Mehr wilde Natur durch Gartenrenaturierung/ Seltsame Phänomene

Hormone

 
Gallenbildung an Klatschmohn

Das seltsame Phänomen parasitären Verhaltens bei einer Art von wildem, roten Klatschmohn: Bei einigen Pflanzen wachsen nach der Blüte merkwürdige, entartete Kapselfrüchte heran, die aussehen wie große Stachelbeeren. Bild: Rechts von den drei Gallen eine normale, vertrocknete Kapselfrucht.

 
Larven der Mohn-Gallwespe

Die Idee, so ein Ding einfach mal durchzuschneiden und unter die Lupe zu nehmen war überraschend. Und siehe da: Da wachsen offensichtlich kleine Parasiten heran, die im ersten Moment wie Samen aussehen, und sich plötzlich bewegen! Etwa 2 mm große, gelbe Larven in ihren Kammern. Das ist die Brut der Mohn-Gallwespe (Aulax papaveris). Ausschließlich in die heranwachsenden Samenkapseln dieser einen Mohnart legt sie ihre Eier. Und jetzt kommt's: Die Wissenschaft hat bis heute noch nicht herausgefunden, wie die Gallwespe es schafft, die Gene des Mohns durch Hormone (Cytokinine[1]) derart zu beeinflussen, dass sie diese entartete Frucht (Galle) hervorbringt, incl. Kinderstube! Man vermutet etwas im Gift des Legestachels.

Viele Millionen Jahre Evolution müssen vergangen sein, um diese parasitäre Beziehung zwischen Insekt und Pflanze zu entwickeln, die der Wirtspflanze aber nicht schadet. Wo die Pflanze nicht mehr da ist, stirbt die Wespe aus. Nun, die Gallwespe gilt, obwohl sie ja eine Pflanze zur Fortpflanzung missbraucht, als Nützling im Garten, da sie ein reiner Fleischfresser ist – zumindest im Stadium der fliegenden Wespe!

Ist es nicht wie ein kleines Wunder, wie verwoben die (kleinen) Dinge in der Natur sind? Im Garten agiert noch eine andere Art von Gallwespe, die die Samenstände des Spitzwegerichs infiziert. Sieht irre aus. Und es gibt noch diverse andere Arten. Die kugeligen Gallen an Eichenblättern haben Sie sicher schon einmal gesehen.

Pheromone Bearbeiten

Pheromone (Duftstoffe), die mit Informationen über die Luft eine Reaktion in derselben Art von Pflanze auslösen, gehören ebenso zum phänomenalen Repertoire der Natur.

Pflanzen können sich gegenseitig warnen. Wird eine Pflanze z. B. durch den Fraß von Käfern an ihren Blättern aufmerksam – einer Art Schmerz-Reflex ähnlich den elektrischen Impulsen über Nervenbahnen zum Gehirn eines Tieres – entwickelt sie einen Duftstoff, den sie über die Blätter an die Luft abgibt. So werden in der Nähe alle Artgenossen im Luftstrom informiert (Diese Impulse brauchen aber weitaus länger als bei Tieren und bewegen sich ca. 20 cm innerhalb einer Stunde).

In den Empfängern der Botschaft wird wiederum eine Abwehrreaktion ausgelöst, und mittels Giftproduktion im eigenen Blattgewebe vergällen sie den hungrigen Käfern den Appetit.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. sind Pflanzenhormone, die das Gewebe von Pflanzen verändern können