Gotisch/ Band2/ Zwischenlektion2/ Etymologie

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Zwischenlektion 2
Dies ist eine Zwischenlexikon, die der Verbesserung und dem Ausbau des bisher Gelernten dienen soll.
Sie enthält kein neues Lernmaterial und kann bei Bedarf übersprungen werden:
Vor zu Lektion 5

Auch in dieser Zwischenlektion lernen Sie wieder etwas über die Geschichte einiger Wörter, die Sie gelernt haben. Wir möchten Sie hier wieder darauf hinweisen, dass das Gotische nur ein indirekter Vorfahre des Deutschen ist.1

Etymologie
Das Wort "Bräutigam" bedeutet ursprünglich "Mann der Braut"
Das Wort "Bräutigam" bedeutet ursprünglich "Mann der Braut"

Was passierte eigentlich mit dem Wort...

... guma?
Das gemeingermanische Wort (vgl. ahd. gomo, anord. gumi) ist mit dem lateinischen Begriff homo "Mensch" verwandt. Es ist in der heutigen Sprache ausgestorben, hat sich allerdings im Wort "Bräutigam" (ahd. brutigomo) erhalten. Der Bräutigam ist demnach der "Mann der Braut".
... nasjan?
Das gotische "retten" bzw. das ahd. nerian machte im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel durch. Über das mhd. neren wurde es zum heutigen "nähren". Der Ursprung dieses Wandels liegt bereits im Althochdeutschen. Dort hatte es die Bedeutung "retten" im Sinne von "am Leben erhalten". Ebenso ist das Wort "genesen" mit ihm verwandt.
... sunja?
Das gotische Wort für Wahrheit hat eine interessante Geschichte. Man leitet es vom Indogermanischen *h1es-ont- mit der Basis *h1es- "sein" ab. Es ist damit mit ist, sind oder sijum verwandt und bedeutete ursprünglich "das, was ist". Im Laufe der Zeit scheint sich ein Bedeutungswandel vollzogen zu haben: Über ahd. suntea und mhd. sunde soll es mit dem heutigen Sünde (vgl. engl. sin) verwandt sein. Die Herleitung ist allerdings nicht völlig unumstritten.2
... siukan?
Das Wort ist, wie Sie wohl bereits vermutet haben, mit dem engl. sick "krank" verwandt (vgl. got. siuks "krank"). Im Deutschen entwickelte sich dieser Wortstamm zu den heutigen Wortformen "Seuche", "siech" und "Sucht". Der Bedeutungswandel von mhd. siech "krank" zu nhd. siech "hinfällig, schwer leidend", vollzog sich bereits im Spätmittelhochdeutschen. Damals begann man das Wort für ansteckende Krankheiten, bes. Aussatz, zu gebrauchen (vgl. die Bedeutung von Seuche).
... tekan?
Auf dem ersten Blick scheint das Wort mit dem gleichbedeutenden engl. touch verwandt zu sein. Dieses kommt jedoch vom Altfranz. touchier und ist damit nicht direkt verwandt. Im Englischen entwickelte sich das Wort vom Altengl. tacan "berühren" zum heutigen take "nehmen". Im Mittelniederdeutschen gab es noch das Wort tacken "berühren".
1Quelle der Angaben ist das "Duden - Herkunftswörterbuch" von 1963
2vgl. etymonline.com