Gitarre: Vom Akkord zum Powerchord

Was ist überhaupt ein Powerchord?

Als Beispiel gehen wir von einem C-Powerchord aus. Meist wird ein Powerchord mit einer nachgestellten 5 dargestellt. Also C5 oder C(5) oder auch C5; seltener als Cno3. Powerchords bestehen nur aus dem Grundton (C) und Quinte (G) Eine Quinte (aus dem lateinischen: der Fünfte) ist von einem Grundton ausgehend der 5. Ton in einer Tonleiter. Von C ausgehend zählt man: C D E F G. Also ist G die Quinte von C. So kommt auch die 5 zustande, welche man den Buchstaben nachstellt.

Sehr oft wird noch die Oktave (C') mit zu den beiden Tönen gespielt. Eine Oktave (lat.: der Achte) ist von einem Grundton ausgehend der 8. Ton in einer Tonleiter. Von C ausgehend zählt man:

C D E F G A H C

Also ist das hohe C die Oktave vom tiefen C.

Die Oktave ist aber nichts anderes als eine Verdopplung des Grundtons. (also C+G oder C+G+C'). Obwohl man insgesamt 3 Töne spielt, zählen für die Harmonie nur der Grundton und die Quinte.

Etwas seltener besteht ein Powerchord aus Grundton (C) und der Quarte abwärts (G): G+C entspricht der Umkehrung der Quinte C+G.

Grundton (C) und Quinte(G) (bzw. deren Umkehrung) kommen bei allen Dur- und Moll-Akkorden vor. Es stellt bei Akkorden gewissermaßen das Grundgerüst dar.

Bei den normalen Dur- und Moll-Akkorden kommt noch die Terz (E oder Eb) mit hinzu.

Eine Terz (lat: der Dritte) ist von einem Grundton ausgehend der 3. Ton in einer Tonleiter. Von C ausgehend zählt man:

C D E

Also ist E (ungeachtet der Vorzeichen) die Terz von C.

Die Terz entscheidet in einem Akkord, ob es sich um Dur oder Moll handelt, je nach dem, ob es sich um eine große (E) Dur-Terz oder eine kleine (Eb) Moll-Terz handelt.

Dem Powerchord fehlt diese Terz (kein E, kein Eb). So kommt es auch zu der Akkordbezeichnung Cno3. Man kann also einem einzelnen Powerchord nicht ansehen, ob er zu Dur oder Moll gehört. Für sich alleine ist ein Powerchord also tongeschlechtslos.

Diese Unbestimmtheit kann durchaus Absicht sein. Aber es heißt nicht zwingend, dass Powerchords immer außerhalb von Dur und Moll existieren. Die fehlenden Harmonien, die über Dur oder Moll entscheiden, werden oftmals von den anderen Instrumenten oder von der Gesangsstimme geliefert. Oft lässt sich mit Hilfe der Nachbarakkorde herauslesen, ob der Powerchord eher ein abgespeckter Dur- oder Moll-Akkord ist.

Wer schon einmal Klavier o.ä. gespielt hat, der kennt wahrscheinlich den Oktavgriff (C+C') bzw. den Quint-Oktavgriff (C+G+C') als Begleittechnik. Die linke Hand spielt als Begleitung nur den Grundton (C), die Quinte (G) und die Oktave (C'), während der Rest des Akkordes (E oder Eb) von der rechten Hand gespielt werden. Scherzhaft wird der Quint-Oktavgriff(C+G+C') manchmal auch "Affengriff" genant, da man beim Piano ganz schön die Finger spreizen muss.

Die Gitarre mit dem Powerchord übernimmt also in einer Band die ähnliche Rolle, wie die linke Hand beim Piano-Spieler. Später einmal kannst du dieses Hintergrundwissen dazu verwendet, um beispielsweise einen Klavier-Begleitsatz auf zwei Gitarren zu übertragen.

Die Ableitung über einen Barré-Akkord

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Da es sich nur um zwei Töne handelt (C+G), gibt es gar nicht so viele Griffmöglichkeiten. Wenn du dich beim Spielen nur auf die vier tiefen Saiten der Gitarre beschränkst, kannst du ganze Stücke mit nur einer Fingerstellung begleiten!

Natürlich musst du dazu wissen, wo du diesen Fingersatz hinsetzen musst. Und dazu musst du dich auf dem Griffbrett auskennen. Wer vorher schon Barré-Akkorde gespielt hat, ist dem Quereinsteiger bzw. Anfänger in Sachen Position der Powerchords natürlich klar im Vorteil.

Ein Powerchord kannst du dir nämlich als einen abgespeckten Barré-Akkord vorstellen.

     
     

Anstelle des gesamten Barré-Zeigefingers wird also nur der Grundton (Zeigefinger) mit der Quinte (Ringfinger) gespielt, und sehr oft kommt noch die Oktave (kleine Finger) mit hinzu.

Wie du siehst, ist ein Powerchord letztlich viel einfacher zu greifen, als ein Barré-Akkord. Die Sache hat jedoch einen kleinen Nachteil. Weil ein Powerchord-Akkord so leicht zu greifen ist, fangen viele E-Gitarrenspieler zuerst mit Powerchords an. Sie haben schnell ein paar gute Effekte auf die E-Gitarre, doch alle Grundlagen, was die elementare Harmonielehre angeht, müssen hinterher mühsam nachgearbeitet werden. Powerchords können gerade Anfänger zu einer gewissen Faulheit verleiten, sich weitere Fähigkeiten anzueignen.

Wenn du vorher schon die Grundakkorde und die Barré-Akkorde gelernt hast, dann hast du es wesentlich einfacher. Quereinsteiger brauchen sich aber nicht zu ärgern, denn Powerchords sind für Barrés eine prima Vorübung. Doch lasse dich von den ersten Erfolgen nicht dazu verleiten, es mit den anderen Grundlagen nicht mehr so genau zu nehmen.

Anwendung in der Praxis

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Die Powerchords gehören wie die Barré-Griffe zu den verschiebbaren Akkorden. Wie bei den Barrés genügt es, sich die Lage der Töne auf den oberen beiden Saiten einzuprägen.

 
Griffbrett mit ganzen Noten

Da Powercords leichter zu greifen sind, lassen sie sich auch leichter verschieben. Du kannst damit dein Wissen über die Position der Barré-Akkorde festigen.

 

Später, wenn du über eine Dur- oder Mollpentatonik improvisieren möchte, dann kann der Powerchord eine gute Orientierung bilden, da er als eine Art Rückgrat sowohl eines Akkordes als auch einer Improvisationsskala dienen kann. Bei der Improvisation werden sehr oft Akkordtöne umspielt. Akkordtöne bilden meist den Ausgangs- oder Zielpunkt einer Improvisation. Grundton und Quinte (die zusammen den Powerchord ergeben) sind natürlich wichtige Akkordtöne. Mit diesen hast du ein Minimalgerüst, an dem du deine Improvisation aufhängen kannst. Mit dem Powerchord im Blick verlierst du bei der Improvisation nicht den Bezug zum umspielten Akkord.

Anschlagtechniken

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Bei den Powerchords benötigst du eine spezielle Anschlagtechniken.

Das Dämpfen der Nachbarsaiten wurde schon in dem Schnelleinstieg beschrieben.

Powerchords spielt man meist mit einem Plektrum. Zum Üben kannst du sie auch mit den Fingern zupfen, aber es klingt oft zu dumpf. Zum anderen mögen die Finger nicht unbedingt die schnellen Rhythmen aus dem Rock/Metal-Genre. Das Plektrum nutzt sich zudem nicht so schnell ab wie die Fingerkuppen.

Manchmal werden Powerchords aber gewollt mit Dämpfung gespielt. In diesem Fall wird der Handballen der anschlagenden Hand nahe der Brücke leicht auf die Saiten gelegt. Damit erreicht man zum Beispiel, dass darauffolgende ungedämpfte Powerchords oder sonstige Zwischenstücke auf den höheren Melodiesaiten viel stärker hervortreten. Durch Änderung von Druck und Position des Auflagepunkts lässt sich die Dämpfung und damit der Klang steuern. Wichtig ist dabei, dass die Dämpfung gleichmäßig über alle am Akkord beteiligten Saiten verteilt ist.

Man kann Powerchords auch abdämpfen, indem man die Finger der linken Hand kurzfristig etwas anhebt. Dadurch entsteht der perkussive (rhythmisch betonte), knackige Sound von Rhythmuslinien in Rock, Pop und Heavy Metal. Wie "fett" das ganze klingt, entscheidet die Anschlaghärte und der Verzerrungsgrad des Verstärkers.

Beim Spielen von Powerchords werden oft nur Downstrokes (also abwärts gerichtete Schläge) gespielt. Erst wenn man schneller spielt (z.B. bei Triolen bzw. Tripletts) nimmt man den Wechselschlag (aufeinanderfolgende Auf- und Abschläge).

Powerchords auf den verschiedenen Saiten

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Powerchord mit Grundton auf der E-Saite   Der kleine Finger (4) ist die Oktave des Grundtons (1) und kann auch weggelassen werden (wird sehr oft verwendet)
Powerchord mit Grundton auf der A-Saite   Der kleine Finger (4) ist die Oktave des Grundtons (1) und kann auch weggelassen werden (wird sehr oft verwendet)
Powerchord mit Grundton auf der D-Saite   Der kleine Finger (4) ist die Oktave des Grundtons (1) und kann auch weggelassen werden. Wegen der Stimmung zwischen der G- und H-Saite rutscht die Oktave einen Bund weiter. (wird seltener verwendet)
Powerchord mit Grundton auf der G-Saite   Der kleine Finger (4) ist die Oktave des Grundtons (1) und kann auch weggelassen werden. Wegen der Stimmung zwischen der G- und H-Saite rutschen Quinte und Oktave einen Bund weiter. (wird seltener verwendet)
Powerchord mit Grundton auf der B-Saite (wie beim C-Dur-Akkord)   (wird seltener verwendet)

Am beliebtesten sind jedoch die beiden ersten Powerchords-Formen auf den oberen vier Saiten. Also die E- und die A-Form.

Die wichtigsten Powerchords auf dem Griffbrett

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Da Powerchords naturgemäß sehr sparsam klingen, kommen sie fast ausschließlich in Verbindung mit übersteuerten Verstärkern zum Einsatz. Verzerrt können diese Akkorde von "crunchig" bis "Kampfjet im Tiefflug" klingen.

Lektionen

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