Pilzanbau/ Herstellung von Impfspritzen

Sporenspritze Bearbeiten

Eine Sporenspritze enthält Pilzsporen in sterilem Wasser. Sie wird verwendet, um vorbereitetes Substrat oder Substratkuchen zu beimpfen. Da eine Kanüle kein großes Loch reißt (Spawnbeutel/PF-Tek-Deckel) oder keine große Öffnung (Gläser / Petrischalen) braucht, ist die Spritzenmethode besonders kontaminationsvorbeugend.

Herstellung Bearbeiten

Die Herstellung von Sporenspritzen findet idealerweise in einem sterilen Luftstrom statt, wie ihn etwa z.B. ein HEPA-Filter produziert, oder in einer Impfbox herrscht. Ein steriler Sporenabdruck wird mit sterilem Werkzeug in ein steriles Glas gekratzt. Die Sporen im Glas mit sterilem destillierten Wasser lösen. Nun unter ständigem Rühren alle Spritzen aufziehen.

Für Interessierte ohne spezielle Ausrüstung (wie HEPA-Filter etc.) hat sich folgende Methode als nützlich erwiesen: Ein Konservenglas mit Metalldeckel wird unter heißem Wasser gereinigt, in den Deckel ein Loch mit einem kleinen Nagel geschlagen, und anschließend autoklaviert (d.h. im Dampfdruck-Kochtopf, ca. 1 Std). Sollte kein Schnellkochtopf vorhanden sein, kann ggf. ein normaler Kochtopf oder ein Backofen (180° C, 2 Stunden) herhalten. Sollte man sich für den Backofen entscheiden, so ist zu beachten, dass hier der Metalldeckel separat (etwa durch eine Alkohollösung) zu sterilisieren ist, da die Beschichtung auf der Innenseite durch die trockene Hitze sonst beschädigt werden könnte. Das Loch im Deckel wird anschließend mit Klebeband versiegelt.

Der Sporenabdruck kann nun (nach vollständigem Abkühlen) direkt im Glas erfolgen. Dazu wird der - erst seit kurzer Zeit - geöffnete Hut mit einem sterilen Messer vom Fruchtkörper getrennt und mit sterilen Handschuhen vorsichtig in das Glas überführt. Nach etwa 10 Stunden wird dieser wieder vorsichtig aus dem Glas entfernt (Kontaminationsrisiko!).

Um eine Sporenspritze aufzuziehen wird nun das Klebeband mit einer Spritze durchstochen und steriles Wasser (z.B. abgekocht) auf den Sporenabdruck gegeben. Sollten sich die Sporen nicht lösen, kann mit der Kanüle nachgeholfen werden. Nachdem sich die Sporen im Wasser gelöst haben, wird die Spritze wieder aufgezogen. Die Kanüle sollte anschließend unter einer rußfreien Flamme rotglühend sterilisiert werden. Dabei nicht die Plastikeinfassung der Kanüle schmelzen!

Verwendung Bearbeiten

Vor der Verwendung einer Sporenspritze zuerst etwas sterile Abluft einer Flamme in die Spritze saugen und heftig durchschütteln, damit sich die abgelagerten Sporen gleichmäßig im Wasser verteilen. Vor jedem Einstich die Kanüle ausglühen (und geplante Einstichstelle auf dem Substratbeutel desinfizieren), um das Kontaminationsrisiko zu minimieren. Die Kanüle nicht unnötig tief hineinstechen. Die Einstichstelle schnell mit Heißkleber oder Klebeband versiegeln.

Lagerung Bearbeiten

Die beste Lagerung für vorbereitete Spritzen ist im Kühlschrank. In einem Gefrierbeutel (Im Kühlschrank, nicht unter 5°C!) verpackt hält sich eine gesunde Sporenspritze zirka sechs Monate. Viele Hobbyzüchter bestellen ganz legal von Züchtern aus den umliegenden EU-Ländern Sporenspritzen aller Sorten und Arten, die in steriler Umgebung hergestellt wurden. Das Preisleistungsverhältnis stimmt bei den Marktführern. Eine solche Spritze, in der bis zu 100 ml der Lösung enthalten sind, kostet etwa 10 €.

Myzelspritze Bearbeiten

Eine Myzelspritze funktioniert ähnlich wie eine Sporenspritze, wobei die Sporen durch kleine Myzelstücke ersetzt werden. Jedes noch so kleine Stück Myzel kann auf geeignetem Nährboden weiterwachsen und diesen komplett durchwachsen. Myzelspritzen sind im Vergleich zu Sporenspritzen weniger kontaminationsanfällig, da man hier mit stark verdünntem Wasserstoffperoxid (0,3 %) arbeiten kann. Wasserstoffperoxid enthält radikalen Sauerstoff, der Kontaminantensporen oxidiert und dadurch abtötet. Das Myzel überlebt den Kontakt mit dem Wasserstoffperoxid und kann ungestört das Substrat durchwachsen.

Herstellung in der Petrischale Bearbeiten

 
Honigmyzel

Auf das Myzel in der Petrischale werden wenige ml sterilisierte Nährlösung gegeben. Nun wird mit der dicken Kanüle der Spritze Myzel vom Agar abgekratzt, so dass es auf der Nährlösung schwimmt. Dieses Gemisch aus Nährlösung und Myzel kann nun mit der Spritze aufgezogen werden. Evtl. mit 0,3-prozentigem H2O2 (Wasserstoffperoxid) auffüllen. Anschließend etwas sterile Luft (sterile Abluft einer Flamme oder Luft aus dem HEPA-Filter) einsaugen und die Spritze schütteln.

Kanüle ausglühen!

Herstellung mit kultiviertem Flüssigmyzel Bearbeiten

Diese Methode erfordert einen Arbeitsschritt mehr als das Aufziehen von Myzel aus einer Petrischale, ist aber effektiver, da weitaus mehr Spritzen hergestellt werden können.

Herstellung der Nährlösung Bearbeiten

Flüssigmyzel nennt man umgangssprachlich jenes Myzel, das in einer flüssigen Nährlösung wächst. Die Nährlösung besteht aus Wasser und dem Nährstoff. Als Nährstoff kommen u.a. Honig, Malzextrakt, Reissirup und Dextrose in Frage. Zur Herstellung der Nährlösung wird ein Teelöffel Nährstoff mit etwa 100 ml warmem Wasser vermischt und in einem Glas sterilisiert. Ein Loch im Glasdeckel ermöglicht das spätere Beimpfen. Während der Sterilisation sollte dieses mit Alufolie abgedeckt und nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur wasserdicht (z.B. mit Isolierband) versiegelt werden.

Impfen der Nährlösung Bearbeiten

Nach der Sterilisation wird das Glas mit einem Stück Myzel (z.B. von einem Agar-Nährboden) beimpft. Alternativ ist es auch möglich, Sporen (z.B. aus der Sporenspritze) direkt in die Nährlösung zu geben. Der Schritt der Petrischalen-Kultur kann somit ggf. entfallen. Die Zeit, die das Myzel zum Durchwachsen der Nährlösung braucht, hängt von den üblichen Faktoren wie Pilzart, Sauerstoffgehalt, Konzentration der Nährstoffe und Temperatur, sowie der Impfmethode (Sporen oder Myzel) ab. Bei der Zugabe von kleinen Glasscherben kann das Myzel durch Schütteln schneller verteilt werden. Es durchwächst so - durch die größere Oberfläche - die Nährlösung schneller und gleichmäßiger. Außerdem erhöht das Schütteln den Sauerstoffgehalt in der Flüssigkeit. Alternativ kann hier auch ein Magnetrührer zum Einsatz kommen. Dabei empfiehlt sich ein Erlenmeyerkolben mit Schikane (Stromstörer).

Aufziehen von Spritzen Bearbeiten

Nach einer Durchwachszeit von einigen Tagen bis mehreren Wochen (je nach Umweltbedingungen und Art der Impfung) können dann aus dem Glas mehrere Myzelspritzen aufgezogen werden. Dabei ist zu beachten, dass das Myzel die Kanüle nicht verstopft. Es sollten daher nicht übermäßig Nährstoffe in der Lösung vorhanden sein und die Spritzen nach dem Aufziehen kühl gelagert werden (um ein weiteres Wachstum zu verzögern). Des Weiteren sollte das Glas niedrig genug sein, um mit der Kanüle genügend Flüssigkeit aufnehmen zu können ohne den Deckel zu öffnen.

Verwendung Bearbeiten

Eine Myzelspritze ist wie eine Sporenspritze zu benutzen: Kleine Mengen Flüssigkeit in oder auf das zu besiedelnde Substrat spritzen. Einstichloch nach Beimpfung versiegeln.

Lagerung Bearbeiten

Der beste Ort zur Lagerung von vorbereiteten Spritzen ist - wie bereits erwähnt - der Kühlschrank bei ca. 4°C, denn viele Pilzarten stellen bei niedrigeren Temperaturen das Wachstum ein, bzw. reduzieren es auf ein Minimum. In einem Gefrierbeutel verpackt hält sich eine gesunde Myzelspritze mindestens acht Wochen.