Oberflächenbehandlungen werden unterteilt in Stoffe, die in das Holz einziehen und es so imprägnieren (Öle und Fette), und Stoffe, die eine schützende Schicht auf dem Holz bilden (Lacke und Wachse). Öle und Fette müssen für eine gute Imprägnierung mehrfach eingerieben werden und bewirken meist eine Verfärbung des Holzes, wodurch die Maserung besser sichtbar wird – allerdings werden auch Werkzeugspuren verstärkt. Lacke und Wachse dringen kaum ins Holz ein. Lacke schützen tendenziell besser vor Wasser, allerdings ist diese zweite Kategorie anfälliger gegenüber Beschädigung durch Kratzer.
Die verwendeten Oberflächenbehandlungsmittel werden im Kapitel Materialien genauer beschrieben. Im Finish-Vergleich werden verschiedene Oberflächenbehandlungen auf Wasserfestigkeit getestet und ihre haptischen und optischen Eigenschaften beschrieben.
Holzöle
BearbeitenÖle und Fette dringen ins Holz ein. Für den ersten Anstrich können dickflüssige Öle mit etwas Balsam-Terpentinöl verdünnt werden; so zieht es tiefer in das Holz ein. Nach den weiteren Anstrichen wird die Oberfläche üblicherweise mit einem Lappen abgerieben, um überschüssiges Öl zu entfernen. Achtung: Zusammengeknüllte Stofflappen, die mit schnell härtenden Ölen getränkt sind, können sich unter Umständen durch die beim Polymerisierungsprozess entstehende Wärme von selbst entzünden!
Als Finish eignet sich nicht jedes Öl. Kamelienöl zum Beispiel bleibt flüssig, und Sonnenblumenöl oder Olivenöl wird ranzig. Leinöl, Tungöl und Walnussöl polymerisiert beim Kontakt mit Sauerstoff aus der Luft und härtet so nach einiger Zeit aus, wobei es eine wasserfeste Schicht bildet. (Mehr dazu auf der Wikipedia zum Stichwort Leinölfirnis.)
Da für die Polymerisation Luftsauerstoff benötigt wird, werden Öle jeweils in mehreren dünnen Lagen aufgetragen. Erst wenn eine Schicht durchgetrocknet ist, wird die nächste aufgetragen und das überschüssige Öl jeweils mit einem Tuch oder Haushaltspapier abgewischt – sonst wird der darunter liegenden Schicht die Sauerstoffzufuhr abgeschnitten und der Trocknungsvorgang kann sich über Wochen oder sogar Monate erstrecken. (Aus diesem Grund wird das Öl in der Flasche nicht hart!) Bei stärker riechenden Ölen wie Tungöl ist der abgeschlossene Polymerisationsprozess daran zu erkennen, dass der Geruch praktisch verflogen ist. Auf jeden Fall dürfen die Finger nach dem Reiben an der Oberfläche nicht mehr ölig glänzen.
Im Kapitel Materialien wird Leinöl beschrieben. Interessante und tief gehende Informationen zu(m) Ölen findet man auf den unter den Links angegebenen Seiten von reintechnisch.de.
Lack und Wachs
BearbeitenLacke und Wachse bilden eine schützende Schicht auf der Oberfläche und dringen nicht ins Holz ein – mit der Ausnahme von Schellack, der in Alkohol gelöst sehr dünnflüssig ist.
Anders als bei Ölen, die in das Holz einziehen, müssen beim Lackieren die Kanten gebrochen (abgerundet) werden. Ohne die Abrundung entsteht an der Kante eine Schwachstelle, durch die Wasser gelangen kann. Das Holz saugt sich mit Wasser voll und der Lack blättert ab.
Im Kapitel Materialien werden Schellack und Bienenwachs genauer beschrieben.
Wachs kann (etwa bei Regen) Wasserflecken bekommen, wenn es etwas Wasser aufsaugt – Tropfen hinterlassen dann weisse Flecken. Bei Ölen geschieht dies nicht; auf einer mit Tungöl eingeriebenen Oberfläche hinterlässt höchstens Leitungswasser abreibbare Kalkflecken.
Wachse können auf die Oberfläche eingerieben und dann geschmolzen oder – deutlich einfacher – direkt auf der Herdplatte geschmolzen und flüssig aufgetragen werden.
Finish bei Pfeilen
BearbeitenBei der Oberflächenbehandlung von Pfeilen müssen zwei zusätzliche Punkte beachtet werden. Beim Aufschlag im Ziel werden lackierte Oberflächen schnell verkratzt, vor allem wenn man zum Beispiel auf steinigen Boden schiesst. Lackierte Pfeile bleiben zudem gerne in Zielscheiben «kleben», speziell in Schaumgummischeiben.
Aus diesem Grund werden Pfeile oft mit Ölen behandelt. Öl kann nicht abgekratzt werden, und die Pfeile lassen sich einfacher aus den Scheiben ziehen. Üblicherweise werden hier auch mehrere dünne Anstriche verwendet, nach längerem Gebrauch wird mit einer weiteren Schicht nachbehandelt.
Allerdings lassen sich Lacke, speziell Schellack, im Bereich der Federn und der Nocke deutlich einfacher auftragen. (Die Federn werden nicht mit Lacken oder Ölen behandelt, da sie sonst zu schwer werden und sich eventuell nicht mehr richtig verzahnen!) Als Kompromiss bietet es sich an, den hinteren Teil der Pfeile mit Schellack und den vorderen Teil – derjenige, der jeweils in der Scheibe steckt – mit einem Öl zu behandeln.
Finish für Bögen
BearbeitenBei Bögen spielt in erster Linie die persönliche Vorliebe eine Rolle. Wachs fühlt sich ganz anders an als ein Lack, der die Oberfläche hart abschliesst, oder geöltes Holz. Neben der Haptik wird auch die Optik verändert – ebenso eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Der andere wichtige Punkt ist natürlich, unter welchen Umständen der Bogen geschossen wird. Wer nur bei trockenem Wetter schiesst, kommt gut ganz ohne Finish aus. Für Tourniere auch in strömenden Regen ist ein wirklich guter Schutz wichtig. Falls ein Bogen trotz allem einmal nass wird, sollte er zur Vermeidung von Set (dauerhafte Biegung) zur Sicherheit eine Woche nicht benutzt werden, damit er trocknen kann. Für Bogenbauer kein Problem: Dann wird einfach der nächste Bogen in der Sammlung geschossen.
Fachbegriffe
Bearbeiten- Polymerisation
- Wenn ein Stoff polymerisiert, hängen sich kurze Moleküle – sogenannte Monomere – zu Ketten zusammen, diese werden als Polymere bezeichnet. Sie haben einen deutlich herabgesetzten Schmelzpunkt; Leinöl beispielsweise ist bei Raumtemperatur flüssig, nach der Polymerisation jedoch fest.
- Sikkativ
- Ein Zusatzstoff, der die «Trocknung» beziehungsweise Polymerisation beschleunigt (Trocknungsbeschleuniger); Sie funktionieren als Katalysator. Als Sikkativ werden Schwermetalloxide oder Metallsalze von Fettsäuren verwendet.
- Additiv
- Ein Zusatzstoff, der die Eigenschaften eines Oberflächenbehandlungsmittels verändert. Dazu gehören Pigmente für eine andere Farbe, aber auch Stoffe zur Erhöhung der UV-Beständigkeit, der Wasserfestigkeit oder Kratzfestigkeit.
- Lösungsmittel
- Oft erdölbasierte Flüssigkeiten, in welchen Lacke, Farben etc. gelöst werden. Wasser wird in diesem Sinne nicht als Lösungsmittel bezeichnet. Natürliche Lösungsmittel sind Alkohol (Ethanol) und das aus Kiefern gewonnene Balsamterpentinöl.
Links
Bearbeiten- Oberflächenfibel von Dictum
- Lacke, Öle, Farben, Beizen und andere Oberflächenbehandlungen für Holzwerker
- Rezepte Holzöle und Wachse – Rezepte mit Erklärungen
- Ölen von Holzoberflächen – Sehr ausführliche Informationen zu Holzölen: Anwendungstipps, Pflege, Unterschiede verschiedener Öle, Wachse, …; Ausserdem dazu: Holzöle und Holzwachse im Vergleich von Naturfarben-Hersteller und Konventionellen Herstellern.