Sütterlinschrift/ Teil 11
Leseübung
Bearbeiten- Wir üben Kurrentschrift lesen!
- Es folgen einige sehr bekannte Geschichten von Wilhelm Busch. Es geht los mit seiner bekanntesten Geschichte: „Max und Moritz“
- Max und Moritz (Vorwort) - in Druckschrift: Max und Moritz: Vorwort
Max und Moritz (1. Streich)
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- Max und Moritz (2. Streich) - in Druckschrift: Max und Moritz/Erster Streich
Max und Moritz (2. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Zweiter Streich
Max und Moritz (3. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Dritter Streich
Max und Moritz (4. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Vierter Streich
Max und Moritz (5. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Fünfter Streich
Max und Moritz (6. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Sechster Streich
Max und Moritz (7. Streich)
Bearbeiten- in Druckschrift: Max und Moritz/Letzter Streich
Fipps, der Affe (Anfang)
Bearbeitengedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 2 - Fipps, der Affe
- 1879
- Anfang
- Pegasus, du alter Renner,
- Trag mich mal nach Afrika,
- Alldieweil so schwarze Männer
- Und so bunte Vögel da.
- Kleider sind da wenig Sitte;
- Höchstens trägt man einen Hut,
- Auch wohl einen Schurz der Mitte;
- Man ist schwarz und damit gut. –
- Dann ist freilich jeder bange,
- Selbst der Affengreis entfleucht,
- Wenn die lange Brillenschlange
- Zischend von der Palme kreucht.
- Kröten fallen auf den Rücken,
- Ängstlich wird das Bein bewegt;
- Und der Strauß muß heftig drücken,
- Bis das große Ei gelegt.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 3 - Krokodile weinen Tränen,
- Geier sehen kreischend zu;
- Sehr gemein sind die Hyänen;
- Schäbig ist der Marabu.
- Nur die Affen, voller Schnacken,
- Haben Vor- und Hinterhand;
- Emsig mümmeln ihre Backen;
- Gerne hockt man beieinand.
- Papa schaut in eine Stelle,
- Onkel kratzt sich sehr geschwind,
- Tante kann es grad so schnelle,
- Mama untersucht das Kind.
- Fipps – so wollen wir es nennen. –
- Aber wie er sich betrug,
- Wenn wir ihn genauer kennen,
- Ach, das ist betrübt genug.
- Selten zeigt er sich beständig,
- Einmal hilft er aus der Not;
- Anfangs ist er recht lebendig,
- Und am Schlusse ist er tot.
Fipps, der Affe (Erstes Kapitel)
Bearbeitengedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 4 - Erstes Kapitel
- Der Fipps, das darf man wohl gestehn,
- Ist nicht als Schönheit anzusehn.
- Was ihm dagegen Wert verleiht,
- Ist Rührig- und Betriebsamkeit.
- Wenn wo was los, er darf nicht fehlen;
- Was ihm beliebt, das muß er stehlen;
- Wenn wer was macht, er macht es nach;
- Und Bosheit ist sein Lieblingsfach.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 5 - Es wohnte da ein schwarzer Mann,
- Der Affen fing und briet sie dann.
- Besonders hat er junge gern,
- Viel lieber als die ältern Herrn.
- „Ein alter Herr ist immer zäh!“
- So spricht er oft und macht „Bebä!“
- Um seine Zwecke zu erfüllen,
- Wählt er drei leere Kürbishüllen.
- Für auf den Kopf die große eine,
- Für an die Hände noch zwei kleine.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 6 - So kriecht er in ein Bündel Stroh,
- Macht sich zurecht und wartet so. –
- Dies hat nun allerdings den Schein,
- Als ob hier schöne Früchte sei'n.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 7 - Fipps, der noch nie so große sah,
- Kaum sieht er sie, so ist er da.
- Er wählt für seinen Morgenschmaus
- Sich gleich den allergrößten aus.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 8 - Doch wie er oben sich bemüht,
- Erfaßt ihn unten wer und zieht,
- Bis daß an jeder Hinterhand
- Ringsum ein Kürbis sich befand.
- So denkt ihn froh und nach Belieben.
- Der böse Mann nach Haus zu schieben.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 9 - An diesem Mannes Nase hing
- Zu Schmuck und Zier ein Nasenring.
- Fipps faßt den Reif mit seinem Schweif.
- Der Schwarze wird vor Schrecken steif.
- Die Nase dreht sich mehre Male
- Und bildet eine Qualspirale.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 10 - Jetzt biegt der Fipps den langen Ast,
- Bis er den Ring der Nase faßt.
- Dem Neger wird das Herze bang,
- Die Seele kurz, die Nase lang.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 11 - Am Ende gibt es einen Ruck,
- Und oben schwebt der Nasenschmuck.
- Der Schwarze aber aß seit dieser
- Begebenheit fast nur Gemüser.
Fipps, der Affe (Zweites Kapitel)
Bearbeitengedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 12 - Zweites Kapitel
- Natürlich läßt Fipps die ekligen Sachen,
- Ohne neidisch zu sein, von anderen machen.
- Dagegen aber, wenn einer was tut,
- Was den Anschein hat, als tät es ihm gut,
- Gleich kommt er begierig und hastig herbei,
- Um zu prüfen, ob's wirklich so angenehm sei.
- Mal saß er an des Ufers Rand
- Auf einer Palme, die dorten stand.
- Ein großes Schiff liegt auf dem Meer;
- Vom Schiffe schaukelt ein Kahn daher.
- Im kleinen Kahn da sitzt ein Mann,
- Der hat weder Schuhe noch Stiefel an;
- Doch vor ihm steht ganz offenbar
- Ein großes und kleines Stiefelpaar.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 13 - Und wie der Mann an das Ufer tritt,
- Bringt er die zwei Paar Stiefel mit.
- Das kleine, das er mit sich führt,
- Ist innen mit pappigem Pech beschmiert;
- Er trägt sie sorglich unter dem Arm
- Und jammert dabei, daß es Gott erbarm.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 14 - Kaum aber ziehet der Trauermann
- Sich einen von seinen Stiefeln an,
- So mildern sich schon ganz augenscheinlich
- Die Schmerzen, die noch vor kurzem so peinlich,
- Und gar bei Stiefel Numero zwei
- Zeigt er sich gänzlich sorgenfrei.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 15 - Dann sucht er in fröhlichem Dauerlauf
- Den kleinen Nachen wieder auf
- Und läßt aus listig bedachtem Versehn
- Das kleine Paar Stiefel am Lande stehn.
- Ratsch! ist der Fipps vom Baum herunter,
- Ziehet erwartungsvoll und munter
- Die Stiefel an seine Hinterglieder,
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 16 - Und schau! der lustige Mann kommt wieder.
- O weh! Die Stiefel an Fippsens Bein
- Stören die Flucht. Man holt ihn ein.
- Vergebens strampelt er ungestüm,
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 17 - Der Schiffer geht in den Kahn mit ihm.
- Zum Schiffe schaukelt und strebt der Kahn,
- Das Schiff fährt über den Ozean,
- Und selbiger Mann (er schrieb sich Schmidt)
- Nimmt Fipps direkt nach Bremen mit.
Fipps, der Affe (Drittes Kapitel)
Bearbeitengedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 18 - Drittes Kapitel
- Zu Bremen lebt gewandt und still
- Als ein Friseur der Meister Krüll,
- Und jedermann in dieser Stadt,
- Wer Haare und wer keine hat,
- Geht gern zu Meister Krüll ins Haus
- Und kommt als netter Mensch heraus.
- Auch Schmidt läßt sich die Haare schneiden.
- Krüll sieht den Affen voller Freuden,
- Er denkt: „Das wäre ja vor mir
- Und meine Kunden ein Pläsier.“
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 19 - Und weil ihn Schmidt veräußern will,
- So kauft und hat ihn Meister Krüll.
- Es kam mal so und traf sich nun,
- Daß Krüll, da anders nichts zu tun,
- In Eile, wie er meistens tat,
- Das Seitenkabinett betrat,
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 20 - Wo er die Glanzpomade kocht,
- Perücken baut und Zöpfe flocht,
- Kurz, wo die kunstgeübte Hand
- Vollendet, was der Geist erfand.
- Zur selben Zeit erscheint im Laden,
- Mit dünnem Kopf und dicken Waden,
- Der schlichtbehaarte Bauer Dümmel,
- Sitzt auf den Sessel, riecht nach Kümmel
- Und hofft getrost, daß man ihn schere,
- Was denn auch wirklich nötig wäre.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 21 - Wipps! sitzt der Fipps auf seinem Nacken,
- Um ihm die Haare abzuzwacken.
- Die Schere zwickt, die Haare fliegen;
- Dem Dümmel macht es kein Vergnügen.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 22 - Oha! Das war ein scharfer Schnitt,
- Wodurch des Ohres Muschel litt.
- „Hör upp!“ schreit Dümmel schmerzensbange.
- Doch schon hat Fipps die Kräuselzange.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 23 - Das Eisen glüht, es zischt das Ohr,
- Ein Dampfgewölk steigt draus hervor.
- Die Schönheit dieser Welt verschwindet,
- Und nur der Schmerz zieht, bohrt und mündet
- In diesen einen Knotenpunkt,
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 24 - Den Dümmel hier ins Wasser tunkt. –
- Der Meister kommt. – Hoch schwingt die Rechte
- Wie zum Gefechte, eine Flechte.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 25 - Der Spiegel klirrt, die Hand erlahmt;
- Der Meister Krüll wird eingerahmt.
- „Mir scheint, ich bin hier unbeliebt!“
- Denkt Fipps, der sich hinwegbegibt.
Fipps, der Affe (Viertes Kapitel)
Bearbeitengedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 26 - Viertes Kapitel
- Dämmrung war es, als Adele
- Mit dem Freunde ihrer Seele,
- Der so gerne Pudding aß,
- Traulich bei der Tafel saß.
- „Pudding“, sprach er, „ist mein Bestes!“
- Drum zum Schluß des kleinen Festes
- Steht der wohlgeformte große
- Pudding mit der roten Soße
- Braun und lieblich dampfend da,
- Was der Freund mit Wonne sah.
- Aber, ach du meine Güte,
- Plötzlich stockt das Herzgeblüte. –
- Angelockt von Wohlgerüchen,
- Hat sich Fipps herbeigeschlichen,
- Um mit seinen giergen Händen
- Diesen Pudding zu entwenden,
- Hergestellt mit großem Fleiß.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 27 - Ätsch! Die Sache ist zu heiß! –
- Ärgerlich ist solche Hitze.
- Schlapp! Der Freund hat eine Mütze
- Tief bis über beide Backen.
gedruckter Text - Fipps der Affe - Bild 28 - Platsch! Und in Adeles Nacken,
- Tief bis unten in das Mieder,
- Rinnt die rote Soße nieder.
- So wird oft die schönste Stunde
- In der Liebe Seelenbunde
- Durch Herbeikunft eines Dritten
- Mitten durch- und abgeschnitten;
- Und im Innern wehmutsvoll
- Tönt ein dumpfes: kolleroll!
(Fortsetzung in Teil 12)