Mit dem Virama haben wir eine Möglichkeit kennen gelernt, wie man auch mehere Konsonanten aneinanderreihen kann. Theoretisch könnten wir mit dem bisherigen Wissen bereits alles schreiben. Leider wird dieses Verfahren, wie in den anderen indischen Schriften auch, als ästhetisch unschön betrachtet und nur verwendet, wenn die anderen Methoden nicht anwendbar sind. Bei diesen „anderen Methoden“ also, die Kombinationen von verschiedenen Konsonanten ohne Vokal dazwischen, gibt es deshab eine ganze Reihe von Ligaturen. Dabei werden die Konsonanten mehr oder weniger zu einem Konsonanten zusammengezogen. Dieser „Mehrfachkonsonant“ wird bei der Silbenbildung als ganzes Zeichen aufgefasst. Deshalb wird das kurze "i" (इ) auch immer vor dem ersten Konsonant zugefügt.

Es sei angemerkt, dass die Ligaturen teilweise von der Schriftart abhängig sind. Um einen Überblick über die Ligaturen, deiner Schriftart zu bekommen, schaue bitte in der Tabelle in den Anhängen nach.

Silben mit ra (र)

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Das ra (र) sticht aus der Ligaturbildung heraus. Es bildet mit jedem anderen Konsonant eine Ligatur, die durch bloße Modifikation des anderen Konsonanten erzeugt wird.

ra (र) vor dem Konsonant

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Ein ra vor einem Konsonanten wird als ein Bogen über diesem Konsonanten dargestellt:

z.B.

र् + क → र्क (rka)


र् + द → र्द (rda)


र् + ठ → र्ठ (rṭha)


Beispiel:


Cārls Ḍārvin

Wie man sieht, ist das r im Vornamen der Bogen über der Konsonantengruppe lsa. Im Nachnamen steht es über dem va und ist der rechte der beiden Bögen oben. Der linke gehört zu dem kurzen i, das der Konsonantengruppe rva folgt, und bekanntlich einen senkrechten Strich links vom Zeichen und einen Bogen zum Zeichen hin hat.

Bei beiden ist hinten das Virama weggelassen.

Andere Beispiele:


Urdū bhāṣā dharma (bhāṣā = Sprache)


Konsonant + ra (र)

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Folgt ein ra einem Konsonanten, so wird es als Häkchen an eine senkrechte Linie angehängt, oder unten ein Winkel nach oben bei unten runden Buchstaben. Im einzelnen

क्र ख्र ग्र घ्र ङ्र । च्र छ्र ज्र झ्र ञ्र
ट्र ठ्र ड्र ढ्र ण्र । त्र थ्र द्र ध्र न्र
प्र फ्र ब्र भ्र म्र । य्र ल्र व्र । श्र ष्र स्र ह्र

Beim tra (त्र) fehlt links ein Teil des Bogens, und beim śra (श्र) ist links der Schnörkel anders. Beim lra (ल्र) ist rechts der Bogen ausgebuchtet. Ein rra gibt es nach diesem Schema nicht, es wir warscheinlich nach der ersten Regel gebildet:

र् + र → र्र (rra)


Beispiele:


Kroeśiyā, Grīs, Madrās, Śrīnagar

Senkrechter Strich

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Da der senkrechte Strich, den die meisten Konsonanten rechts haben, das inhärentes a (अ) symbolisieren soll, ist die einfachste Regel, mit wenigen Ausnahmen, die, dass man diesen Strich einfach weglässt, wenn ein weiterer Konsonant außer ra (र) folgt, dies betrifft von - ra einmal abgesehen - alle also bei allen 33 Konsonanten außer 10 (nämlich क ka, ङ nga, छ cha, ट ṭa, ठ ṭha, ड ḍa, ढ ḍha, द da, फ pha, ह ha):

Beispiele:

हिन् + दी → हिन्दी


hin + dī → Hindī


बम् + बई → बम्बई


bam + baī → Bambaī (Bombay)


पाकिस् + तान → पाकिस्तान


pākis + tāna → Pākistān


गान् + धी → गान्धी


gān + dhī → Gāndhī

Außnahmen mit ज

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ज् + ञ → ज्ञ (jña)

Dieses jña oder gya gilt im Nepali als eigener Buchstabe, als letzter im Alphabet.

Außnahmen mit त

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त् + त → त्त (tta)

Bogenverkürzung

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Bei einigen Konsonanten, die auf einen Bogen enden, wird dieser verkürzt, im einzelnen:

Mit क und फ

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Beim ka (क) wird meist die rechte Hälfte des rechten Bogens verkürzt, beim फ (pha) immer.

Beispiele:

क् + क → क्क (kka)
क् + य → क्य (kya)
फ् + त → फ्त (phta)
क् + त → क्त (kta)

Ausnahme ist

क् + ष → क्ष (kṣa)

Auch dieses kṣa muss man sich als eigenes Zeichen merken, im Nepali gilt er sogar als eigener Buchstabe, alphabetisch hinter ha (ह).

Auch mit cha (छ) lassen sich Ligaturen bilden. Dabei wird der Teil hinter der Schleife weggelassen:

Beispiele:

छ् + क → छ्क (chka)
छ् + म → छ्म (chma)

Auch mit ha (ह) lassen sich Ligaturen bilden. Dabei wird meist die rechte Hälfte des rechten Bogens verkürzt, Leider gibt es hierbei viele Ausnahmen Beispiele:

ह् + क → ह्क (hka)
ह् + त → ह्त (hta)

Ausnahmen:

ह् + ण → ह्ण (hṇa)
ह् + न → ह्न (hna)
ह् + म → ह्म (hma)
ह् + य → ह्य (hya)
ह् + ल → ह्ल (hla)
ह् + व → ह्व (hva)

Andere Ligaturen

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Es gibt eine Fülle von Ligaturen, besonders aus handschriftlicher Zeit, in der die Konsonanten auf abenteuerliche Weise zusammengeknäult wurden. Diese sind oft auch von der Schriftart abhängig Im Gebrauch sind heute die folgenden:

ङ् + म → ङ्म (ngma)

द् + ग → द्ग (dga)
द् + ध → द्ध (ddha)
द् + भ → द्भ (dbha)
द् + म → द्म (dma)
द् + य → द्य (dya)