Die Verheißung der Geburt Jesu
Daher wurde dann im sechsten Monat der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas, die Nazareth genannt wurde, zu einer Magd (hier besser: Jungfrau) gesandt, die mit einem Mann aus der Stadt Davids verlobt war, dessen Name Josef war. Und der Name dieser Jungfrau war Maria. Und als der Engel herein kam, sagte er zu ihr: "Freue dich, (du) mit Freude Begnadigte [audahafta = substantiviert, da sonst die Endung -ai wäre], der Herr ist mit dir! Die Gesegnete bist du unter den Frauen." Als sie [ihn] aber erblickte, erschrak sie bei dessen Eintritt und dachte sich, was für ein Gruß das [wohl] sei, weil er sie so segnete. Und der Engel sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria! Du hast nämlich Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst einen Sohn im Mutterleib empfangen und gebären und seinen Namen wirst du Jesus nennen [besser: ... und du wirst ihm den Namen Jesus geben]. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der Herr Gott wird ihm den Thron seines Vaters Davids geben. Und er wird in Ewigkeit über das Haus Jakobs herrschen und sein Königreich wird kein Ende haben." Dann sprach Maria zu dem Engel: "Wie kann das sein, da ich keinen Mann erkenne"1 Und der Engel antwortete, indem er zu ihr sagte: "Der heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird er, der geboren wird, (auch) der heilige Sohn Gottes genannt werden wird. Deine Verwandte Elisabeth: Diese ist auch in ihrem [hohen] Alter mit einem Sohn schwanger und sie, die die Unfruchtbare genannt wird, ist im sechsten Monat [wörtl: ...und der sechste Monat ist ihr]. Denn für Gott ist kein Wort unmöglich." Dann sprach Maria: "Siehe, Diener des Herrn, mir soll geschehen nach deinem Worte (d. h. "... wie du mir gesagt hast")." Und der Engel entfernte sich von ihr (wörtl.: "ging von ihr weg").
- 1 "... da ich keinen Mann erkenne" (nach Einheitsübersetzung): gemeint ist "... da ich mit keinem Mann verkehre"
Die Geburt Jesu
Es ereignete sich (dann) an jenen Tagen, dass von Kaiser Augustus ein Beschluss ausging den ganzen Erdkreis aufzuschreiben [hier ist eine Volkszählung gemeint, bei der alle Bewohner des Römischen Reiches in Steuerlisten eingetragen werden]. Diese Eintragung in Steuerlisten geschah erstmals, als der Syrer Quirinius Statthalter von Syrien war und regierte [die geklammerte Phrase fehlt im Originaltext; Saurim Kwreinaiau bezieht sich sowohl auf wisandin als auch auf raginondin]. Und alle gingen, damit sie eingetragen werden (würden), jeder in seine Stadt. Auch Joseph zog dann aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinaus nach Judäa, in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt - denn er war aus dem Hause des Geschlechts Davids - um sich mit Maria, seine schwangere Verlobte [wörtl.: die schwanger gewesene Frau, die mit ihm verlobt war], [in die Steuerliste] einzutragen. Es geschah dann, während diese [mehrgeschlechtliche Sächlichkeit!] an jenem Ort waren, dass sie [=Maria] entband/das Kind gebar [wörtli.: dass sich die Tage zum Gebären ihr erfüllten]. Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, und sie umwickelte ihn und lag ihn in eine Krippe, denn es gab für sie (alle) keinen Platz an dem Ort. Und in dem gleichen Land gab es/waren Hirten, die unter freiem Himmel übernachteten und Nachtwache [nahts: Gen. Sg., Attribut zu wahtom] über ihre Herden hielten. Also/Nun kam der Engel des Herrn zu ihnen (und) die Herrlichkeit des Herrn leuchtete um sie herum und sie fürchteten sich sehr [wörtl. sie fürchteten einen großen Schrecken]. Und der Engel sprach zu ihnen: "Fürchete euch nicht! Denn seht, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk geschehen soll (alternativ: bescheren ist, zu teil werden soll, etc.)! (Nämlich), dass euch heute in der Stadt Davids der Erlöser geboren worden ist, der der Christus [griech. für Gesalbter], der Herr ist. Und dies ist ein Zeichen für euch [altern.: das soll euch ein Zeichen sein]: Findet ein gewickeltes und in eine Krippe gelegtes Kind!" Und plötzlich war bei dem Engel eine Schar eines himmlischen Heeres, das Gott lobte und sagte1: "Die Herrlichkeit sei/ist bei Gott in der Höhe [gemeint ist der Himmel] und Frieden sei/ist auf der Erde bei den Menschen, die Gottes Wohlgefallens haben [zur Übersetzung des Genitivattribut wurde hier auf ein Relativsatz ausgewichen]". Und so geschah es, nachdem die Engel von ihnen weg zum Himmel fuhren, und die Männer, die Hirten, sprachen zu einander: "Wir sollten jetzt nach Bethlehem gehen [der wörtliche Sinn ist: "das Gebiet bis nach Bethlehem durchstreifen"] und das geschehene Wort [im Sinne von "Geschichte"; "þata waurþano" hier vorgezogen] sehen, das der Herr uns verkündet hat." Und sie kamen eilend [mit Nebensatz: "indem sie eilten"] und trafen Maria, Josef und das Kind, das in der Krippe lag, an. Als sie das dann gesehen haben, verkündeten sie das Wort, dass ihnen über das Kind gesagt wurde. Und alle, die das hörten, staunten über das, das ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber bewahrte all diese Wörter und überlegte in ihrem Herz [bedeutet in etwa so viel wie: "hörte auf ihr Herz"]. Und die Hirten kehrten (wieder) um und preisten und lobten Gott für alles, was sie hörten und sahen, wie zu ihnen gesprochen wurde.
- 1 Das Bezugswort harjis steht wohlgemerkt im (Gen.) Singular, während die Partizipien im (Gen.) Plural stehen. Dies hängt mit der pluralen Bedeutung von harjis im Sinne einer "Gruppe von Soldaten" zusammen und ist typisch für das Altgriechische. Die gotischen Übersetzer übersetzten hier wörtlich.
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