Mehr wilde Natur durch Gartenrenaturierung/ Vögel


Futtermangel

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Schon vor 30 Jahren wurde immer wieder empfohlen, die Vögel niemals zu füttern, bevor nicht eine geschlossene Schneedecke über viele Tage deren Futtersuche erschwert. Das ist heutzutage genau umgekehrt. Ganzjährig - und besonders zur Brutsaison - soll man wieder mit Fett, heimischen Körnern und Samen füttern, aber nur durch weites Ausstreuen! Regelmäßigkeit ist dabei das Gebot, sonst macht es keinen Sinn. Es ist verwirrend, aber wahr. Meisenknödel sind eine gute Lösung. Jedoch birgt der Kauf der Knödel leider ein Problem: Die Fette sind alt, ranzig und schon 'zig Mal erhitzt worden. Ein weiteres Problem sind die Inhaltsstoffe: Viele Arten von Samen stammen aus allen Regionen der Welt. Ganz schnell keimen dann invasive Pflanzen in ihrem Garten, die hier nicht hingehören! Aber es gibt einen Ausweg:

Ist ein Winter sehr harsch und kalt können Sie ausrangierte, rote Tontöpfe als Futterglocke selbst bauen: In einem Topf Schmalz geben und erhitzen bis die Masse beginnt flüssig zu weden. Mit Haferflocken, Sonnenblumenkernen und Nußbruch verrühren. Wenn die Masse beginnt zu erkalten können sie die a. mit den Händen zu kleinen Knödeln rollen. Oder b. einen Stock durch das Loch eines umgestülpten Tontopfes - wie eine Glockenform - stecken. Treiben sie einen Nagel seitlich durch den Stock damit der Topf nicht nach unten fallen kann und lassen sie den Stock unten etwa 15cm lang herausragen, damit Vögel das Futter anfliegen können. Dann schmieren sie die Masse in den Tontopf und lassen die Masse erkalten. Mit dem oberen Ende des Stocks (30cm) befestigen sie die Futterglocke in einem Baum. Fett und Pflanzenöle sind der Treibstoff für Vögel.

Der Futtermangel liegt am Ausbleiben von Millionen Tonnen Samen verschiedenster Wildkräuter und Wildblumen, sowie am Fehlen vieler Insekten, die einst auf den Feldern mit ansässig waren und vergiftet wurden. Ein Wildgarten ist eine kleine Oase, wenn man die samenreichen Pflanzen lang über den Winter stehen lässt, auch wenn es unansehnlich anmutet. (Wicken, Hohlzahn, Radieschen, Rettich, Sonnenblume etc.)

 
Blütenhülle geschlossen

Eine Pflanze, die manchen Vögeln im Frühling sehr hilft, ist der Löwenzahn (Frühblüher)! Schon ab den letzten kalten Apriltagen stellt der Löwenzahn dem Stieglitz pralle ölhaltige Samenpakete zur Verfügung. Kurze Zeit bevor die grüne Blütenhülle aufplatzt und die Samen-Schirmchen der volksmündlichen Pusteblume dem Wind offeriert, reißt der Stieglitz die Hülle auf und erfreut sich einer geballten Mahlzeit.

 
Samen ausgeräumt

Sie helfen den Vögeln nur, wenn Sie...

  • im Garten das Futter weiträumig und regelmäßig ausstreuen
  • im Frühjahr körnerträchtige Pflanzen aussäen: Beliebtes Sommerfutter ist Sonnenblume, Emmerweizen, Dickweizen, Einkorn, Dinkel und Lichtkornroggen.

Parasiten

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Was die Menschen offensichtlich niemals begreifen werden, ist die fatale Problematik bezüglich des Aufstellens von kleinen Tränken, Vogelhäuschen sowie von verwandten Darreichungsformen als Futterplatz! Hier werden – z. B. durch Futterreste, Kot und Badetätigkeiten – lästige Parasiten und infektiöse Krankheiten unter den verschiedensten Vogelgattungen verbreitet, denn die Tiere kommen sich in der Natur niemals so nahe wie in einem Futterhaus bzw. einer Tränke.

Was gut gemeint ist, ist eben manchmal nicht gut. Dann wundert man sich plötzlich über lokales Verschwinden einzelner Arten. Je wärmer die Sommer, desto zahlreicher die Infektionen. Das vom Einzeller Trichomonas gallinae[1] verursachte Massensterben war im Jahrhundertsommer 2018 ein trauriger Höhepunkt.

Milbe, Zecke, Floh und Federling setzen den Tieren eh schon arg genug zu. Es fehlen heute auch viele Wildkräuter, die Vögel früher in ihre Nester eingebaut haben, weil deren an ätherischen Ölen reiche, stark duftende Blätter Geziefer etwas fernhalten (z. B. Schafgarbe).

Helfen Sie den Tieren, indem Sie die Problematik verstehen und klug handeln. Beherzigen Sie diese Empfehlungen der Biologen und Wissenschaftler.

Der Mensch ist der schlimmste Feind der Vögel, denn falsche Tierliebe kennt keine Grenzen: 8 Millionen Hauskatzen in ganz Deutschland (laut Prof. Dr. Peter Berthold, Ornithologe)! Von Natur aus können sie ihrem angeborenen Jagdtrieb nicht widerstehen, selbst wenn sie schon vollgefressen sind. Jungvögel, Boden- und Heckenbrüter haben es schwer gegen Freigängerkatze und Streuner. So flauschig und niedlich wir die Katze auch finden: Sie ist und bleibt ein Raubtier.

Nur heimische, dichte, dornige Hecken oder große Haufen von dichtem Reisig bieten ausreichend Schutz. Nicht nur vor Katzen: große Raben-Krähen kann man ständig dabei beobachten, wie sie sich zu Vogelnestern durch Ziersträucher durchbeißen, um sie auszuräubern. Ich teile Bertholds Idee, Katzen mit 30 € Steuer pro Jahr und Tier zu belegen, das würde schon etwas helfen. Die Pflicht eines Sterilisations- bzw. Kastrationsnachweises für Freigänger wäre eine höchst sinnvolle Ergänzung.

Nahezu die gesamte nordafrikanische Küste, vor allem Ägypten, ist mit Vogelnetzen bestückt, in denen sich die tieffliegenden Zugvögel verfangen, die dann im Kochtopf landen. Währenddessen werden in Europa jährlich Millionen Euro für den Vogelschutz ausgegeben. Verschiedene Kulturen, Arm oder Reich – das führt schon zu sonderbaren Absurditäten. In Italien können Sie übrigens immer noch gebratene Vögel ohne Probleme im Restaurant bestellen.

Allein dem Handeln der Menschen ist der erschreckende Rückgang und die Ausrottung der Vögel zuzuordnen. Weltweit schrumpfende Wälder, steigende Zahlen von Katzen, Großstädte mit riesigen, spiegelnden Glasflächen. Lichtverschmutzung in der Nacht, Flächenversiegelung, mangelndes Saatgut von Wildkräutern, Insektensterben, Fallen von Vogeljägern, vorsätzliche Vergiftung und zunehmender Lärm.

Übrigens:

Lassen Sie auch unbedingt ein Areal mit Disteln zu. Distelfinken heißen nicht von ungefähr so! Der schöne Stieglitz wird es Ihnen danken. Alle Distelsamen sind sehr reich an Ölen.

Nisthilfen

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Wenn Sie Nisthilfen kaufen oder idealerweise selbst bauen, achten Sie auf Form, Volumen, Regenschutz und die Größe und Form des Einfluglochs. Sitzstangen vor dem Einflugloch sind absolut nicht nötig. So kann man die Art von Vogelbesatz etwas regulieren und Räuber wie z. B. Katze, Marder, Krähe und Elster fernhalten. Dichte Reisighaufen bieten guten Schutz. Nisthilfen Anfang November mit einer Bürste reinigen bzw. ein altes Nest daraus entsorgen. Auch Nisthilfen können mit Parasiten verunreinigt werden.

Nisthilfen gibt es nicht nur für Vögel, sondern z. B. auch für Fledermäuse, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Hummeln und Wildbienen. Manche Vögel sind Bodenbrüter oder nisten nur in dichten, gern dornenbewehrten Hecken. Auch denen können Sie helfen, wenn Sie Ihren Garten gestalten. Es gibt schier unzählige Bedürfnisse und Standorte – bitte informieren Sie sich selbst.

Ein Kohlmeisenpaar z. B. beansprucht ein gewisses Territorium (mindestens 1000 Quadratmeter), und es verteidigt dieses auch vehement. Nisthilfen mit 27 mm großem, rundem Einflugloch immer nach Südosten ausrichten und in mindestens 5 Meter Höhe anbringen. Später im Sommer, so ab August, durchkämmen die Kohlmeisen in kleinen Trupps die Gärten bis ins Frühjahr.

Wenn eine Nisthilfe über Jahre hinweg ungenutzt bleibt, ist sie womöglich falsch aufgestellt, ermöglicht Räubern einen zu leichten Zugang, oder – dies ist der schlimmste Fall – die Vogelart kommt in Ihrer Region nicht mehr vor.

Anmerkungen

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  1. verursacht Entzündungen von Rachen und Schlund und führt zum Tode