Computerhardware: Gehäuse: Bauform

Die Wahl eines geeigneten Gehäuses entscheidet mit über Lebensdauer, Zuverlässigkeit und den Geräuschpegel Ihres Computers. Das Gehäuse ist nicht nur ein Stück Blech. Sogar die Dicke des Bleches ist wichtig: Dünne Bleche neigen mehr zu Vibrationen.

Abmessungen Bearbeiten

Standardgröße Bearbeiten

Fast alle Gehäuse haben die gleiche Grundfläche: Sie sind 19 cm breit und 42 bis 45 cm tief. Bei der Planung des Stellplatzes müssen noch jeweils 6 cm hinter dem PC (für Kabel) und 13 cm vor dem PC (für die Schublade der CD/DVD Laufwerke) berücksichtigt werden. Die Höhe des Gehäuses schwankt sehr stark. Sogenannte Midi-Tower-Gehäuse haben vier Einbauplätze für DVD- und andere große Laufwerke, was eine typische Höhe von 42 cm ergibt.

Reduziert man die Zahl der Einbauplätze auf zwei, erhält man einen Mini-Tower mit einer Höhe von etwa 34 cm. Sie schränken damit aber nicht nur die Höhe, sondern auch die späteren Erweiterungsmöglichkeiten ein. Es kommen ständig neue Geräte und neues Zubehör auf den Markt, von denen manche einen großen Einbauplatz erfordern.

 

Empfehlung: Achten Sie darauf, dass über dem Brenner sowie über und unter der Festplatte jeweils ein Slot frei bleibt. Das erleichtert die Wärmeableitung. Außerdem ist ein Zusatzlüfter für die Festplatten dringend zu empfehlen.

Desktop-Gehäuse Bearbeiten

Als Desktop-Gehäuse bezeichnet man liegende Gehäuse. Sie sind besonders praktisch, wenn man einen großen Röhrenbildschirm darauf stellen möchte. Weil aber die innen entstehende Wärme nicht nach oben aufsteigen kann, sind sie für besonders leistungsfähige PC wenig geeignet.

Slimline-Gehäuse Bearbeiten

So nennt man ein Desktopgehäuse, dessen Höhe auf etwa 10 cm verringert ist. Diese Bauform ist nicht zu empfehlen:

  • Erweiterungskarten kann man nicht direkt auf die Hauptplatine stecken, da sie standardmäßig 12 cm hoch sind.
  • Um trotzdem handelsübliche Erweiterungskarten stecken zu können, wird eine Art Verteilerstecker verwendet, ein sogenannter „Bus-Adapter“. Dieser belastet aber die auf Höchstleistung getrimmte Schaltung und verzögert Steuersignale. Nicht jede Erweiterungskarte läuft unter diesen Bedingungen stabil, eventuell muss sogar der Datenverkehr (der Takt vom   Front Side Bus) gebremst werden.
  • Die generellen thermischen Probleme von Desktopgehäusen werden durch die geringe Bauhöhe weiter verschärft. Zusätzliche Lüfter können die thermischen Probleme mindern, erhöhen aber den Lärmpegel.

Miniaturgehäuse Bearbeiten

Einige Hersteller bieten miniaturisierte Gehäuse mit verkleinerten Netzteilen an, die angeblich besonders geeignet für das Wohnzimmer sind. Davon ist aus zwei Gründen abzuraten:

  • In einem zu kleinen Gehäuse ist die Luftzirkulation behindert, weshalb zusätzliche Lüfter benötigt werden. Die Lüfter müssen einen latenten Wärmestau auflösen und besitzen eine höhere Drehzahl, was den PC merklich lauter werden lässt. Dadurch ist er letztlich wohnzimmeruntauglich.
  • Reparatur und Aufrüstung sind erschwert. Standard-Hauptplatinen und -Netzteile passen nicht. Die herstellerspezifischen Ersatzteile sind entweder nicht zu beschaffen oder ihre Beschaffung ist unwirtschaftlich.

Oft steht in solchen Gehäusen die Festplatte senkrecht auf der Stirnseite, auf den Kabelanschlüssen oder ist in einer anderen verbotenen Einbaulage eingeschraubt. Die Zuverlässigkeit und der Verschleiß der Festplatte erhöht sich, deren durchschnittliche Lebensdauer sinkt, Garantieverlust droht. Mehr dazu siehe die Ausführungen zur Einbaulage der Festplatte. Oft steckt die Festplatte in einem „Käfig“, der die Luftzirkulation behindert. Weil meist kein Platz vorhanden ist, einen Festplattenlüfter einzubauen, verringert sich die Lebensdauer der Festplatte noch mehr.

Ganz allgemein kann man sagen: Je kleiner das Gehäuse, desto wahrscheinlicher ist der Hitzetod. Ganz klar kann man das an den besonders kleinen Computern sehen: Den Spielkonsolen. Eine Umfrage unter 500.000 Besitzern ergab, dass 42% aller XBox 360 und 8% aller PlayStation 3 schon eine Reparatur benötigten oder ersetzt werden mussten[1]. Bei der Wii sind es nur 1%. Von den reparierten Konsolen mussten 55% (XBox 360) bzw. 12% (PS3) mehrmals repariert werden. Ärgerlich, selbst wenn die Garantiezeit noch nicht abgelaufen ist.

Eine Umfrage des Spielemagazins „Game Informer“ ergab eine Ausfallrate der XBox 360 von 54,2%[2].

Große Gehäuse Bearbeiten

Manche PCs laufen rund um die Uhr und kühlen nie ab. Wenn eine hochwertige Grafikkarte und eine schnelle CPU viel Wärme erzeugen und häufig CDs und DVDs gebrannt werden, kann ein Hitzestau entstehen. Besonders viel Hitze entsteht in Netzwerkservern. Die Temperatur der Hauptplatine sollte durchschnittlich nicht über 30°C und auch kurzzeitig nicht über 40°C liegen. Die Festplatte sollte keinesfalls wärmer als 55°C werden. Welche CPU-Temperatur zulässig ist, hängt vom Prozessortyp ab und muss auf den Webseiten von Intel bzw. AMD ermittelt werden. Eine CPU-Temperatur unter 60°C ist für jede CPU unkritisch.

Wenn viel Wärme im Gehäuse entsteht, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Man wählt ein großes Gehäuse vom Typ „Big Tower“.
  • Man baut viele (fünf bis acht) Lüfter ein, die natürlich für einen hohen Geräuschpegel sorgen.

„Montagefreundliche“ Gehäuse Bearbeiten

Es ist ja ganz nett, wenn man das Gehäuse schnell auf- und zumachen kann. Die Laufwerke werden auf Gleitschienen in das Gehäuse eingeschoben. Aber wie nützlich ist es denn wirklich, ein DVD-Laufwerk mit wenigen Handgriffen wechseln zu können? Wie oft in einem Computerleben werden Sie denn voraussichtlich das DVD-Laufwerk wechseln? Besser sind Gehäuse, in denen Sie Festplatte und Brenner mit dem Gehäuse verschrauben können. Die Wärmeableitung verbessert sich, weil das Gehäuse als Kühlblech wirkt.

In manchen Gehäusen brauchen bzw. können die Steckkarten nicht an der Rückwand des Gehäuses festgeschraubt werden, sondern sie werden nur festgeklemmt. Das erspart eine Minute bei der Montage, aber es erhöht die Gefahr von Wackelkontakten.

Formfaktor Bearbeiten

Wo am Gehäuse die Anschlüsse (Tastatur, Maus, USB, Sound) und die Slots für Erweiterungskarten sind, wird durch den sogenannten Formfaktor festgelegt.

1996 wurde der Formfaktor „ATX“ (ATX bedeutet „Advanced Technology eXtended“) für den Pentium MMX und den Pentium II eingeführt.

2005 propagierte Intel einen neuen Formfaktor „BTX“. BTX bedeutet „Balanced Technology eXtended“. Diese „balancierte“ Technologie soll vor allem eine bessere Kühlung der Komponenten durch die Optimierung der Luftzirkulation im Gehäuse bewirken. Die Wärme produzierenden Komponenten (Prozessor, RAM, Chipsatz) werden auf der Hauptplatine in einer Reihe angeordnet und mit einem speziellen Kühlkanal abgedeckt, so dass ein einziger großer Lüfter zur Kühlung ausreicht. Der zusätzliche Kühlkanal macht BTX-Boards und -gehäuse etwas teurer.

Durch neue Technologien (Doppelkern-Prozessoren) entsteht aber trotz steigender Rechenleistung weniger Abwärme, deshalb wird die BTX-Technologie gegenwärtig nicht benötigt. Vorerst reicht die ATX-Technologie noch aus. Intel hat im Jahr 2007 aufgehört, BTX-Hauptplatinen zu entwickeln oder vorzustellen.

AMD versucht gegenwärtig, eine Bauform „DTX“ zu etablieren. PCs und Hauptplatinen sollen kleiner werden. Der Erfolg blieb bisher aus. Nach Intels gescheitertem BTX-Abenteuer halten sich die Händler zurück.

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  1. 42% Ausfälle bei Spielkonsolen http://www.nofussreviews.com/survey-results-2010.php
  2. w:Xbox_360#Bekannte_Probleme