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typisches Blutgasgerät

Das Wichtigste

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  • Die BGA ist die Blutgasanalyse. Mit der   Blutgasanalyse kann man
    • die Konzentration der Blutgase ( Sauerstoff und Kohlendioxid) und
    • den   Säure-Basenhaushalt des Körpers mit dem Base Excess BE überprüfen.
  • Die Konzentration eines Gases im Blut entspricht seinem   Partialdruck und wird mit einem kleinen p abgekürzt.
  • falls der pO2 erniedrigt ist, liegt eine Hypoxämie vor
  • falls der pCO2 erniedrigt ist, liegt eine Hyperventilation vor.
  • falls der pCO2 erhöht ist, liegt eine Hyperkapnie vor
  • falls der Baseexcess BE negativ < 5 ist, liegt ein saurer Stoffwechsel vor.
  • falls der Baseexcess BE positiv > 5 ist, liegt ein alkalischer Stoffwechsel vor.
  • ein saurer Stoffwechsel beruht meistens auf einer echten metabolischen Azidose und ist oft durch eine kompensatorische Hyperventilation begleitet
    • die häufigsten Ursachen sind ein entgleister Diabetes mellitus oder eine Niereninsuffizienz
  • ein alkalischer Stoffwechsel kann entweder durch eine echte metabolische Alkalose oder durch eine Kompensation einer chronischen Hyperkapnie zustande kommen.

Allgemeines

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Die Blutgasanalyse ist ein Verfahren zur Bestimmung des Partialdrucks der im Blut gelösten Gase (CO2 und O2). Bei vielen Geräten wird außerdem der Hämoglobinwert, der Säure-Base-Haushalt (pH-Wert, Base-Exess), der Elektrolythaushalt (Na+, K+, Cl-, Ca2+) und der Laktatspiegel bestimmt. Das Besondere ist die Verfügbarkeit der Ergebnisse in z.T. 90 Sekunden. Die BGA wird häufig in Funktionsabteilungen (Intensivstation, OP, Aufnahme) zur Erstdiagnostik und in der Pulmologie zum Beurteilen der Lungenfunktion verwendet.

Abkürzungen und englische Bezeichnung

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  • BGA Blutgase
  • pH pH-Wert des Blutes, Säuregrad des Blutes, Wasserstoffionenkonzentration
  • pO2 Partialdruck des Sauerstoff im Blut, Sauerstoffkonzentration im Blut
  • paO2 arterieller pO2
  • pCO2 Partialdruck des Kohlendioxids im Blut, CO2 Konzentration im Blut
  • BE base excess,   Basenüberschuß, bei negativen Werten Basendefizit
  • FiO2 Sauerstoffkonzentration am Beatmungsgerät, Raumluft, FiO2 0,21


Die Oximetrie:

  • pO2
  • tHb,
  • Hct,
  • sO2, Sauerstoffsättigung sO2 , wie viel Prozent des Hämoglobins sind mit Sauerstoff gesättigt
  • O2Hb, Oxyhämoglobin (O2Hb), Relation von sauerstofftragendem Hämoglobin zum Gesamt-Hb
  • COHb, Carboxyhämoglobin, das Hb hat sich mit Kohlenmonoxid (CO) verbunden
  • MetHb Methämoglobin, durch NO-Beatmung kann MetHb entstehen.
  • SHb Sulfhämoglobin , wenn Blut mit Schwefelwasserstoff (H2S) in Verbindung gekommen ist
  • RHb Reduziertes Hb Desoxyhämöglobinkonzentration im Blut, HHb (Desoxyhämoglobin), RHb und sO2 ergeben addiert 100
  • Hb Hämoglobin
  • Ht , Hkt Hämatokrit

Material und Abnahme

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Das BGA Blut muß nach Abnahme schnell ( < 5 Minuten ) verarbeitet werden, sonst sind die Messwerte nicht mehr zu gebrauchen.

Arterielle BGA

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Zur Gewinnung einer arterielle BGA wird oft die A. Radialis oder die A. Ulnaris punktiert oder eine arterielle Verweilkanüle genutzt. Die Werte geben Auskunft über den pulmonalen Gasaustausch, das Sauerstoffangebot und die CO2-Abatmung. Sollte der pO2 zu niedrig oder der pCO2 zu hoch sein spricht man von einer respiratorischen Insuffizienz.


Zentralvenöse BGA

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Eine zentralvenöse BGA gewinnt man aus einem Venenverweilkatheter, dessen Lumen im rechten Vorhof liegt (z.B. V. jug., V. Subcl.). Der pO2 ist aufgrund des kapillären Gasaustausches gesunken, während der pCO2 gestiegen ist. Aus der zentralvenösen Sauerstoffsättigung können gute Rückschlüsse auf die Pumpleistung des Herzens gezogen werden, da der gesunde Herzmuskel einen höheren Sauerstoffbedarf kompensieren kann. Ab einer Sauerstoffsättigung von unter 70 % kann eine Einschränkung der Herzleistung vorliegen. Besonderer Bedeutung kommt der zentralvenösen Sättigung in der Sepsistherapie zu.

Normalwerte

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Abk  Bedeutung                           Arteriell       Zentralvenös        Venös
-----------------------------------------------------------------------------
pH    Wasserstoffionenkonzentration      7,35 – 7,45     7,32 - 7,42
pC02  Kohlendioxidpartialdruck           35 - 45 mmHg    40 - 50 mmHg
pO2   Sauerstoffpartialdruck             80 - 100 mmHg   40 - 60 mmHg
sO2   Sauerstoffsättigung                90 - 100%       70 - 80 %
HCO3- Standardbikarbonat                 22 - 26 mmol/l  25 - 28 mmol/l
BE    Base Excess                        -2 bis 2        -4 bis 0
Hb    Hämoglobin                         12 - 16 g/dl    12 bis 16 g/dl


arteriell

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Direkt aus einer Arterie beispielsweise einer Verweilkanüle in der Arteria radialis oder aus der Arteria femoralis in der Leiste .

Kapillär aus dem Ohrläppchen

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Bei korrekter Abnahmetechnik für die Parameter pH, PCO2 und Hb meist in guter Übereinstimmung (mit konstanten Umrechnungfaktoren nahe 1) mit den arteriell bestimmten Werten. Das pO2 im kapillär entnommenen Blut liegt meist deutlich tiefer als das pO2 im arteriell entnommenen Blut. Die Unterschiede können erheblich sein, abhängig von der venösen Beimischung zum arterialisierten Blut, Ausschöpfung des angelieferten Sauerstoffs im Gewebe u.a.m. In der kapillären BGA kann die pO2 deshalb kaum sinnvoll beurteilt werden; die kapilläre Bestimmung kann folglich bei Patienten, die genaue PO2-Kontrollen benötigen, nicht eingesetzt werden. Quelle: [1]

Zentralvenös

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Indikation

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Die Blutgasanalyse dient zur Überprüfung

  • des Säurebasenhaushalts und
  • der Atmung

Krankheiten, die den Säurebasenhaushalt beeinträchtigen können:

  • Diabetes mellitus
  • Niereninsuffizienz
  • Intoxikationen
  • Schwere Infektionen , Sepsis
  • Leberinsuffizienz
  • Diuretikatherapie

Krankheiten, die Atmung beeinflußen und beeinträchtigen können:

  • Pneumonie
  • Lungenembolie
  • COPD
  • Hyperventilation
  • schwere Herzinsuffizienz
  • schwere Atemnot

Physiologie

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Viele biochemische Reaktionen, die Aktivität von Enzymen und die Konformation vieler Proteine wird durch die Wasserstoffionen-Konzentration beeinflusst. Der Körper ist daher darum bemüht, den pH von Intra- und Extrazellulärflüssigkeit einschließlich des Blutes in engen Grenzen stabil zu halten. Dies gelingt einerseits durch Puffersysteme, andererseits durch die Regulation der H+- und der Basen-Ausscheidung (v.a. Bicarbonat HCO3-).

  • Puffer-Systeme
    • Protein-Puffer (Hämoglobin, Serumproteine)
    • Bicarbonat-Puffer - Schnelle Regulation über die Atmung (Einstellung des Blut-pCO2). Gemäß dem chemischen Gleichgewicht CO2 + H2O ⇔ H2CO3 ⇔ HCO3- + H+ führt eine Anhebung des pCO2 (Hypoventilation) zu einer gesteigerten Bildung von Kohlensäure und damit zur Ansäuerung, während das Absenken des pCO2 (Hyperventilation) eine Entsäuerung (Alkalisierung) des Blutes bewirkt.
  • Ausscheidungssysteme
    • Niere - Ausscheidung von HCO3- und H+.
    • Leber/Niere - Durch Hemmung des Harnstoffzyklus und Verlagerung der Stickstoffausscheidung auf die Glutaminasereaktion in der Niere können Bicarbonat eingespart und Protonen vermehrt ausgeschieden werden

Interpretation

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Die Interpretation der Blutgasanalyse bereitet vielen Mediziner Schwierigkeiten. Deswegen wird sie hier auf mehrere verschiedene Arten erklärt. Am einfachsten wäre es, wenn man dem Computer die Interpretation überlassen würde. Der kann es nämlich ganz gut. Siehe beispielsweise folgendes Basicprogramm

Interessant bei der Computerbefundung ist die Tatsache, daß das Programm trennt zwischen

  • dem pO2 einerseits und
  • dem pCO2, dem pH und dem BE andererseits.

BGA Interpretation 1

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  • 1.Schritt pH-Wert betrachten
  • 2.Schritt BE-betrachten
  • 3.Schritt pCO2-Wert betrachten
  • 4.Schritt Kompensation überlegen
  • 5.Schritt pO2- Wert betrachten
pH Wert < 7,35   , dann Azidose
pH Wert > 7,45   , dann Alkalose
pH Wert 7,35 – 7,45 normal oder evt kompensierte Azidose oder Alkalose 

Azidoseeinteilung nach Schweregrad

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ph < 7,35   Azidose
ph < 7,2    schwere Azidose
ph < 7      bedrohliche Azidose
pH < 6,8    lebensbedrohliche Azidose

BE = Base Excess =   Basenüberschuß

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Der Base Excess gibt Auskunft darüber, ob metabolische Substrate an der Entstehung der pH-Veränderung beteiligt sind.

BE zwischen -5 und + 5 : keine wesentlichen metabolische Veränderung
BE < -  5:    Metabolische Azidose
BE < - 10:  schwere metabolische Azidose 
BE > +  5:  Metabolische Alkalose

Das Standardbikarbonat sagt in den meisten Fällen nicht mehr aus als der BE und kann daher im Normalfall vernachlässigt werden.

pCO2 = Kohlensäurekonzentration im Blut (Partialdruck des Kohlendioxids)

pCO2 < 35 ,   Hyperventilation
pCO2 > 50 ,   Hyperkapnie
pCO2 > 60, kritische Hyperkapnie, Gefahr der CO2 Narkose

Kompensation mit dem Ziel: pH Wert = 7,4

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Metabolische Azidose, respiratorisch kompensiert

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Eine   Metabolische Azidose BE < - 5 wird oft respiratorisch durch eine Hyperventilation kompensiert ( pCO2 < 35 mm Hg). Damit versucht der Körper, den pH-Wert wieder in Richtung 7,4 auszugleichen. Der pH-Wert spiegelt dann nicht das ganze Ausmaß der Azidose wieder. Der BE ist verläßlicher, um das ganze Ausmaß der Azidose zu erkennen.

Hyperkapnie mit metabolischer Kompensation

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Auch eine chronische Hyperkapnie pCO2 > 50 z.B. bei COPD kann andererseits durch eine metabolische Alkalose kompensiert werden. Die Niere scheidet vermehrt Säure aus. Der BE liegt bei > 5. Dadurch kann der pH-Wert zumindest teilweise wieder in Richtung 7,4 ausgeglichen werden.

pO2 Sauerstoffkonzentration im Blut (Partialdruck des Sauerstoffes )

pO2 < 60 ,   Hypoxie , schwere respiratorische Insuffizienz

zu erwartende arterielle Sauerstoffpartialdrücke bei ungestörtem pulmonalen Gasaustausch

 FiO2              paO2 [mmHg]
----------------------------------------
0,3                  150
0,4                  200
0,5                  250
0,8                  400
1,0                  500

BGA Interpretation 2

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                        erste Frage:  pH
             pH erniedrigt ?             |     pH erhöht ?
----------------------------------------------------------------------------------------
                        zweite Frage: pCO2
             und pCO2 erhöht­ ?           |     und pCO2 erniedrigt ? 
               ja, dann respirat.Azidose |        ja, dann respirat.Alkalose
----------------------------------------------------------------------------------------
ph erniedrigt und pCO2 nicht erhöht­ ?    |     ph erhöht und pCO2 nicht erniedrigt ? 
                        dann dritte Frage: BE 
             BE erniedrigt ?             |     BE erhöht ?
                ja, dann metabol.Azidose |      ja, dann metab.Alkalose
             BE erniedrigt ?             |     BE erhöht ?
                nein, dann unplausibel   |      nein, dann unplausible Werte

BGA Tabelle

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--------------------------------------------------------------------------
                                    pH   Resp. Ursache | Metabol. Ursache 
--------------------------------------------------------------------------
                                         BE      pCO2  | BE       pCO2 
--------------------------------------------------------------------------
Manifeste Alkalose ohne Kompensation ↑   n       ↓     |  ↑        n 
Manifeste Alkalose, teilkompensiert  ↑   ↓       ↓     |  ↑        ↑ 
Kompensierte Alkalose                n   ↓       ↓     |  ↑        ↑
--------------------------------------------------------------------------
Ausgeglichen                         n   n       n     |  n        n 
--------------------------------------------------------------------------
Kompensierte Azidose                 n   ↑        ↑    |  ↓        ↓ 
Manifeste Azidose, teilkompensiert   ↓   ↑        ↑    |  ↓        ↓  
Manifeste Azidose ohne Kompensation  ↓   n        ↑    |  ↓        n 
--------------------------------------------------------------------------

Beispiele

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Eine Patientin kommt mit heftigem Erbrechen zur Aufnahme. Folgende Blutgase werden bestimmt:

Ph 6,78 
PCO2 15,3
PO2 116 
HCO3   2 
BE nicht meßbar 
O2 % 94 

Ein paar Fragen dazu

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Was liegt vor?

  • respiratorisch?
  • metabolisch?

Wie hoch schätzen Sie ist der BE?

Therapie

  • Braucht die Patientin Bikarbonat?
  • Muss die Patientin beatmet werden?

Der BZ liegt bei 535 mg/dl,

  • Was ist die wahrscheinlichste Ursache der Blutgasveränderung?
  • Was sind die wichtigsten weiteren Therapieschritte ?

Der Kaliumspiegel liegt bei 6,7 mmol/l?

  • Geben Sie Medikamente zur Senkung des Kaliumspiegels?
  • Wollen Sie das Kalium nur kontrollieren?
  • Ersetzen Sie Kalium intravenös?

Antworten

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  • schwere metabolische Azidose mit unvollständiger respiratorischer Kompensation durch Hyperventilation
  • BE -20
  • Ja, sie braucht Bikarbonat
  • Nein,Beatmung jedenfalls nicht zwingend notwendig, aus den mitgeteilten Werten.
  • Ketoazidose bei entgleistem insulinpflichtigem Diabetes
  • Gabe von Vollelektrolytlösung 2 - 5 Liter in 24 h.
  • Insulinperfusor,
    • in den ersten 4-8 Stunden sollte der BZ jedoch nicht um mehr als 50% gesenkt werden, sonst droht die Gefahr eines Hirnödemes und einer Hypokaliämie.
    • Sollte der BZ und Kaliumspiegel zu schnell sinken, wird dies durch i.v. Substitution von Glukose und Kalium ausgeglichen.
    • Der Insulinperfusor sollte in niedriger Dosis weiterlaufen, da sonst eine erneute Ketoazidose droht.
  • Kalium:
    • Das Kalium sinkt durch die Insulingabe von alleine und muß nicht gesenkt werden.
  • enge Kontrolle
    • Alle wichtigen Werte Na,K,Ca,BZ und BGA müssen anfangs eng kontrolliert werden zb stündlich.
    • Sollte das Kalium unter 3,5 muß es intravenös - evt über ZVK- ersetzt werden.

BGA Venös

PH    7,372 
pCO2  47,5
PO2     94,3
SO2%  97
Hb    14,1
K      3,7
Na    138
Glc    91
Lac    0,6 mmol/l
BE     2,2 

Kommentar: Weitgehend gesunde Assistenzärztin nach dem Nachtdienst, Symptome Herzstolpern, behandelt mit Trommcardin 2 * 2

BGA arteriell

pH    7,290
pCO2  17
pO2   87
BE    -17
SO2%  96%

Kommentar: postrenales Nierenversagen (Krea 12) aufgestaute Nieren bds, Pleuraerguß rechts 1 Liter, Beinödeme.

Beurteilung der BGA:

  • schwere Metabolische Azidose ( BE - 17)
    • mit Hyperventilation ( pCO2 17 )
    • und respiratorischer Teilkompensation der Azidose( pH 7,29)

Therapievorschlag:

  • Blasenkatheter
  • Nabi
  • Pleuraerguss punktieren
  • intravenöse Flüssigkeitsgabe

BGA arteriell

pH    7,39
pCO2  26
pO2   60
BE    -7
SO2%  90%

Beurteilung der BGA:

  • leichte Metabolische Azidose ( BE - 7)
    • mit Hyperventilation ( pCO2 26 )
    • und respiratorischer Kompensation der Azidose( pH 7,39)
  • zusätzlich Hypoxie (Po2 60 So2% 90 )

COPD , Pat müde und schläfrig , cyanotisch

  • ph 7,43
  • pCO2 39
  • po2 42,7
  • BE 2,2
  • So2% 79

Beurteilung der BGA:

  • schwere Hypoxie
  • erstaunlicherweise keine Hyperkapnie
  • keine metabolischen Veränderungen
ph 7,54
pco2 29
po2  82
BE   +3

Beurteilung:

  • respiratorische Alkalose
  • Hyperventilation

80 j. Patientin mit Adipositas, insulinpflichtigem Diabetes, ausgedehnten Pleuraergüssen bds . Bekommt Lasix, Sauerstoff und Herzmedikamente. Wegen Unruhe wird sie mit niedriger Dosis Tranxilium behandelt. Wegen zunehmender Somnolenz wird die BGA kontrolliert mit folgendem Ergebnis:

ph 7,12
pco2 111
po2  88
BE   +5,5

Beurteilung:

  • respiratorische Azidose
  • schwere Hyperkapnie
  • teilweise metabolische Kompensation
  • erstaunlich gute po2-Werte

Therapie:

  • Verlegung auf die ITS
  • NIV-Beatmung
  • Punktion des Pleuraergusses rechts
ph 7,645
pco2 16,9
po2  65,7
BE   0,3
SO2% 96%

Beurteilung:

  • respiratorische Alkalose
  • Hyperventilation
  • keine metabolische Kompensation

Ursache:

  • Intoxikation mit Psychopharmaka
ph 7,536
pco2 23,3
po2  81,8
BE   -0,8
SO2% 97%

Beurteilung:

  • respiratorische Alkalose
  • Hyperventilation
  • keine metabolische Kompensation

Ursache:

  • Patient männlich 57 Jahre
  • Tachyarrhythmie , Va KHK , Voll Im Stress
  • Nach Diazepam Blutgase wieder unauffällig

BGA arteriell unter 5 Liter Sauerstoff

ph 7,826
pco2 10,9
po2  159
BE   -0,5
SO2% 100%
BZ 103
K 3,7
Ca 1,05 
Hb 16 

Beurteilung:

  • schwere respiratorische Alkalose
  • ausgeprägte Hyperventilation
  • Hypocalcämie

Klinik:

  • Patient weiblich 57 Jahre
  • Tachykardie 210
  • Nach Diazepam Blutgase besser, Freuqenz f = 110 Sinusrhythmus
  • Vor 2 Jahren an der SD operiert

Patient mit Lungenfibrose BGA

ph 7,44
pco2 64
po2  18
BE   15,6

Beurteilung: Leider war bei dieser Blutgasanalyse nicht vermerkt ob sie venös oder arteriell abgenommen worden ist.

  • schwere Hypoxie
  • Hyperkapnie
  • metabolische Alkalose, wahrscheinlich als Kompensation der chronischen Hyperkapnie

Der Patient wurde trotz dieser schlechten BGA nicht beatmungspflichtig. Es ist anzunehmen, daß die BGA venös abgenommen wurde.

Fall 10 hoch auf dem Berg

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Po2  19
pCO2 10

Beurteilung:

  • Extreme Hypoxie und Hyperventilation

Die Werte wurde bei einem Bergsteiger auf dem Gipfel des Mount Everest abgenommen, der es dort einige Minuten ohne Sauerstoff ausgehalten hatte.


Siehe DÄ 8.1.2009 und NEJM 2009, 360 Seite 140 - 149 )

Fall 11 Methämoglobin durch Poppers

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Fall 12 Respiratorische Azidose nicht kompensiert

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  • pH 7,25
  • pCO2 60 mm Hg
  • BE 0 mmol/l

Fall 13 Respiratorische Azidose teilweise kompensiert bei COPD

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  • pH 7,35
  • pCO2 60 mm Hg
  • BE + 8 mmol/l

Junger Mann, unklare Bewusstlosigkeit und Atemstillstand. Nach 2 Tage Beatmung jetzt wieder Stabil, selbst atmend , Hf 60 / min, stabiler Kreislauf. BGA venös abgenommen

ph 7,4
pco2 22 mmHg 
po2  43 mmHg
BE   -9,8 
K 24,9 mmol/ l 
Na 128 mmol/l 
Glucose 53 mg/dl 
Hb 10,3 
sO2 77 % 

Was ist von der BGA zu halten ? Wie erklärt sich das hohe Kalium ? Die BGA wurde aus einem iv Zugang bei laufender Infusion abgenommen. In der 500 ml NaCl Infusion lief 40 mval Kalium.

Ein Computerprogramm mit KI liefert folgende Diagnosen:

  • Metabol.Azidose respiratorisch kompensiert Hyperventilation !
  • Hypoxie und Hyperventilation Lungenembolie?
  • Hypoxie Beatmungspflichtig ?

Was ist davon zu halten ?

80 j. Patientin mit Adipositas, langjährigem Diabetes mit Tabl.therapiert, geringen Pleuraergüssen bds ., CRP 26 Kreatinin 9 , Kalium 7 , BZ 160

ph 6,9
pco2 57 mmHg 
po2  52 mmHg
BE   - 16 

Beurteilung:

  • schwere kombinierte respiratorische und metabolische Azidose
  • Hyperkapnie
  • Hypoxie
  • akut + chronisches Nierenversagen
    • infektbedingt
    • diabetische Nephropathie

Frage:

  • Ist die Blutgasanalyse venös oder arteriell abgenommen worden ?
    • Kann man dies an den Werten vermuten ?
  • Soll die Patientin beatmet werden ?
  • Soll die Patientin Bikarbonat bekommen ?
  • Soll die Patientin Lasix bekommen ?


Therapie:

  • Aufnahme auf der Intensivstation
  • Sitzende Lagerung ,
  • Sauerstoff 5 Liter
  • mehrfach Bikarbonatgabe iv
  • Furosemid iv
  • da der Blutdruck bei 70 systolisch und die Herzfrequenz bei 30, deswegen Adrenalinperfusor
  • Da keine Ausscheidung und sonografisch schwer degenerativ veränderte Nieren, deswegen Beginn einer Dialysebehandlung.

Fall 16 Kompensationsalkalose

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Ältere Dame, sehr dick, bronchialer Infekt, liegt wegen schlechter Atmung auf der Intensivstation und wird genivt ( nicht invasiv beatmet. Die erste BGA die der Doktor zu Gesicht bekommt schaut folgendermassen aus:

  • pO2 45 mmHg
  • pCO2 40 mmHg
  • BE + 15
  • PH 7,56

Wie kann man die BGA interpretieren ? Es war gar nicht die erste BGA, sondern die Kontrolle nach einiger Zeit an der NIV. Es war eine Patientin mit initial einer Hyperkapnie und einem pco2 von 60 bis 70. Dann wurde sie nichtinvasiv beatmet. Der pco2 war dadurch wieder normal geworden. Der pO2 trotzdem noch viel zu niedrig, wenn es eine arterielle BGA war. Allerdings braucht die metabolische Alkalose, die der Körper zur Kompensation der chronischen Hyperkapnie eingestellt hat, viel länger, um wieder normal zu werden und bleibt deswegen noch eine Weile in der BGA zu sehen. Dafür könnte man den sehr treffenden Begriff der metabolischen Kompensationsalkalose einführen. Weiß man die Vorgeschichte nicht, dann würde man die BGA falsch befunden und hauptsächlich als metabolische Alkalose + Hypoxie beurteilen. Also geht hier eigentlich in die Befundinterpretation die Vorgeschichte mit ein.

Therapie

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Natriumbikarbonat

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Siehe Nabi Natriumbikarbonat

Salzsäure

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Siehe HCl Salzsäure bei metabolischer Alkalose

SO2% und pO2

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  • Was ist der Unterschied zwischen dem SO2 und dem pO2 ?
    • beide sind gute Parameter zu Erkennung einer Hypoxie.
    • So2% kann nie über 100 % gehen
    • pO2 kann bei Sauerstoffgabe über 100 mm Hg ansteigen
    • Bei schwerer Anämie können die Werte erheblich differieren

Zentralvenöse BGA

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  • Wie unterscheidet sich die zentralvenöse von der periphervenösen BGA ?

Venöse BGA

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  • Was bringt die venöse BGA bei der Beurteilung einer Hyperkapnie ?
    • Der Normalwert für den pCO2 ist etwas höher, der pO2 ist niedriger, ansonsten kann man sie durchaus nutzen. Bei unplausiblen Werten sollte man eine arterielle BGA machen.

Nieren und Säurebasenhaushalt

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  • Wie gleicht die Niere eine Azidose aus ?
  • Wie gleicht die Niere eine Alkalose aus ?
  • Wie gleicht die Niere eine respiratorische Azidose zb bei COPD aus ?
  • Wie gleicht die Niere eine respiratorische Alkalose zb bei hyperventilation aus ?

Wie kann man BGAs in der Notaufnahme so durchführen, daß keine Labordame in die ZPA muß ?

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  • BGA venös abnehmen und mit den anderen Blutabnahmen ins Labor bringen
  • Die Hypoxie über die Sauerstoffsättigung beurteilen.

Nur bei zentralisiertem Patienten oder Hyperkapnie in der venösen BGA ist eine arterielle BGA notwendig.

Ausdruck des BGA Gerätes

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  • Was ist der sO2  ?
  • Was ist FO2Hb ? oyxgenierte Hämoglobinfraktion
  • Was ist p50c ? in mm Hg gemessen

Metabolische Azidose

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  • Wonach richtet sich der Schweregrad der metabolischen Azidose? pH oder Base-Excess?
    • nach dem Baseexcess

Standardbikarbonat Base Excess

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Wie kann man aus dem Standardbikarbonat den Base Excess abschätzen, wenn dieser nicht messbar ist ? Siehe Fall 1

Wie kann man das Standardbikarbonat in den Base Excess umrechnen ?

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  • Welcher BE entspricht einem Standardbikarbonat von HCO3- = 40 mEq/l ?
  • Welcher BE entspricht einem Standardbikarbonat von HCO3- = 50 mEq/l ?

Plausible Werte ?

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Bei der Interpretation folgender BGA gibt es Schwierigkeiten .

pH 7,4 
PCO2 55 mm Hg
PO2 65 mm Hg
BE - 10 

Liegt hier eine metabolische Azidose oder ein respiratorisches Problem vor ? Antwort: Die angegebenen Messwerte sind nicht plausibel. Man sollte die Messung wiederholen.

  • Setzt man voraus, daß der pCO2 und der BE richtig gemessen wurden, dann kann der pH Wert nicht 7,4 betragen, sondern müßte deutlich im Sauren liegen zb bei 7,0. Das wäre dann als kombinierte respiratorische und metabolische Azidose zu interpretieren.
  • Setzt man voraus, daß der pCO2 und der pH Wert richtig gemessen wurden, dann müßte der BE bei +10 und nicht bei -10 liegen. Das wäre dann eine respiratorische Azidose mit metabolischer alkalischer Kompensation.
  • Setzt man voraus, daß der pH Wert und der BE richtig gemessen wurden, dann müßte der pCO2 bei circa 30 mm Hg liegen. Das wäre dann eine metabolische Azidose mit respiratorischer Kompensation durch Hyperventilation.

Computergestützte Auswertung der Blutgasanalyse

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Algorithmus

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Didaktik Fragen und Fortbildung

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Sehr eindrucksvolles Diagramm zum Säure Basenhaushalt. Als Anfänger ist man damit meist überfordert.
  • 1.Theorie
    • Welche Parameter sind wichtig ?
    • Welche Parameter gehören zusammen ?
    • Arteriell
    • Kapillär
    • Venös
  • 2.Fälle
    • typische Fälle
      • Normalbefund
      • Hypoxie
      • Lungenembolie
      • Ketoazidose bei Diabetes
      • Respiratorisch kompensierte Ketoazidose
      • Fälle aus dem täglichen Leben
  • 3.Therapie
      • po2 Sauerstoff ? NIV ? Beatmung ?
      • pco2 Hyperkapnie ? CO2-narkose ?
      • metabolische Azidose Bikarbonat ? Wann , Wieviel ?

Anmerkung zu Normwerten

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Normwerte sind Anhaltspunkte zur Bewertung einer BGA. Sie können erfahrenen Kräften die Richtung in der Diagnosefindung und der Therapie angeben. Sie müssen aber auch immer im Kontext des klinischen Bildes des Patienten und im Zusammenhang mit Vorerkrankungen gesehen werden. So kann ein pCO2 von 70 für einen COPD Patienten völlig normal sein und eine gesteigerte CO2 Abatmung ihn in eine Alkalose führen, da sein Organismus den pH-Wert metabolisch korrigiert hat. Ebenso könnte z.B ein Hb-Wert von bis zu 7 g/dl toleriert werden, ohne den Patienten zu gefährden. Währenddessen ein Hb-Abfall von 13 auf 9 g/dl zu weiterer Diagnostik führen sollte. Die Interpretation einer BGA erfordert Erfahrung, Kenntnis des Patienten und die Fähigkeit Informationen verknüpfen zu können, um die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Literatur

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Man findet brauchbare Literatur zum Thema Blutgase auch in Büchern über Physiologie, Pathophysiologie, Nephrologie, Pneumologie, Lungenfunktionsdiagnostik, Labormedizin und Intensivmedizin.

  • Deetjen, Speckmann: Physiologie, 3. Auflage, Urban & Fischer bei Elsevier, 2004
  • Sander, Friedrich F.: Der Säure-Basenhaushalt des menschlichen Organismus, Hippokrates Verlag, Stuttgart 1999
  • Silbernagl, S., Despopoulos, A.: Taschenatlas der Physiologie, 7. Aufl., Thieme 2007
  • Handbook of Blood Gas/Acid-Base Interpretation 20. April 2013 von Ashfaq Hasan