Haltung von Süßwassergarnelen: Zucht


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Zur Fortpflanzungsbiologie von Süßwassergarnelen

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Geschlechtsreife Männchen sind immer paarungsbereit. Die Weibchen hingegen sind nur kurz nach der Häutung paarungsbereit. Bereits vor der sogenannten Reifehäutung werden die Eier in den Eierstöcken der Weibchen gebildet. Die Eierstöcke sind am hinteren Ende des Carapax zu finden. Bei transparenten Arten sieht man die heranreifenden Eier sehr gut. In diesem Zusammenhang liest man auch öfters vom sogenannten Eifleck. Nach der Häutung platziert ein Männchen seine Spermapakete am Unterleib des Weibchens. Die Eier werden schließlich einige Zeit danach über die Eileiter heruntergepresst. Dabei sitzen die Weibchen meist an ruhigen Stellen und verrenken sich sehr auffällig. Der Eileiter mündet am oberen Ende des 3. Schreitbeinpaares, von dort werden die Eier vorsichtig an den Schwimmbeinen fixiert, wo sie die nächsten Wochen bleiben. Die Weibchen sortieren ständig verpilzte oder nicht befruchtete Eier aus. Damit genug Sauerstoff zu den Eiern kommt, fächern sie auf sehr typische Art und Weise die Schwimmbeine. Gerade bei jungen Weibchen kommt es häufig vor, dass sie nach einigen Tagen viele oder gar alle Eier verlieren. Dies wird in der Regel bei jedem weiteren Tragevorgang besser. Die Eier sind anfangs undurchsichtig, und haben eine gleichmäßige Färbung. Mit der Zeit werden die Eier immer transparenter und es zeichnen sich bereits erste Konturen der jungen Garnele ab, vor allem die Augen sind als Augenpunkte auch mit freiem Auge sehr gut auszumachen. In welchem Stadium die Garnelen schlüpfen hängt vom anschließend besprochenen Fortpflanzungstyp ab.

Abschließend sei noch erwähnt, dass man bei Garnelen nicht von schwanger, sondern von tragend spricht.

Fortpflanzungsarten

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Bei Süßwassergarnelen kann man, stark vereinfacht, zwei Typen der Fortpflanzung unterschieden: der spezialisierte Typ und der primitive Typ. Garnelen des Spezialisierten Typs sind stärker an das Leben im Süßwasser angepasst. Sie bringen fertig entwickelte Junge zur Welt die im Süßwasser aufwachsen. Im Gegensatz dazu schlüpfen aus den Eiern des primitiven Fortpflanzungstyps Larven, die erst eine Entwicklung hin zur fertigen Garnele durchlaufen müssen. Garnelen des primitiven Fortpflanzungstyps tragen in der Regel viele kleine Eier aus während im Vergleich dazu die Gelege des spezialisierten Fortpflanzungstyp relativ wenigen großen Eiern bestehen.

Spezialisierter Fortpflanzungstyp (Fortpflanzung im Süßwasser)

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Das Gelege einer Garnele des speziellen Fortpflanzungstyps (hier Neocaridina heteropoda) besteht aus deutlich unter 100 Eiern, welche ziemlich groß sind (ca. 1mm)

Hierbei schlüpfen die Garnelen in einem sehr späten Larvenstadium oder gar als bereits fertige Garnele aus vergleichsweise großen Eiern. Die Größe der Eier rührt daher, dass bei diesem Fortpflanzungstyp für die Entwicklung viel Dotter in den Eiern vorhanden ist. [1] Da die Garnelen erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium schlüpfen halten sich die Verluste gegenüber dem primitiven Fortpflanzungstyp in Grenzen. Folglich tragen die Weibchen auch weniger Eier, je nach Alter und Art des Weibchens sind es meist zwischen 10 und 50 Eiern. Wie bereits erwähnt, verlieren oft gerade junge Weibchen, welche zum ersten Mal tragen, nach und nach (fast) alle Eier. Dies ist nicht weiter problematisch, meist klappt es beim nächsten Mal bereits problemlos.


Die Jungtiere leben von Anfang an am Boden oder zwischen Wasserpflanzen, und ernähren sich von der gleichen Nahrung wie ausgewachsene Garnelen. Folglich ist die Vermehrung und Zucht beim spezialisierten Fortpflanzungstyp sehr einfach.

Primitiver Fortpflanzungstyp (Fortpflanzung im Brack- oder Salzwasser)

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Das Gelege einer Garnele des primitiven Fortpflanzungstyps (hier Caridina multidentata) besteht aus hunderten von kleinen Eiern

Bei diesem Fortpflanzungstyp treiben die Larven nach dem Entlassen normalerweise flussabwärts Richtung Meer bzw. Mündungsgebiet. Die Jungtiere leben in der Regel als Larven freischwimmen oder treibend im offenem Wasser und fressen Schwebestoffe. Es ist schwierig, dies im Aquarium nachzuahmen. Auf jeden Fall müssen die Larven separiert werden, und in einem geeigneten Meerwasser- bzw. Brackwasserbecken aufgezogen werden. Eine sehr bekannte Garnele mit diesem Fortpflanzungstyp ist Caridina multidentata, die Amanogarnele. Kauft man sich diese Garnele, so sollte einem bewusst sein, dass man ohne größeren Aufwand keinen Nachwuchs haben wird.
Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass es auch unter den Arten des primitiven Fortpflanzungstyp einige wenige gibt, deren planktonische Larven sich auch im Süßwasser entwickeln können, so zum Beispiel die Glasgarnele Macrobrachium lanchesteri oder die Art Caridina fernandoi[2].

Die Begriffe Vermehrung und Zucht

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Bevor man tiefer auf die Feinheiten der Zucht eingeht, sollte der Begriff Zucht an sich erst einmal geklärt werden. Viele Menschen reden nämlich von Zucht, meinen aber eigentlich die bloße Vermehrung. Wenn in einem "gewöhnlichen" Gesellschaftsbecken zufällig ein paar kleine Garnelen groß werden, ist das noch lange keine Zucht sondern einfache Vermehrung. Die wahre Zucht hat immer ein Ziel, ob dieses Ziel darin besteht viele Garnelen für den Verkauf heran zu ziehen, eine neue Art überhaupt erst mal im Aquarium nach zu züchten, oder eine völlig neue Farbform zu erzüchten, sei erst ein mal dahingestellt. Wichtig ist: der Züchter hat ein Ziel, das er verfolgt ohne dieses ist er nur ein "Vermehrer" oder bestenfalls ein Liebhaber. So hart es auch klingen mag für den Züchter sind die Tiere auch eine Art Material mit dem er arbeitet, ohne dass das Wort Material in diesem Zusammenhang eine negative Wertung haben soll. Um das Zuchtziel zu erreichen, muss natürlich auch der Züchter erst einmal seine Tiere vermehren. Am besten funktioniert das wenn den Tieren optimale Bedingungen geboten werden.

Nachzucht von Garnelen des spezialisierten Fortpflanzungstyps

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Die Jungtiere schlüpfen in einem sehr späten Larvenstadium oder gleich schon als fertige Garnele. Jedenfalls leben sie von Anfang an benthisch, also bodengebunden. Die tragenden Weibchen ziehen sich oft in versteckte Regionen des Aquariums zurück wenn die Jungtiere schlüpfen. Innerhalb von wenigen Tagen sind dann alle Garnelen geschlüpft. Kurz nach dem Schlüpfen aus dem Ei sind die Tiere noch blass und bewegen sich kaum. Es ist schwierig sie im Aquarium auszumachen, am ehesten findet man sie an schattigen Stellen, z.B. unter Blättern, zwischen Steinen oder im Moos. Wenn Anfänger das zuvor tragende Weibchen ohne Eier sehen, aber keine Junggarnelen finden können, befürchten sie oft dass etwas schiefgelaufen ist. In dieser Situation empfiehlt es sich Ruhe zu bewahren und etwas zu warten. Etwa eine Woche später sind die kleinen bereits aktiver und zeigen sich öfters. Aber auch dann sieht man sie nur selten, da sie sich gerne im Moos oder zwischen anderen Pflanzen verstecken.

Die kleinen Garnelen müssen nicht gesondert gefüttert werden. Wenn das Aquarium nicht klinisch rein ist, so finden sie genug zum Fressen. Javamoos ist sehr empfehlenswert, denn dort finden die Jungtiere einerseits genug zum Fressen und können sich andererseits gut verstecken. Bei Bedarf kann auch Staubfutter gegeben werden, wenn nicht genügend natürliche Nahrung im Aquarium vorhanden ist (z.B. in Zuchtbecken). Staubfutter sollte aber nur sehr sparsam einsetzt werden, da es das Wasser stark belasten kann.

Wichtig zu wissen ist, dass die kleinen Garnelen das ideale Fischfutter für viele beliebte Fischarten sind. Wenn viele Garnelen überleben sollen, ist es empfehlenswert, für die Nachzucht ein Artbecken zu wählen. Sind Fische nicht vermeidbar, so müssen jedenfalls genug Versteckmöglichkeiten (z.B. in Form von Javamoos) vorhanden sein.

Anfangs sterben viele der frisch geschlüpften Garnelen. Dies ist normal und kein Grund zur Besorgnis. Nach etwa 3-4 Monaten haben die Garnelen dann die Geschlechtsreife erreicht.


Nachzucht von Garnelen des primitiven Fortpflanzungstyps

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Die Arten des primitiven Fortpflanzungstyps bringen, wie bereits erwähnt, sehr kleine Larven zur Welt. Diese sind keine Abbilder ihrer Eltern. Die Larven leben die ersten Wochen nach dem Schlupf planktonoisch und entwickeln sich erst später zu kleinen Garnelen. In der planktonoischen Phase ihres Lebens treiben die Larven frei im Wasser und ernähren sich von Schwebestoffen und anderen, kleineren Lebewesen des Planktons.
Bei der Aufzucht stellen sich dem Aquarieaner viele Schwierigkeiten in den Weg. Und selbst bei erfahrenen Züchten klappt nicht jeder Aufzuchtversuch. Es gibt noch viele unbekannte Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, so kann es sein das man mit ein und dem Selben Aufbau mal viele Junggarnelen durch bring und beim nächsten Versuch einen Totalausfall erleidet. Das Aufzuchtbecken an sich sollte keinerlei Einrichtung besitzen und lediglich mit einem Sprudelstein leicht belüftet werden. Allerdings darf dieser nur ganz schwach eingestellt sein, denn zu starkes geblubber könnte schon den Larven gefährlich werden. Wichtig für eine Erfolgreiche Aufzucht scheint auch zu sein, dass den Larven immer eine Lichtquelle zur Verfügung steht, an der sie sich orientieren können, ohne diese würden sie nachts orientierungslos durch das Becken irren und verenden. Hier genügt aber ein "Mondlicht" oder beispielsweise eine Nachtlampe für Kinder, die volle Beleuchtung muss nicht die ganze Nacht brennen.[3]
Als ersten Schritt müssen die Jungen aber aus dem Becken der Eltern in das Aufzuchtbecken überführt werden. Hier ist der einfachste Weg das Weibchen schon vor dem Entlasse der Jungen in ein Separee zu setze. Wenn es im Aqaurium der Eltern keine Fressfeinde gibt, können die kleinen aber auch dort schlüpfen und dann heraus gefangen werden. Hierbei kommt dem Aquarieaner Umstand zu gute, dass sich die Larven von vielen Arten von Licht angezogen fühlen. Daher braucht man nur die Beleuchtung im Aquarium ab zu schalten und in einer Ecke eine Taschenlampe (oder eine andere kleine Lichtquelle) zu platzieren. Nach kurzer Zeit versammeln sich alle Larven vor der Lampe und können einfach abgesaugt werden.
Hat man die Larven separiert, steht man schon vor dem nächsten Problem, der Umgewöhnung an das Salzwasser. Hier zu gibt es zwei gegensätzliche Theorien: Manche Quelle empfehlen eine langsame Umgewöhnung, während andere davon ausgehen, dass die Larven auch in der Natur relativ abrupt ins Salzwasser gespült werden, also auch dort keine Zeit für eine langsame Gewöhnung an das Salzwasser haben. Hier muss jeder für sich selber den besten Weg finden.
Auch bei der Beschaffenheit des Salzwassers gibt es noch viele offene Fragen. Zumindest bei der Amanogarnele scheint der genau Salzgehalt nicht ganz so wichtig zu sein. Hier wurden sowohl Erfolge bei einem Salzgehalt von 34 g/l, wie ihn reines Meerwasser hat, als auch in Brackwasser mit 17 g/l Salz erzielt. Das Optimum liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. [4] Einen Anhaltspunkt über den benötigten Salzgehalt kann das Verbreitungsgebiet der Art die man nachziehen will bieten. Bei Garnelen mit einem großen Verbreitungsgebiet, kann man theoretisch davon ausgehen, dass die Larven auch eine gewisse Zeit im offenen Meer überstehen und so weit entfernte Regionen erreichen. Im Gegensatz dazu leben die Larven von Garnelenarten mit einem kleinen Verbreitungsgebiet wohl eher nur in küstennahen Mündungsgebieten der Flüsse, wo der Salzgehalt also geringer ist. Würden die Larven dieser Arten längere Zeit in reinem Salzwasser überstehen, wäre wahrscheinlich auch ihr Verbreitungsgebiet größer. Zur Aufsalzung des Wassers im Aufzuchtbecken sollte Meersalz aus der Salzwasseraquaristik benutzt werden, normales Speisesalz aus dem Supermarkt ist ungeeignet.
Sind Larven heil im Aufzuchtbecken angekommen, müssen sie gefüttert werden, was wohl mit Abstand die größte Schwierigkeit bei der Aufzucht ist. Die freischwimmenden Larven gehen nicht aktiv auf Nahrungssuche, sondern fressen nur was ihnen direkt vor das Maus schwimmt. Sie sollten deshalb ständig von Nahrung umgeben sein. Daher ist gewöhnliches Staubfutter nicht besonders gut geeignet, da diese meist schnell zu Boden sinken und dann nur noch das Wasser belastet, aber nicht mehr von den jungen Garnelen gefressen wird. In vielen Zuchtberichten liest man von der Verwendung von Phytoplankton als Futter. Phytoplankton besteht aus freischwimmenden Mikroskopisch kleinen Algen. Je nach Zuchtmethode wird es portionsweise in das Auszuchtbecken gegeben oder auch direkt in diesem Gezüchtet. Letztere Methode ist wahrscheinlich der einfachste Weg um die Larven durch zu bekommen. Denn hier wird einfach ein Becken mit Salzwasser angesetzt und gut beleuchtet, so dass sich viele Algen bilden können. In der Angelbrühe finden die kleinen dann alles was sie zum Leben brauchen. Und der Aquarianer hat kam noch Arbeit mit der Fütterung.
Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Methoden die auf detaillierten Futterplänen beruhen und vom ersten bis zu letzten Tag genau durch geplant sind. Besonders zu erwähnen sei hier die Zuchtmethode der Brüder Frank und Carsten Logemann, auf die man bei kurzer suche im Internet schnell stößt. Die "Logemann-Methode" wird oft zitiert und einige Informationen aus ihrem Zuchtbericht sind auch in diesem Kapitel verwendet wurden, daher findet man sie auch schnell über die Einzelnachweise.


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Vermehrungspausen

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Manchmal kann es sein dass ein Stamm Garnelen die Vermehrung einstellt oder einfach kein Nachwuchs mehr hoch kommt. Die Ursachen sind oft ungeklärt beziehungsweise nicht genau zu bestimmen, weshalb die nachfolgenden Lösungsvorschläge eher Erfahrungswerte denn genaue Lösungen sind.
Becken neu aufsetzen:
Ein neu eingerichtetes Becken hat eine weit geringere Keimdichte und sich im Boden oder anderswo angesammelte Mikroorganismen, Schadstoffe und Parasiten werden entfernt.
Ändern der Wasserwerte:
Ein anderes Wasser kann einem Tier anzeigen dass es in einem neuen Biotop ist das bevölkert werden muss. Oder dass es einen Jahreszeitenwechsel gibt und zum Beispiel durch Regenzeit und dadurch entstehende Überschwemmungen das Nahrungsangebot für Nachwuchs günstig ist. In einigen Gebieten wird durch die Düngung der Landwirtschaft zu gewissen Jahreszeiten auch der Nitratwert stark erhöht.

Ausbrüten von Gelegen

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Tragende Weibchen haben sich als besonders anfällig erwiesen, daher kann es immer mal geschehen, dass eine Garnele mit Gelege verstirbt. Manchmal kommt es auch vor, dass sich ein Weibchen frühzeitig häutet und so ein Gelege abwirft. In den einschlägigen Foren kommt daher immer wieder die Frage auf, was man in einem solchen Fall tun kann. Die gute Nachricht ist: man kann etwas tun, das Gelege ist nicht zwangsläufig verloren. Bei wertvollen Hochzuchttieren lohnt es sich natürlich besonders, etwas mehr Aufwand zu treiben, um ein Gelege zu retten, aber auch ein paar Dutzend Red Fire, die man eventuell rettet, stellen einen gewissen Wert da.
Im Folgenden soll daher gezeigt werden wie ich (Mitautor Benutzer:J_C_D) in so einem Fall vorgehe. Letztlich ist es eine Anordnung wie sie in der Aquaristik seit jeher genutzt wird, um die Eier von Salinenkrebsen, die als Aufzuchtfutter dienen, auszubrüten. Der einzige Unterschied ist, dass sich Süßwasser im Brutgefäß befindet. Die vorgestellte Anleitung ist ein Weg wie man Garneleneier ausbrüten kann, aber nicht der einzige. Ich erziele damit Schlupfraten zwischen 50 und 98%, andere Garnelenhalter gehen teilweise andere Wege und sind damit ebenfalls erfolgreich.

 
Die Einzelteile

Die Einzelteile für den Aufbau kosten ein paar Cent und ich meine, wenn man ernsthaft Garnelen züchten will, hat man eigentlich alles da, was man braucht:

  • ein Stück Schlauch
  • ein Sprudelstein
  • einen Hahn zum Regeln (optional)
  • ein T-Stück
  • etwas Filterwatte (um die Verdunstung aus dem Brutgefäß zu minimieren)
  • eine Flasche (Noch besser ein Laborkolben wie der gezeigte Titrierkolben, da in einem solchen Kolben das Wasser optimal zirkulieren kann)

Die Lösung sieht dann so aus:
Als erstes muss man natürlich die verstorbene Garnele aus dem Aquarium holen, dann die Eier von der Mutter trennen (im gezeigten Fall waren es 28 Eier kurz vor dem Schlüpfen). Um die Eier aus der Bauchtasche zu bekommen, eignet sich ein kleines spitzes Messer. Die Garnele kann man mit einer Pinzette fest halten. Mann sollte natürlich äußerst vorsichtig sein, um die Eier nicht noch zu beschädigen. Mann muss die Eier auch nicht unbedingt von den Schwimmbeinen trennen, man kann sie auch mit samt der Schwimmbeine von der Mutter abschneiden. Ich denke das ist schonender für die Eier, als sie einzeln von den Schwimmbeinen abzukratzen.

Das abgetrennt Gelege kann man dann mit einer Pipette aufnehmen und in die Brutvorrichtung geben. Wenn man keinen Glaskolben besitzt, eignet sich auch eine normale Flasche als Brutgefäß.

Das Brutgefäß sollte gut belüftet werden, so dass die Eier immer in Bewegung bleiben. Zur Zeit benutze ich im Brutgefäß Wasser aus dem Aquarium des Muttertieres. Das Wasser im Kolben wird bei längeren Maßnahmen einmal die Woche gegen frisches Wasser aus dem Aquarium ausgetauscht (ca. 50%). Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob das der Königsweg ist. Auch über die Zugabe eines leichten Desinfektionsmittels, um Verpilzungen etc. vorzubeugen, kann man sicher noch nachdenken. Bei Antipilzmitteln aus dem Handel, sollte natürlich darauf geachtet werden, dass sie kein Kupfer enthalten. Ein natürliches Mittel gegen Verpilzungen währen z.B. Erlenzapfen bzw. deren Sud. Ich betrachte den ganzen Aufbau noch nicht als Patentrezept, aber als durchaus praktikablen Weg um viele Eier zu retten.

Das Zuchtaquarium

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Zuchtbecken sind eine besondere Form des Aquariums, sie haben nur eine Funktion: den darin lebenden Tieren optimale Bedingungen zur Vermehrung zu bieten. Im Gegensatz zu Schaubecken bei denen die Optik im Vordergrund steht, wird bei Zuchtbecken das äußere Erscheinungsbild immer hinten an stehen bzw. gar nicht beachtet. Alles ordnet sich der Funktionalität unter. Es wird Wert auf Übersichtlichkeit gelegt, daher ist die Einrichtung eher spartanisch. Im Extremfall besitzt ein Zuchtbecken überhaupt keine Einrichtung.
Bei Garnelen hat sich aber ein Minimum an Einrichtung bewährt. Sie besteht oft aus etwas Bodengrund der gerade so den Beckenboden bedeckt, wenigen Pflanzen die nicht im Boden wurzeln (Moose, Schwimmpflanzen o.Ä.) etwas Laub und einem Schwammfilter, im Bedarfsfall werden Zuchtbecken natürlich auch beheizt. Auf Beleuchtung wird aber teilweise schon verzichtet.
Es versteht sich von selbst, dass in einem Zuchtbecken keinerlei Gefahren für junge Garnelen lauern sollten. Fische die Junggarnelen fressen oder Filter die die Kleinen ein saugen könnten sind absolut tabu. Zuchtbecken sind daher in aller Regel reine Artbecken, in denen maximal noch eine Putzkolonne aus anspruchslosen Schnecken unterwegs ist.

Es gibt verschiedene Sonderformen unter den Zuchtbecken:

  • Kreuzungsbecken - wird benutzt um gezielt zwei Individuen zu verpaaren
  • Aufzuchtbecken - dient nur der Aufzucht von Jungtieren
  • Selektionsbecken - dient nicht direkt zur Zucht sondern zur Selektion, wird bei gezielter Zucht schnell benötigt


Zuchtbecken für Hochzuchtformen der Bienengarnele (Bees)

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Da Red Bees/Bees allgemein sehr weiches Wasser mit geringer KH und eher saurem pH-Wert benötigen, besitzen Zuchtbecken für Bees ein paar Besonderheiten

  • es werden oft besondere sogenannte aktive Böden genutzt die die Wasserwerte beeinflussen (Gh 6 kh0 ph 5-6)
  • oft werden Luft betriebene Bodenfilter oder Schwammfilter benutzt
  • eine weitere Möglichkeit sind sehr dünne Bodenschichten aus wasserneutralem Substrat in Kombination mit Nullwasser, das durch Mineralsalze auf die entsprechenden Werte gebracht wird.

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Kreuzung von Garnelen

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Allgemeines zur Kreuzungen von Rassen bzw. Arten

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Früher galt in der Biologie: Alles was sich fruchtbar kreuzen lässt, ist eine Art. Diese Definition des Artbegriffes ist heute aber nicht mehr gültig. Denn nach ihr müssten zum Beispiel Tiger- und Bienengarnelen als eine Art angesehen werden (was übrigens wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt ist). Wenn man über die Kreuzung von Garnelen spricht, sollte man aber die Begrifflichkeiten noch einmal klären, da sie von vielen Garnelenhaltern gerne mal in einen Topf geworfen werden.

Dies soll hier am Beispiel der Rückenstrichgarnele (Neocaridina heteropoda) geschehen:

Neocaridina heteropoda ist die Art. Von dieser gibt es verschiedene Variationen wie z.B die Red Fire (Neocaridina heteropoda var. red) oder die Yellow Fire (Neocaridina heteropoda var. yellow). Teilweise wurden diese Variationen in der Natur gefunden, andere sind durch gezielte Zucht entstanden. So wurde die angeblich natürlich vorkommende Neocaridina heteropoda var. red züchterisch immer weiter bearbeitet, bis eine voll rote Form entstand die sogenannte "Sakura". Alle Variationen von Neocaridina heteropoda gehören zur selben Art und sind bedingungslos mit einander kreuzbar.
Nahe verwandt mit Neocaridina heteropoda ist Neocaridina palmata, sie gehört ebenfalls zu Gattung Neocaridina und von ihr gibt es die Zuchtformen White Pearl (Neocaridina palmata var. white) und Blue Pearl (Neocaridina palmata var. blue). N. heteropoda und N. palmata sind so nahe verwandt, dass sie sich bereitwillig miteinander verpaaren, wobei fruchtbare Hybriden zustande kommen.

Alle Variationen der beiden Arten egal ob rot, gelb, blau oder weiß kreuzen sich untereinander, wobei in der ersten Generation Nachkommen entstehen die in der Regel blass bis braun sind und der Wildform ähneln. In späteren Generationen könne durch Neukombination der Anlagen auch völlig neue Farben auftreten weswegen in Mischlingsbecken manchmal auch spektakulär gefärbte Einzeltiere auftreten.
Kreuzungspunkte verschiedener Arten, Rassen oder Zuchtlinien werden als Hybride bezeichnet. Manchmal liest man auch die Begriffe Bastard oder Mischling, alle drei Ausdrücke sind Gleichwertig, wobei Bastard bzw. Mischling als veraltet gelten.[5] Bei sehr nahe verwandten Arten sind Hybriden manchmal fruchtbar. Bei nicht so nah verwarnten Arten sind die Hybriden meist unfruchtbar und können sich somit nicht mehr fortpflanzen. Arten müssen allgemein nahe verwandt sein um sich überhaupt kreuzen zu können. Je weiter zwei Arten verwandtschaftlich voneinander entfernt sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sie sich kreuzen. Daher ist eher nicht davon auszugehen, dass sich Arten aus zwei verschiedenen Gattungen kreuzen. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass eine Red Fire aus der Gattung Neocaridina sich mit einer Tigergarnele aus der Gattung Caridina kreuzt. Wobei man anmerken muss, dass auch die beiden Gattungen untereinander sehr nahe verwandt sind und daher kleine von der Norm abweichende Überraschungen, nicht endgültig auszuschließen sind. Denn alle Theorie ist grau und die Shrimps machen manchmal doch was sie wollen.

Kreuzungstabelle

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 Achtung! Die Kreuzungstabelle ist stellenweise fehlerhaft und bedarf einer Überarbeitung näheres siehe Diskusionsseite

x Kreuzung möglich
- Keine Kreuzung möglich
? Kreuzung vermutet oder widersprüchliche Informationen vorhanden

Red Fire Crystal Red Biene Hummel Tiger Sri Lanka Grüne Tüpfel Rotschwanz Algen Glas White Pearl Amano Nashorn Nektarinen Pinselalgen Streifen New Bee Blue Pearl Yellow Fire Rote Hawai
Neocaridina davidi var. red Red Fire - - - - - - - - x - x - - ? - - - x x -
Caridina sp. “Red Crystal” Crystal Red - x ? x - - ? x - - - - - - - - x - - -
Caridina cf. cantonensis „Biene“ Biene - x ? x - - ? x - - - - - - - - ? - - -
Caridina breviata Hummel - ? ? ? - - ? ? - - - - - - - - - - - -
Caridina cf. cantonesis Tiger - x x ? - - ? x - - - - - - - - ? - - -
Caridina simoni simoni Sri Lanka - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Caridina babaulti Grüne - - - - - - - - - - - - - - ? ? - - - -
Caridina sp. „Tüpfel“ Tüpfel - ? ? ? ? - - ? - - - - - - - - ? - - -
Caridina sp. „Rrotschwanz“ Rotschwanz - x x ? x - - ? - - - - - - - - ? - - -
Caridina cantonensis Algen x - - - - - - - - - x - - ? - - - x x -
Macrobrachium idella Glas - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Neocaridina cf. zhangjiajiensis White Pearl x - - - - - - - - x - - - ? - - - x x -
Caridina japonica Amano - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Caridina gracilirostris Nashorn - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Neocaridina palmata Nektarinen ? - - - - - - - - ? - ? - - - - - ? ? -
Caridina cf. babaulti var. Malaya Pinselalgen - - - - - - ? - - - - - - - - ? - - - -
Caridina cf. babaulti stripes Streifen - - - - - - ? - - - - - - - - ? - - - -
Caridina sp. „New Bee 2“ New Bee - x ? - ? - - ? ? - - - - - - - - - - -
Neocaridina cf. zhanghjiajiensis var. blue Blue Pearl x - - - - - - - - x - x - - ? - - - x -
Neocaridina heteropoda var. yellow Yellow Fire x - - - - - - - - x - x - - ? - - - x -
Halocaridina rubra Rote Hawai - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Quellen:

Hochzucht

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Was ist Hochzucht?

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Eine Gruppe Taiwanbees, eine Hochzuchtform der Bienengarnele

Unter Hochzucht versteht man das Bestreben durch strenge Auslese, neue bzw. schönere (Zucht-)Formen heran zu ziehen. Bei Garnelen beschränkt sich dies eigentlich nur auf die Farben der Tiere. Bei Fischen werden oft auch neue Flossen- und Körperformen erarbeitet. In der Garnelen-Aquaristik wird das Wort Hochzucht meist nur in Zusammenhang mit den verschiedenen Hochzuchtformen der Bienengarnele (Red Bee, Black Bee, Taiwan-Bee, etc.) gebraucht. Bei genauer Betrachtung ist es aber auch berechtigt von Zuchtformen der Rückenstrichgarnele wie der Sakura oder der Yellow Fire NEON von Hochzuchttieren zu sprechen. Und auch der Züchter der sich aus einer braunen Wildform, egal welcher Garnelenart, Tiere in einer neuen Farbe heran züchtet betreibt letztendlich Hochzucht im eigentlichen Sinne des Wortes.

Vererbungslehre

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Um erfolgreich Hochzucht betreiben zu können, sollten zumindest die Grundlagen der Vererbung bekannt sein. Leider ist über die genauen genetischen Zusammenhänge, bei den Erbgängen von Garnelen bisher nur wenig bekannt. Dies liegt auch daran, dass Garnelen noch nicht so langen Objekte der Hochzucht sind. Und viele Arten erst seit kurzem intensiver untersucht werden. Als krasses Gegenbeispiel kann man den Guppy nennen, dieser Fisch wird seit über 100 Jahren gepflegt, züchterisch bearbeitet und dient sogar als Modellorganismus in der Vererbungsforschung. Beim Guppy sind dutzende, wenn nicht sogar hunderte von genetischen Merkmalen untersucht und beschrieben worden. Man weiß nahezu von allen Farben, Flecken oder Mustern die beim Guppy auftreten, auf welchem Chromosom die Zugehörigen Anlagen liegen und wie sie vererbt werden. Eine solche Wissensgrundlage wäre für den Garnelenzüchter traumhaft.
Da den Autoren aber nicht die Zeit bleibt 100 Jahre zu warten, bis auch Garnelen so gut erforscht sind wie Guppys, soll in den folgenden Beispielen versucht werden, zumindest die groben Regeln der Vererbung zu vermitteln. Es wird sich an den Beobachtungen orientiert, die in Fachforen kursieren und die zumindest wage Rückschlüsse auf die Mechanismen der Vererbung bei Garnelen zulassen. Dennoch sollten die folgenden Beispiele nicht als reale Erbgänge betrachtet werden, sie sind lediglich modellhafte Beispiele dafür, wie ein Erbgang wahrscheinlich abläuft oder ablaufen könnte und sollen in erster Linie die Mendelschen Regel darstellen.
Der Wissensvorsprung den die Guppyzüchter gegenüber den Garnelenfans haben, soll im Folgenden aber auch genutzt werden. Denn ihm verdanken wir ein hervorragendes Buch: Hans-Günter Petzolts "Der Guppy", dieses Werk enthält ein in der Aquarienliteratur herausragendes Kapitel über Vererbung, das für uns besonders interessant ist, da es erstens für Aquarieaner geschrieben wurde und zweitens einen direkten Bezug zur Hochzucht (wenn auch beim Guppy) hat. Daher möge dem Autor bitte verziehen werden, wenn er in diesem Abschnitt gelegentlich ein Buch über Guppys zitiert.
Heute hat nahezu jeder schon einmal Begriffe wie Gen oder DNA gehört. Um die Mechanismen der Vererbung zu verstehen, muss man auch die Zusammenhänge bei diesen Begriffen halbwegs kennen. Im Zentrum pflanzlicher und tierischer Zellen befindet sich der Zellkern. Und in diesem die Chromosomen, auf den Chromosomen liegt die DNA in ihr sind alle Merkmale festgelegt, die ein Individuum ausprägen kann. Für die Ausprägung der einzelnen Merkmale sind die Gene verantwortlich. Ein Gen ist ein bestimmter Teilabschnitt eines DNA-Stranges, dieser Abschnitt ist für die Ausbildung eines bestimmten Merkmales verantwortlich. Die Kombination der Gesamtheit der aktiven Gene eines Lebewesens bestimmt die individuelle Erscheinung. Äußere Faktoren beeinflussen zwar auch das Erscheinen eines Lebewesens, aber nur im Rahmen dessen, was von den Genen definiert ist.

 
1. + 2. Mendelsche Regel im dominant rezessiven Erbgang, wie er z. B. bei Red und Black Bees zu beobachten ist.
(1) Elterngeneration mit reinerbigen Anlagen (B/B oder r/r).
(2) F1 Generation: Alle Individuen sehen gleich aus, die dominante schwarze Erbanlage setzt sich gegen die rezessive rote durch.
(3) F2 Generation: Dominante (schwarze) und rezessive (rote) Erscheinungsformen zeigen ein Verhältnis von 3:1. [6]

Die meisten Tiere besitzen einen doppelten Chromosomensatz, in ihren Zellen, bei ihnen sind somit alle Anlagen doppelt vorhanden. Darum liegen von jedem Gen zwei Kopien („Allelen“) vor, von denen je eines von jedem Elternteil stammt. Bei der Bildung von Geschlechtszellen wird jeweils ein vollständiger (doppelter) Chromosomensatz halbiert. Bei der Paarung zweier Individuen vereinen sich zwei Geschlechtszellen und bilden so wieder einen vollständigen (doppelten) Chromosomensatz. Der Nachkomme besitzt daher je eine Hälfte seiner Anlagen von jedem Elternteil. Da die Anlagen für jedes einzelne Merkmal doppelt vorhanden sind, kann es nun sein, dass sich die Informationen in den beiden Chromosomensätzen, vereinfacht gesagt, widersprechen. Dies kann dazu führen, dass sich eine Zwischenform beider Merkmale ausbildet oder ein Merkmal unterdrückt wird. Ein Merkmal, dass sich von einem anderen unterdrücken lässt nennt man rezessiv, ein unterdrückendes Merkmal wird als dominant bezeichnet. Beim entstehen von Zwischenformen spricht man von intermittierender Vererbung.
Das führt uns zur 1. Mendelschen Regel ("Uniformitätsregel") hier die Fassung von KÜHN: "Kreuzt man zwei verschiedene reine Rassen miteinander, so sind die Nachkommen in der F1-Generation unter sich alle gleich, und zwar ist es gleichgültig, ob die eine oder die andere Rasse Vater oder Mutter war. Die Bastarde zeigen entweder nur das dominante Merkmal des einen Elternteils, oder sie nehmen eine "Zwischenstellung" zwischen den Elternmerkmalen ein, das klassische Beispiel ist die Kreuzung roter und weißer Wunderblumen (Mirabilis jalapa): die gesamte F1 ist hier phänotypisch rosa gefärbt."[7]
Ein einfaches und in der Garnelenzucht relativ gesichertes Beispiel für die Vererbung eines Merkmals, ist der Erbgang der roten Färbung, bei der roten Variation der Bienengarnele, der Cristal Red bzw. der Red Bee. Das Rot beruht auf einer rezessiven Mutation. Diese kann in der äußeren Erscheinung nur zum Vorschein kommen, wenn sie auf beiden Chromosomensätzen vorhanden ist, in diesem Fall spricht man von einem reinerbigen oder homozygoten Tier. Liegt auf einem der ererbten Chromosomensätze das Gen für die Ausprägung der dunklen Variante, ist das Tier dunkel (schwarz) gefärbt, da das Tier sowohl die Anlagen für schwarz als auch für rot besitzt. In solch einem Fall spricht man von mischerbigen oder heterozygote Tieren, in der Garnelenzucht fällt auch oft der Begriff "spalterbig". Es werden also bei der Verpaarung einer reinrassigen Black Bees mit einer Red Bee alle Nachkommen vom Aussehen (Phänotyp) her Black Bees sein. Genetisch besitzen sie aber beide Anlagen. Die in der nächsten Generation auch wieder auftreten können. Was uns zur

 
Rückkreuzung einer spalterbigen Black Bee aus der F1 mit einer Red Bee

2. Mendelschen Regel ("Spaltungsregel") führt. Hier soll nochmals die Fassung von Kühn zitiert werden: "Kreuzt man die Individuen der F1-Generation unter sich, so ist die zweite Bastardgeneration, F2, nicht gleichförmig sondern spaltet sich in verschiedene Formen auf, stets treten die gegensätzlichen Merkmale der beiden Großeltern (P) wieder hervor, und zwar in bestimmten Zahlenverhältnissen. Diese sind verschieden, je nachdem, ob die Merkmalsbildung in den Bastarden intermediär ist oder ob ein Merkmal dominiert."[8]
Für unser Beispiel bedeutet das, dass in der F2 wieder reinerbig rote Garnelen auftreten. Das Merkmal "rot" zeigt sich also wieder. Neben den reinerbigen, roten Tieren treten in der F2 auch reinerbige schwarze Tiere auf, diese lassen sich aber optisch nicht von den spalterbigen, ebenfalls schwarzen Tieren unterscheiden, die auch die Anlagen für das Merkmal "rot" in sich tragen. Das Zahlenverhältnis zwischen den Genotypen beträgt 25% reinerbig rot, 50% mischerbig und 25% reinerbig schwarz. Phänotypisch werden 75% der F2-Generation schwarz sein während 25% rot sind.

Als weiteres einfaches Beispiel, kann man noch die Rückkreuzung der F1, aus unserem erste Beispiel mit einem für das Merkmal „rot“ reinerbigen Tier, das demzufolge auch äußerlich rot ist betrachten. In diesem Fall sind 50% der Nachkommen wieder reinerbige Red Bees während die anderen 50% schwarzen Mischlingen entsprechen.

 
Zwei Merkmale (rote /schwarze Farbe und (normal) Bee /Taiwan Bee, wobei „(normal) Bee“ und „schwarz“ dominant sein sollen) zeigen in der F2-Generation im Phänotyp ein Verhältnis von 9:3:3:1. (Be = (normel) Bee, tb = Taiwan Bee, S = schwarz, r = rot)
oben: Eltern-Generation,
Mitte: F1-Generation,
unten: F2-Generation
Ergebnis:
9 × normal Bee, schwarz
3 × normal Bee, rot
3 × Taiwan Bee, schwarz
1 × Taiwan Bee, rot
Zu beachten ist, dass es sich bei beiden Merkmalen um dominant-rezessive Erbgänge handelt. Werden ein oder beide Merkmale intermediär vererbt, so werden die Phänotypen nicht im Verhältnis 9:3:3:1 ausgebildet. Im Genotyp bleiben die Verhältnisse bei allen Erbformen gleich. Alle Verhältnisse lassen sich durch Ausrechnen der obigen Matrix (Punnett-Quadrat ) leicht ermitteln.[9]

Der gezeigte Erbgang und die ersten beiden Mendelschen Regeln genügen jedoch noch nicht, um die in der Praxis auftretenden Mechanismen der Vererbung vollständig zu beschreiben. Denn bisher wurde nur die Vererbung eines einzelnen Merkmalspaares betrachtet. Die Erscheinung jeder Garnele ist aber das Ergebnis einer großen Anzahl verschiedener Erbfaktoren, die teils abhängig, teils unabhängig voneinander vererbt werden. Daher unterscheiden sich Tiere fast immer in mehreren Merkmalspaare. Hier gelangen wir leider an den Punkt, an dem die dünne Informationslage, zu den Erbgängen von Garnelen, es nicht mehr zu lässt, ein zu 100% gesichertes Beispiel an zu führen. Deshalb muss sich an dieser Stelle mit einem Beispiel beholfen werden, das sich zwar an der Realität orientiert, sie aber nicht zur Gänze wieder gibt.[10] Als Beispiel für die Vererbung mehrerer Merkmale soll hier die sogenannte Taiwan Bee herangezogen werden. Dabei handelt es sich um eine weitere Farbform der Bienengarnele. Wie der Name schon erahnen lässt, kam diese Zuchtform ursprünglich aus Taiwan. Teiwan Bees zeichnen sich durch besonders deckende und kräftige Farben aus. Dieses Merkmal ist gegenüber der normalen Erscheinung der Bienengarnele rezessiv. Da Taiwanbees sehr teuer sind wird oft versucht diese Tiere durch Kreuzung mit normalen Red oder Black Bees zu züchten. In dem Beispiel haben wir folgenden Merkmalspaare:

Bee: Be (dominant) / Taiwan Bee: tb (rezessiv)

und

schwarz: B (dominant) / rot: r (rezessiv).

Nach der 1. Mendelschen Regel ist der Phänotyp der F1-Generation einheitlich (uniform), nämlich Bee - schwarz. Da Bee dominant über Taiwan Bee und Schwarz dominant gegenüber Rot ist (soweit der bisherige Wissenstand eine derartige Aussage zulässt). Der Genotyp ist einheitlich Be tb B r, also mischerbig (heterozygot). Die Keimzellen tragen in der F1 die Anlagen: Be / tb / B / r
In der F2 sind beim dihybriden Erbgang 16 Genkombinationen möglich, die sich gemäß der 2. Mendelregel in einem bestimmten Zahlenverhältnis aufteilen:

9 mal A-B- = Bee schwarz
3 mal A-bb = Bee rot
3 mal aaB- = schwarz Taiwanbee
1 mal aabb = rot Taiwanbee[11]

Auf genetischer Ebene gibt es, wie gesagt, 16 Kombinationen, die zu 9 verschiedenen Genotypen führen und sich in den 4 genannten Phänotypen darstellen, zwei entsprechen den Großeltern ( schwarze Taiwan Bee und Red Bee) zwei zeigen neue Kombinationen der Merkmale (rote Taiwan Bee und Black Bee). Dies hängt von der jeweiligen Dominanz oder Rezessivität der auf die F2 verteilten Gene ab. Die rezessiven Gene sind verdeckt, man erkennt also nicht ob eine Black Bee aus er F2 nun einer reinerbige Black Bee ist oder die Anlagen für Taiwan bzw. rot in sich trägt (und somit genetisch der F1 entspricht).

Zusammenfassen lässt sich das gezeigte in der 3.Mendelschen Regel ("Neukombinations Regel") hier soll zum dritten und letzten mal Herr Kühn zitiert werden: "Kreuzt man Rassen, die sich in mehreren Merkmalspaaren unterscheiden, so treten in den Bastardengenerationen neue Zusammenstellungen der Merkmale auf, und zwar jeweils mit einer bestimmten Häufigkeit. Hierdurch wird bewiesen, dass das Erbgefüge nicht ein unmittelbares Ganzes ist, sondern aus selbstständigen, voneinander trennbaren Einzelfaktoren besteht."[12]

 
Rückkreuzung eines Tieres aus der F1 mit einer Taiwan Bee aus der F2

Bei dem oben gezeigten Beispiel erhält man durch die Kreuzung der F1 untereinander in der F2 eine ausbeute von 25% Taiwan Bees. Da aber diese Tiere das Zuchtziel darstellen, ist der Züchter natürlich bestrebt die ausbeute an Taiwan Bees zu erhöhen, dies lässt sich relativ einfach erreichen, indem man die F1 Tiere wieder mit reinerbigen Tieren zurück kreuzt. Dieser Fall soll im Nächsten Beispiel betrachtet werden.

Um die Komplexität der Betrachtung, ein weiteres mal etwas zu steigern ist die Taiwan Bee in diesem Beispiel zwar reierbig für das Merkmal tb besitze aber die Anlagen für Rot und Schwarz. Sie könnte also ein Tier aus der F2 im obigen Beispiel sein. Diese Taiwan Bee wird mit einer der F1 Garnelen gekreuzt. Mit dem Ergebnis das 50% der Nachkommen Taiwan Bees sind. Da im betrachteten Fall beide Elterntiere die verdeckte Anlage für rot tragen sind unter den Nachkommen auch 25% rote Tiere obwohl beide Eltern schwarz waren.

Der Autor möchte nochmals darauf hinweisen, dass das angeführte Beispiel sich zwar an den Beobachtungen von einigen Züchtern orientiert, aber bei dem Beispiel nicht alle Faktoren berücksichtigt wurden. Die Realität ist komplexer als dieses einfache Beispiel. So treten unter den Taiwaner auch weitere Farbformen auf (z.B. Blue Bolt) die anscheinend doppelt rezessiv sind. Das Beispiel soll nur zur Erklärung der dritten Mendelschen Regel dienen und zeigen wie diese in der Garnelenzucht angewandt werden kann.

Die Grenzen der Mendelschen Regeln

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Wenn man mit den Mendelschen Regeln arbeitet, sollte man bedenken, dass sie nur unter bestimmten Randbedingungen Gültigkeit haben. So sollten die betrachteten Merkmale auf unterschiedlichen Chromosomen liegen, da Gene die sich auf dem gleichen Chromosom befinden auch gemeinsam vererbt werden. Dies gilt besonders für Gene deren Platz auf dem Chromosom nahe beieinander liegt. Liegen Anlagen zwar auf dem gleichen Chromosom aber weit auseinander, werden sie oft beim sogenannten Crossing-over (chromosomale Überkreuzung bzw. chromosomale Rekombination) getrennt und verhalten sich daher vererbungstechnisch ähnlich wie Gene die auf unterschiedlichen Chromosomen liegen.

Mann muss auch bedenken, dass die Mendelschen Regel lediglich statistische Wahrscheinlichkeiten darstellen. Das heißt, dass nicht immer genau die Verteilungen eintreten müssen, die die Mendelschen Regeln vorhersagen. Rein theoretisch müssten zum Beispiel, bei der Kreuzung einer mischerbigen Black Bee, die spalterbig zu rot ist, mit einer Red Bee 50% rote und 50% schwarze Tiere fallen. Dies ist aber nicht unbedingt der Fall, da es sich wie gesagt nur um statistische Wahrscheinlichkeiten handelt, könnten theoretisch auch 100% rote bzw. schwarze Nachkommen fallen, was aber sehr unwahrscheinlich ist.

Oft stimmen die tatsächlichen Zahlenverhältnisse wirklich nicht mit den Voraussagen überein. Das kann auch daran liegen, dass sich verschiedene Mutationen nicht nur auf das Aussehen der Tiere auswirken, sondern auch die Vitalität der Tiere negativ beeinflussen können. Wenn jetzt Beispielsweise Red Bees oder Taiwan Bees, auf Grund ihrer genetischen Eigenschaften empfindlicher sind als Black Bees, überleben mehr Black Bees aus einen Wurf, als Junge der anderen Farbformen. Zählt man also die kleinen Garnelen, wird man feststellen, dass man weniger Red Bees oder Taiwaner hat als erwartet. Dies kann soweit gehen, dass schon die ungeborenen Tiere verstreben und von Anfang an weniger Tiere eines Farbschlages schlüpfen. Die Mendelschen Regeln gelten zwar auch in einem solche Fall aber letztlich nur für den Moment der Zeugung, danach sorgen die genannten Effekte dafür das bestimmte Merkmale benachteiligt sind und daher weniger Tiere mit dieser Mutation beobachtet werden können.

Weiterhin muss darauf hingewiesen werden, dass viele Merkmale wie z.B. Größe, Zeichnungsmuster oder Farbdichte von mehr als einem Merkmalspaar beeinflusst werden, was die Anwendung der Mendelschen Regeln ebenfalls erschwert. Wobei die Tatsache, dass die entsprechenden genetischen Zusammenhänge noch kaum erforscht sind, auch nicht gerade hilfreich ist. Hier kann man nur hoffen, dass es in Zukunft noch neue Erkenntnisse geben wird, die es dem Züchter ermöglichen auch die Vererbung solcher Merkmale halbwegs zuverlässig voraus zu berechnen.

Methoden der gezielten Zucht

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Über die Methodik der gezielten Zucht wurde in der Garnelenliteratur bisher nur recht wenig geschrieben. Da aber Garnelen nicht die ersten Tiere sind, die vom Menschen züchterisch bearbeitet werden, sollen in den folgenden Absätzen die Mittel und Wege beschrieben werden, wie sie auch bei vielen anderen Haus- und Heimtieren, vom Hund bis zum Wellensittich angewendet werden. Denn prinzipiell sind die Wege, die man beschreitet um eine Tierart gezielt züchterisch zu beeinflussen, immer dieselben.

Gezielte Verpaarung

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Bei der gezielten Verpaarung wird das beste Männchen mit einem oder wenigen der besten Weibchen zusammengesetzt. So weiß der Züchter immer genau welche Jungtiere von welchen Eltern stammen. Das ermöglicht eine sehr zielgerichtete Zucht, bei der man relativ schnell seinem Zuchtziel näher kommt. Gezielte Verpaarungen werden natürlich auch angewannt, wenn man absichtlich Rassen oder Arten kreuzen will. Statt einfach zwei Gruppen von verschiedenen Garnelen in ein Becken zu setzten und zu hoffen, dass sie sich zufällig kreuzen, setzt man einfach ein oder mehrere Weibchen der einen Art oder Farbform mit ein paar Männchen der anderen zusammen, so dass dann bei jeder Paarung nur die gewünschte Kreuzung zustande kommen kann. Ein kleines Manko der Methode ist, dass wenn man immer nur das besten Männchen mit dem besten Weibchen verpaart der Genpool immer stärker ausgedünnt wird, dadurch erhält man zwar reinerbige Stämme, was aber langfristig auf Kosten der Vitalität des Stammes gehen kann.

Unter Inzucht versteht man im Allgemeinen die Paarung von Individuen die untereinander näher verwandt sind als der Durchschnitt einer Population. In der Tierzucht wird der Begriff in der Regel aber nur für die Kreuzung sehr naher verwandter Individuen angewandt, hauptsächlich bei Geschwistern untereinander oder wenn Elterntiere mit ihren eigenen Nachkommen verpaart werden
Inzucht führt dazu, dass immer mehr Allele homozygot (reinerbig) werden, also in beiden Chromosomensätzen gleich vorhanden sind. Gemäß den mendelschen Regeln erscheinen durch Inzucht insbesondere auch rezessive Gene des Genotyps im Phänotyp. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen.
Züchter können nicht selten beobachten, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aufweisen, da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind (Inzuchtdepression). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nutzen, indem gezielte Inzucht mit Selektion der geeigneten Typen verbunden wird, um genetisch möglichst reinerbige Inzuchtlinien zu erhalten.[13]

Rückkreuzung

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Bei der Rückkreuzung handelt es sich um ein Verfahren aus der Genetik, es stellt eine spezielle Anwendung der Mendelschen Regeln dar. Durch Rückkreuzung kann man den Genotyp eines Individuums auf Reinerbigkeit überprüfen.
Bei der Vererbung dominanter Merkmale kann man bei den einzelnen Individuen nicht immer am Phänotyp (Aussehen) ablesen, welche Genkombination sie geerbt haben. Weil jedes Merkmal bei einfacher Mendelvererbung von zwei Allelen hervorgerufen wird, das rezessive Allel jedoch nicht ausgeprägt wird, kann man insbesondere bei Individuen mit dem dominanten Phänotyp nicht erkennen, ob das Merkmal reinerbig, also homozygot, oder mischerbig (heterozygot) vorliegt.
Um dies festzustellen, benötigt man das Verfahren der Rückkreuzung. Hierbei wird das zu untersuchende Individuum mit einem reinerbig-rezessiven Typus dieser Art gekreuzt. Falls das zu überprüfende Tier reinerbig war, wird man in der nächsten Generation dann zu 100 % Nachkommen vorfinden die das Dominannte Merkmal zeigen. Im Fall dass die Garnele mischerbig war, werden in der nächsten Generation 50 % der Nachkommen das rezessive Merkmal zeigen und 50 % das dominante.[14]
Die Rückkreuzung bei Individuen aus einem intermediärem Erbgang erübrigt sich, da der Genotyp am Phänotyp abgelesen werden kann. Hier findet die Rückkreuzung nur Anwendung um die Ausbeute von Tieren mit einem gewünschten Merkmal zu erhöhen. Beispiele für Rückkreuzungen wurden bereits im Abschnitt Vererbungslehre gezeigt. Da man durch die Rückkreuzung herausfinden kann welche Anlagen ein Tier in sich trägt, kann man so auch bei dominant vererbten Merkmalen reinerbige Tiere identifizieren und mit diesem einen reinerbigen Stamm aus einem Mischerbigen aufbauen. Dies setzt natürlich eine entsprechend große Anzahl an Zchtaquarien voraus, die man benötigt um viele Kreuzungsversuche zu unternehmen.

Linienzucht

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Bei der Linienzucht werden mehrere Linien einer Rasse getrennt voneinander gehalten und selektiert. Nach mehreren Generationen der Inzucht, in den einzelnen Linien, werden Tiere aus zwei verschiedenen Inzuchtlinien gekreuzt und aus deren Nachkommen ein oder mehrere neue Linien heran gezogen. Dieses Vorgehen soll inzuchtbedingten Degenerationen vorbeugen. Außerdem ermöglicht es die einzelnen Linien auf verschiedene Merkmale hin zu selektieren und diese dann durch Kreuzung in einer neuen Linie zu vereinen. Das ist von Vorteil, da es nicht sehr praktikabel ist in einer Linie auf eine Vielzahl von Merkmalen hinzuarbeiten.

Schwarmzucht

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Die Schwarmzucht ist eine eher simple Zuchtmethode. Man hält eine relativ große Gruppe von Zuchttieren, bietet ihnen optimale Bedingungen zur Vermehrung und selektiert nur die Tiere aus, die nicht zum Zuchtziel passen. Die Vorteile liegen auf der Hand: man benötigt nur wenige Becken und durch den verhältnismäßig großen Genpool bekommt man nicht so schnell Probleme mit inzuchtbedingten Degenerationserscheinungen. In der Garnelenzucht werden relativ oft Methoden angewandt, die man als "Schwarmzucht" bezeichnen kann.
Der große Nachteil dieser Methode ist, dass der Züchter keine Kontrolle darüber hat, welches Männchen sich mit welchem Weibchen paart. Daher dauert es länger bis man sein Zuchtziel erreicht.

Selektion

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Red Fire in einem Selektionsgefäß

Die Selektion ist ein wichtiges, wenn nicht das Hauptthema in der Hochzucht. Für die Selektion sollten mehrere Becken vorhanden sein. Man fängt mit dem Ausgangsbecken an, in dem sich der zu selektierenden Garnelenstamm befindet.
Als erstes sucht man sich die Garnelen heraus, die den eigenen Vorstellungen am besten entsprechen. Dabei hilft es die Garnelen in ein flaches helles Gefäß zu setzen um sie besonders kontrastreich begutachten zu können. Die erwählten Garnelen werden dann in einem anderen Becken zusammengesetzt. Nun verpaaren sich diese selektierten Garnelen miteinander, und man sucht sich aus deren Nachwuchs wieder die heraus, die den Vorstellungen am besten entsprechen. Dabei sollte man sich auf wenige Merkmale, auf die man hin selektiert beschränken, denn will man mit jeder kleinen Auffälligkeit weiter züchten, verliert man schnell das Ziel aus den Augen und kommt nirgendwo an. Um einen Stamm über mehrere Generationen vital zu erhalten, ist auch darauf zu achten, möglichst große und vitale Tiere zur Zucht zu verwenden. Es ist wenig sinnvoll, mit kleinen, schwachen Tieren weiter zu züchten, seien sie auch noch so gut gefärbt.
Den Vorgang der Selektion wiederholt man immer wieder in jeder neuen Generation, wodurch der Zuchtstamm langsam den Vorstellungen des Züchters immer näher kommt. Da ein ambitionierte Züchter aber seine Ziele immer höher steckt ist die Perfektion ein schier unerreichbares Ziel, denn eigentlich findet man immer etwas, dass man an seinen Tieren noch verbessern kann.

Die häufigsten Kriterien der Auswahl sind:

  • kräftige Farben/Farbdichte
  • Qualität der Zeichnung
  • hoher Weißanteil (speziell bei Bees)
  • besondere Zeichnungsmuster wie Hinomaru, Mosura, Flowerhead, Crown, Maro-Ten (speziell bei Bees)

Das Garnelenchampionat

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Blick auf die Schaubecken des 4. Internationalen Garnelenchampionats in Hannover 2012

Da das Ziel der Hochzucht schöne und ansehnliche Tiere sind, haben viele Züchter das Bedürfnis ihre Tiere mit denen anderer Züchter zu messen, dazu werden wie bei anderen Tieren Ausstellungen und Championate abgehalten. Die bedeutendste derartige Veranstaltung in Deutschland ist das Internationale Garnelenchampionat, das alljährlich im Januar auf der Heimtiermesse in Hannover abgehalten wird.

Die züchterische Leistung wird auf solchen Ausstellungen anhand eines Ausstellungssatzes beurteilt. Beim Garnelenchampionat in Hannover besteht ein solcher Satz aus drei bis fünf Garnelen. Von der Jury, die in Hannover von zwei Preisrichter, in jeder Gruppe gebildet wird, werden immer die drei besten Tiere eines Satzes, mit Hilfe eines Punktsystems, auch untereinander verglichen. Dabei werden jeweils maximal zehn Punkte vergeben für:

1. Farbe
2. Zeichnungsmuster
3. Größe und Körperform
4. Größenverhältnis untereinander
5. Gesundheitszustand und Vitalität

Jede der ausgestellten Gruppen wird von zwei Juroren beurteilt, dabei werden für jeden Ausstellungssatz nach dem oben genannten Schema Punkte vergeben. Die Preisrichter (oder auch ihre Familienangehörigen) dürfen selber nicht in der Gruppe antreten, die sie bewerten. Die Becken sind bei der Bewertung anonymisiert. Während der Bewertungszeit durch die Jury, ist der Zugang zu den Wettbewerbsbecken für die Zuschauer gesperrt. Das soll eine Ablenkung der Preisrichter vermeiden.

Kommt es bei zwei oder mehr Ausstellungssetzen in einer Gruppe zu Punktgleichheit, bestimmen drei weitere Punktrichter, die in der betreffenden Gruppe ebenfalls nicht selber ausgestellt haben dürfen, die Reihenfolge der ersten drei Plätze in dieser Gruppe durch einen Mehrheitsbeschluss.

Nachdem in jeder Gruppe der 1. Platz bestimmt wurde, bekommt jeder Preisrichter, der selber keinen Gruppensieger stellt, eine Liste mit den Beckennummern der Gruppensieger und bestimmt aus diesen seine drei Favoriten (Platz 1 = 3 Punkte, Platz 2 = 2 Punkte, Platz 3 = 1 Punkt). Der Ausstellungssatz der bei dieser Bewertung die höchste Gesamtpunktzahl erhält wird der Gesamtsieger.

Beim Internationale Garnelenchampionat in Hannover wurden 2012 folgende Gruppen ausgestellt und bewertet:

  • Gruppe 1:
Neocaridina cf. heteropoda (rote Varianten wie Red Fire/Red Cherry und Sakura)
  • Gruppe 2:
Neocaridina cf. heteropoda (übrige Farbformen wie Yellow Fire, Orange, Schwarz)
  • Gruppe 3:
Tigergarnelen (rote und blaue Zuchtformen)
  • Gruppe 4:
Tigergarnelen (Schwarz inklusive Schwarz Orange Eyes)
  • Gruppe 5:
Red & Black Bee & Shadow Bee Familie “Mischlinge” (Grade A bis S)
  • Gruppe 6:
Red & Black Bee & Shadow Bee Familie “Mischlinge” (Grade SS und höher)
  • Gruppe 7:
Blue Bolt und Snowwhite
  • Gruppe 8:
Taiwan Bees/Shadow Bee Familie rot und schwarz (von Wine Red über Red Ruby und Panda bis King Kong)
  • Gruppe 9
Kreuzungen und neue Farbmutationen von Bienengarnelen (Bee Shrimp), Tigergarnelen (Tiger Shrimp) und Neocaridina cf. heteropoda [15]

Wer bei einer solchen Ausstellung mit seinen Tieren auf den vorderen Plätzen landet, gewinnt nicht nur Anerkennung für seine züchterische Leistung oder Prestige in der Garnelenszene, er kann in der Folge seine Garnelen auch besser bzw. zu höheren Preisen verkaufen.

Einzelnachweise

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  1. Reinhard Pekny, Chris Lukhaup: Süßwassergarnelen, 4. Auflage 2011, GU
  2. Michael Wolfinger - Ihr Hobby Garnelen 2011, bede bei Ulmer
  3. Michael Wolfinger - Ihr Hobby Garnelen 2011, bede bei Ulmer
  4. Zuchtberiht zur Amanogarnele www.caridinajaponica.de/zuchtbericht (abgerufen am 05.04.2012)
  5. wikipedia Hybride (abgeruhfen am 19.02.2012)
  6. Genetik – Vererbungslehre nach Mendel am Beispiel der Kreuzung von Red Bee mit Black Bee, crustahunter.com, (abgerufen am 17.Februar 2012)
  7. wörtliches Zitat, zitiert nach: Hans-Günter Petzold - Der Guppy vierte Auflage 1990, A. Zimsen Verlag
  8. wörtliches Zitat, zitiert nach: Hans-Günter Petzold - Der Guppy vierte Auflage 1990, A. Zimsen Verlag
  9. wikipedia Mendelsche Regeln(abgerufen am 17.03.2012)
  10. Diskusion zum Erbgang der Taiwan-Bee www.garnelenforum.de abgerufen am 15.03.2012
  11. Genetik - Dihybride (Bee x Panda) garnelenklick.de abgerufen am 15.03.2012
  12. wörtliches Zitat, zitiert nach: Hans-Günter Petzold - Der Guppy vierte Auflage 1990, A. Zimsen Verlag
  13. Übernommen aus de.wikipedia.org/wiki/Inzucht (abgerufen am 04.02.2012)
  14. Teile übernommen von de.wikipedia.org/Rückkreuzung (abgeruhfen am 05.04.2012)
  15. Gruppeneinteilung und Bewertungsablauf www.garnelenchampionat.de (abgerufen am 12. März 2012)