Meerschweinchen: Umgang



In diesem Kapitel geht es darum, wie Sie mit dem Meerschweinchen umgehen sollten, worauf Sie regelmäßig achten sollten und was mögliche Probleme sind.

tägliche Pflege

Bearbeiten

Zur täglichen Pflege gehört ein kurzes Überprüfen aller Meerschweinchen mit den Augen, füttern und tränken. Es sollte überprüft werden, ob auch wirklich jedes Meerschweinchen frisst. Weiterhin muss nachgeprüft werden, ob noch genügend Heu verfügbar ist, Frischfutter sollte täglich möglichst mehrmals gereicht und altes, übrig gebliebenes Frischfutter entfernt werden, bevor es anfängt zu schimmeln. Die Einstreu muss auf starke Verschmutzungen hin überprüft werden, bei Außenhaltungssystemen müssen Zäune, Absperrgitter, Häuschen und Schutzhaus auf Schadhaftigkeit überprüft werden.

wöchentliche Pflege

Bearbeiten

Wenigstens einmal in der Woche sollten Sie eine vollständige Handkontrolle machen. Dazu können sie die Meerschweinchen entweder mit der Hand rausfangen, oder schonender, in eine Kiste locken und berührungsfrei die Meerschweinchen untersuchen. Die Meerschweinchen werden gewogen, das Gewicht aufgeschrieben. Es lohnt sich sowieso, auch wenn man sich nur zwei Liebhabermeerschweinchen hält, ein sog. Bestandsbuch zu führen. In einem Bestandsbuch steht jedes Meerschweinchen drin. Es wird eingetragen, welche Meerschweinchen wann hinzukommen, wie alt sie sind, wieviel sie wiegen, welche Krankheiten sie haben und wann eines stirbt. So hat man einen guten Überblick über besondere Vorkommnisse und kann im Krankheitsfall besser recherchieren, wann die Krankheit angefangen haben könnte.

Einmal wöchentlich sollte kontrolliert werden:

  • Nach dem Wiegen werden die Augen angeschaut, sie sollten klar und glänzend ohne Schleim sein.
  • Die Nase muss frei und trocken sein.
  • Ohren müssen auf schlecht heilende Wunden untersucht werden. Kleinere Risse, wenn sie gut zuheilen, sind nicht schlimm - aber eitrige, große oder schlecht heilende Wunden müssen vom Tierarzt behandelt werden.
  • Die Krallen müssen, wenn das Meerschweinchen sitzt, mit den Krallen waagerecht auf dem Tisch stehen. Die Krallen dürfen weder nach links noch nach rechts sich wegbiegen oder sich gar einrollen. Tun sie das, müssen sie geschnitten werden. Das Schneiden der Krallen geht am Besten mit einem handelsüblichen Nagelknipser für den Menschen.
  • Das Hinterteil muss genau überprüft werden. Ist das Fell mit einer zähen, öligen Masse verdreckt, sind die Kaudaldrüsen verstopft oder die Perinealtaschen verdreckt. Sie müssen dann ausgedrückt und das Hinterteil gereinigt werden. Zum Reinigen kann warmes Wasser und Babyshampoo oder Lavaerde benutzt werden. Das Meerschweinchen braucht dazu nicht gebadet zu werden, es reicht aus, wirklich nur die verschmierte Poregion einzunässen und gründlich einzuseifen. Nach dem Einseifen muss die Seife gut ausgespült und mit einem Handtuch trockengerubbelt oder aber mit einem Fön trockengefönt werden, damit sich das Meerschweinchen nicht verkühlt.
  • Klebt Kot im Fell, hat das Meerschweinchen zu weichen Kot. Dies kann entweder von Trockenfutter kommen, oder das Meerschweinchen hat zuviel einer ungewohnten Frischkostsorte bekommen. Wichtig ist jedoch in so einem Fall, dass eine Kotprobe zum Tierarzt gebracht wird und auf Kokzidien und Salmonellen untersucht wird. Je schneller Darmerkrankungen behandelt werden, umso besser. Wenn erst mal Kokzidiose mit richtigem Durchfall ausbricht, ist es oftmals fast zu spät. Viele Meerschweinchen sterben dann.

Wird täglich überprüft, ob wirklich alle Meerschweinchen problemlos fressen, brauchen die Zähne nicht überprüft zu werden. Es lassen sich eh nur die Schneidezähne überprüfen, Brückenbildung und Spitzenbildung im Backenzahnbereich können nur mit einer speziellen Lampe mit Lupe dran und Maulklemmen erkannt werden. Die wenigsten Halter haben das dafür notwendige Werkzeug.

halbjährliche Pflege

Bearbeiten

Jedes halbe Jahr sollten sie eine Kotprobe zur Untersuchung auf Kokzidien zum Tierarzt bringen und untersuchen lassen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, ein Meerschweinchen zu baden.

Die Vorfahren der Meerschweinchen kommen aus Gebirgs- und Steppengegenden. Sie schützen sich vor extremen täglichen Temperaturschwankungen durch ein Fell, welches gut Luft zur Isolation einlagern kann sowie durch einige nackte Stellen am Körper (nackte Stellen hinter dem Ohr, nackte Ohren, nackte Fußsohlen). Die Regionen, in der die Wildform vorkommt, ist recht trocken. Auch in der regenreichen Zeit bilden sich keine größeren Pfützen oder gar Bäche, die durchschwommen werden müßten - sie sind also nicht an das vollständige Durchnässen des Haarkleides durch vollständiges Eintauchen des Körpers in Wasser angepasst, wie es beim Baden der Fall ist, sondern nur an ein oberflächliches Benässen des Haarkleides, wenn sie im Regen spazieren gehen. Dementsprechend dünn ist auch ihr Unterhautfett ausgebildet - es reicht gerade aus, den Körper mit trockenem oder oberflächlich nassem Fell warm zu halten.

Auch die domestizierten Vorfahren der Meerschweinchen wurden nie gebadet. Zudem wurden sie auch noch meist so untergebracht, dass sie vor Regen geschützt waren.

Die Folge davon: Meerschweinchen, die wie beim Baden vollständig bis auf die Haut durchnässt werden, holen sich schneller eine Erkältung oder Blasenentzündung als andere Tierarten, die schon von Natur aus häufig freiwillig das Wasser aufsuchen. Zudem erleiden Meerschweinchen normalerweise beim Baden erheblichen Stress. Dies sind also vermeidbare Leiden (der Stress) und Schäden (in dem Augenblick, wenn das Meerschweinchen aufgrund der Badeaktion erkrankt). Das verstößt gegen das TierSchG §1: "Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Dementsprechend ist Baden von Meerschweinchen ohne einen vernünftigen Grund also als Tierquälerei zu betrachten.

Leider wird von einigen Tierärzten bei Grabmilben- oder Milbenbefall ein Vollbad verschrieben, um die Parasiten loszuwerden. Dies nutzt gar nichts, da Grabmilben sich normalerweise nicht auf Meerschweinchen vermehren, sondern erst dann, wenn sich die Haut durch Stress oder falsches Futter verändert und anfälliger wird. Außerdem befinden sich Grabmilben in der Haut des Meerschweinchens und lassen sich nicht einfach abspülen.

Wird das Meerschweinchen gebadet, ist es extrem gestresst, dadurch wird die Haut noch anfälliger für Grabmilben und sie bleiben. Es gibt gerade gegen Grabmilben inzwischen sehr gut wirkende Mittel, die entweder gespritzt werden oder als Spot on zwischen die Schulterblätter auf die Haut aufgetropft werden. Beides ist sehr viel verträglicher wie die Badezusätze, die man früher benutzt hat und stressen das Meerschweinchen weit weniger.

Andere Milben, wie z. B. die rote Vogelmilbe, leben nicht permanent auf dem Meerschweinchen, sondern verstecken sich in Einstreu und jeglichen Ritzen, die sie im Stall und Umgebung finden können. Sie stürzen sich hauptsächlich dann auf das Meerschweinchen, wenn dieses schläft und verlassen es wieder, wenn es wieder munter wird. Auch hier nutzt ein Bad rein gar nichts, da die Milben das Meerschweinchen größtenteils vor dem Baden verlassen und die Mittel, die zur Milbenbekämpfung durch ein Bad eingesetzt werden, nicht lange wirken. Gegen solche Milben helfen entweder Präparate aus gemahlener Diatomeenerde oder aber die gleichen Mittel wie gegen Grabmilben.

Sollte Ihnen also der Tierarzt etwas zum Baden des Meerschweinchens mitgeben, suchen sie lieber einen meerschweinchenerfahrenen Tierarzt auf, der Ihnen wirksameres verschreibt. Das Baden von Meerschweinchen kann zusätzlich noch zu schlimmen Erkältungen führen, die tödlich enden können.