Soziologische Klassiker/ Soziale Ordnung/ Schütz, Alfred
und
Alfred Schütz
BearbeitenAlfred Schütz geht in seiner phänomenologischen Soziologie davon aus, dass die soziale Wirklichkeit einen „sinnhaften Aufbau“ besitzt, der aus „subjektivem Sinn“ gewoben ist. In ihrer Schwerpunktsetzung ist die Phänomenologie (eine Form der verstehenden Soziologie) eine Handlungstheorie.
Sozialphänomenologie
BearbeitenAusgangspunkt für Schütz ist die Phänomenologie von Edmund Husserl. Schütz überträgt Husserls philosophisch phänomenologischen Ansatz auf die von Ihm formulierten Fragestellungen. Darum wird der soziologische Ansatz von Schütz auch als „Sozialphänomenologie“ bezeichnet.
Zentral in der Phänomenologie Husserls ist der Lebenswelt-Begriff. Die „Lebenswelt“ ist zu verstehen als die Welt des Alltags, so wie sie von den Subjekten erfahren wird. Sie ist den Subjekten fraglos gegeben. Indem das Subjekt seine Erfahrungen von den Dingen mit anderen Erfahrungen verbindet bzw. dazu in Bezug setzt, erhalten sie einen „Sinn“. Alfred Schütz machte es sich zur Aufgabe zu klären, wie das Subjekt Zugang zur Welt der Dinge bzw. zur Wirklichkeit findet. Sein Ziel war es auch, die Grundstrukturen der alltäglichen Lebenswelt zu beschreiben.“[1]
Strukturen der Lebenswelt
BearbeitenDie Lebenswelt ist nach Husserl ein egologisches Gebilde. Jedes Individuum hat seine eigene Lebenswelt. Diese ist beeinflusst von Erfahrungen die sich zu Wissensvorräten formieren. Die Lebenswelten der Individuen koexistieren, wirken aufeinander ein und formen, durch reziproke Einwirkung, die soziale Umwelt. Diese lässt sich durch Typologisieren.
- Umwelt: Hier findet die Begegnung der Individuen als Mitmenschen statt. In dieser rein unmittelbaren Wir-Beziehung besteht die größte Chance den anderen als einzigartiges Individuum zu erfassen und den Sinn seines Handelns zu verstehen. Durch unseren angeeigneten Wissensvorrat könne wir hier die Anderen hypothetisch in Typen einteilen. Sogenannte subjektive soziale Typen. Das Verstehen von zwischenmenschlichen Beziehungen ist hier auf einer Grundlage von Aktion und Reaktion möglich. Die Um-Zu-Motive des einen, werden die Weil-Motive des anderen und umgekehrt. Dieses Verhältnis wird als gegeben angenommen, aber das Verstehen und die Verständigung funktionieren nicht immer. Das nennt man die Idealisierung der Reziprozität der Motive[2].
- Mitwelt: Hier findet die Begegnung der Individuen als Nebenmenschen statt. In dieser mittelbaren sozialen Beziehung besteht keine Möglichkeit einen Einblick in die Individualität des Denken und Handelns des anderen zu erlangen. Da hier kaum Interaktion stattfindet wird der andere in Handlungstypen eingeteilt.
Dabei findet eine reziproke Selbsttypisierung statt. Indem ich mein Gegenüber und dessen Verhalten typisiere, typisiere ich auch mich und mein Verhalten. Dies wird häufig institutionalisiert, legitimiert und durch soziale Kontrolle garantiert[3].
- Vorwelt: Dies ist die Welt der Vorfahren, die eine asymmetrische Beziehung darstellt. Sie beeinflussen den Wissensvorrat des Individuums meist noch in der Sozialisation bzw. in der Überlieferung[4].
- Folgewelt: Dies ist die Welt der Nachfahren, die ebenfalls eine asymmetrische Beziehung darstellt. Die Nachfahren werden von ihren Bezugspersonen Beeinflusst wirken aber nicht auf sie ein. Dies findet in leerer Anonymität statt[5].
Sozialisierung des Wissens
BearbeitenWenn Schütz von subjektiven Wissensvorräten spricht, stellt sich die Frage, wie bei der gegebenen Subjektivität ein gegenseitiges Verstehen und ein Zusammenwirken möglich sind. Schütz weist darauf hin, dass auch das subjektive Wissen immer ein sozialisiertes Wissen ist[6]. Dieses Wissen, welches den Bezugsrahmen für Denken, Handeln, Verstehen bildet ist in dreifacher Hinsicht sozialisiert[7]:
- strukturell: Objektiviertes Wissen macht das Wissen für alle zugänglich wie z.B. durch Sprache. Durch ihre semantische Struktur wird der größte Teil der lebensweltlichen Typologisierungen zum objektivierten Wissensgut. Dieses Wissensgut ist immer kulturspezifisch. Zur Generalthese der Reziprozität der Perspektiven gibt es zwei komplementäre Annahmen um individuelle Differenzen im Verständnis auszuräumen. Erstens, die Vertauschbarkeit der Standorte, und zweitens die Übereinstimmung der Relevanzsysteme durch die Übernahme der Perspektiven des Gegenübers[8].
- genetisch: Durch den Prozess der Sozialisation wird der größte Teil des eigenen Wissens erworben, er ist also sozial abgeleitet. Während des Sozialisationsprozesses findet die Einführung in das gesellschaftlich objektivierte Wissen statt. Das Individuum kann damit seine soziale Welt interpretieren[9].
- Verteilung des Wissens: Die Wissensverteilung ist von der sozialweltlicher Position abhängig. Trotzdem ist das Wissen über die Wissensverteilung fast jedem zugänglich. Je nach Situation ist klar wer konsultiert werden muss um zu speziellem Wissen zu gelangen[10].
Weiterführende Links
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Münch, Richard (Hrsg.) (2002):
- "Soziologische Theorien. Bd. 1: Grundlegung durch Klassiker. Campus Verlag GmbH"
- Frankfurt a. Main
Weblinks
Bearbeitenhttp://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de
Einzelnachweise
Bearbeiten<references>
- ↑ vgl. Weblink: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/is/mikro/ehema/christmann/archiv/2006ws/folien/VL%20-%20WuH%2004.pdf gesichtet am 30.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/archiv/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/is/mikro/ehema/christmann/archiv/2006ws/folien/VL%20-%20WuH%2004.pdf gesichtet am 30.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009
- ↑ vgl. Weblink: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/files/lehre/Die%20Sozialphaenomenologie%20von%20A.%20Schuetz.pdf gesichtet am 27.03.2009