was ist normal? Die Beantwortung dieser Frage hängt von der zugrundegelegten Definition des Normalen, vom Normbegriff ab. Man unterscheidet dabei Idealnorm, funktionale Norm, diagnostische Norm, statistische Norm und therapeutische Norm.   Bezugssysteme

Number needed to treat (NNT): Anzahl der Personen, die man präventiv behandeln muss, damit eine Person von der Behandlung profitiert. Kehrwert der absoluten Risikoreduktion (ARR).   Prävention

O Bearbeiten

Operationalisierung: Angabe eines Verfahrens, mit dessen Hilfe man ein Konstrukt erfassen kann.   Methodische Grundlagen

Orientierungsreaktion: Komplexe physiologische Reaktion eines Tieres, die dann abläuft, wenn etwas Neues im Wahrnehmungsfeld auftaucht ("Was-ist-das-Reflex"): Hinwendung des Kopfes, Reizschwellenerniedrigung, Beta-Wellen im EEG etc.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Over-Utilization und Under-Utilization: Ungleichheit von Nachfrage und Bedarf: wenn die Nachfrage größer ist als der Bedarf, spricht man von Over-Utilization, im umgekehrten Fall von Under-Utilization.   Patient und Gesundheitssystem

P Bearbeiten

Partnerschaftliches Modell der Arzt-Patient-Beziehung: Arzt und (empowerter, d. h. über seine Krankheit hinreichend belehrter) Patient treffen gemeinsam eine für beide tragbare Entscheidung.   Arzt-Patient-Beziehung

Persönlichkeitsmodell nach EYSENCK: Persönlichkeitsmodell mit vielen Parallelen zu den Big Five. Es unterscheidet folgende Persönlichkeitsfaktoren: Neurotizismus, Psychotizismus, Extraversion, Intelligenz.

Prävention:

  • primäre Prävention: Verhinderung der Krankheitsentstehung bei Gesunden (durch allgemein-präventive Maßnahmen wie Impfungen, Trinkwasserzusätze etc.); Inzidenzratensenkung,
  • sekundäre Prävention: Früherkennung und Frühtherapie einer Krankheit bei Risikopersonen,
  • tertiäre Prävention: Verhinderung einer Krankheitsverschlimmerung oder von bleibenden Schäden bei bestehender Krankheit, Rehabilitation; Rezidivratensenkung.   Prävention

Preparedness, biologische: Evolutionsbiologisches Konzept, wonach evolutionär entstandene Dispositionen dafür sorgen, dass bestimmte Reizkonstellationen effizienter verarbeitet werden. Wenn man beispielsweise schneller lernt, Angst vor Ratten zu haben als Angst vor Autos, so beruht dies auf biologischer Preparedness.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Primär- und Sekundärdaten: Primärdaten: Für die Studie erhobene und ausgewertete Daten; Sekundärdaten: für andere Zwecke als für die Studie erhobene Daten, die jedoch in der Studie ausgewertet werden.   Methodische Grundlagen

Psychoanalyse: Von FREUD entwickeltes Therapieverfahren, das verdrängte, unbewusst wirkende Konflikte aufdecken soll. Der Patient liegt dabei auf einer Couch (ohne Blickkontakt zum Therapeuten) und spricht alles aus, was ihm gerade durch den Kopf geht (freie Assoziation). Dadurch werden Widerstände aufgedeckt, die auf den Konflikt hinweisen, außerdem werden eine Regression und eine Übertragungsneurose induziert.   Medizinisches Handeln

Q Bearbeiten

Qualitätsdimensionen: Die Qualität einer Leistung bezieht sich auf die Struktur (Rahmenbedingungen, z. B. räumliche Ausstattung), auf den Prozess der Leistung (z. B. höflicher Umgangston, Wartezeiten) sowie auf das Ergebnis.   Patient und Gesundheitssystem

R Bearbeiten

Randomisierte kontrollierte Studie (RCT): Experimentelles Studiendesign mit einer der Experimentalgruppe gegenübergestellten Kontrollgruppe; doppelte Verblindung. Die RCT gilt als dasjenige Studiendesign, das am besten Kausalbeziehungen (z. B. Medikamentenapplikation → körperliche Veränderung) offenlegen kann.   Methodische Grundlagen

Reaktanz: Innerer Widerstand gegen Ansprüche von außen, "Unwillen".   Arzt-Patient-Beziehung

Reaktionszyklus, sexueller: Phasenmodell des Ablaufs vegetativ-physiologischer und psychologischer Prozesse während sexueller Erregung. Demnach gibt es fünf Phasen: Appetenzphase, Erregungsphase, Plateauphase, Orgasmusphase und Rückbildungsphase.

Relatives Risiko: Risikokennwert, der angibt, um wie viel größer das Risiko für eine bestimmte Krankheit bei Vorhandensein eines bestimmten Risikofaktors ist (im Vergleich zum Nichtvorhandensein des Risikofaktors).   Prävention

REM-Schlaf: Schlafphase, die durch hohe EEG-Aktivität bei gleichzeitiger motorischer Ruhe gekennzeichnet ist (paradoxer Schlaf); es bewegen sich allerdings die Augen (daher der Name: rapid eye movement, REM). Im REM-Schlaf wird episodisch und narrativ geträumt.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Rollenkonflikte: Konflikte, die innerhalb einer einzigen Rolle eines Rollenträgers (Intrarollenkonflikt) oder zwischen zwei verschiedenen Rollen eines Rollenträgers stattfinden (Interrollenkonflikt).   Bezugssysteme

S Bearbeiten

Salutogenese-Modell: (Umstrittenes) Modell, demzufolge Gesundheit nicht als Fehlen von Krankheit aufgefasst wird, sondern Gesundheit und Krankheit als Pole eines Kontinuums betrachtet werden. Gesundheitsförderlich ist demnach das Kohärenzgefühl, das sich aus den Gefühlen der Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit zusammensetzt.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Schmerz und seine psychologischen Komponenten: Schmerz ist die Empfindung, die bei Aktivierung des nozizeptiven Systems aufkommt. Schmerz hat kognitive, emotionale, motivationale, Handlungs- und vegetative Komponenten.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Screening-Tests und Berechnung statistischer Kennziffern: Screening-Test (z. B. Mammographie-Screening, Neugeborenen-Screening) sind diagnostische Methoden, die der Früherkennung von Krankheiten bei Risikopersonen dienen und vor allem im Zusammenhang mit der sekundären Prävention relevant sind. Die Güte von Screening-Tests bemisst sich anhand folgender Kennziffern: Sensitivität (Fähigkeit eines Tests, Kranke als Kranke zu erkennen), Spezifität (Fähigkeit eines Tests, Gesunde als gesund zu erkennen) sowie positiver und negativer Prädiktionswert (Anteil der Gesunden oder Kranken unter allen positiv bzw. negativ Getesteten).   Prävention

Skalenniveau: Skaleneigenschaft, die das Messniveau und die Auswertbarkeit der jeweiligen Daten bestimmt. Man unterscheidet vier Skalenniveaus: Nominalskala (Zuordnung der Werte zu unabhängigen Kategorien), Ordinalskala (ungleiche Abstände zwischen den Messeinheiten), Intervallskala (gleiche Abstände), Ratioskala (gleiche Abstände, zusätzlich existiert ein absoluter Nullpunkt).   Methodische Grundlagen

Skalierung: Zuordnung von Merkmalsausprägungen zu bestimmten Symbolen.   Methodische Grundlagen

SORKC-Modell: Verhaltenstherapeutisches Analysemodell, um die verschiedenen Komponenten eines (dysfunktionalen) Verhaltens zu untersuchen. Stimulus – Organismus – Reaktion – Kontingenz – Consequence.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Soziale Schicht: Sozioökonomischer Status, der durch die meritokratische Triade bestimmt wird, d. h. von den Faktoren Bildung, Beruf und Einkommen. Sind alle drei Faktoren statusentsprechend, spricht man von Statuskristallisation, andernfalls von Statusinkonsistenz.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Speicherarten: Gedächtnis-"Module", die man hinsichtlich ihrer Retentionsdauer und Kapazität unterteilt in sensorischen Speicher, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Eine andere Einteilung lautet folgendermaßen: sensorisches Gedächtnis, primäres Gedächtnis (Kurzzeitgedächtnis), sekundäres Gedächtnis (Mittel- oder Arbeitsgedächtnis, ein Aspekt des Langzeitgedächtnisses), tertiäres Gedächtnis (Altgedächtnis, Langzeitgedächtnis im engeren Sinn).   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Standardabweichung: Streuung der Messwerte um den Mittelwert; errechnet sich aus der Wurzel der Varianz.   Methodische Grundlagen

Statistischer Test: Verfahren, um festzustellen, ob ein festgestellter Unterschied signifikant (überzufällig) ist.   Methodische Grundlagen

Stichprobenbildung: Auswahl von Individuen einer Grundgesamtheit. Dies kann beispielsweise per Zufall, per Konsekution oder per Quote erfolgen.   Methodische Grundlagen

Stigmatisierung: Etikettierung von Personen, Gruppen oder Institutionen mit negativen Stereotypen, was zu Ablehnung und Misstrauen gegenüber den so Etikettierten führt.   Bezugssysteme

Stressmodell, transaktionales (Coping-Modell): Stress entsteht erst, wenn ein Reiz als relevant wahrgenommen (primäre Bewertung) und anschließend als unbewältigbar erlebt wird (sekundäre Bewertung).   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

Stufen der kognitiven Entwicklung nach PIAGET: Piaget zufolge verläuft die kognitive Entwicklung eines Kindes in vier Stadien: sensumotorische Phase, präoperationale Phase, Stadium der konkretlogischen Operationen, Stadium der formallogischen Operationen.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

T Bearbeiten

Testgütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität):

  • Objektivität: Unabhängigkeit des Tests von den Bedingungen seiner Durchführung;
  • Reliabilität: Zuverlässigkeit, Wiederholbarkeit eines Tests;
  • Validität: Gültigkeit, Ausmaß, mit dem der Test tatsächlich das misst, was er zu messen behauptet.   Methodische Grundlagen

Transformation, demographische: Modell für die Erklärung und Vorhersage demographischer Veränderungen beim Übergang eines Landes von einem Entwicklungs- in ein Industrieland. Aufgrund der sich verändernden Verhältnisse hinsichtlich Sterbe- und Geburtenrate (die Sterberate fällt früher als die Geburtenrate) wächst die Bevölkerung zunächst stark, später ebbt das Wachstum ab, stagniert und geht sogar zurück.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung (TTM): Stadienmodell zur Erklärung und Vorhersage von Änderungen des Gesundheitsverhaltens. Demnach vollzieht sich die Verhaltensänderung in folgenden Schritten: Absichtslosigkeit, Absichtsbildung, Vorbereitung, Handlung, Aufrechterhaltung, Termination.   Prävention

Triade, kognitive bei Depression: Einheit aus drei zentralen Kognitionen, die bei Depression oft vorhanden sind: negatives Bild von sich, der Welt und der Zukunft.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

U Bearbeiten

Unterstützung, soziale: Krankheitsschutzfaktor, der auf Integration in soziale Systeme, sozialem Rückhalt etc. beruht.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle

V Bearbeiten

Verhaltensstile: Individuelles Verhalten kann besondere Tendenzen zeigen, beispielsweise Sensation- und Novelty-Seeking, Sensitization oder Repression, Interferenzneigung, Feldabhängigkeit, Feindseligkeit.   Theoretisch-psychologische Grundlagen

Y Bearbeiten

Yerkes-Dodson-Gesetz: Diesem Gesetz zufolge ist die Leistungsfähigkeit bei einem mittleren Aktivationsniveau am höchsten, niedrig hingegen bei zu geringer oder zu hoher Aktivierung.   Gesundheits- und Krankheitsmodelle