Soziologische Klassiker/ Migrationssoziologie/ Neue Theorien zur Migration

Kritischer Verweis im Bezug auf klassische Theorien


Aus heutiger Sicht ist die lineare Mechanik einiger Migrations-, bzw. Assimilationsmodelle (darunter auch einige der beschriebenen Klassiker) der 50-, bzw. 60er Jahre problematisch. So ist der kritische Verweis darauf, dass sich frühere Modelle der Assimilation vor allem auf die Eingliederung des Fremden und die Anpassung an das Aufnahmeland focusiert haben von Bedeutung. Dementsprechend fällt auch bei einer Reihe an Migrationstheoretikern auf, dass eher Flucht- bzw. Migrationsfolgen anstatt Ursachen der Migration beleuchtet werden. Petrus Han begründet diese Tatsache einerseits mit dem Vorgang der Entwurzelung, andererseits mit dem bereits angesprochenen Desozialisierungsprozess. Vor dem Hintergrund, dass diese Prozesse ausschlaggebend für die Lebens- und Biographieplanung des Fremden sind, befassen sich eine Vielzahl an soziologischen und psychotherapeutischen Forschungen eher mit den Folgen der Migration und der Eingliederung des Fremden als mit dem Vorgang der Trennung vom Herkunftsland.

Aus heutiger Sicht erscheint es fraglich, ob bespielsweise Shmuel N. Eisenstadts Konzept der Dispersion und seiner Theorie, dass die vollständige Eingliederung des Fremden mit dem Verschwinden der ursprünglichen Ethnie einhergehe, heute, vor dem Hintergrund einer multikulturellen bzw. pluralen Gesellschaft noch Gültigkeit besitzt. Viel eher erinnert dieses an die Ausländerpolitik der 70er Jahre in Deutschland, bzw. dem melting pot Konzept der USA und Kanada in den 50er Jahren, wo vor allem die Assimilation der Gastarbeiterfamilien und Einwanderer angestrebt wurde. Die Wahrung der rassischen und religiösen Dominanz sowie Homogenität der kulturellen Mehrheit durch die Anpassung der Minderheit stand im Vordergrund des politischen Konzeptes.


Worin liegt nun die Besonderheit der neueren Migrationstheorien?


Die neueren Migrationstheorien beschäftigen sich vor allem mit den veränderten Bedingungen der Migration, welche durch den Strukturwandel der kapitalistischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert bewirkt wurden. Ein darauffolgender Paradigmenwechsel ging einher, welcher sich vor allem in den dargestellten neuen Theorien manifestierte: Assimilation, ethnisch plurale Gesellschaft, Migration von Frauen, Transnationalismus, Migration aus der Sicht der Systemtheorie und der Wirtschaftswissenschaften. Sie stellen einen Versuch dar, die Mängel der klassischen Ansätze zu kompensieren.


Quellenverzeichnis

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  • WOLFGRUBER, Elisabeth R. (1993):
    "Die „Fremden“ im politischen Diskurs und Handeln der österreichischen Parteien, Unveröffentlichte Diplomarbeit"
    Salzburg.
  • HAN, Petrus (2005):
    "Soziologie der Migration,2. Auflage"
    Stuttgart: Lucius&Lucius.


Migration von Frauen

Ethnisch plurale Gesellschaft

Systemtheorie

Transnationalismus

Wirtschaftswissenschaft

Assimilation & Absorption