Formales Teil 1 Teil 2 Teil 3


Grundregeln

Bearbeiten

Spielziel

Bearbeiten

Das Ziel des Schachspiels ist es, den gegnerischen König zur Strecke zu bringen oder, wie es beim Schach heißt, ihn matt zu setzen. Wenn man den Gegner matt setzen kann, dann ist es richtig, dafür jede Figur zu opfern, außer den eigenen König.

Daran sieht man schon eine Besonderheit im Schachspiel: Es ist nicht einfach ein Zeitvertreib für den schnöden Pöbel, sondern das Spiel der Könige. Beim Spielziel äußert sich das darin, daß es eben nicht darum geht, sämtliche Steine des Gegners zu beseitigen. Sogar der letzte Bauer könnte beim Schach die gesamte feindliche Armee besiegen. Es geht einzig um den König.

Aber selbst dabei reicht es nicht, den gegnerischen König einfach zu beseitigen. Stattdessen wird dem König lediglich das Schwert gewissermaßen auf die Brust gesetzt, aber der tödliche Streich letztlich nicht durchgeführt. Das macht das Spiel ein bißchen schwieriger: Der König muß so vollständig bedroht werden, daß er nicht einmal mehr eine Möglichkeit hat, zu entkommen.

Die Spielparteien

Bearbeiten

Jede Partei besteht aus acht Figuren und acht Bauern. Bei den Figuren handelt es sich um einen König, eine Dame, zwei Läufer, zwei Türme und zwei Springer. Der Oberbegriff für Figuren und Bauern ist „Steine“, aber im normalen Gespräch ist man selten genau, sondern sagt ebenfalls "Figuren" dazu.

Innerhalb der Spielpartei gibt es nur sechs Arten von Steinen:

 

Von links nach rechts:

Der König, die Dame, der Läufer, der Turm, der Springer und der Bauer.

Das genaue Aussehen ist jedoch anders von einem Schachspiel zum nächsten. In den Medien (Zeitungen, Fernsehen, Internet) sieht man häufig diagrammtaugliche Designsets wie das Folgende:

Die beiden konkurrierenden Seiten werden Schwarz und Weiß genannt, obwohl die Steine meistens aus hellbraun und dunkelbraun lackiertem Holz bestehen.

Eine Eigenart beim Schach ist es, daß nicht gelost wird, welche Seite den ersten Zug machen darf, sondern dieses Privileg gehört der weißen Partei. Stattdessen wird die Farbe ausgelost oder (zum Beispiel bei Mannschaftskämpfen) mit einer Turnierregel bestimmt.

Auch beim Schachrätsel in der Tageszeitung ist es üblich, daß Weiß in der Diagrammstellung den ersten Zug hat, wenn es nicht extra dabeigeschrieben steht. Wenn Schwarz in der Diagrammstellung den nächsten Zug hat, dann wird das dagegen ausdrücklich erwähnt.

Die Grundaufstellung

Bearbeiten

Das Schachbrett besteht aus 8×8 Feldern, die abwechselnd dunkel und hell gefärbt sind. In diesem Artikel werden die Felder in hell- und dunkelbraun dargestellt. Der Einheitlichkeit und der Einfachheit halber spricht man trotzdem von den weißen bzw. den schwarzen Feldern.


Das Schachbrett wird so aufgestellt, daß sich für jeden Spieler in der linken unteren Ecke ein schwarzes Feld befindet. (Bei modernen Brettern hat man meist die Unterstützung der Notationsmarkierungen am Brettrand, aber gelegentlich bei privaten Partien ist so etwas nicht vorhanden.)

Die Waagerechten werden Reihen genannt, die Senkrechten Linien. Man spricht also von der d-Linie oder e-Linie, aber von der 4. Reihe oder 5. Reihe.

Die Figuren werden nun folgendermaßen aufgestellt: auf der Grundreihe außen nach innen die Türme, dann die Springer, dann die Läufer. Um sich die Reihenfolge leichter zu merken, wurde die übliche Staunton-Form so gestaltet, daß die Figuren nach innen hin immer höher werden: Der Springer ist, obwohl weniger wert, etwas höher als der Turm, aber etwas niedriger als der Läufer.

König und Dame streiten sich um die Zentralpositionen, und hier gilt die Regel „weiße Dame, weißes Feld – schwarze Dame, schwarzes Feld“. Der König, ganz Gentleman, nimmt auf dem verbleibenden Feld Platz. Die Bauern besetzen die Reihe davor.

Das Ziehen

Bearbeiten

Innerhalb eines Zuges hat jeder Spieler das Recht, einen Stein zu bewegen. Es besteht Zugzwang, also hat jeder Spieler auch die Pflicht dazu, der er sich nur durch Aufgabe der Partie entziehen kann. Zunächst ist der Spieler der weißen Steine an der Reihe (Anziehender), anschließend der Spieler der schwarzen Steine (Nachziehender). Danach folgt der nächste Zug. Damit ist auch gesagt, daß Weiß die Partie eröffnet.

Jede Figur wird auf eine eigene Art gezogen. Das wird genauer bei der Erklärung der einzelnen Figuren erläutert. Manche Figuren sind in der Lage, mehrere Felder auf einmal zu überqueren, aber auch nur bis zum Rand des Spielfeldes oder bis ein anderer Stein ihren Weg behindert. Es gibt außerdem noch einen Spezialzug, bei dem ein Spieler zwei Figuren gleichzeitig bewegen kann. Es handelt sich dabei um die Rochade, die später vorgestellt und hier nur zur Vorbeugung von Unklarheiten erwähnt wird.

Berührt – geführt

Ein Ehrenkodex der bei allen Brettspielen gilt, gilt natürlich auch beim Schach. Wenn ein Spieler seine Entscheidung, eine Figur zu ziehen, durch eine Berührung derselben kundgetan hat, ist er verpflichtet, tatsächlich einen Zug mit dieser Figur auszuführen. Die Rochade gilt hierbei als Königszug. Wenn ein Spieler eine gegnerische Figur berührt, so muss er diese auch schlagen. Falls jedoch kein Zug nach der Regelung „berührt – geführt“ möglich ist, ist ein beliebiger anderer Zug möglich. Um Figuren straflos anzufassen, etwa um sie zurechtzurücken, kann man dies mit „j’adoube“, dem französischen Wort für „Ich rücke zurecht“, ankündigen. Damit ist aber nur ein wirkliches Zurechtrücken gemeint. Bei Missbrauch, etwa um die Figur auf allen möglichen Feldern zu positionieren, um sich zu betrachten, ob der Zug möglicherweise gut ist, verliert das "j'adoube" seine Wirkung.

Auf diese Weise wird schon im Ansatz die ständige Rücknahme von unausgegorenen Zugexperimenten vermieden, welches eine Nervenbelastung darstellt. Auf höchster Ebene wäre dieses ein massives Problem, wie schon die Psychospielchen der Kontrahenten vergangener Weltmeisterschaften zeigen.

Notation: Im letzten Kapitel der Grundregeln geht dieses Buch ausführlich auf das Mitschreiben der Partie ein, dort wird der Unterschied zwischen kurzer Notation und langer Notation erläutert, außerdem zwischen angelsächsischer Notation und algebraischer Notation, deutschen und englischen Kurzzeichen. Damit Sie aber bereits jetzt schon mitlesen können, wird an jedes für die Notation wichtige Kapitel eine Kurzerläuterung angehängt.

Der Zug einer Partei wird korrekt eigentlich Halbzug genannt. Erst wenn beide Parteien gezogen haben, ist der Zug vollständig.

Ein Halbzug wird notiert durch

  1. das Kurzzeichen der Figur,
  2. die Angabe des Startfeldes,
  3. den Bindestrich '-',
  4. die Angabe des Zielfeldes, und
  5. eventuelle Sonderzeichen als Anhängsel.
  6. Die Rochade wird mit 0- 0 (klein) oder mit 0-0-0 (groß) gekennzeichnet

Ein ganzer Zug wird notiert durch

  1. die mitgezählte Zugnummer,
  2. den weißen Halbzug und
  3. den schwarzen Halbzug.

Ein mitnotierter Zug könnte also so aussehen: 1. Sg1-f3 Sb8-c6

Im allgemeinen wird aber eine verkürzte Variante verwendet: 1. Sf3 Sc6, beziehungsweise Sgf3 wenn auch der andere Springer nach f3 ziehen könnte.

Das Schlagen

Bearbeiten

Das Schlagen ist ein Spezialfall des Ziehens. In der Regel betritt die schlagende Figur durch einen regulären Zug das Feld der gegnerischen Figur, worauf die gegnerische Figur vom Brett genommen wird. Eine Ausnahme ist das Schlagen im Vorbeigehen (en passant).

Es herrscht kein Schlagzwang.

Es ist nicht möglich, eine eigene Figur zu schlagen.

Notation: Beim Schlagen wird der Bindestrich durch ein 'x' ersetzt, zum Beispiel Sf3xTe5 = Der Springer von f3 schlägt den Turm auf e5.