Ein Wiki, auch WikiWiki und WikiWeb genannt, ist eine im World Wide Web verfügbare Seitensammlung, die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online geändert werden kann. Wikis ähneln damit Content Management Systemen. Der Name stammt von wikiwiki, dem hawaiianischen Wort für "schnell". Wie bei Hypertexten üblich, sind die einzelnen Seiten und Artikel eines Wikis durch Querverweise (Links) miteinander verbunden. Die Seiten lassen sich jedoch sofort am Bildschirm ändern. Dazu gibt es in der Regel eine Bearbeitungsfunktion, die ein Eingabefenster öffnet, in dem der Text des Artikels bearbeitet werden kann.

Seitentitel: MediaWiki/ Anhang/ Was ist ein Wiki?
(MediaWiki/ Anhang/ Was ist ein Wiki?)
(MediaWiki/ Anhang/ Was ist ein Wiki?)

Mit der Änderbarkeit der Seiten durch jedermann wird eine ursprüngliche und zuvor nicht verwirklichte Idee des World Wide Web realisiert. Die Wiki-Software kann aber auch in Intranets oder auf privaten Rechnern eingesetzt werden.

Um den Text lesbarer und gegliedert zu gestalten, gibt es meist Zeichenkombinationen, die dem eingeschlossenen Text eine Formatvorlage zuweisen. Diese so genannten Tags werden im Eingabefenster an entsprechender Stelle eingegeben. In der Wikipedia beispielsweise ergibt die Eingabe "ein ''kursives'' Wort" die Ausgabe "ein kursives Wort".

Die Gesamtheit dieser Tags wird als Wiki-Syntax bezeichnet und unterscheidet sich je nach verwendeter Wiki-Software. Allen Dialekten ist jedoch zu eigen, dass sie sehr viel einfacher aufgebaut sind als das ansonsten im World Wide Web verbreitete HTML. Diese Beschränkung auf das Wesentliche ermöglicht einer großen Gruppe von Menschen, insbesondere auch Computer-Laien, mit wenig Lern- und Schreibaufwand an diesem System teilzuhaben.

Ein oft gebrachter Einwand gegenüber Wikis besteht in der Möglichkeit des Vandalismus. Bei typischer Wiki-Software ist es Benutzern jedoch möglich, von Vandalen durchgeführte Zerstörungen durch den Aufruf unzerstörter Fassungen der betroffenen Seiten zu beheben. Eine Untersuchung des IBM Watson Research Center ergab, dass dies bei der wikipedia.org durchschnittlich in weniger als 3 Minuten geschieht.

Geschichte

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Wikis entstanden als Wissensmanagement-Tool im Umfeld der "Entwurfsmuster"-Theoretiker nach einer Idee aus dem Jahre 1995. Das erste WikiWikiWeb wurde vom US-amerikanischen Software-Guru Ward Cunningham entwickelt. In diesem Zeitraum entstanden eine Reihe ähnlicher Konzepte, denen jedoch kein vergleichbarer Erfolg beschieden war, beispielsweise XEROX Sparrow (1996).

Die vermutlich erste Adaption des Wiki-Prinzips jenseits von Ward Cunninghams WikiWikiWeb war das CoWeb des Hochschullehrers Mark Guzdial 1997.

Das Konzept von Wikis ähnelt dem, was sich Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, ca. 1990 ursprünglich unter selbigem vorstellte. Die Informationen sollten online verfügbar und sofort bearbeitbar sein. In historischer Perspektive beschreibt er dies in seinem Buch "Weaving The Web" (dt. "Der Web Report", Kapitel 1).

Wiki-Idee in der Literatur

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Der Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams aus dem Jahre 1979 wird oft als literarische Vorwegnahme des Wiki-Prinzips aufgefasst. Bei dem "Anhalter"-Handbuch im Roman handelt es sich um einen Reisebegleiter, der von mehreren durch das Universum reisenden Autoren geschrieben und aktualisiert wird; auch im "Anhalter" sind die Artikel untereinander verknüpft. Auf der BBC-Homepage existiert mit H2G2 ein redaktionell gepflegtes "Anhalter"-Handbuch als Wiki-ähnliches System.

Bedeutende Wikis

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Das zur Zeit weltgrößte Wiki ist die 2001 gegründete Wikipedia, eine freie Enzyklopädie. Sie enthält über 20 Millionen Artikel, verteilt auf etwa 270 Sprachen.[1] Ebenfalls bekannt ist das englischsprachige MeatballWiki, in dem unter anderem die Eigenarten und Gesetzmäßigkeiten von Online-Communities diskutiert werden.

Im deutschsprachigen Raum bekannte Wikis sind das Deutsche-Software-Entwickler-Wiki (DseWiki),[2] das LinuxWiki, das JuraWiki, der Reiseführer WikiTravel, das WirtschaftsWiki, die Wikipedia-Parodie Kamelopedia und die Sciencefiction-Datenbanken Memory Alpha (Star Trek) und Perrypedia (Perry Rhodan).

Vernetzung von Wikis

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Zur Vernetzung von Wikis dient das Konzept der InterWiki-Links. Von der Wikipedia-Tourbus-Haltestelle aus kann man eine virtuelle Busrundfahrt durch viele unterschiedliche Wikis unternehmen. Miteinander „benachbarte“ Wikis verknüpft der wiki-node.

Umfangreiche Listen der im Web verfügbaren Wikis finden sich weiter unten im Abschnitt Weblinks.

Wiki-Software

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Neben dem von Ward Cunningham in Perl geschriebenen Ur-Wiki existieren mittlerweile zahlreiche Wiki-Engines in unterschiedlichen Programmiersprachen, zu den bekanntesten zählen MoinMoin, UseModWiki und die von der Wikipedia verwendete Software MediaWiki. Den Server oder die Gruppe von Servern, welche Wiki-Hosting anbieten, nennt man auch Wiki-Farm.

Siehe auch: CalitrixWiki, JSPWiki, pmWiki, SnipSnap

Wiki als Marke

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In Deutschland ist „Wiki“ in der Klasse 30 (Dauerbackwaren, nämlich Dominosteine, Aachener Printen, Lebkuchenherzen gefüllt und ungefüllt, Spritzkuchen und weitere Lebkuchenspezialitäten, Kaffeegebäck) als Markenname der Firma Wilhelm Kinkartz GmbH & Co KG eingetragen. Die Eintragung besteht seit 1989; von 1956 bis 1998 war der Name zusätzlich mit einem Logo als Bildmarke für Teigwaren und Dauerbackwaren eingetragen. Für andere Güter dürfte die Bezeichnung als Gattungsbegriff inzwischen nicht mehr eintragsfähig sein.

Literatur

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  • Bo Leuf & Ward Cunningham: The Wiki Way: Quick Collaboration on the Web, Addison-Wesley 2001, ISBN 0-201-71499-X
  • Christian Eigner, Helmut Leitner, Peter Nauser: Online-Communities, Weblogs und die soziale Rückeroberung des Netzes, Nausser & Nausser 2003, ISBN 3901402373
  • Erik Möller: Die heimliche Medienrevolution - Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Heise 2004, ISBN 3-936931-16-X
  • Anja Ebersbach, Markus Glaser und Richard Heigl: WikiTools. Kooperation im Web, Springer 2005, ISBN 3-540-22939-6
  • Christoph Lange (Hrsg.): Wiki - Planen, Einrichten, Verwalten, Computer- und Literaturverlag 2005, ISBN 3-936546-28-2
  • Jérome Delacroix: Les wikis: espaces de l'intelligence collective, M2 Editions 2005, ISBN 2952051445
  • Dave Johnson: Blogs, wikis and feeds in action, Manninng 2005, ISBN 1932394494
  • Andreas Streiff: Wiki - Zusammenarbeit im Netz, BoD 2005, ISBN 3833426411
Wiki-Engines, Wikis und Wiki-Farmen
Hintergrundinformationen
  • Erik Möller: Tanz der Gehirne (Telepolis)
  • Richard Cyganiak: Wiki und WCMS - Vergleich von Content-Management-System und Wiki (PDF)
  • "Wiki" im Weblog Netbib Mit den Schwerpunkten Wikis in der Hochschule und im Unternehmen, Wikipedia und andere öffentliche Wiki-Gemeinschaften sowie Wiki-Software
Konferenzen
Einzelnachweise
  1. Stand vom 18.12.2011 – siehe Alle Wikipedias.
  2. Etwa 3000 Seiten April 2005.