Augenheilkunde: Orbita, Tränenwege und Augenlid
Orbita (Augenhöhle)Bearbeiten
AbducenspareseBearbeiten
Ät.: z.B. Hirndruckanstieg
S.: Horizontaler Doppelbildabstand, der sich beim Blick in Richtung der Seite mit dem gelähmten Muskel (M. abducens) vergrößert. Inkomitantes Schielen: Beim Lähmungsschielen ändert sich der Schielwinkel mit der Blickrichtung.
Endokrine OrbitopathieBearbeiten
Ät.: Morbus Basedow (Autoimmunthyreoiditis)
Merseburger-Trias: Weiche Struma, Tachkardie, Exophthalmus
Augen-S.: Exophthalmus, weite Lidspalte, Zurückbleiben des Oberlides bei Blicksenkung, seltener Lidschlag, oberhalb der Cornea sichtbare Sklera bei Geradeausblick.
DD einseitiger ExophthalmusBearbeiten
DD: Orbitaler Tumor, Keilbeinflügelmeningeom, Nebenhöhlenprozess (z.B. Mucozele).
Contusio bulbiBearbeiten
Kompl.: Linsenschlottern (Phakodonesis), Abriss der Iriswurzel (Iridodialyse), Sekundärglaukom, Berlin-Netzhautödem, Blow-out-fracture.
Blow-out-fractureBearbeiten
S.: Vertikale Motilitätsstörung des Augapfels, Enophthalmus
Rö: Verschattung der Kieferhöhle
Idiopathischer inflammatorischer Pseudotumor orbitaeBearbeiten
Diffuse Entzündung des Auges.
Ät.: Unklar
S.: Oft einseitig, Augenbewegung schmerzhaft, Doppelbilder, Proptosis, Ptosis, Chemosis und konjunktivale Injektion.
OrbitaphlegmoneBearbeiten
Ät.: Am häufigsten Übergriff einer Nasennebenhöhlenentzündung.
TränenwegeBearbeiten
Prüfung der Tränensekretion mit dem Schirmer-Test: Einlegen eines abgeknickten Lackmuspapierstreifens beidseits in den Konjunktivalsack nahe den Tränenpünktchen und Seitenvergleich der durch die Tränenflüssigkeit erfolgenden Durchtränkung (normal 2–3 mm/min).
TränengangstenoseBearbeiten
Der Ductus nasolacrimalis kanalisiert sich erst gegen Ende der Schwangerschaft. U.U. ist der Ductus nasolacrimalis bei der Geburt noch durch die Hasner'sche Membran am Übergang zum unteren Nasengang verschlossen. In 80% erfolgt die spontane Öffung in den ersten Lebensmonaten.
TränensackvergrößerungBearbeiten
Ät.: Leukämie, Sarkoidose
Akute DakryoadenitisBearbeiten
Klinik.: Paragraphenform des Oberlids/Lidspalte, schmerzhafte Schwellung, Rötung, weißliches Sekret auf Druck, Epiphora.
AugenlidBearbeiten
Histologie:
- Äußeres Blatt:
- Lidhaut
- M. orbicularis oculi - N. facialis
- M. levator palpebrae (Lidheber) - N. oculomotorius
- ZEISSsche Talgdrüsen -> verhindern vorzeitigen Tränenabfluß
- MOLLsche Schweissdrüsen -> wässrige Phase
- Inneres Blatt:
- Lidknorpel, halbmondförmig
- M. tarsalis MÜLLER (Lidheber)
- MEIBOMsche Drüsen -> Fettfilm
Lidpaltenbreite ~ 10mm
Funktion: Schutz der Hornhaut (Lidschlagreflex), Benetzung der Hornhaut - Blinzeln 5-10mal pro Minute
Bell-Phänomen: Lidschluß -> Augapfel rollt nach oben (M. rectus superior)
Reiztrias: Blepharospasmus (Lidkrampf), Photophobie, Epiphora (Tränenträufeln)
Ektropionieren: Umschlagen des Oberlids mit einem Watteträger
LagophthalmusBearbeiten
Unzureichender Lidschluß
Ät.: Lidnarben, Ektropium, Exopthalmus bei endokriner Orbitopathie (Morbus BASEDOW), Fazialisparese.
Fehlbildungen des LidesBearbeiten
- Lidkolobom - angeborene Spaltbildung
- Blepharophimose - Lidspalte horizontal < 3 cm
- Ankyloblepharon - Horizontale Verkürzung der Lidöffnung meist durch Verwachsung von Ober- und Unterlid
- Epikanthus ("Mongolenfalte") - Ät.: Ethnisch, chromosomale Störungen
DistichiasisBearbeiten
Doppelte Wimpernreihe -> Kratzen auf der Hornhaut (Trichiasis) -> Hornhautläsionen
Entzündliche und infektiöse Läsionen im Bereich des LidesBearbeiten
Lidabszess/LidphlegmoneBearbeiten
Klinik: Rötung, Schwellung, Ödem, Bulbusbeweglichkeit intakt
Th.: Breitband-AB, Spaltung
Hordeolum (Gerstenkorn)Bearbeiten
Akute Infektion der Lidranddrüsen (Moll-Düsen, Zeiss-Drüsen), gehäuft bei Diabetes mellitus.
Klinik: Eiterkopf, Schmerzen
Th.: AB, z.B. Gentamycin-AS
Chalazion (Hagelkorn)Bearbeiten
Ät.: Sekretstau in einer Meibom-Drüse mit chronischer epitheloidzellig-granulierender Entzündung.
S.: schmerzloser Tumor
Th.: Chirurgische Entfernung mit Histologie (DD: Meibom-Ca).
Blepharitis ulzerosaBearbeiten
Ät.: bakterielle Lidrandentzündung (Staphylokokken, Streptokokken, Hämophilus)
S.: Lidränder entzündlich verdickt, Madarosis (Wimpernausfall), Lidfehlstellung, Ulzera -> gelbliche Krusten
Th.: Lidrandhygiene, AB-Salbe
Zoster ophtalmicusBearbeiten
Ät.: VZV, Befall des 1. Trigeminusastes (N. frontalis)
Klinik vielfältig: Hauteffloreszensen, Konjunktivitis, Keratitis, Skleritiden, Uveitiden, Glaukom, Vorderkammerblutung, Irisnekrose, Augenmuskelparesen, Netzhautnekrosen, Sehnervenentzündung
HUTCHINSON-Zeichen: Kombination von Bläschen auf der Nasenspitze und Augenbefall (N. nasociliaris)
Weblink: http://www.mrcophth.com/ophthalmologyhalloffame/hutchinson.html
Molluscum contagiosumBearbeiten
Ät.: Poxvirus mollusci, Schmierinfektion, rasche Aussaat
RF.: Bes. bei Kindern mit atopischer Dermatitis oder Immundefizienz
ZeckenbefallBearbeiten
Th.: vorsichtiges Entfernen der Zecke mit Kopf!
Allergische LidhautentzündungBearbeiten
Ät.: Allergie oder Überempfindlichkeitsreaktion
S.: Rötung, Schwellung, Juckreiz
Th.: Auslöser ausschalten, Kortikoid
Blepharitis squamosaBearbeiten
Schuppende Lidrandentzündung, hartnäckig, multifaktoriell
Ät.: Seborrhoe, Refraktionsanomalien, Rosazea, Milbenbefall
VerletzungenBearbeiten
LidhämatomBearbeiten
Ät.: Schädelbasisfraktur, direkte Gewalteinwirkung, spontan
LidemphysemBearbeiten
Fraktur der Lamina papyracea des Siebbeins
S.: Knistern/Schneeballphänomen bei Palpation -> bildet sich spontan zurück
Degenerative und sonstige LiderkrankungenBearbeiten
Ptosis (Ptose)Bearbeiten
Herabhängen des Obderlids
- angeboren:
- Aplasie des Nucleus n. oculomotorii -> M. levator palpebrae superior funktioniert nicht -> Kompensatorisches Zurücklegen des Kopfes, M. frontalis-Einsatz, "lid lag" -> Amblyopiegefahr bei Sehbeeinträchtigung
- erworben:
- Ptosis paralytica - vollständiges, einseitiges Herabhängen des Lides
- Okulomotoriusparese - Auge nach außen-unten abweichend, Mydriasis, Akkomodationsstörungen
- Ptosis sympathica - Horner-Syndrom: Ptosis, Miosis, Enophtalmus
- Myogene Ptosis - Myasthenia gravis pseudoparalytica, Myotone Muskeldystrophie Curschmann-Steinert; ein- oder beidseitig
- Ptosis traumatica - einseitig, M. levator palpebrae geschädigt
- Ptosis paralytica - vollständiges, einseitiges Herabhängen des Lides
DD: Lidabszess
Th.:
- angeb. Ptosis -> frühstmögliche OP bei vollständiger Bedeckung des Auges (Amblyopiegefahr)
- andere -> Grundleiden; traumatische Ptosis -> OP frühestens nach 6 Monaten (spontane Rückbildung möglich)
OP-Verfahren: OP nach Fasanella-Servat, Levator-Resektion, Frontalissuspension
PseudoptosisBearbeiten
Scheinbare Lidsenkung bei Fehlen des Augapfels, Blepharophimose, Tränendrüsentumor, seniler Lidhautatrophie etc.
BlepharochalasisBearbeiten
Die Oberlidfalte hängt über den Lidrand.
EntropiumBearbeiten
Einwärtskehrung des Lides
Folgen: Trichiasis: Schleifende Wimpern auf der Hornhaut, Epiphora (Tränenträufeln), rotes Auge, Erosio corneae
Ätiologie:
- Entropium senile - erhöhter Tonus des M. orbicularis oculi
- Entropium spasticum - bei Blepharospasmus
- Narbenentropium - konjunktivale Narben, durch Schrumpfung (Symblepharon)
XanthelasmaBearbeiten
Bilaterale, symmetrische, gelbliche, beetartige, scharf begrenzte, verschiebliche, weiche Plaques an Ober- und Unterlid.
Hinweis auf Fettstoffwechselstörungen!
AtheromBearbeiten
Haarfollikelzyste (Sekretstau)
Klinik: Weiche, gut verschiebliche, bis weintraubengroße Schwellung.
EktropiumBearbeiten
- E. congenitum
- E. senile - verminderter Tonus des M. orbicularis oculi, Folgen: -> Konjunktivitis, Epiphora (Tränenträufeln)
- E. paralyticum - Fazialisparese
- Narben-E. - Lidhautnarben
Tumoröse VeränderungenBearbeiten
- Hämangiom - Blutschwamm
- Cornu cutaneum
- Keratoakanthom - zentraler Hornkopf, DD:Basaliom
- Spinaliom - Plattenepithelkarzinom
- Basaliom - Randwall, zentral perlmuttartig glänzend, später ulzerierend