Schach: Eröffnung: Offen


Formales Teil 1 Teil 2 Teil 3


Offene Spiele

Bearbeiten

Variantenbaum

Bearbeiten



Allgemeines zu "offenen Spielen"

Bearbeiten


Offene Spiele beginnen mit der Zugfolge 1. e2-e4 e7-e5

Normalerweise bilden die offenen Spiele den Einstieg für Anfänger in das Feld der Schacheröffnungen. Dazu sind sie sehr geeignet, da die Spielidee sehr einfach ist: Schnellstmögliche Entwicklung aller Figuren nach Möglichkeit auf deren natürliche Entwicklungsfelder.

Darüber hinaus gehören sehr viele scharfe und taktische Systeme zu den offenen Spielen, so daß man strategische und positionelle Schwächen am ehesten hier durch Rechenarbeit ausgleichen kann.

Durch das Vorziehen des Königsbauern melden beide Kontrahenten ihre Ansprüche auf das Zentrum an, außerdem öffnen sie die Diagonalen sowohl für die Dame als auch für den Läufer. Allerdings verzichten beide auf eine wichtige Möglichkeit, den in der Grundstellung neuralgischen Punkt f2 bzw. f7 zu blockieren. Die Felder c4 und c5 sind ohnehin die natürlichen Entwicklungsfelder für die Königsläufer, jetzt erhalten sie dadurch einen freieren Blick auf f2/f7.

Offene Spiele müssen sich keineswegs den Vorwurf von reinen Anfängersystemen gefallen lassen, sie sind auch auf höchstem Niveau sehr verbreitet. Weltmeister Anatoli Karpow hat lange Zeit ausschließlich mit 1. e2-e4 eröffnet, bis er durch seine Duelle mit Garry Kasparow zu einem Umdenken gezwungen war, und in der Folge davon Abstand nahm. Weltmeister Kasparow dagegen sah sich durch dieselben Duelle bewogen, 1. e2-e4 in sein Repertoire aufzunehmen.

In der Regel folgt auf 1. e2-e4 e7-e5 der Zug 2. Sg1-f3


f3 ist das natürliche Entwicklungsfeld des Königspringers. Von dort aus hat er gute Bewegungsfreiheit, häufig kann er bedenkenlos eine gute Weile auf diesem Feld verbringen, ohne negativ aufzufallen. In diesem Fall stellt der Springer zusätzlich eine Drohung auf den schwarzen Bauern auf, auf die der Gegner reagieren muss.

Auf 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 wird häufig 2. ... Sb8-c6 durchgeführt, um den Bauern auf e5 zu schützen. Das Feld c6 ist außerdem das natürliche Entwicklungsfeld des schwarzen Damenspringers.

Nach 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 hat Weiß die Wahl zwischen verschiedenen Systemen, unter anderem

Spanische Eröffnung

Bearbeiten


der spanischen Eröffnung mit 3. Lf1-b5,

Die häufigste schwarze Antwort ist 3. ... a7-a6 zur Vertreibung des Läufers. Scheinbar kann Weiß darauf einen Bauern gewinnen durch 4. Lb5xc6 d7xc6 (nicht 4. ... b7xc6) 5. Sf3xe5, aber nach 5. ... Dd8-d4 gewinnt Schwarz den Bauern wieder zurück. Weil der Bauer nicht zu gewinnen ist, verzichtet Weiß häufig auf den Abtausch seines schönen Läufers gegen den Springer, und erhält stattdessen die Bedrohung des Springers mit 4. Lb5-a4 aufrecht. Schwarz kann mit 4. ... b7-b5 den Läufer endgültig von der Diagonalen vertreiben, und entwickelt auch noch mit Tempogewinn seinen Läufer, aber der Damenflügel ist damit endgültig aufgerissen, und eine lange Rochade ist in der Folge meist ein zu gefährliches Abenteuer.

Ebenfalls häufig wird 3. ... Sg8-f6 gespielt. Nach 4. 0-0 scheint nun Weiß einen Bauern eingebüßt zu haben, aber nach 4. ... Sf6xe4 5. Tf1-e1 ist der Springer aufgespießt, und Weiß erhält seinen Bauern zurück.

Italienische Eröffnung

Bearbeiten


der italienischen Eröffnung mit 3. Lf1-c4

Kurzpartien

Bearbeiten

Nachfolgende Miniaturen setzen den Zug 3 … Lf8-c5 voraus:


1. Miniatur

Bearbeiten

Eine Partie, die w:Gioacchino Greco 1619 in Rom als Anziehender gespielt hat.

4.c2-c3 Dd8-e7 ( Schwarz verfolgt eine Strategie die den Punkt e5 befestigt. )

5.0-0 d7-d6

6.d2-d4 Lc5-b6 ( Im Falle von 7. d5 hat der Springer das Rückzugsfeld d8. )

7.Lc1-g5 f7-f6?

8.Lg5-h4 g7-g5? ( Diesen Fehler baut Greco zu einer Mattfalle aus. )

9.Sf3xg5 f6xg5 10.Dd1-h5+ Ke8-d7 11.Lh4xg5 De7-g7? 12.Lc4-e6+!! Kd7xe6 13.Dh5-e8+ Sg8-e7 14.d4-d5#

2. Miniatur

Bearbeiten

Diese Partie wurde im 17. Jahrhundert von Greco gespielt, doch erst die Analyse durch Möller im Jahre 1889 und dessen Verbesserung machte diese bekannt als Möller-Angriff oder Greco-Möller-Angriff.

4.c2-c3 Sg8-f6 5.d2-d4 e5xd4 6.c3xd4 Lc5-b4+ 7.Sb1-c3 Sf6xe4 8.0-0 Lb4xc3 9.d4-d5! Diese Verbesserung Möllers verleiht dem Opfer einen viel größeren Sinn.

9. ... Sc6-e5 10.b2xc3 Se5xc4 11.Dd1-d4 Sc4-d6?

12.Dd4xg7 Dd8-f6

13.Dg7xf6 Se4xf6

14.Tf1-e1+ Ke8-d8?

15.Lc1-g5 Sd6-e8

16.Te1xe8+! Kd8xe8

17.Ta1-e1+ Ke8-f8

18.Lg5-h6+ Kf8-g8

19.Te1-e5

Und Weiß gewinnt, da es gegen Tg5# (falls der Springer zieht Te8#) keine Verteidigung mehr gibt.

3. Miniatur

Bearbeiten

Gespielt in London 1880.

4.Lc4xf7+? (Dies ist das Jerome-Gambit, das durch 7. ... Dd8-e7 8. De5xh8 De7xe4+ 9. Ke1-d1 De4xg2 10. Dh8xh7+ Kf7-f8 11. Th1-e1 d5 12. Te1-e8+ Kf8xe8 13. Dh7xg8+ Lc5-f8 widerlegt wird) Ke8xf7

5.Sf3xe5+ Sc6xe5 6.Dd1-h5+ g7-g6 7.Dh5xe5 d7-d6 Dieser letzte schwarze Zug eröffnet eine Falle.

8.De5xh8 Dd8-h4 9.0-0 Sg8-f6 Und die Falle hat zugeschnappt.

10.c2-c3? (10. Da8-d8 hält das Gleichgewicht) Sf6-g4 11.h2-h3 Lc5xf2+ 12.Kg1-h1 Lc8-f5! 13.Dh8xa8 Dh4xh3+! 14.g2xh3 Lf5xe4#

4. Miniatur

Bearbeiten

Die Partie wurde 1899 in Berlin zwischen Rosentreter und Höfer ausgetragen.

4.0-0 Sg8-f6 5.d2-d4 ( Das Italienische Gambit ) Lc5xd4

6.Sf3xd4 Sc6xd4 7.Lc1-g5 h7-h6? 8.Lg5-h4 g7-g5

9.f2-f4!! g5xf4 10.Tf1xf4 e5xf4 11.Dd1xd4 0-0 12.Lh4xf6 Dd8-e8 13.Lf6-h8 ... und wegen

14.Dd4-g7# gab Schwarz auf.

5. Miniatur

Bearbeiten

Eine Partie von 1900 zwischen Knorr und w:Michail Iwanowitsch Tschigorin.

4.d2-d3 Sg8-f6 5.0-0 d7-d6 6.Lc1-g5 (In Verbindung mit 0-0 statt Sc3 ungenau) h7-h6

(7. Lg5xf6 Dd8xf6 8. Sc3-d5 Sc6-e7 ist notwendig.)

7.Lg5-h4? g7-g5

8.Lh4-g3 h6-h5!!

(Dieser Falle entgeht Weiß mit 9. h4. In der Partie w:Serafino Dubois - w:Wilhelm Steinitz, London 1862 folgte darauf Lg4 10. c3 Dd7 11. d4 exd4 12. e5 dxe5 13. Lxe5 Sxe5 14. Sxe5 Df5 15. Sxg4 hxg4 16. Ld3 Dd5 17. b4 O-O-O 18. c4 Dc6 19. bxc5 Txh4 20. f3 Tdh8 21. fxg4 De8 22. De1 De3+ 23. Dxe3 dxe3 24. g3 Th1+ 25. Kg2 T8h2+ 26. Kf3 Txf1+ 27. Lxf1 Tf2+ 28. Kxe3 Sxf1 29. a4 Kd7 30. Kd3 Sxg4 31. Kc3 Se3 32. Ta2 Txb1 33. Td2+ Kc6 34. Te2 Tc1+ 35. Kd2 Tc2+ 36. Kxe3 Txe2+ 37. Kxe2 f5 38. Ke3 Kxc5 39. Kd3 f4 0-1)

9.Sf3xg5? h5-h4!

10.Sg5xf7 h4xg3!!

11.Sf7xd8 Lc8-g4

12.Dd1-d2 Sc6-d4

und der Sieg steht fest, denn

13.h3 Se2+ 14.Dxe2 Lxe2 15.Sxb7 Lb6 = // führt zu Ausgleich und ist damit die einzige Widerlegung

13.Sc3 Sf3+!! 14.gxf3 Lxf3 15.Lf7 Kxd8 16.h4 Txh4 17.Dh6 Txh6 18.Lh5 Txh5 19. Sd5 Th1#

6. Miniatur

Bearbeiten

Die Partie wurde 1918 zwischen Schwartz und Hartlaub in Bremen gespielt.

4.0-0 d7-d6

5.h2-h3? h7-h5!

6.Sf3-h2 Sg8-f6

7.d2-d3 Lc8-g4!

Der letzte schwarze Zug soll Weiß in eine Falle locken.

8.h3xg4? h5xg4

9.Sh2xg4 Sf6-h5

10.Lc1-e3 Dd8-h4

11.Le3xc5 Dh4-h1+!

12.Kg1xh1 Sh5-g3+

13.Kh1-g1 Th8-h1#

7. Miniatur

Bearbeiten

Die nachfolgende Partie wurde 1951 zwischen w:Brychta und w:Botur in Prag gespielt.

4.c2-c3 Lc5-b6

5.d2-d4 Dd8-e7

6.0-0 d7-d6

7.Sf3-g5?! Sg8-h6

8.Lc1-e3 0-0

9.f2-f4! e5xd4

10.c3xd4 Sh6-g4?

Schwarz greift den ungedeckten Läufer e3 an und läuft damit in die Falle.

11.f4-f5 Sg4xe3

12.Dd1-h5! h7-h6

13.f5-f6!! Lc8-g4

14.Dh5-g6

und das Matt erfolgt im nächsten Zug. Auch falls

13. ... gxf6 gefolgt wäre, so hätte es keine Rettung mehr gegeben, da

14.Dg6+ Kh8

15.Dh7#

Schottische Eröffnung

Bearbeiten


der schottischen Eröffnung mit 3. d2-d4 und

Ponziani-Eröffnung

Bearbeiten


der Ponziani-Eröffnung mit 3. c2-c3. Der c-Bauer unterstützt den Zentrumsvorstoß d2-d4. Die Chancen stehen recht gut, daß Schwarz seinen e-Bauern wegtauscht, wonach Weiß noch beide Zentrumsbauern hätte, außerdem wäre das Feld c3 wieder frei für den Damenspringer.


Alternativen zu 2. ... Sb8-c6 sind

Philidor-Verteidigung

Bearbeiten


die Philidor-Verteidigung mit 2. ... d7-d6 und

Russische Verteidigung

Bearbeiten


die Russische Verteidigung mit 2. ... Sg8-f6.

Hiermit stellt Schwarz offenkundig eine Gegendrohung auf den Bauern e4 auf. Wenn Weiß allerdings 3. Sf3xe5 spielt, darf nicht sofort mit 3. ... Sf6xe4 zurückgenommen werden, denn auf 4. Dd1-e2 muß der bedrohte Springer auf seinem Platz verharren, andernfalls droht noch direkt das Abzugsschach mit 5. Se5-c6+ mit gleichzeitiger Bedrohung der schwarzen Dame.

Stattdessen wird zunächst besser der weiße Springer vertrieben mit 3. ... d7-d6, anschließend kann der Bauer gefahrlos mit 4. ... Sf6xe4 genommen werden: Die Fesselung 5. Dd1-e2 wird mit 5. ... Dd8-e7 unwirksam gemacht.


Andere 2. Züge von Weiß, anstelle von 2. Sg1-f3

Bearbeiten

2. Sg1-e2 würde die Entwicklung des Läufers zu stark behindern, was gerade in der Eröffnung nicht gebraucht wird. 2. Sg1-h3 würde den Springer am Rande stehen lassen, er wäre nicht ausreichend entwickelt.

Andere Züge wären 2. Lf1-c4 Läuferspiel, 2. d2-d4 Mittelgambit und ...

Königsgambit

Bearbeiten

2. f2-f4 Königsgambit.

Das Königsgambit war die Standarderöffnung im 19. Jahrhundert, sie führt zu den vermutlich schärfsten Verwicklungen im ganzen Schachspiel, der f-Bauer beginnt unter dem Opfer seines eigenen Lebens einen kompromisslosen Kampf ums Zentrum, dafür büßt der weiße König einen wichtigen Teil seiner Deckung ein. Aufgrund von modernen Analysen und Erfahrungswerten gilt das Königsgambit heute als nicht vollwertig.


Damianos Verteidigung

Bearbeiten


Einen schlechten Ruf hat 2. ... f7-f6 Damianos Verteidigung. Auf 3. Sf3xe5 darf keinesfalls zurückgenommen werden, wegen 3. ... f6xe5 4. Dd1-h5+ g7-g6 5. Dh5xe5+ Ke8-f7 6. De5xh8 oder 4. ... Ke8-e7 5. Dh5xe5+ Ke7-f7 6. Lf1-c4+ d7-d5 (macht dem Läufer den Blick auf das in der Folge lebenswichtige Feld f5 frei) 7. Lc4xd5+ Kf7-g6 8. h2-h4 h7-h6 (Fluchtfeld für den König!) 9. Ld5xb7 Lf8-d6 (Auf 9. ... Lc8xb7 folgt De5-f5#) 10. De5-a5 Sb8-c6 11. Lb7xc6 und Weiß hat vier Mehrbauern.